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Verfasst: Di 20. Sep 2005, 21:48
von Raico
Eine Frage hätte ich da noch:

Manche der Hifi-Gurus in den Testzeitschriften verkünden, dass man gewisse Klangunterschiede erst nach einer Weile hören könne (gilt nicht nur für LS, sondern auch für alles andere) und dass ein schneller Höreindruck sogar trügerisch sei.
Mit dieser Rechtfertigung werden zum Beispiel schon lange keine Umschaltgeräte mehr eingesetzt, mit denen man Lautsprecher ohne Zeitverlust miteinander vergleichen könnte. Solche Umschalter sind ja angeblich des Teufels, weil sie den Klang dramatisch verfälschen!

Ich halte das für Unsinn und bin im Gegenteil der Meinung, dass man Unterschiede - wenn sie denn da sind - sofort und in der ersten Sekunde am besten hört.
Alles was länger dauert, bis es sich als "Unterschied" erweist, basiert eher auf Selbstbetrug als auf verlässlichem Hören.

Wie seht ihr das?

Verfasst: Mi 21. Sep 2005, 11:14
von Thias
Raico hat geschrieben:Ich halte das für Unsinn und bin im Gegenteil der Meinung, dass man Unterschiede - wenn sie denn da sind - sofort und in der ersten Sekunde am besten hört.
Alles was länger dauert, bis es sich als "Unterschied" erweist, basiert eher auf Selbstbetrug als auf verlässlichem Hören.

Wie seht ihr das?
... sehe ich auch so.
Ich habe ab und zu mal die Aufgabe CDs zu mixen und zu mastern. Dabei merkt man ganz deutlich, dass der Mensch ein ganz schlechtes akustisches Gedächtnis hat.
Die wichtigste Funktion bei der Klangbearbeitung ist der bypass. Man muss ständig mit der Ausgangssituation vergleichen. Wenn man das nicht tut, stellt sich das Ohr auf den eingestellten Klang ein, findet ihn nach "Eingewöhnung" gut. Wenn man dann einen Tag später seinen Mix anhört, klingt es plötzlich grauenhaft. Das ist so wie mit dem Frosch, der sofort aus dem heißen Wasser rausspringt, wenn man ihn hineinwirft, aber sitzenbleibt, wenn man das Wasser langsam erwärmt.
Wenn man sich also lange Zeit auf einen Klang eingehört hat, wird man ihn als normal empfinden. Den Unterschied bekommt man erst mit, wenn man umschaltet. (Beim mastern sollte man seine Ohren ab und zu mit anderer Musik wieder "normalisieren")
Um Unterschiede zwischen zwei Sounds zu hören, muss man schnell umschalten, wie gesagt aus Gedächtnisgründen. Es kann natürlich sein, dass es eine Weile braucht, bis man eine bestimmte Klangeigenschaft herausgesucht hat und man sich auf diese fixieren kann. Aber wenn man diese verifizieren kann, muss man ebenso schnell umschalten.
Um allerdings zu urteilen, welcher Klang besser ist, muss man länger hören, vorallem auch mit ein paar Tagen Abstand. Denn erst dann stellt sich heraus, dass mancher zuerst beeindruckende Klang plötzlich nervt.
Gruß Thias

Verfasst: Do 22. Sep 2005, 09:26
von Raico
Deine differenzierte Betrachtung von

1) Klangunterschiede: ja/nein auf der einen
und
2) Qualitätsunterschiede auf der anderen Seite
erscheint mir sehr gut nachvollziehbar und vernünftig.

Logischerweise könnte 2) aber nur dann gegeben sein, wenn 1) zuvor bejaht wurde.
Anders ausgedrückt:
Wenn sich nicht SOFORT ein Klangunterschied zeigt, kann sich NACH LÄNGERER ZEIT auch kein Qualitätsunterschied mehr erweisen.