Blap hat geschrieben:ASS_GAS hat geschrieben:SCHEE WARS ! LABRIE FOREVER !
Details, Details!
Ich will dann jetzt, nachdem alles vorbei ist, vielleicht auch mal...
War es im Winter 2004 noch so, dass mein Kumpel und ich überpünktlich in der Dortmunder Westfalenhalle aufschlugen und wir somit der herrlichen Illusion erliegen durften, John Myung hätte mit seinem ersten abgrundtiefen Introton für
As I Am solange gewartet, bis wir da sind, schien die Band diesmal ein wenig verwirrt worden zu sein durch sie Tatsache, dass wir bereits eine viertel Stunde vor offiziellem Beginn der Show voll freudiger Erwartung mitten in der Philipshalle standen. Kurz nach acht hatten sie nämlich immer noch nicht angefangen, und auch mein lautes "Hallo Jungs, wir sind da, ihr könnt anfangen!" schienen sie nicht vernommen zu haben. Da ersann die Blase meines Kumpels eine List und stellte sich gefüllt, so dass dieser den Saal verlassen musste. Als er nach erfolgreich abgeschlossenem Geschäft wieder eintrat, konnten die Musiker ihn sehen, und haben dann auch sofort losgefangen...
Der Anfang machte uns glauben, wir hätten eine ganz normale DT-Show vor uns: Auf
The Root Of All Evil folgte
Panic Attack. Beides Songs vom neuen Album, so kennt man das. LaBrie watschelt über die Bühne (singt aber hervorragend - wie schön wäre es, das mal nicht betonen zu müssen
), Petrucci steht fast und Myung noch faster die ganze Zeit wie angenagelt auf seiner Seite der Bühne, Rudess dreht seine Runden, Portnoy wuselt auf diversen Percussionalien herum, und die Band zieht eine gute, routinierte Show ab. Alle sind zufrieden.
Aber dann der Flashback! Beginnend mit dem Jahr 2005 und
Octavarium werden im Zeitraffer-Stil auf der Leinwand die Erscheinungsjahre und Covers aller DT-Alben in umgekehrter Reihenfolge eingeblendet. Die Chose stoppt erst im Jahr 1985: Der Bildschirm zeigte das Majesty-Bandlogo! Leider besitze ich die Demos nicht und kann so nicht sagen, welcher Song als erster Teil einer unvergleichlichen musikalischen Zeitreise gespielt wird, aber er ist herrlich - frisch, locker, verspielt, wunderbar!
Dann das Cover der WDADU. Die Band spiel
A Fortune In Lies. Spätestens jetzt ist jedem klar, wohin die Reise gehen wird, und James macht den Anlass noch einmal deutlich: Dream Theater bzw. die Band, die heute so und früher Majesty hieß, feiert 2005 ihr zwanzigjähriges Jubiläum, und das gilt es zu feiern! Und entsprechend geht es weiter, es folgen
Under A Glass Moon von I&W (sehr erfrischend, wie sich die Band durch kurzes Anspielen des Säbeltanzes von Aram Khatchaturian zu harmonisch gegebener, aber musikalisch-emotional völlig unpassender, da eher ernsthafter Zeit ein wenig selbst auf den Arm nimmt),
Caught In A Web von
Awake,
Peruvian Skies von FII (mit herrlichen Floyd- und Metallica-Zitaten, die die Einflüsse gerade bei diesem Song sehr schön deutlich machen, was ich ausgesprochen ehrlich für das häufig selbstverliebte Musikbusiness finde), mit
Raise The Knife ein FII-Outtake, den ich noch nicht kannte und zu dem ich (trotz theoretisch recht guter Hörposition knapp fünf Meter mittig vor dem Mischpult) aus soundtechnischen Gründen auch jetzt nicht viel sagen kann, außer dass der Songs recht straight ist und der Instrumentalteil sehr interessant klingt) und als krönender Abschluss des ersten Aktes, der mich an ein überraschendes Treffen mit alten Freunden, die man eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen hat, erinnert,
Home von SFAM. Halbzeitstand: Die Band hat unheimlich Spaß inne Backen, und das überträgt sich aufs Publikum.
Scheinbar sind die Jungs durch die Tatsache, dass wir dieses Jahr zu viert aufgetaucht sind, völlig verwirrt. Warum auch immer, den Beginn der zweiten Hälfte des Sets verpatzen sie jedenfalls auch, und zwar fangen sie diesmal zu früh an. Wahrscheinlich denken sie, dass wir, als sie mich von der Toilette kommen sehen, direkt in die Halle tigern würden. Dem ist aber nicht so, vielmehr ist mein Kumpel ebenfalls noch mal für kleine DT-Fans, und wir verpassen überflüssiger Weise den Anfang von
Glass Prison (6DOIT). Dabei sind die Jungs doch sonst immer so timingsicher
Jedenfalls kann man sich denken, was direkt im Anschluss an den Opener des zweiten Aktes folgt: der TOT-Song
This Dying Soul. Doch, ja, wenn das ganze Anti-Alk-Stück mal fertig ist, muss sich
A Change Of Seasons warm anziehen!
Leider haben die Jungs mit
The Root Of All Evil m.E. überflüssiger Weise den dritten Teil des Zyklus bereits als Opener verpulvert (sie hätten lieber mit
These Walls anfangen sollen, denn der Song fehlt völlig, was einen saftigen Abzug in der B-Note zu Folge hat). Wie auch immer: Die Band ist auf ihrer Zeitreise wieder in der Gegenwart und bei
Octavarium angekommen und spielt dessen letzte drei Songs am Stück durch. Ein erhebendes Erlebnis, bei dem Jordans neues Spielzeug, ein Continuum (eine Art Fretless-Keyboard
), via Leinwand massiv gefeatured wird.
Der reguläre Set ist zu Ende, die Band verabschiedet sich halbherzig und kommt nach wenigen Minuten zurück. Netterweise bringen sie als erste Zugabe die hoffnungsfrohe Botschaft
The Spirit Carries On - das hat man auch lange nicht mehr gehört.
Aber ohne
den Song geht kein Fan nach Hause. Damit die Putzkolonne also in den Saal kann, muss die Band zwangläufig ihren Überhit
Pull Me Under spielen. Aber was ist das? Ein Timingfehler? War da nicht die "1" einen Bruchteil zu früh? Haha, von wegen! Wenn Dream Theater schon jahrein, jahraus die selbe olle Kamelle zocken müssen, wollen sie dabei wenigstens ihren Spaß haben! Also wird das Tempo für einen Teil der zweiten Strophe mehr als ordentlich angezogen - and the band plays unbeeindruckt on! Das ist für mich
der Showeffekt des Abends! Die spielen so ziemlich die heftigsten Sachen die es gibt, und dann spielen die das auch noch doppelt so schnell! Die Jungs sind so was von Wahnsinn, man hört durch das High-Speed-Getöse diverse Kinnladen auf den Hallenboden klappen!!!
Aber ohne John Myungs Kabinettstückchen hätte
ich die Halle nicht verlassen. Da die Band das weiß, hängen sie kurzer Hand statt des Instrumentalparts von
Pull Me Under den von
Metropolis Part I an den zweiten Refrain an, damit das Bassgetappe noch seinen Lauf nehmen möge! Der beste Instrumentalpart und der beste Übergang von Instrumentalpart zu Song-Outro der Weltgeschichte werden zelebriert, und erst danach darf sich Mike seinen Plüsch-Bademantel überstreifen.
Ein denkwürdiges Konzert ist zu Ende, das weder ein ausladendes "Instrumedley" noch ellenlange Gitarren-, Keyboard- und Schlagzeug-, aber natürlich nicht auch nur das kürzeste Bass-Solo aufgeboten hat. Ein Konzert, bei dem eigentlich fast alle Songs fehlten, die man bei DT erwartet. Und das doch ohne Ende einfach nur geil war!
Detailliert genug?