Seite 3 von 4

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 18:30
von ta
bony hat geschrieben:
Homernoid hat geschrieben:Denn VOR der Wende war das Allgemeinwissen höher als im Westen. Fakt.
Wenn das "Fakt" ist, kannst du sicherlich eine Quelle angeben.
KZs haben wir übrigens auch besucht und das "3. Reich" ist mir nach der Schule fast aus den Ohren gequollen (war aber schon o.k. so). Das Beispiel wundert mich ein wenig, weil genau auf diesem Gebiet viel über Defizite im Osten diskutiert wurde (fremdenfeindliche Gewaltausbrüche Anfang der 90er etc.).
Das würd mich jetzt auch mal interessieren. Haben die nach der Wende alles vergessen? Ich denke das ist ein Vorurteil, nach dem Motto die Jugend von heute weiß ja nix mehr... Das könnte ich auch für den westen bringen, vor der Wende war das Allgemeinwissen höher und nach der Wende sind wir abgesackt... :(
Ramius hat geschrieben:Wenn ich sehe, was ein Lehrer verdient (bzw. bekommt) und dann sehe, wieviele Grundschullehrer ich kenne, die das nur wegen des Geldes und des angenehmen Jobs geworden sind und sich auch so verhalten in ihrem Job, dann kann das nicht angehen.
Das scheint mir das typische Vorurteil über Lehrer zu sein. :wink: Oder sind die genannten genau die der vielen Lehrer, die später Vorzeitig wegen "Burn Out" aus dem Dienst ausscheiden, weil sie mit der tatsächlichen Belastung nicht gerechnet haben und nun damit nicht zurecht kommen?
Da würd ich Bony zustimmen. Die Beamten wurden in den letzten Jahren Gehalts- und Pensionsmäßig ganz schön zurecht gestutzt. Angenehm ist der Job sicher auch nicht mehr. Wenn du bedenkst wieviel Kinder heute auf Ritalin angewiesen sind... oder geh mal auf eine Hauptschule in einer deutschen Großstadt und versuch denen was beizubringen. Den Job möchte ich nicht machen. Da bist du nämlich Streetworker und Lehrer in Personalunion, und der Lehrer sollte seinen Stoff noch irgendwie durchbringen. Ein Großteil der Klasse wird dich sprachlich eher schwer verstehen. Dann schwänzen da soundsoviel Kinder die Schule und der Rest liefert sich Messerstechereien auf dem Schulhof... Aber auf dem Land ist es sicher noch nicht so extrem.
Dazu kommt, daß kaum noch neue Lehrer eingestellt werden. Die jetzigen Lehrer bekommen zusätzliche Stunden aufgebrummt. Was die Politik an neuen Stellen verspricht, wurde in den letzten Jahren rausgezögert oder reicht gerade mal, um das altersbedingte Ausscheiden des aktuellen Jahres zu kompensieren.

meine Mutter ist Lehrerin, da bekomm ich das relativ gut mit. Als sie angefangen hat, war der Altersschnitt im Kollegium ein paarunddreißig. Inzwischen liegt er bei Mitte 50! Die Lehrer machen mehr oder weniger unfreiwillig Überstunden, weil sie einfach nicht genug neue Kollegen zugeteilt bekommen, aber den Unterricht irgendwie abdecken müssen. Währenddessen werden soundsoviele Referendare aus Geldgründen nicht übernommen und stehen auf der Straße, oder werden bestenfalls mit zeitlich befristeten Verhältnissen hingehalten.

Ich bin echt mal gespannt, was in den nächsten 10 Jahren passiert....wenn es so weitergeht, wird es hier keine Lehrer mehr geben. :roll:

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 18:41
von Homernoid
Naaaa gut. So wie immer glaubt man mir nicht.... :roll:
3. Das Bildungssystem im Kontext

3.1 Stellung des Bildungssystems der DDR zu seiner Zeit

Obwohl bezüglich dieses Themas mit Abstand die meisten Kontroversen existieren, sind sich die meisten einig, dass das Schulsystem der DDR dem durchschnittlichen, und insbesondere auch dem Schulsystem der BRD, überlegen war. Auch wenn viele negative Aspekte, wie die ideologische Agitation kritisiert werden, konnte das DDR-System einen wesentlich höheren Grad an Allgemeinbildung aufweisen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:R ... em_der_DDR

Wer ein klein wenig nachdenkt, der kann auch ohne Nachweis und Links zu dem Ergebnis kommen!

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 18:46
von 24hours
Ramius hat geschrieben:Äh ich glaube du hast aus meinem Beitrag nur das rausgelesen, was du lesen wolltest und mich damit vollkommen falsch verstanden/verstehen wollen.
Ich habe nie geschrieben, daß alle Lehrer so sind, sondern nur, daß es einige gibt, die aus genau diesem Grund Lehrer geworden sind.
Wie war das mit dem Glashaus? Könnte es sein, dass du mich auch missverstehen willst?
Natürlich habe ich einen Auszug aus deinem Text aus dem Zusammenhang gerissen. Ich gebe zu, bewusst. Weil mich diese Aussage "angenehmer Job" tatsächlich ärgert. Es hört sich so an, als würden wir morgens in den Hort der Glückseligkeit wandern, dort 4 Stunden vor uns hin meditieren und anschließend, ein fröhliches Liedchen trällernd, in der Hängematte liegen. Und dagegen wehre ich mich.
Ich habe dir nicht unterstellt, dass du alle Lehrer verurteilst. Woraus liest du das?
Weiter habe ich geschrieben, daß ich selbst engagierte Lehrer kennengelernt habe. Aber! es gibt genügend Lehrer (vorallem Grundschullehrer), die in ihrer Freizeits nichts besseres zu tun haben als über ihre doch ach so schwere und viele Arbeit rumzujammern. Wenn ich die dann um 14 Uhr fast jeden Tag bei der Gartenarbeit sehe, geht mir die Hutschnur hoch. Scheinbar bist du auch so einer. Solltest mal in der Industrie arbeiten. Mal sehen, ob du dann auch so groß im Jammern bist über deinen jetzigen Job. :evil:
Siehst du, meine Hutschnur geht jetzt auch hoch. Hast du mit den 14-Uhr-Gartenarbeitern mal gesprochen, was sie abends machen oder am Wochenende? Ich sage dir, was ich mache: Unterrichtsmaterial vorbereiten, Aufgabenmappen korrigieren, Hausbesuche, Elterngespräche, Anrufe, Fortbildungen, Konferenzen.
Was das Totschlagargument "Die sollten mal richtig arbeiten" angeht, verweise ich mal auf meine erste Antwort an dich. Du bist herzlich eingeladen, einmal einen Tag mit einer Schulklasse sinnvoll zu gestalten. All die, die den Mund hier sehr voll nehmen, ziehen dann nämlich den Schwanz sehr schnell ein. Ich finde solche Aussagen einfach eine Unverschämtheit meinem Beruf gegenüber.
Ich habe dir dargelegt, warum ich diesen Beruf toll finde. Warum unterstellst du mir, dass ich "groß im Jammern" bin? Kann es sein, dass du ebenfalls nur das liest, was in dein Weltbild passt?
(Übrigens verdiene ich mehr zur Zeit als ein Studiendirektor aber das ist nebensächlich.)
Deshalb möchte ich ja so gerne tauschen... :D :D :D

Um jetzt nicht irgendeine Neid-Debatte vom Zaun zu brechen: Ich bin mir sicher, dass du deinen Job gut machst und dir dein Geld sauer genug verdienst. Es sei dir gegönnt! (zur Verdeutlichung: das ist NICHT ironisch gemeint!)

Cheers,
Michael

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 18:55
von Homernoid
@24hours

Ich kenne die neg. Seite des Lehrersein auch von einem Bekannten. So isses eben nicht mit "ganzen Tag nur Freizeit".
Ein gewissenhafter Lehrer gammelt eben nicht den ganzen Tag und macht eben genau das, was Du geschrieben hast.
Nur kennt man eben auch genau den anderen Lehrer, der den Kindern nix beibringt, nur sabbelt und sich n Dreck kümmert. Gibt halt beide Seiten, die ich auch erlebt habe in meiner Ost-Schulzeit. ;)

Letztendlich haben die Eltern zunächst mal sich um das Kind zu kümmern. Vor allem die "alten Tugenden" vermisse ich heutzutage immer mehr bei den Kids (bitte nicht mich verwechseln was ich hier schreibe und wie ich privat bin :mrgreen: ). Rumrotzen, Zeug durch die Gegend schmeissen, alten Leuten keinen Platz in Bus und Bahn anbieten etc. Sowas haben eben die Eltern den Kids beizubringen und nicht die Lehrer. Die ganze seelische Verwahrlosung hat ne Menge mit den heutigen Problemen in der Schule zu tun. Dann aber wiederrum auch das anerzogene Konkurrenzdenken, das Egoismusdenken, welches es so z.B. nicht im Osten gab bzw. nicht so extrem ausgebildet war. Dafür bin ich heute immer noch dankbar dass ich ohne Klamottendruck usw. aufgewachsen bin.

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 20:01
von Ramius
@24hours: Irgendwie hatte ich schon vor ca, 30min das Gefühl, daß du hier vieles was ich schreibe zu persönlich nimmst, daher hatte ich den Beitrag auch nach dem Absenden gelöscht. Das du ihn vorher schon gelesen hattest ist Pech für uns beide. Wir werden wohl so schnell nicht übers Forum zu einer Meinung kommen. Das ich jetzt auf deinen letzten Beitrag bewußt nicht antworte liegt daran, daß die Sache von deiner Seite mir zu persönlich wird. Wirst deine Gründe haben, ist auch O.K:.
Alles weitere könnten wir (falls du es als nötig ansiehst) gerne per PN ausdiskutieren. Aber persönliche Streitereien per Forum müssen nicht sein.
Da jeder seine Meinung kundgetan hat belassen wir es dabei... :)

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 20:23
von bony
@ Homernoid
"Wenn du ein klein wenig nachdenkst", :wink: findest du vielleicht noch eine verlässlichere Quelle als irgendeine (Autor und Seminar sind nicht genannt) Seminararbeit, die als aktuellste Literaturquelle ein ominöses Buch aus einem Verlag, der wohl eher "Linksliteratur" vertreibt, nennt ("Das Konsum Rekord Buch – Superlative der Deutschen Demokratische Republik", offensichtlich nirgendwo mehr erhältlich), als zweitaktuellste Quelle das Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und die mir bei kurzem Überfliegen relativ unkritisch erscheint.

Versteh' mich nicht falsch - ich glaube dir gerne, dass das Schulsystem in der DDR gute Seiten hatte, dass in der "Abwicklung" des DDR-Bildungssystems Fehler gemacht wurden und ich weiß, dass die DDR-Forschung auf vielen Gebieten "vorne mitgespielt" hat (habe selbst einige DDR-Bücher über Landmaschinen- und Fördertechnik kennen gelernt). Mir stoßen nur oft die pauschalen aus der Hüfte geschossenen Urteile und Schlüsse etwas auf.

Vielleicht bekämst du von mir aber auch mehr Zustimmung, :wink: wenn ich nicht in Baden-Württemberg zur Schule gegangen wäre, die zusammen mit Bayern bei PISA an der Spitze liegen (teilweise mit Abstand).
24hours hat geschrieben:Hat für mich allerdings mehr mit "veränderter Lebenswelt der Kinder " zu tun, als mit guten/schlechten Lehrern.
Hat die Wahrnehmung aber vielleicht nicht auch mit der allgemein veränderten Lebenswelt zu tun? In Zeiten des Internets und der SMS hat die schriftliche Kommunikation doch wieder einen ganz anderen Stellenwert als noch vor zehn Jahren und führt uns Schwächen deutlicher vor Augen.

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 20:34
von Vanos
@ Ramius: In der Industrie gibts genauso Faulenzer. Was ich in meinem Praktikum in einem Metallbetrieb teilweise gesehen habe, war auch eher ein Wachkoma als arbeiten.... was natürlich genausowenig heißt, dass alle so sind.

Ich will nicht sagen, dass die Lehrer Grund zum Jammern haben, aber zum Ausruhen oder neidisch sein ist das auch nichts. Ich schätze mal, dass ein Tag 9.Klasse Hauptschule stressig genug ist, das würde mancher Arbeiter nicht durchstehen. ICH möchte jedenfalls nicht mit einem Hauptschullehrer teilen. Die Grundschulkinder sind teilweise auch nicht besser, was ich da teilweise über meine Mutter (macht Mittagsbetreuung) mitkriege ist haarsträubend. Da werden Lehrer von Kindern mit übelsten Ausdrücken beworfen und wenns ne Strafe gibt stehen die Eltern im Direktorat....

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 20:44
von Homernoid
@bony

Was willst Du haben? Wissenschaftliche Studien? :lol:
Da musst Du mir schon glauben bzw. dem Autor.
Man muss nicht immer alles wissenschaftlich nachweisen. Ihr Pädagogen seid doch alle gleich. :mrgreen:

Ich wusste nicht, dass das was linkes war. Aber wenn das steht, das war allgemein bekannt und ich das auch so kenne, dann kann das nicht von ungefähr kommen. ;)


P.S. In Bayern mit Stoiber und Beckstein möchte ich nicht leben. Aber das ist wieder n anderes Thema. :mrgreen:

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 21:21
von Ramius
Vanos hat geschrieben:@ Ramius: In der Industrie gibts genauso Faulenzer.
Keine Frage, seh ich auch so, gibts überall. Deshalb sprech ich auch nur von einigen Grundschullehrern, die ich kenne und die sich sehr oft über die viele Arbeit beschweren. Ich habe nie verallgemeinert auf alle Lehrer, auch wenns vielleicht so rüberkam bei einigen.
Vanos hat geschrieben:Ich will nicht sagen, dass die Lehrer Grund zum Jammern haben, aber zum Ausruhen oder neidisch sein ist das auch nichts. ...
Auch da bin ich voll und ganz deiner Meinung. Liegt wohl an beiden Seiten das Problem. Wenn die einen nicht soviel jammern würden, würden die anderen nicht so drauf schimpfen und umgekehrt (Achtung bitte ganzen Satz lesen.). IMHo bringt solch eine Diskussion in einem Boxenforum wohl nicht so viel, da zuviel falsch verstanden wird, von beiden Seiten (Achtung bitte ganzen Satz lesen.)
So das war jetzt mein Schlußsatz zu der Sachen, so wichtig ist das für mich nicht.

Verfasst: Do 2. Mär 2006, 22:20
von TomTom
Nun auch noch meinen Senf zum Thema :?

Meine schulische Laufbahn endete 1993 mit Abitur im schönen Schwäbisch Gmünd :wink:

In meinem Abitur hatte ich die beeindruckende Note von 1 ( einem ) Punkt in Mathematik.Bild
Ich war einfach ein "TMV" ( totaler Mathematik Versager )

Ach ja, im zweiten Halbjahr der 13ten Klasse wurde ich von meinem "ehemaligen" Mathe-Lehrer "freigestellt". Er meinte: "Du hast das eh nicht drauf, dann kannst Du auch daheim bleiben!" :?
Hab ich natürlich gemacht :wink:

Da stellte sich natürlich die Frage, ob ich überhaupt für nen technischen Beruf geeignet bin.
Ich habs trotzdem gemacht.

Als ich dann anfing zu studieren hatte ich das Glück einen sehr, sehr guten Lehrer zu bekommen, der hart war aber sich auch bemühte und super erklären konnte. Tja, die erste Klausur war ne glatte 5.
Aber der Mann konnte so motivieren und begeistern, dass ich nach 3 weiteren Arbeiten und ner mündlichen Prüfung ne 2 ins Zeugnis bekam 8O !!! Und das als TMV!

Aus einem Fach, das ich immer gehasst habe wurde mein Lieblingsfach, weil ich endlich "Zugang" zur Materie erhalten habe! :)

In jeder Berufsgruppe gibt es schwarze Schafe. Ich habe es während meine Schlullaufbahn zur Genüge kennengelernt! Deshalb finde ich solche Diskussionen nicht förderlich, denn ich hab auch viele andere gute Lehrer gehabt.

Was ich aber auch noch anmerken muss:
In meiner Schulzeit gab es sowas wie: wer hat die angesagtesten Klamotten, das fetteste Handy ( o.k. gabs damals noch nicht für n Appel und ein Ei ) nicht!!!

Das muss später gekommen sein :?
Dieses ganze Konkurrenzdenken, die Konsumsucht, etc. ist mir damals völlig unbekannt gewesen! Und ich war sicher nicht ein Außenseiter!
Ich kannte jedenfalls keinen Mitschüler, der wegen Klamotten, etc. verschuldet war!

Und was Allgemeinbildung betrifft:
Das kann imho keine Schule vermitteln, sondern nur Interesse wecken, dies sich selbst anzueignen.
Ich denk, ich hab ne ganz gute Allgemeinbildung, die ich mir aber nicht durch die Schule angeeignet habe, sondern eher durch eigenes Interesse und eine Erziehung seitens meiner Eltern und Großeltern, die mich diesbezüglich sehr gefördert ( :arrow: gefördert nicht gefordert! ) haben!

Aber es ist halt für viele Eltern einfacher die Sprößlinge vor den TV zu setzen, anstatt mit ihnen was zu unternehmen.

Alles natürlich imho! :wink:

Gruß Tom