Es stimmt absolut, dass erst der Langzeittest einem die wahre Gewissheit bringt, dass die neue(n) Komponente(n) wahrhaftig ihr Geld wert waren (oder auch nicht). Soweit war das aber wohl auch nicht die Frage.
Für den - leider oft notwendigen - Kurzfristigen Vergleich zweier Systeme benötigt man allerdings andere Maßstäbe. Oftmals ist es zum Beispiel der Fall, dass der vorhin beschriebene "gehirneigene Equalizer", den man sich im Laufe der Zeit angewöhnt hat, geradezu von der neuartigen Tonwelt des Neuen überrumpelt wird und die Musik daher in erster Linie "anders" klingt. Gerade diese Andersartigkeit wirft aber in meinen Augen das Problem auf, da sie sich nicht objektiv von "Produkt A" auf "Produkt B" bezieht, sondern eben von "altes Produkt" zu "neues Produkt". Da man das Alte nun notgedrungen schon sehr gut kennt wird man meiner Meinung nach leicht zur Annahme verleitet, dass das Neue pauschal besser sei, allein weil es nicht so "eingefahren" (im Sinne von "Langweilig") ist, wie das Alte.
Die Umsetzung dieser Andersartigkeit zu einem absoluten Bewertungskriterium im Sinne von "besser" oder "schlechter" stellt nun das eigentliche Problem dar.
Hinzugezogene Kriterien wie "Luftigkeit" "Wärme" "Präzision" etc. in den Kategorien Bass, Grundton, Oberton, Hochton etc. stellen leider eben lediglich eine punktuelle Analyse des Tones dar, die zwar - obwohl evtl. sogar objektiv bemessbar - keine absolute Wertungsaussage ist.
Auch wenn durch den Blindtest einzelne Kriterien eventuell objektiver beleuchtet werden, ist doch das Grundproblem damit nicht gelöst: nämlich eine absolute Bewertungsskala zu finden.
Einfacher ist das, wenn es um verschiedene "Neue" geht, die es zu vergleichen gilt. Ob man hierbei nun das Aussehen, die Marke etc. miteinfließen lassen will oder nicht, ist in meinen Augen eine persönliche Frage. (nach dem Schema: "Das Auge hört mit" oder eben "es kommt allein auf den Klang an")
Die schwierigste Aufgabe ist es aber wohl eine eindeutige, reproduzierbare Hierarchie zu erstellen, nach der man sich Klassenübergreifend richten kann.
Kurz und bündig meine Meinung:
Da jeder subjektiv anders gewichtet, ist eine solche Hierarchie objektiv nicht möglich, auch wenn sich wohl eine generelle Tendenz in Richtung teurer-ist-besser feststellen lassen wird. Ob hier nun blind, sehend (oder gar taub ) verglichen wird ändert lediglich die Gewichtung von der Optik zur Akustik zur Haptik zur Technik zum Rest.
So gesehen ist die Frage Blind-oder-nicht? in meinen Augen eher eine Frage der Gewichtung und weniger eine der Objektivität.