Gleich mal vorneweg, ich finde den Thread eine gute Idee, allerdings denke ich auch, dass Jazz ein so weites Feld ist, das man da leicht aneinander vorbeireden kann. Aber andersrum ist es ja auch gerade daher interessant was der ein oder andere dazu einbringt.
Nach bester Stammtischmanier werfe ich jetzt einfach mal so ein was ich (leider auch absoluter Laie) auf dem Gebiet am liebsten mag. Dies sind bei mir allerdings wohl eher die Randbereiche des Jazz. Es wurde ja schon über Gitarristen geredet. Also kurzum:
Larry Coryell
Coryell ist auf dem Gebiet der Gitarre sicherlich einer der ganz Großen und verdient daher Erwähnung. Ich konnte ihn einmal live erleben in der Besetzung mit Paul Wertico (Schlagzeug) und Marc Egan (Bass), die beide sonst mit Pat Metheny (auch Gitarrist im Jazz-Fusion Bereich) spiel(t)en. Meines Wissens nach war Coryell einer der Ersten, der Mitte der Sechziger sich anmaßte Jazz auf der E-Gitarre und in Begleitung von E-Bass und Schlagzeug zu spielen. Aber erst nachdem Miles Davis seinen Trompetensound durch Gitarreneffektgeräte jagte. Meine Empfehlung aber nun, eine seiner letzten Veröffentlichungen:
"Tricycles" von 2003 (ja, der Kerl ist schon etwas älter) in oben genannter Besetzung. Die CD ist rein instrumental und enthält alles was ich mit Jazz verbinde: rhythmische Komplexität, erweiterte Akkorde, viel Improvisation, wilde Ausbrüche, ... Alle drei Instrumente haben ausführliche Soloparts, die Stimmungen wechseln ständig von richtig ruhig und schön bis richtig heftig, obwohl die Gitarre nie verzerrt daher kommt. Überhaupt mag ich den Gitarrensound auf der CD sehr. Auf Amazon kann man da reinhören.
Ein ganz anderer Randbereich des Jazz ist für mich
Jacques Loussier: Der spielt auf dem Klavier in Begleitung von akustischem Bass und Schlagzeug alle möglichen klassischen Sachen. Damals hauptsächlich Bach, dann aber auch Händel, Vivaldi und andere. Oft auch sehr nah an den Originalpartituren ist das ganze aber wirklich voll von jazzigen Veränderungen der Harmonik sowie der Rhythmik und ganz viel Improvisation. Das klingt in so einer Beschreibung zugegebenermaßen etwas blöd, wer Gelegenheit hat da mal reinzuhören, der sollte das tun. Ist halt eine ganz andere Seite des Jazz, gehört für mich aber ganz klar dazu.
Hoffentlich verreißt mich jetzt keiner, weil ich hier nichts zum reinen, puren Jazz geschrieben habe, aber irgendwie gehörts doch zum Jazz, dass er die Freiheit der vielen Formen besitzt. Hat auch glaub ich so Archie Shepp gesagt.