Argaween hat geschrieben:Der Baader Mainhofkomplex Das ist das, welches noch vor mir liegt!
Viel dazu schreiben muss ich glaube ich nicht bzw hoffe ich das.
Bevor ich mir das Werk von Bernd Eichinger anschaue, lese ich doch lieber über das Thema!
Hab ich mir auch schon seit längerem vorgenommen. Aber nachdem die "abzuarbeitende" Liste noch lang ist, hab ich mir letzte Woche erst mal den Film gegönnt...
Außerdem gabs in letzter Zeit folgende Bücher:
Bret Easton Ellis - American Psycho
Geschichte eines stinkreichen, perfekt angepassten Yuppies im NY der 80er Jahre, der die Leere seines Lebens mit brutalen Morden kompensiert. Die Story ist den meisten hier im Forum wahrscheinlich durch die (allerdings sehr verharmloste und weichgespülte) Verfilmung mit Christian Bale bekannt.
Das Buch wird sehr kontrovers diskutiert und hab auch bei mir einen äußerst zweispältigen Eindruck hinterlassen. Letztlich ist die Geschichte eine hervorragende, äußerst bissige Satire auf die Oberflächlichkeit der modernen Welt. Eine so scharfe und gleichzeitig tiefgründige Abrechnung mit dem Lebensstil der modernen Gesellschaft habe ich noch nie gelesen. Stil und Sprache sind sowieso revolutionär - zwar schwierig und anstrengend zu lesen, doch wie hier Inhalt und sprachliche Darstellung eine Symbiose eingehen, ist schlichtweg genial.
Allerdings war mir die Gewaltdarstellung einfach eine Nummer zu heftig, um das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen zu können. Die Brutalität ist zwar im Kontext als Kontrast zur perfekten Yuppie-Welt nötig, aber sooo abartige Szenen wären IMHO nicht nötig gewesen. Da hätte man auch einiges etwas "sanfter" beschreiben können, und immer noch genügend "Biss" für die satirische Botschaft gehabt. Mit Abstand das heftigste, was mir je (egal ob Buch, Film oder sonstwas) untergekommen ist.
Unterm Strich: ich fand das Buch trotz allem sehr gut, bedenkenlos weiterempfehlen kann ich es dennoch nicht. Dazu ist es einfach ZU radikal.
Cormack McCarthy - The Road
Ein Mann und ein Kind wandern durch das zerstörte America nach der Katastrophe -
welche Katastrophe, erfährt der Leser nicht, es ist für die Handlung auch nicht wichtig warum die Welt in Schutt und Asche liegt. Die Geschichte dreht sich ausschließlich um die beiden Hauptdarsteller auf ihrem Weg in den Süden, wo die beiden hoffen den Winter überleben zu können. Die Welt ist tot und weitgehend menschenleer, besteht nur noch aus Asche und verbrannten Ruinen, Vegetation und Tiere existieren auch nicht mehr. Die wenigen Menschen, die noch leben, verstecken sich aus Angst vor Verbrechen und Kannibalismus voreinander.
Klingt zunächst nach Science Fiction, erinnert aber viel mehr an Bücher wie "Die Wand" von Marlen Haushofer: das Buch beschreibt den Überlebenskampf der beiden Protagonisten in einer menschenfeindlichen, menschenleeren Welt und lässt auch viel Raum für die Beziehung der beiden zueinander. Die Geschichte entwickelt beachtlichen philosophischen Tiefgang und ist nicht zuletzt ungeheuer spannend. Unbedingt empfehlenswert! "The Road" war mein erstes Buch von McCarthy, es werden sicher noch weitere folgen! Fest vorgenommen habe ich mir schonmal "No country for old men" (wurde vor 1 oder 2 Jahren glaub ich relativ erfolgreich verfilmt).
Am Rande: Für "The Road" wurde McCarthy letztes Jahr der Pulitzer-Preis verliehen.
Klaus Kordon - Die Trilogie der Wendepunkte
Eigentlich handelt es sich bei der Trilogie um drei Jugendbücher:
"Die roten Matrosen", "Mit dem Rücken zur Wand" und "Der erste Frühling". Die Bücher beschreiben die politische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg, zur Zeit der Machtergreifung der Nazis und zum Ende des zweiten Weltkriegs aus der Sicht einer kleinen Arbeiterfamilie im Berliner Wedding. Dass es sich um Jugendbücher handelt, hat mich zu keinem Zeitpunkt gestört, im Gegenteil. Man profitiert auch als Erwachsener nur von der Schilderung Klaus Kordons. Er hat die Gabe, auch komplexe politische Zusammenhänge mit einfachen Worten verständlich zu beschreiben und nahtlos in die Story zu integrieren, ohne je den Fokus der Geschichte zu verlieren und in einen Sachbuch-Charakter zu verfallen (so wie das Autoren "für Erwachsene" gerne tun, wenn sie versuchen Roman und Wissen unter einen Hut zu bringen). Man lernt quasi "nebenbei" eine Menge über die deutsche Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hervorragende Bücher!
Zwischendurch hatte ich noch ein bisschen "leichte Literatur" (z.B. zwei Bücher von Bill Bryson, sehr empfehlenswert!) und ein paar Krimis. "Das Janus-Projekt" von Philipp Kerr war dabei das spannendste Buch, allerdings kam es nicht an die drei genialen Vorgänger heran. Ist aber auch möglich, dass es an der Übersetzung lag: "Das Janus-Projekt" hab ich auf Deutsch gelesen, die alte "Berlin Noir"-Trilogie im englischen Orginal.
Was steht als nächstes an?
Klaus Kordon - Krokodil im Nacken
Roman Rausch - Der Bastard / Das Mordkreuz
Andreas Eschbach - Der Nobelpreis
John Updike - Der Terrorist
Cormack McCarthy - No country for old men
Jonathan Littell - Die Wohlgesinnten
Nebenbei muss ich ja eigentlich noch fürs Diplom lernen. Ach Mann, so viele Bücher und so wenig Zeit...