Hier nun der versprochene erste Erfahrungsbericht Cambridge Audio Azur 840A V.2 an Nuline 122:
Kurz zur Vorgeschichte: Auch wenn man das hier im Forum nicht allzu laut sagen darf. Ich habe mir Anfang Dezember die Nuline 122 zugelegt und mir wirklich bis kurz vor Ende der Rückgabefrist ernsthaft überlegt, ob ich die Schallwandler behalten soll. Irgendwie fehlte mir immer was am Klang, zu dünn, zu spitz, zu fein, ja manchmal fast hohl und viel weniger Bass als eigentlich nach dem Probehören in Schwäbisch Gmünd erwartet. Ohne ATM und die damit eröffneten zusätzlichen Einstell-Möglichkeiten hätte ich die Boxen am Ende vielelicht doch zurückgeschickt, aber die Nubert-Philosphie gefiel mir schon immer sehr gut und eindeutig besser oder zumindest erfreulich anders als meine alten Canton M 90 DC waren die Nuline trotz der empfundenen Defizite immer noch. Vielleicht liegt es ja an meinem doch sehr eigenartig gestalteten Hörraum, dachte ich mir. Da mich das Aufrüstungs-Virus aber auch gepackt hatte, war der nächste Gedanke natürlich die Aufwertung meiner Yamaha RX-V 1700, CDX 397, DVD-S 1700 Kette durch einen Voll- oder Endverstärker. Nach einigen Überlegungen, Infos, vielen Hörversuchen, Beratungsgesprächen etc. habe ich mir schließlich bei Nubert den Cambridge Audio 840A V.2 bestellt. Ich kannte Cambridge als Hersteller vorher noch nicht und habe mich nach einigen Recherchen im Netz einfach auf die Empfehlung des Nubert-Beratungsteams verlassen.
1. Am Freitagabend um 17 Uhr 30 bestellt, montags versendet, am Dienstagmorgen um 11 Uhr in unserer Firma geliefert. NSF pünktlich und zuverlässig wie immer! Beim Chef (bin ich selber, da ich Freiberufler bin) mit Ohrenweh krank gemeldet (
) und sofort zum Probehören nach Hause gefahren Erst mal auspacken (recht attraktiver blau-weißer Karton). Erster Eindruck: Sehr schlankes Exemplar von Verstärker. Allerdings trotzdem mächtig schwer (15 kg). Vermutet man gar nicht bei der schmalen Silhouette. Ist aber kein Wunder bei dem dicken Ringtrafo, den man durch die obere Abdeckung des Verstärkers gut erkennen kann.
2. Verbindung problemlos, wertig wirkende Lautsprecheranschlüsse, die gut zugänglich sind. Anschlüsse sind auch von oben beschriftet und lesbar, was ganz praktisch ist, weil der Cambridge später in ein Bücherregal soll, wo ich nur noch von oben draufsehen kann. Lautstärkeregler und andere Einstellmöglichkeiten wirken ebenfalls sehr ansprechend, angenehme Haptik.
3. Beim Cambridge kann der Eingangspegel für jeden Anschluss getrennt geregelt und dann fixiert werden, so dass sich der Verstärker wie eine Endstufe verhält, wenn man diesen Anschluss auswählt. Dass die eigene Klangregelungssektion des Cambridge dabei stets abgeschaltet bleibt versteht, sich sowieso von selbst. Mein CD-Player ist über Cinch mit dem Cambridge (Anschluss Nr. 1) und zusätzlich über Toslink mit dem RXV 1700 verbunden. Von den Yamaha Pre-Outs geht es dann per Cinch ins ATM und von dort aus in den fixierten Anschluss Nr. 7 des Cambridge, so dass ich problemlos zwischen beiden Signalwegen umschalten kann. Alternative Anschlussmöglichkeiten (ATM über Tape Monitor) werde ich noch ausprobieren.
4. Also einschalten und loslegen über Anschluss Nr. 1 (Cambridge direkt über Cinch) mit einer Test-CD, die meinen Lieblings-Mix enthält (von Al Stewart über Jimi Hendrix zu Friedemann, Katie Meluah, Vollenweider und Keith Jarrett). Erste Überraschung: Wo kommt plötzlich der präzise, aber satte Bass der Nuline her, der war doch vorher gar nicht da? Und das sogar bei ziemlich kleinen Lautstärken. Gesamteindruck: voller, runder, harmonischer, dichter, satter als mit dem Yamaha 1700 und dennoch fein auflösend. Und endlich eine natürliche Stimmwiedergabe, die ich doch so sehr vermisst habe. Der Klang löst sich trotzdem wie bisher sehr gut von den Boxen. Die Nuline sind aber nicht mehr spitz, dünn, hohl, sondern sehr harmonisch, kraftvoll, rund. Ich habe gleichzeitig aber auch nicht das Gefühl, das Details der Musik verloren gehen, es ist nur insgesamt harmonischer, stimmiger.
5. Umschalten auf Anschluss Nr. 7 (Cambridge als Endstufe mit Yamaha als VV und ATM dazwischen). Auch nicht schlecht, vielleicht wieder etwas feiner, dünner in den Höhen und Mitten mit weniger Substanz (kann auch Einbildung sein). Jedenfalls aber auch hier viel besser als vorher. Ob das den reinen Cambridge-Versträrkerklang schlägt, werde ich im Langzeitvergleich sehen.
6. Phasenweises Aufdrehen des Lautstärkereglers beim Cambridge bis -10 db oder 90% Lautstärke (Stromaufnahme weit über 200 Watt!). Das ist die gerade noch erträgliche Schmerzgrenze und bringt echt das Haus zum Wackeln. Dennoch keine für mich hörbaren Verzerrungen, weder von den Boxen noch vom VV. Genau so will ich das. Der Cambridge hat laut Hersteller 2 x 120 Watt an 8 Ohm. Weniger dürfte es für meinen Geschmack aber auch gar nicht sein. Einige sehr gute audiophile Verstärker, die ich bisher testen durfte, klangen zwar ganz gut, waren aber für meine Wohnsituation und Hörgewohnheiten einfach viel zu leistungsschwach. Der Cambridge geht da gerade noch als ausreichend durch
. Mehr wäre dennoch eigentlich besser. Aber es gibt leider gar nicht so viele audiophile VVs jenseits der 200 Watt-Marke.
7. Der sehr gute erste Eindruck bleibt auch nach zwei Tagen und vielen Stunden fast pausenlosem Musikhören (Gott sei dank kann ich auch mit dem Notebook im Wohnzimmer wenigstens ein bißchen was arbeiten). Ich bin jetzt endlich mit dem Klang der Nuline 122 bei jeder Musikrichtung wirklich vollauf zufrieden, was vorher nie 100%ig der Fall war. Es blieb immer einer etwas schaler Geschmack, weil mir der Klang nicht lebendig, nicht dynamisch genug war. Und das ATM brauche ich jetzt eigentlich auch nicht mehr. Ich bin nicht mehr in Versuchung, den Mid/High-Regler über 12 Uhr hinaus zu drehen, was vorher je nach Musikrichtung immer wieder vorkam, weil mir die Mitten, vor allem die Stimmen fehlten bzw. zu leblos klangen. Der Klang der Nuline 122 ganz ohne ATM genügt mir jetzt völlig. Vielleicht ist das ATM in Sonderfällen aber trotzdem noch immer nützlich. Wird sich zeigen.
8. Erste Versuche mit Surround: Meine Lieblings-DVD: Led Zeppelin Live. uralte Aufnahmen vom Anfang der 70er Jahre, aber dennoch absolut megagenialer Dolby-Sound 5.1 - vor allem bei den akkustischen Nummern des Earls Court und Knebworth-Konzerts. Jetzt dominieren die Fronts zu sehr. Da werde ich noch eine Weile experimentieren müssen, bis das Gesamtkonzept wieder stimmt. Der Sound aus den Frontlautsprechern ist jetzt halt ganz was anderes als vorher. Und der CS 40 als Center kann da nicht richtig mithalten, die Surroundboxen vergessen wir sowieso lieber .... Es gibt zwar sowohl am Yamaha als auch am Cambridge genügend Regelungsmöglichkeiten, aber es ist gar nicht so einfach, ein wirklich stimmiges, in sich homogenes Klangbild herzustellen. Ich glaube Klempnerfan oder ein anderer hat mal in einem Forenbeitrag auf die Homogenitäts-Probleme hingewiesen, die man sich durch eine Endstufe am Surround-Receiver einhandeln kann. Mal sehen, was ich da über Einstellungen hinbekomme.
9. Das angeblich Revolutionäre am Cambridge 840A (was ihm auch die Auszeichnungen im Ausland eingebracht hat) ist ja, dass er laut Werbung Classe A und B Verstärkung gleichzeitig digital nachbildet (zumindest in der Theorie). Wie auch immer das funktioniert, ist mir egal, denn ich bin kein Techniker. Der Cambridge klingt jedenfalls bei hohen und bei geringen Lautstärken erstaunlicherweise absolut gleich gut und das habe ich noch gar nie erlebt, bei überhaupt keinem Verstärker, den ich je hören durfte. Und er nervt selbst bei brachialen Lautstärken nicht. Heißer als der Yamaha wird er bei hohen Lasten auch nicht, wohl aber im Normalbetrieb bei niedriger Lautstärke (das ist ja wohl Classe A typisch). Der Cambridge zieht deshalb auch bei niedriger Lautstärke schnell mehr als 100 Watt. Weniger gefällt mir, dass der Cambridge auch im Standby bzw. bei Netzschalter aus noch immer 18 bzw. 9 Watt verbraucht! Warum eigentlich? Der zweite für mich erkennbare kleine Nachteil ist das serienmäßige digitale Klackern des Lautstärkereglers. Bei normaler Lautstärke der Musik hört man es in der Regel sowieso nicht. Vielleicht gefällt das manchen ja sogar,
Resümee nach zwei Tagen:
Es gibt für mich eindeutig einen erheblich besseren Stereo-Klang jenseits des Yamaha RX-V 1700. Da war ich mir vorher keineswegs sicher, denn es ist ja ein verbreitetes Glaubensbekenntnis, dass Verstärkerklang in Wirklichkeit gar nicht existiert.
Die Diskussion ist mir aber ehrlich gesagt völlig wurscht. Auch falls ich mir das alles nur einbilden sollte, bin ich mit meiner um den Cambridge erweiterten Anlage jedenfalls sehr viel glücklicher als vorher und das ist für mich allein entscheidend. Es klingt in allen Bereichen und Musikrichtungen nach meiner Empfindung erheblich lebendiger, dynamischer, satter, harmonischer etc., und zwar auch im Bassbereich, wo ich mir gar keine Verbesserung erwartet hatte. Ich komme fast nicht mehr von dem neuen Sound los und sitze auch spätnachts immer noch vor der Anlage. Bisher bin ich mit dem Cambridge also sehr zufrieden bis geradezu beglückt und das will bei einem berufsmäßigen Skeptiker wie mir durchaus etwas heißen! Wenn das so bleibt werde ich auch keinen Gedanken mehr daran verschwenden, ob andere Alternativen vielleicht (noch) besser gewesen wären
. Ich habe dann für mich mit dem Cambridge halt eine etwas exotische Lösung gefunden.
Zwischen meinem Yamaha und dem Cambridge 840 liegen für mich jedenfalls echt Welten ohne dass ich den RX-V 1700 damit irgendwie schlecht machen will. Er hat durchaus seine Qualitäten und alles Vorstehende gibt sowieso nur meine höchst subjektive persönliche Meinung wieder.
Ich werde bis Ende nächste Woche entscheiden, ob ich den Cambridge endgültig behalte und vielleicht berichten, wenn mir noch was auffällt.
Uff! Das war viel. Ich hoffe, es langweilt nicht.
Grüße und danke auch für die vielen nützlichen Tipps hier!
Achim