Bruno hat geschrieben:Bin sehr gespannt auf deinen Bericht
Na, wenn Ihr mich so drum bittet...weaker hat geschrieben:Genau, einen Bericht erwarten wir sehnlichst

Nach einigen Tagen mit den nuBox 311 wäre dann hier mein erster Höreindruck. Vorweg noch ein paar Informationen zu dessen richtiger Einschätzung:
- - Ich bin ein ausgesprochenes Holzohr. Ich kann nur das hören, was ich hören kann, und das mag möglichweise nicht viel sein.
- Meine musikalischen Vorlieben liegen klar im Bereich Instrumental, Jazz und "sanfte" Synthetik; etwas E-Musik, kein Pop, wenig Rock.
- Die Lautsprecher werden mit einem NAD C 326BEE als Verstärker mit ABL 311 betrieben. Sie stehen auf einem Regal mit knapp 20 cm Wandabstand, Hochtöner knapp unter Ohrhöhe.
- Die Anlage soll als Zweitanlage im Arbeitszimmer dienen; die Erstanlage steht im Wohnzimmer und ist größer bestückt.
Hier ist mein Standard-Teststück "Badhra" von Anouar Brahem (Anouar Brahem: "Thimar", ECM 1641). Außer Holzgebläse, Kontrabass und Oud ist nichts dabei. Verblüffend direkt und dynamisch tritt der Oud in Erscheinung, die Zupfgeräusche "knallen" direkt ins Ohr. Der Kontrabass klingt auch so wie er soll, schön knackig und dynamisch, wenngleich ich hier eine kleine Überhöhung im oberen Bassbereich ausmachen kann. Möglicherweise geht diese aufs Konto des kleinen Wandabstandes. (Meine nuLine 102 klingen bei diesem Stück unauffällig.) Insgesamt: Prüfung bestanden.
2. Dreimann-Jazz, die erste
Eine meiner augenblicklichen Lieblings-Dreimann-Jazz-CDs (Piano, Kontrabass und Drums) ist "Cantando" vom Bobo Stenson Trio (ECM 2023). Hier gefällt mir das zweite Stück, "Song Of Ruth", besonders gut. Die kleinen nuBoxen liefern hier eine sehr schöne Percussion-Darbietung mit guter Räumlichkeit. Sehr angenehm: die mit dem Besen gestrichene Snaredrum klingt nicht "rauschig", sondern schön definiert und als Snaredrum erkennbar. Ist nicht selbstverständlich. Bei dieser Aufnahme klingt der Kontrabass so, wie ich ihn mag, also nix Überhöhung. Prüfung klar bestanden.
3. Dreimann-Jazz, die zweite
Jetzt darf es etwas weniger spritziger zugehen. Ich wählte das Stück "Hajskraj" vom Tingvall Trio (Tingvall Trio: "Vattensaga", Skip Records SKP 9087-2). Ganz klar: Rhythmik und Dynamik liegt der 311, man fühlt sich sofort mitgerissen. Der direkte und druckvolle Klang dürfte daran seinen Anteil haben. Gefällt gut, Prüfung klar bestanden.
4. Mal etwas Moderneres
Falls jemand auf rhythmischen Jazz steht und Nik Bärtsch's Ronin noch nicht kennt, so sei ihm diese Band dringend ans Herz gelegt. Sehr abstrakte Rhythmen, man versuch vergeblich mitzuzählen, aber groovig ist es ohne Ende. Ich entschied mich für zwei Stücke auf der aktuellen CD "Llyría" (ECM 2178). Bei "Modul 55" spielt das Saxophon ganz verhalten und sanft, und die Anblasgeräusche sind gut als solche wahrnehmbar und nicht als Rauschen. Sicher, meine nuLines würden hier ein transparenteres Bild abgeben, aber die spielen ja in einer anderen Liga und damit außer Konkurrenz. Deutlich aufgeweckter kommt "Modul 47" daher. Auch hier zeigen die 311 wieder, dass sie Spaß machen können. Prüfung bestanden, bei ersterem Stück ganz ordentlich, bei zweiterem klar.
5. Viele Instrumente
Eberhard Webers Geburtstagskonzert mit dem SWR-Symphonieorchester wurde als "Stages of a Long Journey" auf ECM (1920) veröffentlicht. Hier spielt eine - nicht eben kleine - Jazzkombo mit einem Orchester zusammen, so dass es schonmal etwas unübersichtlich werden kann. Ohne Orchester: kein Problem. "Syndrome" swingt und legt voller Spielfreude und Tempo los, und bei Gary Burton und Marilyn Mazurs Vibraphon- / Schlagzeugsolo hält zumindest kein Fuß still. Sehr groovig, von den 311 mitreißend wiedergegeben. Ein Bisschen anders sieht es bei "Maurizius" aus; hier ist das Orchester mit dabei, und man muss sich deutlich mehr anstrengen um nicht den akustischen Überblick zu verlieren. Es ist schon alles da wo es sein sollte, aber die nuLines tun sich hier sicher leichter. Das Ganze klingt aber trotzdem sehr schön, daher auch hier: Prüfung bestanden (knapp).
6. Frühneunzigerjahre-Rockmusik
Ein paar ältere CDs liegen noch im Regal rum, so auch die immer wieder gern gehörte "Soul Cages" von Sting. Meine vorletzten Lautsprecher habe ich vor 17 Jahren mit "Mad About You" testgehört, daher darf das Stück auch hier nicht fehlen. Davon abgesehen, dass ich nach längeren mehr oder weniger audiophilen Jazzphasen mit ECM Records ein wenig enttäuscht von der mäßigen Klangqualität war, passt der "rockige" Gesamteindruck absolut. Das können sie locker, Prüfung bestanden.
7. Fiese synthetische Bässe
Falls jemand noch Heights of Abraham kennt - Chapeau! Bisher habe ich niemanden getroffen, der die Gruppe außer mir noch kennt. Ein Klassiker ist für mich "Boogie Heights" auf "Electric Hush" (Pork Records, PORK 028). Nicht nur ist die Musik von monotonen (und sehr lauten) Sinus-Bässen dominiert, es kommen auch Bass-Sweeps bis in den tiefsten Keller vor. Fast alle bisher gehörten Lautsprecher (die nuLines mal abgesehen) "schlampen" hier bei irgendwelchen Frequenzen mit Resonanzen oder Oberschwingungen. Die 311 nicht. Wow. Prüfung klar bestanden.
8. Stresstest
Al di Meola's "The Embrace" (auf "Kiss my Axe") wurde bereits öfter als Belastungstest für Lautsprecher und Verstärker erwähnt. Die 311 schlagen sich hier - auch bei hohem Pegel - sehr gut. Rhythmisch, dynamisch, groovig, spaßig. Bis -
...bis im Mittelteil die außerordentlich brutale Floortom zuschlägt. Hier merkt man sehr deutlich das Limit, das man, besonders mit ABL, dann irgendwann erreichen kann. Bei diesem Stück äußert sich die Grenzüberschreitung in wummernd-blubberndem Bass ohne Kontur. Ich glaube, dass man auch Strömungsgeräusche am Bassreflexrohr hören kann, muss aber nicht sein. Aber solche Pegel wollte ich ohnehin nicht fahren, daher ist diese Einschränkung kein Manko für mich. Und falls es doch mal sein muss, gibt's eben doch einen Sub mit Hochpass, und alles wird gut. Daher: Prüfung nicht bestanden, macht aber nix.
Fazit
Meine ersten Höreindrucke mit der nuBox 311 + ABL lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- - Sie machen Spaß
- Sie bilden akustische Instrumente sehr genau ab
- Sie haben eine sehr dynamische Spielweise
- Sie sind alles andere als "lahme Enten", besonders bei nach vorne drängender Musik
- Sie machen Spaß
- Sie spielen weitestgehend sehr sauber
- Sie sind eine gute Wahl für Jazz, Rock, Instrumentales, wahrscheinlich auch für Pop
- Ob sie für Orchestermusik geeignet sind, müsste man separat herausarbeiten
- Sie machen Spaß
- Die Bühne wirkt etwas dichter gedrängt und ein kleines Bisschen unübersichtlicher als bei meinen nuLines
- Der Bass genügt mit ABL für den Hausgebrauch; einen Sub vermisse ich (noch) nicht
- Sie sehen schön aus
- Sie kosten nicht viel
... und mann kann es gar nicht oft genug betonen:
- Sie machen Spaß
Nochmals herzlichen Dank an alle für die Tipps vor dem Kauf!
Schöne Grüße
Holger