Anfang der 70er Jahre hat die Deutsche Grammophon eine Schallplatte mit dem Titel 'hifi-stereo-festival' mit Aufnahmen der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan herausgebracht. Der Begleittext enthält zwei Beiträge des Chefredakteurs der ehemaligen Zeitschrift Hifi-Stereophonie und des damaligen Aufnahmeleiters der Deutschen Grammophon Gesellschaft Otto Ernst Wohlert, aus denen ich einige Zitate bringe:
Karl Breh:
... Gut gemeinte Werbung für HiFi-Stereophonie prägt die eingängige Formel vom "Konzertsaal im Heim", die nur einen Fehler hat, nicht zutreffend zu sein ... Was nämlich der Konzertsaal zu bieten vermag .... das prickelne Fluidum ... von ausübenden Künstlern ... und erlebendem Publikum ... wird auch die beste HiFi-Anlage nicht vermitteln können ... auch in den besten Konzertsälen der Welt hängt der Klangeindruck von der spezifischen Akustik des Saales ab, die von Platz zu Platz durchaus unterschiedlich sein kann ...
Otto Ernst Wohlert:
... Es mag auch interessant klingen, wenn z. B. bei einer Beethoven-Partitur eine Flöte, die die gleiche Stimme wie die Geigen zu spielen hat, so laut aufgenommen wurde, daß jeder sofort merkt: aha, da spielt jetzt eine Flöte - richtig ist es nicht - in einer Beethoven-Partitur soll in diesen Fällen die Flöte sich mit dem Geigenklang mischen, "abfärben", wie der Fachmann das nennt ... nun kommen wir zu einem der heikelsten Probleme der Aufnahmetechnik. Genauso, wie sich kaum jemand die Reproduktion eines barocken Deckgemäldes in seiner Wohnung anbringen lassen kann, ist es nicht möglich, den Klang eines vollbesetzten romantischen Orchesters in Originallautstärke in ein Wohnzimmer zu übertragen ... das Klangbild ist einfach "zu groß" für ein Wohnzimmer ...
Wichtig erscheint mir noch ein Hinweis von Wohlert auf die Laut-leise-Dynamik, gerade bei klassischer Musik. Leider senden selbst die öffentlich-rechtlichen Sender mit einer zu starken Kompression. Da sind andere Medien bzw. Tonträger voraus. Was bei der meistens auf annähernd gleichem Lautstärkelevel produzierten U-Musik angehen mag, ist bei der E-Musik tödlich.
Hier noch ein interessanter Link für diejenigen, die ihn noch nicht kennen und sich für sowas interessieren:
http://www.hifimuseum.de/