Seite 3 von 3

Verfasst: Mo 12. Jan 2004, 14:58
von AH
ich habe länger nicht vorbeigeschaut, daher einige vermischte Anmerkungen:

Mein System besteht aus einem 10"-Tieftöner, einer 3"-Gewebekalotte und einer 1"-Gewebekalotte, FÜ = 500Hz/2,5kHz (4. Ordnung). Um die Laufzeitverzerrungen in die Nähe der Hörschwelle zu bekommen, verhält sich der Lautsprecher als Hochpaß 2. Ordnung mit einer Eckfrequenz von 30Hz . Es handelt sich um ein aktives Dreiwegesystem auf einer großen, flachen Schallwand, die so dicht an die Wand gerückt werden kann, daß es keine Probleme mit Kammfiltereffekten durch Reflektion von der Rückwand gibt, da der Lautsprecher bei einem Abstand zur Rückwand von Lambda/4 aufgrund der Schallwanddimension eine ausreichende Rückwärtsdämpfung aufweist.

Ein Hauptziel war, Freifeld-Amplitudenfrequenzgang und Diffusfeld-Amplitudenfrequenzgang gleichermaßen ausgewogen zu gestalten. Dies ist bis ca. 6,8kHz gelungen, darüber setzt eine durch die Größe bedingte Richtwirkung des Hochtöners ein. Die mit Terzrauschen ermittelte Betriebsschallpegelkurve in verschiedenen Hörräumen (ich habe einige Exemplare in den Wohnräumen von Freunden installiert) ist im Regelfall ohne weitere Entzerrung sehr ausgewogen, einzig bei großen Meßabständen ist ein Höhenabfall oberhalb ca. 8kHz festzustellen, was mit der Richtwirkung des Hochtöners und der Nachhallzeit des Raumes als Funktion der Frequenz zusammenhängt. Aus diesem Grunde habe ich den Anstieg des Amplitudenfrequenzganges um ca. 3dB auf der Bezugsachse bei den von mir verwendeten Hochtönern meist nicht entzerrt.
Das Klangbild ist unverfärbt und hat nicht die (mir lästige und zu Hör-Ermüdung führende) zu dunkle Ausprägung typischer hifi-Lautsprecher. Die fehlenden Reflektionen von der Rückwand bewerte ich ebenfalls sehr positiv, was geringe Lästigkeit und Hör-Ermüdung angeht, der Klangeindruck ist viel "eindeutiger", als bei kleinen, frei aufgestellten Lautsprechern. Größere Hörabstände haben allerdings eine vernehmliche Diffusivität (bei allerdings ausgewogener Klangfarbe) zur Folge. Bei Mischungen, die keinen Ursprungsraum enthalten (Pop usw.) ist dies in meinen Ohren weniger störend, bei Aufnahmen, die ein Muster an diskreten Reflektionen aus dem Ursprungsraum enthalten, stört es dagegen sehr.

Nutzt man porösen Absorber zur Verengung der Richtcharakteristik, so muß dieser sehr große Ausmaße annehmen, damit nicht ausschließlich eine Wirkung im Hochtonbereich zu verzeichnen ist. Außerdem reflektieren auch poröse Absorber den Schall teilweise, so daß Artefakte nicht ganz auszuschließen sind. Letztlich leidet jedoch nach meinen Messungen bei größeren Meßabständen immer die Betriebsschallpegelkurve, indem sie zu hohen Frequenzen absinkt.
Bei geringen Abständen ist dem nicht so, jedoch ist in diesem Fall eine stärkere Richtwirkung auch nicht erforderlich.
Aus diesem Grund habe ich diese Versuche aufgegeben und verwende nur noch eine Schicht porösen Absorbers auf den Seitenwänden der Box (bündig zur Schallwand) zur Minderung von Kantendispersion.

Kalottenmitteltöner richten, wie US schrieb, aufgrund der großen Schwingspule bei Frequenzen, die groß gegen den Strahler sind, oft stärker, als vergleichbar große Konusmitteltöner. Eine 3"-Kalotte beginnt oberhalb ca. 2250Hz zu richten, daher mußte ich bei 2,5kHz trennen. Höhere Frequenzübergänge manifestieren sich bereits in einer Klangverfärbung (bei identischen Freifeld-Frequenzgang!), sofern man eine freistehende 1"-Hochtonkalotte einsetzt. Auch tritt der Interferenzbereich mit zunehmender Trennfrequenz mehr und mehr störend in Erscheinung, da das D/Lambda-Verhältnis ungünstiger wird, welches bei FÜ = 2,5kHz einen noch recht günstigen Wert von 0,79 annimmt.

Wenn ich Richtwirkung bei Lautsprechern mit kleiner Schallwand im Grundtonbereich erzielen wollte, dann würde ich zu einer Lösung mit mehreren Tieftönern tendieren, wobei sich durch ein entsprechendes Delay die Richtcharakteristik einstellen läßt.

Gruß

Andreas