So, habe nun recht intensiv mit miniDSP, REW und rePhase herumgespielt. Hier stichwortartig meine Erfahrungen
* mit etwas Übung war es ein leichtes mit rePhase FIR Filter (linear-phase oder minimum-phase) zu erstellen. Man kann diese von REW speziell für rePhase auch generieren lassen. Ggf sollte man diese nach IMport in rePhase manuell anpassen
* Im Bass sollte man keine FIR bzw. lienar-phase Filter einsetzen, da es ggf. zu starken delays kommt (merklich bei Filmwiedergabe). PEQs sind hier ausreichend. Mögliche Phasenverschiebungen sind im niederfrequenten FB durch PEQs unkritisch.
* Ich konne keine Linearisierung des FGs oberhalb 250hz-20khz erstellen, die mir signifikant besser gefällt als ohne bzw. sind die Auswirkungen des Eingriffs zu lokal. Deshalb werde ich im oberen FG den miniDSP nicht eingreifen lassen
* Die Linearisierung im Bass ist ein Zugewinn. Dennoch muss ich im Bass insgesamt leicht anheben, um das Klangbild subjektiv als besser zu empfinden. Sonst ist es mir zu dünn. Eine Mode mit +18db muss dann aber ja auch nicht sein.
* Grundsätzlich haben linear-phase Filter mit pre-ringing zu kämpfen. Minimum-phase Filter erzeugen Phasenverschiebungen. Je höher die Frequenz desto stärker. "Angeblich" sind diese Nachteile hörtenschnisch nicht relevant....in den meisten Fällen....
* Ich habe bisher nicht herausgefunden wie ich eine reine Phasenkorrektur machen kann.
Im Nachgang habe ich einige Statements in
"Technik Satt" gefunden, in denen ich meine Erfahrungen teilweise bestätigt fand.
Seite 11ff hat geschrieben:Zugegeben, vor vielleicht 30 Jahren dachten auch wir, dass der
Klang einer Beschallungsanlage dann wohl gewinnen würde,
wenn der (durch gleitenden Sinus, Frequenzgemische oder durch
Schmalbandrauschen gewonnene) Frequenzgang am definierten
Sitzplatz eines Hörers durch Equalizer linearisiert werden würde!
Erst die katastrophalen Hörergebnisse dieser Versuche bei der
Kompensation des Gesamtfrequenzbereiches veranlassten uns,
konzentriert über solch eine Vorgehensweise nachzudenken und
uns mit diesem Gebiet intensiv zu beschäftigen:
Der „Frequenzgang“ von impulsartigen Signalen im Raum sieht
bei jeder Art der Impulszusammensetzung völlig anders aus – und
hat praktisch gar nichts mit dem Frequenzgang im eingeschwungenen
Zustand zu tun!
Oberhalb einiger hundert Hertz sind die Resonanzen und
Auslöschungen so ungleichmäßig im Raum verteilt, dass schon
der Abstand zwischen den beiden Ohren eines Hörers ausreicht,
um für jedes Ohr völlig unterschiedliche Bedingungen zu schaffen.
Deshalb sind in diesem Frequenzbereich nur breitbandige
Beeinflussungen des Frequenzganges – also als Klangregler –
sinnvoll. Die durch Raumreflexionen verursachten Klangveränderungen
im mittleren und höheren Frequenzbereich durch
„Umdrehen“ der eingespeisten Informationen verbessern zu
wollen, funktioniert nicht. Das ist vergleichbar mit dem Versuch,
Echos oder Nachhall von Stimmen durch zusätzlich noch gegenphasig
gesprochene (quasi eingesaugte) Worte verhindern zu
wollen. Erst die völlige Stille des Sprechers – oder eine vollständige
akustische Dämpfung der reflektierenden Flächen – können
das Echo verhindern.
usw. usw.
Ich nutze den miniDSP derzeit also nur für die Basslinearisierung mit leichter Anhebung. Mein Raum ist durch Absorber bedmämpft. Ich tendiere zu weiterer Bedämpfung. Das bringt glaub ich mehr als DSP in den Mitten und Höhen. Außerdem hinterlassen die theoretischen Nachteile des Filtereingriffs bei immer ein ungutes "Gefühl". Muss jeder für sich entscheiden. Beim Bass folgt nun ein Experimentieren mit einer aktiven Bassfalle (invertierter Subwoofer). Letztlich bekämpft man mit dem DSP nur Symptome und muss alle Nachteile des Filtereingriffs in Kauf nehmen. Diese sollten jeweils gegen den (subjektiven) klanglichen Zugewinn abgewogen werden.
DSP Eingriffe sind keine "Silberkugel" oder "There is no free lunch"