@High-Ender,
das ist nicht persönlich gegen Dich, aber gegen deine Erfahrung. Das hat nichts mit der Slew-rate zu tun.
High-Ender hat geschrieben:...
Meiner Erfahrung nach ist die entscheidenste technische Größe, die jedoch sehr selten angeben wird, die Slew Rate der Endstufe. Hat diese unter 50 V/ys, so klingt der Verstärker langsamer, weicher, englischer
![Wink :wink:](./images/smilies/nuforum/icon_wink.gif)
, bei einem Wert größer 200 V/ys klingt ein Klatschen auch wie ein Klatschen und nicht wie das Aneinanderreiben zweier Oberschenkel einer zu dicken Person beim Laufen
![Cool 8)](./images/smilies/nuforum/icon_cool.gif)
(sorry, der mußte einfach sein). Diese Schnelligkeit wird jedoch oft als "aggressiv" bezeichnet. ...
Ich finde das ist ein schönes Beispiel wie "High End" funktioniert. Wie selektiv eine Information herausgepickt wird, entscheidende technische Zusammenhänge und Hintergründe weggelassen werden (Bewusst oder unbewusst) und die (in meinen Augen unzulässige) Vereinfachung dann als "Fakt" verbreitet wird. Man könnte das auch Highender Bullshitting nennen. Sorry der musste sein...
Die slew-rate bezeichnet die Flankensteilheit eines Verstärkers im allgemeinen, nicht nur Audio-Verstärker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Slew_rate
...Die slew rate ist die maximale Steilheit der Flanke der Ausgangsspannung wenn am Eingang ein Rechtecksignal anliegt, das den Verstärker vollständig aussteuert (Großsignal-Antwort):
(...)
Die benötigte slew rate ist also proportional zur Signalamplitude U und zur Frequenz f. D. h., ein Verstärker überträgt ein Signal mit großer Amplitude möglicherweise weniger korrekt als ein kleines Signal. In Datenblättern von Operationsverstärkern werden deshalb sowohl die slew rate (siehe auch Großsignalverhalten) als auch die Grenz- bzw. Transitfrequenz (beschreibt das Kleinsignalverhalten) angegeben.
Rechtecksignal... keine Sinuskurve! Die größte Flankensteilheit einer Sinuskurve liegt beim Nulldurchgang.
Lange Basswellen, haben daher eine flachere Flankensteilheit, kurzwellige (hohe) Frequenzen sind "steiler", aber nie senkrecht.
Ausgangsspannung... das ganze ist also auch noch Leistungsabhängig (Audioverstärker!).
Vollaussteuerung... große Amplitude... einigen wir uns auf max. Lautstärke ohne Verzerrung.
Also, wer bitte hört 20k Hz Sinustöne, bei max. Lautstärke?
Ja, die Slew-rate wird in V/µs angeben. Daraus lässt sich aber nicht schliessen "wie schnell" ein Verstärker anspricht oder wie "dynamisch" er spielt.
Es geht darum die obere Frequenz eines Verstärkers zu bestimmen, die er noch OHNE Einfluss des Slew-rate limits linear wiedergeben kann.
Effektive Bandbreite, nicht Dynamik!
Nehmen wir eine fiktive "zu langsame" Slew-rate an... aus einem
Rechtecksignal am Eingang, wird ein Trapezartiges Signal.
Je höher die Frequenz, desto öfter muss der Verstärker umschalten, das "Plateau" wird kleiner. Irgendwann wird ein Dreiecksignal daraus!
D.h., das überschreiten des Slew-rate limits erzeugt eine Verzerrung. Sinuskurven haben niemals die Flankensteilheit eines Rechecksignals.
Die Bildchen sind eigentlich selbsterklärend:
https://www.electronics-notes.com/artic ... w-rate.php
Wir entwerfen einen Verstärker, der 20.000 Hz ohne Verzerrung linear verstärken soll.
Slew Rate = 2 x π x Frequency x Peak Voltage
Achja... bei VOLLAUSTEURERUNG... 50V auf allen Kanälen laut THX Select 2...
= 6,3 V/µs!
Das sind aber bereits
312 Watt bei 8 Ohm! Bei weniger Leistung, würde auch eine geringere Slew-rate ausreichen.
Für 100.000 Hz werden 32V/µs benötigt. Die 100k Hz sind selbst bei billigen Verstärkern locker zu haben.
Also selbst die <50V/µs eines "langsamen, englisch spielenden" Verstärkers liegen darüber! Von deren zumeist nicht vorhandenen 300 Watt mal ganz zu Schweigen.
Warum? Damit evtl. Verzerrungen bei VOLLaussteuerung eines RECHTECKsignals ganz sicher weit ausserhalb des Hörbaren liegen.
Nochmal Sinuskurven errreichen NIE die Steilheit eines Rechtecksignals. Bis 20.000 Hz reichen 6,3V/µs aus, um die Sinuskurve der Frequenzen abzubilden.
Erst bei noch niedrigerer slew-rate würde ein Verstärker im hörbaren Bereich die Sinuskurve nicht mehr korrekt darstellen können. Spielt er deswegen "langsamer"?
Sobald man aufhört artifizielle Laborsignale "zu hören" spielt das überhaupt keine Rolle mehr.
Gerade in der höchsten Oktave ist bei "natürlichen" Signalen relativ wenig vorhanden, selbst wenn man bei max. Verstärkung hört.
Dazu kommen bspw. Filter im Schaltungsdesign um andere Verzerrungen oder ein Aufschwingen des Verstärkers zu verhindern.
Die Slew-rate sagt auch nichts darüber aus, ob der Verstärker nicht bei jeder Amplitude überschwingt oder untersteuert und erst nach einer gewissen Zeit "auf dem Plateau" angekommen ist. Vielleicht erklärt ja das die Beobachtung, das Verstärker mit hoher Slew-rate dynamischer klingen? Das liegt dann aber am Schaltungsdesign und nicht an der Slew-rate.
Ist alles hier zu lesen:
https://www.audioholics.com/audio-ampli ... -slew-rate
Das auch noch, wenn auch nicht Hifidel bezogen:
https://www.amplifier.cd/Tutorial/Slew_ ... igkeit.htm
10 Minuten Googlen und man findet eindeutige, (prinzipiell) nachvollziehbare Erklärungen, warum es eine Slew-rate gibt, für was man die braucht und inwiefern die sich auswirkt.
Da steht auch noch, das es NICHTS mit den dynamischen Fähigkeiten des Verstärkers zu tun hat. Jetzt müsste man das nur noch verstehen wollen/können und schon...
Ich bin kein Elektroniker und habe mir lediglich erlaubt die gefundenen Quellen zusammenzufassen. Noch darf man das ja...
Ich erhebe auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, noch muss ich unbedingt "Recht haben" oder hier irgendwas verteidigen/rechtfertigen.
Aber selbst für mich als Laien hat die Slew-rate mit der "Klatschfähigkeit" eines Verstärkers 0,00garnix zu tun.
Also lasst Euch nicht hinters Licht führen.