Weil ich gerade dabei bin, hier auch noch meine Vorgehensweise bei DIRAC, konsolidiert aus inzwischen 5 Messreihen. Ich betrachte mich immer noch als Anfänger und bin für jede begründete Korrektur meines Vorgehens dankbar.
Wichtige Einstiegshilfen (bitte selbst suchen, externe Links setze ich lieber nicht):
Dirac Live 3 Handbuch
Video von HiFi im Hinterhof auf Youtube
Video von StormAudio auf Youtube
Grundlagen:
Physikalische Raumkorrektur sollte - wenn möglich - zuerst erfolgen. Digitale Korrektur hat natürlich Grenzen. Aber der Umbau des Wohnzimmers eben auch. Einmessen und Korrigieren mit DIRAC ist daher die zweitbeste Lösung, für mich die beste Lösung.
Die Berechnungen von DIRAC sind immer gleich, unabhängig von der in der Software gewählten Hörsituation (Einsitzer usw.). Der Unterschied liegt in der Anzahl der Messungen. Je mehr Messungen, um so mehr Informationen hat DIRAC für die berechneten Korrekturen.
Wenn Du also nur einen Sessel hast und trotzdem mehr als 9 Messpunkte möchtest, wähle einfach das größere Sofa.
Du wirst online sehr viele unterschiedliche Vorgehensweisen finden. Nur durch Ausprobieren kannst Du die für Deine Hörumgebung geeignete Methode herausfinden.
Für den Lexicon macht DIRAC Live kein erweitertes Bass-Management (DLBC).
DIRAC stellt beim Lexi auch nicht die Lautsprechergröße und die Crossover-Frequenz für den Subwoofer ein.
In meinem Setup stehen alle Boxen auf Klein. Crossover momentan af 70Hz, für die Heights auf 100Hz.
Ich benutze ein Macbook und ein umik1 Messmikrofon. Dazu habe ich mir ein 3m USB-C Kabel und einen Mikrofonständer mit Arm (Galgen) für 20€ gekauft.
Meine Erfahrungen habe ich nur mit dem Lexicon RV-9 gemacht, darauf basieren auch meine Erkenntnisse.
Einen Zollstock habe ich zu Anfang gebraucht, jetzt aber nicht mehr. Das Macbook steht auf dem Boden neben der Couch.
(1) Stelle die angeschlossenen Lautsprecher am Lexi ein. Klein oder Groß ist für die Messung egal. DIRAC misst immer mit den gleichen Impulsen, jeden Lautsprecher einzeln, und ohne Berücksichtigung der Trennfrequenz.
(2) Stelle sicher, dass Du die neueste Version der Firmware auf dem Lexi hast und auch die neueste Version von DIRAC Live auf Deinem Computer. Lade - wenn verfügbar - auch die Korrekturdatei für Dein Mikrofon herunter. Beim umik1 musst Du die Datei nehmen, die der Mess-Situation entspricht: <seriennr>.txt für Stereo-Messung, <seriennr>_90deg.txt für Surround Messung.
(3) An meinem AW-880 stelle ich ein:
Frequency: Rechtsanschlag (Trennfrequenz vom AVR vorgegeben)
Low Cut 30Hz (meine Präferenz)
Lautstärke: Null (vorerst)
Soft Clipping: ON
Phase: 0°
(4) Lasse den Lexi ca. 5min warmlaufen. Bei mir stieg zu Anfang die Lautstärke bei gleich eingestelltem Pegel um ca. 0,5dB an.
(5) Starte die Software auf Deinem Computer. Select Device: Wähle Deinen AVR aus. Dazu muss beim Lexicon IP Steuerung aktiviert sein.
(6) Select Recording Device: Wähle das richtige Mikrofon aus (nicht das interne Mikro des PC!) und prüfe, ob die Korrekturdatei geladen ist.
(7) Die erste Messung erfolgt am Sweetspot, in der Main Listening Position (MLP), in der Regel wird das in der Mitte zwischen den Front-LS sein, gegenüber dem Center. Bringe den Mikrofonkopf in diese Position auf Ohrhöhe! Für Surround-Messung: Kopf nach oben (senkrecht), für Stereo: Kopf nach vorn (waagerecht).
(8) Der erste Schritt ist das Auspegeln der Lautsprecher (Volume Calibration).
Mic Gain sollte so hoch wie möglich sein, ohne dass Umgebungsgeräusche/Grundgeräusche ständig miterfasst werden. Mein Vorgehen: Alles aus was brummt, summt, andere Geräusche macht. (Bei mir muss ich außerdem mit FlightRadar die nächsten Abflüge vom BER prüfen...) Mic Gain hoch bis sich die Anzeige unten rührt, dann wieder zurück, bis da nichts mehr gemessen wird (bei mir steht da dann -50dB). Mein Mic Gain steht dann auf 80%. Das bleibt da auch für den Rest der Messungen.
(9) Master Output (ganz links) hoch auf 30%, und dann jeden Lautsprecher kurz anspielen und Master Output vorsichtig erhöhen, bis der Leiseste aller Lautsprecher - ohne jegliche Reduzierung, also bei 0,00dB - den gewünschten Pegel anzeigt (ich verwende 13-16dB). Mein Master Volume landet dafür bei 50%. Mein leisester Lautsprecher ist Right-Side. Der hat bei diesem Master Volume 15,1dB. Das ist mein Referenzpegel für alle anderen Lautsprecher.
Achtung: bei mir sind gemessene 15,1dB nicht zu laut und nicht zu leise. Wenn Du denkst, dass die Lautstärke schädlich für Deine Boxen oder Deine Ohren ist, gehe hier auf ein geringeres Master Volume!
(10) Ab jetzt fasst Du Master Output nicht mehr an. Reduziere jetzt die Lautstärke jedes einzelnen Lausprechers (außer Subwoofer) nacheinander solange mit dem jeweiligen dB Regler, bis der Pegel aller Lautsprecher in einem Bereich von max. 0,5dB um den Referenzpegel liegt. Du kannst auch versuchen, alle auf den exakt gleichen Pegel zu bekommen, aber das ist recht schwierig und auch nicht notwendig.
(11) Drehe jetzt den Volume-Drehregler am Subwoofer langsam hoch, bis beim Abspielen des Testtons auch hier in etwa der Referenzpegel erreicht ist. Für den SW verändern wir den Pegel in der DIRAC App nicht (0,00dB).
(12) Select Arrangement: Wähle die Hörsituation danach aus, wie viele Messpunkte Du erfassen möchtest (9, 13, oder 17).
(13) Measure: Führe die erste Messung am Sweetspot durch. Du kannst eine Verzögerung (Delay) setzen, damit Du in Ruhe den Raum verlassen kannst, bevor die Testreihe beginnt. Ich wähle hier 10 Sekunden.
DIRAC spielt jetzt 9 mal die Testsequenz (ich habe nur 7.1 Lautsprecher, ist da vielleicht eine Messung mit einem Paar dabei?) und misst dabei neben der Antwort des Raums auch die Abstände der Lautsprecher und stellt die Delays entsprechend ein. Danach kannst Du die erste Messung begutachten und prüfen, ob die Frequenzverläufe plausibel sind.
(14) Jetzt kommt der interessante Teil: die weiteren Messpunkte.
Es gibt einige Grundregeln: Je mehr Messpunkte, desto besser. Das Mikrofon muss beim Messen eine unverdeckte Sichtlinie zu jedem Lautsprecher haben. Jeder Messpunkt muss mind. 30cm von einem anderen Messpunkt entfernt sein. Man soll nicht in einem Abstand <10cm vom Sofa oder Sessel messen, auch nicht in einem Abstand von <45cm von Wänden. Man soll nicht in Ecken messen, wo niemand hören wird. Das DIRAC Handbuch spricht auch beim kleinsten Hörplatz (Sessel) von einer Kugel/Bereich ("Sphere") mit 1m Durchmesser für die Messungen.
Du kannst natürlich die Messpunkte so wählen, wie es das Bild auf Deinem Bildschirm suggeriert, was praktisch den Eckpunkten und einigen Punkten auf den Kanten eines Quaders entspricht. Das Ergebnis wird schon gut sein.
Das DIRAC Handbuch empfiehlt auch Messungen außerhalb des Sofas. Jetzt wird es etwas schwierig, weil jedes Sofa anders aussieht. Unseres hat z.B. eine recht hohe Rückenlehne.
Ich habe mich deshalb am Ende an die Empfehlung von StormAudio gehalten. Gemessen wird weiträumig um den Hörplatz herum. Und die wichtigste Regel: Keine Messung soll auf derselben X-, Y- oder Z-Achsen-Position erfolgen.
Ich bewege also mein Mikrofon schrittweise um den Hörbereich herum und bewege es dabei immer etwas nach oben, unten, vor, zurück. Dabei gehe ich schon nach den Positionen auf dem Bildschirm vor und messe diese nacheinander, das Mikrofon befindet sich aber nur ungefähr auf der vorgegebenen Position: mal etwas höher oder tiefer oder weiter links oder rechts oder mehr nach innen oder außen. In dem Video von StormAudio gibt es dazu eine aufschlussreiche Grafik.
Mein Fazit: Diese Messung hat das beste Ergebnis für mich hervorgebracht.
Anmerkung: Bei bestimmten Messpositionen kann der Pegel des Subwoofers zu hoch sein und führt dann zu einer Fehlermeldung wegen Clippings. Du kannst in diesem Fall die Lautstärke am Subwoofer vorsichtig verringern und nur diese Position neu messen, bis das Clipping wieder verschwindet. Für die nächste Position kannst Du die Lautstärke dann wieder etwas erhöhen.
(15) Nach Abschluss der maximal 16 weiteren Messpunkte kannst Du in der Software weiter gehen und kommst zum Filterdesign. Hier kenne ich mich absolut noch nicht aus. Zu beachten ist, dass DIRAC zunächst mal eine DIRAC-eigene Zielkurve für die Korrektur vorschlägt. Diese erkennt man daran, dass sie nach rechts leicht abfällt. Harman Luxury stellt eigene Zielkurven bereit, die den Bass in unterschiedlichen Stufen anheben. Ich habe die Harman-Zielkurve mit +4dB gewählt.
Weitere Korrektur meinerseits: Mein Subwoofer wurde mit einem Abfall ab 30Hz gemessen (unabhängig von der Einstellung der Trennfrequenz). Der Curtain (rechter Rand) des Filterbereichs liegt etwas über 70Hz. Der Frequenzgang ist von Nubert mit 29-120Hz angegeben. Ich habe deshalb den rechten Curtain für den Subwoofer auf etwa 90Hz geschoben, weil ich eine Trennfrequenz von 70 oder 80Hz anstrebe. Ob das so richtig ist, weiß ich nicht. Es klingt jedenfalls nicht falsch.
DIRAC hat bei mir eine senkrechte gestrichelte Linie bei 70Hz eingezeichnet. Ich nehme an, dass das eine empfohlene Trennfrequenz für mein Setup ist, aber da kann ich auch daneben liegen.
(16) Export Filter: Jetzt kannst Du den Export des Filters auf den Lexi starten. Gib ihm einen schönen Namen und starte den Export. Das dauert durchaus eine Weile.
(17) Prüfe, ob der neue Raumkorrektur-Filter für die gewünschten Eingänge zugewiesen wurde.
(18) Probehören und freuen oder zurück auf Anfang
Ich hoffe, das hilft dem einen oder anderen.
Beste Grüße, Tormato