MuadDib hat geschrieben:Nette Erklärung, aber zeigt auch gleich die Schwächen von Passivboxen auf. Alle Passivboxen enthalten nunmal zwangsweise Spulen, was den Dämpfungsfaktor stark absenkt.
Der größte "Dämpfer" des Dämpfungsfaktor ist die Schwingspule selbst. So übliche Impedanzen sind:
* Schwingspule: 3...4 Ohm
* Frequenzweiche: 0,5...1 Ohm
* Verstärker: 0,02...0,1 Ohm (Dämpfungsfaktor 80...400 im Datenblatt)
* Kabel: 0,025...0,12 Ohm (4 mm²/3 m...1,5 mm²/5 m)
Zusammen ergibt das Werte zwischen 3,5 und 5 Ohm, wobei sich davon 94% bis 99% im Lautsprecher selbst befinden. Bei Erwärmung durch Hochlastbetrieb steigen die Widerstände der Schwingspule und der Frequenzweiche noch mal bis zu 70% an (Erwärmung von 20°C auf 220°C).
Die Unterschiede zwischen einem 2,5 mm²/3 m-Kabel und 4 mm²/3 m-Kabel sind genauso groß wie die elektrischen Auswirkungen von 1,0...1,2 K Temperaturerhöhung.
Was würde passieren, wenn man durch Einsatz von supraleitenden Materialien wirklich hohe Dämpfungsfaktoren erreichen würde? Es gebe keinen Ohmschen Widerstand, die Membran würde allein durch Gegeninduktion gebremst werden. Da
U_induktion ~ Bl * v
ist, würde sich die Membran mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Das ist gleichbedeutend mit einem konstanten Abfall des Frequenzganges von 6 dB/oct. Das will man nicht wirklich. Bei einem passiven Lautsprecher könnte man mit so einem Chassis gar nichts anfangen, bei einer Aktivbox kann man so was entzerren. Aber es lauern noch weitere Gefahren. Wenn die Schwingspule an den Rand des Magnetfeldes kommt, fällt Bl ab. Normalerweise ist das ungefährlich, bei so einem Chassis wird die Membran aber am Rande des Aussteuerbereichs schneller statt langsamer.
Da der Prozeß sich selbst beschleunigt, führt das zu einer Zerstörung des Chassis.
Man kann übrigens zeigen, daß es eine optimale Bedämpfung gibt, bei der sich alle Probleme die Waage halten, manche sogar gerade gegenseitig kompensieren.
Bei Design einer Box sollte man diese anstreben, nicht mehr und nicht weniger.
Wenn man es perfekt machen will, berücksichtigt man 0,1 Ohm im Stromkreis außerhalb der Box und erhält in den üblichen Fällen ein gutes Ergebnis.