Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

Hallo in die Runde,
Habe gestern einem Freund geholfen, seinen neuen Marantz SR8015 einzurichten. Sein Raum ist akustisch recht schwierig, da fast quadratisch, Lautsprecher in den Ecken und hohe abgehangene, aber nicht gedämmte Decke.5.1.2 Setup mit Nuvero 11, 7, 5, AW12 und Dali Fazon.
Vorher hatte er Yamaha 3060 und 2080, die wir manuell mit REW und den PEQs entzerrt haben.
Jetzt die Einmessung mittels Audessey App, was wirklich gut klappt und die ermittelten IST-Kurven waren so gar ech nah an den REW Messungen. Die Audessey Korrektur haben wir allerdings nicht mit REW gegen gemessen, da das Filmerlebnis echt mega war.
Korrigiert haben wir nur bis 500Hz, Vollbereicht oder bis 10kHz gefielen uns nicht.
So richtig haben wir die Wirkungsweise von Dynamic EQ noch nicht verstanden. Wir hatten gedacht, dass man „zahme“ Streaming-Abmischungen etwas aufpeppen kann, aber je höher man das Offset stellt, desto begrenzter wird die Dynamik, also sind wir bei 0dB geblieben. Oder haben wir einen Gedankenfehler?
Nach den Filmtests mit den üblichen Verdächtigen, wie Oblivion, ReadyPlayerOne, Quiet Place 2 waren wir voll des Lobes und Begeisterung, denn so eine geschlossene Surroundkulisse, Unmengen an Details, Spritzigkeit und Basspräzision hätten wir nicht erwartet.
Dann kam Musik und hier war das Ergebnis nur gut und viel deutlich hinter die Filmemotionen zurück. Es fehlte Stimmen das Volumen, kein Schmelz und auch die Emotionalität kam nicht rüber.
Der Unterschied zwischen Stereo mit Audessey bis 500Hz, Direct und PureDirect (ohne Audessey) waren extrem, als würden völlig andere Geräte spielen. Ich korrigiere bei mir mit Dirac bis 350Hz und die Unterschiede zwischen Dirac on/off sind lange nicht so frappierend.
Deshalb die Frage, mit welchen Einstellungen, Zielkurven, Audessey Helferlein habt ihr bei Musik die besten Ergebnisse erzielt.
Danke vorab und beste Grüße vom Niederrhein

Hallo @IngoK74 ,

grundsätzlich kann DynamicEQ für eine bessere Perfomance, vor allem im Bass sorgen. Es hebt die Lautstärke des Tieftons, aber auch Hochton, in Abhängigkeit der Volume-Regelung an. Bei leiser Lautstärke mehr, bei hoher Lautstärke weniger.

Bei 0DB offset erfolgt dabei der stärkste Eingriff, bei 15DB der geringste.

Wie sind denn die Einstellungen bei Musik? War Dynamic Volume und Dynamic EQ eingeschaltet?

Ich schalte mittlerweile Dynamic EQ aus, bei Musik auch Dynamic Volume. Dynamic EQ hat bei mir sehr unangenehme Effekte im Mittelton/Mittelhochton.
Dafür habe ich eine im Bass angehobene Zielkurve, da mir ein flacher Frequenzgang nicht gefällt.

Ich habe den dynamischen EQ (im Yamaha YPAO Volume) immer aktiv,
da der Klang dadurch allgemein natürlicher und druckvoller wiedergegeben wird.

Allerdings nutze ich 2 unterschiedliche Presets bzw. EQ-Einstellungen.
Ich weiß nicht, ob du sowas auch mit Denon / Marantzgeräten machen kannst. Falls ja, wäre das eine sinnvolle Option.

Im Filmbetrieb ist der Subwoofer per EQ stark entzerrt, um Dröhnen mit hohem Abhörpegel zu vermeiden.

Für Musik aber ist diese Einstellung nicht optimal, dem Tiefbass fehlt es hörbar an Volumen.

Im Musikbetrieb ist der Subwoofer daher von mir nur leicht entzerrt und deutlich leiser beigemischt,
was dem geringeren Dynamikumfang von Musik entgegen kommt und besser klingt.
Auch sind die Höhen hier etwas präsenter eingestellt.

Ich nutze den Dyn. EQ fast gar nicht mehr, da mein Raum bzw. die Sitzposition im WZ sehr ungünstig ist. Mir dröhnt das einfach zu schnell und ich habe keinen Bock dann wieder am Subwoofer zu regeln. Ansonsten eher auf -15 DB, also eher mit geringer Wirkung. Aber da ist jeder Anwender anders, wie jeder Raum.

Musik höre ich über den Denon ausschließlich nur über den EQ und der Flatkurve. Audyssey deaktiviere ich dafür bzw. höre manchmal Pure und nehme Anpassungen über das ATM vor.

Hallo zusammen,
besten Dank für eure Antworten.

Christian B, deine Erklärung bzgl. Dynamik EQ macht Sinn und passt zu dem von uns gehörtem Eindruck.
Zitat "...grundsätzlich kann DynamicEQ für eine bessere Perfomance, vor allem im Bass sorgen. Es hebt die Lautstärke des Tieftons, aber auch Hochton, in Abhängigkeit der Volume-Regelung an. Bei leiser Lautstärke mehr, bei hoher Lautstärke weniger.
Bei 0DB offset erfolgt dabei der stärkste Eingriff, bei 15DB der geringste."

Ich hatte es nämlich genau anders herum verstanden, nämlich dass ein höhere Offset zu mehr Dynamik führt. Mir hatte man gesagt, dass man z.b. lasche Streaming Filmkost mit hohem Offset etwas pushen kann und bei BluRays/UHDs lässt man mit 0dB Offset die Originaldynamik unangetastet.

Mein Kumpel hat gestern nochmal einiges getestet. Änderung der Kurve von Ref auf Flat und Musik-Streaming Tidal über das verbaute HEOS-Modul und zugehörige App brachten schon mal eine ordentliche Verbesserung gegenüber dem Buesound Node. Dennoch ist da noch Luft nach oben.

Dynamik EQ hatte er bei Musik mal ausgeschaltet, aber das wurde dann wieder dünner.
Ich muss die Tage nochmal zu ihm und gemeinsam testen. Vielleicht finden wir noch eine bessere Einstellung. Wäre schade, wenn der schöne Marantz nur im Filmbetrieb überzeugen kann, denn es wird denen ja immer eine toll Musikalität zugesprochen.

Könnt ihr nicht per Preset unterschiedliche EQ-Einstellungen für Film und Musik speichern? Das muss doch möglich sein.
Bei mir kriege ich die optimale Einstellung mit nur einem einzigen Preset auch nicht zustande, da die Anforderungen für Film und Musik leicht voneinander abweichen.

Man kann bei Denon Reference und Flat konfigurieren - vollständig allerdings nur mit der MultEQ-X PC App.

Audyssey hat als Standard eine lineare Kurve, mit Abfall im Hochton. Ohne DynamicEQ klingt es daher sehr flach - wir Du richtig festgestellt hast. Ohne Dynamic EQ muss daher die Zielkurve angepasst werden (sofern mehr Bass gewünscht ist).

Einen Kompromiss habe ich bisher nicht finden können, entweder DynamicEQ oder angepasste Zielkurve mit abgeschaltetem DynEQ.

Neben der aufpreispflichtigen PC-Version gibt es noch eine Open Source Software names "Ratbuddysey". Hier kann man die Kompensationsfilter Herz-genau eintragen, um den Frequenzverlauf gemäß eigener Zielkurve (oder harman-curve) anzupassen. Allerdings sehr zeitaufwendig für 8 oder 10 Lautsprecher, weil man die vorgenommenen Korrekturen mit REW gegenprüfen muss, da die Korrekturen nicht immer 1 zu 1 umgesetzt werden. Habe mich da mal eingelesen, aber wollte mich als REW Laie nicht 2 Tage bei meinem Kumpel einquartieren, um ihm seinen SR8015 exact einzustellen

Generell hat uns auch nach weiteren Testreihen Musik nicht wirklich mit Audessey-Korrektur gefallen. Selbst, wenn man den Frequenzbereich auf den Bass bis 200Hz begrenzt, veränderte sich das Klangbild und Bühnederart, dass es uns künstlich vorkam.
Als Kompromiss läuft bei Film bzw Mehrkanal nun alles über Audessey mit Dynamic EQ und für Stereo kommt bald ein MiniDSP oder t.racks DSP zwischen Bluesound Node und Marantz und wir bügeln die +20dB Moden im Bass wegen und lassen den Mittel-/Hochton der Nuvero 11 frei laufen.

@IngoK74: Das liest sich alles sehr kompliziert. Schade, dass man nicht einfach direkt in den Frequenzgang eingreifen und alle notwendigen Korrekturen nach Gehör vornehmen kann. Ein Feature meines Receivers, welches ich nicht missen möchte. So hab ich für Film und Musik zwei unterschiedliche Setups, die am Hörplatz optimal klingen.

Die automatischen Einmessungen kriegen das nicht hin. Prinzipiell braucht man für den Musikbetrieb auch nicht so viel am Frequenzgang verstellen wie für den Filmbetrieb, da hier die Raummoden durch den leiseren Bass weniger störend zum Tragen kommen.

@IngoK74
Man kann bei dem Marantz doch 2 LS-Konfig.-Preset speichern.
Beim nochmaligen Einmessen müßte der Marantz dann ein Menü zum Abspeichern der zweiten
Audyssey Messung anbieten.

https://manuals.marantz.com/SR8015/EU/D ... dgoqfu.php


Gruß Scotti