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Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Do 8. Sep 2022, 18:44
von Viktor Novyy
@Modell T

Das Shelter wird im Netz als „warm klingend“ und „allürenlos“ bezeichnet. Hier vermute ich als Laie einen Zusammenhang zum Schliff, der eben nicht die letzten Details herauskratzen kann. Ganz vorsichtig bin ich bei „warm klingend“, weil hier in der Regel Hochton verschluckt wird und das ganze dann als „analog klingend“ verkauft wird. Ein guter (und teurer) Tonabnehmer muss oben herum die gleiche Strahlkraft wie ein gängiger CD-Player bieten. Alles andere ist imho Murks, wird aber oft als „LP-Klang“ verkauft.

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Do 8. Sep 2022, 19:13
von Viktor Novyy
Neben den, leider wie so oft, unnützen, weil kritiklosen deutschen Reviews, habe ich ein englischsprachiges Review mit einem Test mehrerer Shelter gefunden:

https://www.analogplanet.com/content/analog-corner-115


Der Google-Übersetzer schmeißt folgenden lustigen Text raus:



„Mit 550 US-Dollar ist der 301 der billigste Shelter, aber wahrscheinlich der schlechteste Wert. Nicht, dass es anstößig klang oder ernsthafte Mängel aufwies – tatsächlich war seine klangliche Gesamtbalance vorbildlich. Das Problem war, dass es eine relativ geringe Leistung mit einem altmodischen konischen Stift kombinierte. Ein Low-Output-Budget-Tonabnehmer ist so etwas wie ein Low-Efficiency, schwierig zu betreibender Budget-Lautsprecher: Was bringt ein preisgünstiger Lautsprecher, der einen teuren Hochstromverstärker benötigt, um ihn richtig anzutreiben? Im Fall des 301 bedeutet sein 0,3-mV-Ausgang, dass Sie einen Phono-Vorverstärker mit relativ hoher Verstärkung und geringem Rauschen benötigen, um das Beste aus ihm herauszuholen. Unter der Annahme, dass Sie dies tun, haben Sie dann eine Patrone, die von Natur aus ein schlechter Tracer ist. Kein schlechter Tracker, wohlgemerkt – der 301 verfolgte normales Programmmaterial ziemlich gut. Aber was ein runder Stichel nicht kann, ist die scharf gravierten Rillenkanten zu erreichen, die der meißelförmige Schneidestichel erzeugt. Es rollt buchstäblich über sie hinweg.

Runde Nadeln erzeugen auch eine kritische Zeitbereichsverzerrung. Stellen Sie sich einen Hügel (Groove-Modulation) mit einem runden Stift vor, der auf, über und ab fährt. Betrachten Sie die Profilansicht und denken Sie an den Stift an seiner breitesten Stelle nahe der Spitze des Hügels und dann, wenn er denselben Punkt auf der anderen Seite erreicht. Stellen Sie sich nun das gleiche Szenario vor, aber mit einem Stift mit schmalem Profil, auch bekannt als Linienkontakt. Es wird denselben Hügel in deutlich kürzerer Zeit überqueren und die Form des Hügels viel genauer nachzeichnen. Auch wenn der Unterschied nicht groß klingt, ist er es auf jeden Fallgroß in der Mikrowelt, in der solche Mikroaktivitäten stattfinden. Für diejenigen von uns, die alt genug sind, um sich an das erste Mal zu erinnern, als wir einen Tonabnehmer mit einer elliptischen Nadel hörten (für mich ein Shure V-15 Typ II), waren die Verbesserungen in Bezug auf Detail, Auflösung, Fokus und insbesondere das Einschwingverhalten eine Offenbarung. Da elliptische Nadeln heute alltäglich sind, wird es für die meisten Zuhörer jetzt eine Offenbarung sein , eine konische Nadel zu hören – in die entgegengesetzte Richtung.

Der 301 klang klanglich angenehm, harmonisch auf der warmen Seite und einigermaßen dynamisch, aber etwas langsam, weich und rund – ein bisschen wie ein LCD-Fernseher der letzten Generation, für Sie Videophile. Es war Audio-Komfortnahrung – es fehlte an Geschwindigkeit, Detail und Klangfreude. Zischlaute waren relativ gedämpft, Becken krachten und brutzelten nicht, und dem Gesamtbild fehlte Lebendigkeit und Spannung.

Ich übertreibe den Zustand, um das Gesamtbild hervorzuheben. Der 301 verzeihte Lärm, Kratzer und andere hörbare Schönheitsfehler, und sein Klang war definitiv Tonabnehmern ähnlicher Preise vorzuziehen, die zu weit reichen, um die Details zu erzeugen und Ätzung, Kanten und Härte hinzuzufügen.

Während die meisten LP-Fanatiker einen schnelleren und geräumigeren, luftigeren und detaillierteren Mix wünschen, ist der 301 ein würdiges Produkt für gelegentliche LP-Hörer, die immer noch daran interessiert sind, das volle Maß an instrumentalen Harmonien zu erhalten, aber nicht daran interessiert sind, alle verfügbaren Informationen zu extrahieren die Grooves einer LP.“

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Fr 9. Sep 2022, 08:37
von Modell T
Ihr seid Spitze, danke für die Kommentare. Besonders die Übersetzung ist an Ehrlichkeit nicht zu toppen. Was schreiben denn da unsere Gurus die sich professionell nennen? Gestern habe ich die Fa. Wirth noch einmal angeschrieben bzgl. Alternativen, damit man sich schon mal ein Bild machen kann. Zur Not muss ich wirklich morgens hin, abends zurück. Ist halt anstrengend. Eigentlich wollte ich mit meiner Frau 2 - 3 Tage in der Ecke bleiben und das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Aber die Ecke bietet nicht so wirklich das was uns gefällt, außer Nubert, das wäre definitiv einen Ausflug wert. Na, mal sehen.

Einen Phono Vorverstärker brauche ich auch noch, mein Technics kann nur MM. Da dachte ich an einen Vincent Pho-300 oder einen Music Fidelity LX2-LPS. Aber da warten wir mal ab welches System es letztendlich wird.

Am Sonntag geht es erst einmal wieder nach Hause, ich bin langes Fahren gewöhnt und ein Tripp nach Spanien über 2000km mit einer Übernachtung macht mir Spaß. Aber die 650 km vorwiegend auf der A7 nerven einfach nur.

Bis dann, Gruß Frank

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Fr 9. Sep 2022, 11:06
von Bravado
Modell T hat geschrieben: Fr 9. Sep 2022, 08:37 Einen Phono Vorverstärker brauche ich auch noch, mein Technics kann nur MM. Da dachte ich an einen Vincent Pho-300 oder einen Music Fidelity LX2-LPS. Aber da warten wir mal ab welches System es letztendlich wird.
Ohne die Preise für die von Dir genannten Geräte geprüft zu haben sondere ich auch dazu noch schnell meinen Senf ab: bei den Phono-Pres ist es genau wie überall im HiFi-Bereich: es viel überteuertes Zeug auf dem Markt.
Ich habe mich für die Pro-Ject Phono Box S2 entschieden.
Die kann MM und MC und kann darüberhinaus mittels Mäuseklavier auf der Unterseite an diverse Empfindlichkeiten angepasst werden.
Kostete 145 Euronen und spielt zu meiner Zufriedenheit (= neutral).

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Fr 9. Sep 2022, 15:44
von Modell T
Danke für die Info, da hat die Pro-Ject schon einen Vorteil gegenüber Vincent. Die Music Fi hat Brücken mit unterschiedlichen Widerständen. Beide liegen um die 300€. Die Vincent hat ein getrenntes Netzteil und übereinander würden sie optisch prima in die Kette passen. Das Auge hört schließlich mit. Außerdem könnte ich die Vincent und die Music Fi bei Nubert bestellen, ist zwar einen Ticken teurer, aber man hat garantierten Service und kann auch mal Fragen stellen. Das sollte einem ein paar € wert sein.

Gruß Frank

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Sa 10. Sep 2022, 17:33
von Modell T
@Duke Nukem - Sag mal, mit einem High Output MC brauche ich keine Vorstufe mehr und kann an den MM meines Verstärkers? Mach mich schlau.

Gruß Frank

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: Sa 10. Sep 2022, 22:22
von DukeNukem
Modell T hat geschrieben: Sa 10. Sep 2022, 17:33 @Duke Nukem - Sag mal, mit einem High Output MC brauche ich keine Vorstufe mehr und kann an den MM meines Verstärkers? Mach mich schlau.

Gruß Frank
Im Prinzip ja, wobei ich in der Vergangenheit eher schlechte Erfahrungen mit MM Ausgängen an Verstärkern gemacht habe, mal unabhängig vom eingesetzten MM oder MI (High Output) Tonabnehmer.
(zum Beispiel Yamaha und bei Nubert war der MM am AMPx laut Forum teilweise auch sehr leise)

Bei meinem ersten Plattenspieler COMO Audio mit Ortofon OM10 (MM) habe ich dann immer den internen Wandler vom Plattenspieler genutzt und es auch nochmals mit einem separaten Phonovorverstärker versucht. (war dann etwas mehr Pegel)

Am Ende ist mir das Ganze ehrlich alles gesagt komplett auf die Nerven gegangen und ich habe mir den Technics SL-1500C gekauft, welcher tatsächlich eine extreme hochwertige Phono Entzerrung intern hat, diese ist geschirmt und vom Motor Schaltkreis entkoppelt und mit einem separaten Netzteil versehen.

Der Technics ist aus meiner Sicht unfassbar hochwertig gebaut, sehr stabil, gute Dämpferfüße, der Plattenteller ist massiv, der Antrieb fährt sehr schnell hoch und stoppt sehr schnell. Die Rotormagnete vermitteln einen wirklich hochwertigen Eindruck. Sicherlich entspricht die Optik eher der DJ Sparte von Technics, aber dieser Plattenspieler war auch in den 80er Jahren schon optisch so gestaltet.

Normal wird der Technics mit einem Ortofon 2M Red ausgeliefert, ich bin dann aber auf Empfehlung der Händlers direkt auf den MI (High Output) NAGAOKA MP-110 gewechselt und bereue das bis heute nicht.

MC ist mir ein bisschen unsicher gewesen, falls dir die Nadel mal aufschlägt.

Bei MI speziell bei NAGAOKA lässt sich die Nadel im MI noch wechseln ohne das der gesamte Tonabnehmer gewechselt werden muss.

Man möge mich berichtigen ob MC Systeme doch einfach zu wechseln sind?

In jedem Fall kann ich ab ca. 800€ bis 1000€ die Technics Spieler vollkommen empfehlen und sehe da in jeder Preisklasse (bis 14.000€ geht es da ja hoch) jeden Spieler in Verbindung mit NAGAOKA MI Systemen (da gehts ja bis ca. 1000€) als gute Wahl.

Wenn ich nicht auf die MI Systeme in Verbindung mit dem Technics gekommen wäre, wäre meine Wahl auf einen Cambridge Alva TT gefallen. Ebenfalls alles intern im Spieler hochwertig aufgebaut, kurze Signalwege nur eben MC und dort eben die Angst bzgl. der Nadel.

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: So 11. Sep 2022, 12:56
von Viktor Novyy
Wenn es MI sein soll, dann klingt das Nagaoka MP-500 doch nach einer hervorragenden Lösung. Das hat auch einen der Preisklasse angemessenen Schliff und glänzt mit sehr guten Eigenschaften und Bewertungen.

Nur wegen der Angst, dass die Nadel kaputt gehen könnte, würde ich mich allerdings nicht für MI entscheiden. :wink:

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: So 11. Sep 2022, 13:32
von Bravado
DukeNukem hat geschrieben: Sa 10. Sep 2022, 22:22 MC ist mir ein bisschen unsicher gewesen, falls dir die Nadel mal aufschlägt.
(...) und dort eben die Angst bzgl. der Nadel.
Ich habe in über 40 Jahren, bei denen ich nur mal zwischenzeitlich 5 oder 6 Jahre keinen Plattenspieler hatte, noch nie eine Nadel geschrottet und ich bin jetzt nicht übervorsichtig.
Verschiedene Plattenspieler (Dual, Yamaha, Linn und jetzt den Notti) und auch Tonabnehmer unterschiedlicher Hersteller (Shure, Ortofon, Goldring, Audio Technica, Linn).
Und wenn mit "Nadel aufschlagen" gemeint ist, dass einem der Tonabnehmer beim Auflagen aus der Hand rutsch und auf die Platte fällt oder gar etwas über die Platte rutscht - das ist mir mehrfach passiert.
Einmal sogar ohne dass eine Platte auflag und auf dem Plattenteller war eine Filzmatte.

Also klar: alles nicht zur Nachahmung empfohlen, aber die Systeme können auch schon ein bisschen was ab.

Re: Neuer Dreher, ich habe mich verliebt

Verfasst: So 11. Sep 2022, 18:48
von Modell T
Wieder einen Schritt weiter, der Tonarm des 311, der Rega WTB 370 bleibt, sieht nicht so elegant aus wie die AS aber hat die Möglichkeit Anti Skating einzustellen. das können die Tonarme von AS nicht. Dazu stelle ich mir ein Excalibur Black vor.

Was haltet ihr davon?

Gruß Frank