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Verfasst: Di 26. Jul 2005, 13:34
von eyeball
Erazor hat geschrieben:Schön das du die Beats technisch beschreiben kannst. Hab keine Ahnung was ein 3/14-Takt ist [...]
Hast du unwissentlich doch - der von dir genannte Track "Cfern" hat nämlich einen 3/14-Takt. Es gibt sogar echte klassische Musik, die diesen Takt aufweist, doch da bin ich überfragt. Zum Wohle des Dirigenten!
Sorry, wenn ich klugscheissen muss
aber es gibt keinen 3/14-Takt. Es gibt nur 1/1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, etc. Notenwerte, wodurch es lediglich 3/4 oder 14/8 oder solche Takte geben kann. Es gibt zwar auch Triolen oder Quintolen (extrem schwer zu spielen), aber daraus werden keine Takte abgeleitet.
Wenn ich da falsch liege, korrigiert mich
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 13:36
von eyeball
Zum Thema Tiefbass zählt natürlich noch alles von Bill Laswell.
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 13:46
von Huebi
Hört man bei Maximilian Hecker rein. Ist langsamer Indipendent mit schönem tiefschwarzen Bass so unter 40 Hz. Der Refrain springt einen regelrecht an:
Maximilian Hecker - Infinite Love Song
Maximilian Hecker - I Am Falling Now
finde ich sehr gut!
Gruß
Huebi
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 14:29
von Philipp
eyeball hat geschrieben:Sorry, wenn ich klugscheissen muss
aber es gibt keinen 3/14-Takt. Es gibt nur 1/1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, etc. Notenwerte, wodurch es lediglich 3/4 oder 14/8 oder solche Takte geben kann. Es gibt zwar auch Triolen oder Quintolen (extrem schwer zu spielen), aber daraus werden keine Takte abgeleitet.
Wenn ich da falsch liege, korrigiert mich
Es gibt grundsätzlich erstmal JEDE erdenkliche Taktart. Ob und in welchem Kulturkreis die gebräuchlich sind oder nicht, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Es gibt in der modernen Klassik (möglicherweise auch noch anderswo) soweit ich weiß auch Stücke, die tatsächlich Gebrauch von "krummen" Taktarten wie 3/14 machen. Habe zwar schon drüber gelesen, aber noch nie selbst gehört. Sowas kann unter Umständen relativ "normal" klingen (meist lässt sich das ganze dann aber mit ein bisschen gutem Willen mehr oder weniger auf normale Taktarten zurückführen), manchmal aber artet das ganze dann bei besonders ambitionierten Projekten in völlig abgedrehtem Chaos aus, das zwar mordsmäßig schwierig zu spielen ist und in der Partitur äußerst sinnvoll und interessant ausschaut, letztlich aber einfach nur furchtbar klingt. Für solcherlei Musik, die außer einem mathematisch gesehen unter Umständen interessanten Ton- oder Rhytmusfindungskonzept nichts erträgliches zu bieten hab, fehlt mir leider irgendwie der Bezug.
Dabei würde ich mich, was experimentelle Musik angeht, durchaus als äußerst belastbar bezeichnen, aber irgendwo ist bei mir die Grenze...
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 16:31
von elektrip
Tja, hört Euch einfach mal das Stück "cfern" von Autechre an. Ob krumm, mathematisch korrekt, 3/14 Takt, Quintole oder whatever...keine Ahnung. Es klingt einfach nur genial und halt "schwierig gespielt" (die armen Notebooks). Ich denke das Stück hat sehr viel mehr zu bieten als möglichst abgedreht zu klingen. Ich schaffe es nicht, dies auf einen "normalen" Takt zu definieren. Ich kann den Takt nicht mal klatschen. Aber mein Hirni freut sich dran...behaupte auch nicht dass die Musik mich emotional sehr berührt aber seelenlos ist sie auf keinen Fall.
Noch was zum eigentlichen Fred. Sags immer wieder gerne aber der
- Frank Bretschneider
programmiert abartige Bässe. Ist auch hier wieder nicht nur der Technik zuliebe (imho), sondern es grooved wie Sau. Dabei sind sehr viele Hochton- und Tiefbass Infos drauf, die zusammen mit kleinen Soundschnippseln, die zufällig arrangiert und fehlerhaft wirken, einfach nur rocken (aber eben subtiler minimal-music Groove und kein Abgeh-Dance Brüller). Hauptsache Groove und nicht immer nur geradeaus-Kick...
Grüess
elektrip
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 16:35
von elektrip
Bill Laswell's atmosphärische Dub Geschichten sind natürlich auch deep, kann ich bestätigen.
Ist aber auch eine Eigenart von Dub, da die Musik von der Bassline getragen wird. Laswell steigt
wohl noch etwas tiefer in den Frequenzkeller als der "standard dub" der vom Reggae/Ragga inspiriert ist.
Sind ja auch elektronisch und nicht durch verzerrte/verhallte Bassgitarren erzeugt (die mögen wohl nicht sooo tief).
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 18:42
von Raico
Jau, Takte gibt es in allen erdenklichen krummen Werten.
Z.B. soll STING dafür bekannt sein, sich gerne mal Stücke in seltenen Takten auszudenken, was die Musiker, die er sich für seine Produktionen holt, durchaus fürchten. Die müssen dann schon mal üben.
Der bekannteste 5/4-Takt dürfte sicherlich Dave Brubek, Take Five, sein (nomen est omen!)
In der Klassik gab es so etwas auch immer wieder. Allerdings haben manche Komponisten es anders aufgeschrieben, um es nicht allzu schockierend wirken zu lassen. So gibt es meines Wissens ein Stück von Beethoven, das immer abwechselnd im 2/4 und 3/4 - Takt notiert ist, was in der Summe dann einen 5/4-Takt ergibt.
Bass-starke Musik in der Klassik ist am ehesten bei Orgelstücken zu finden.
Es gibt eine berüchtigte CD mit der 5. Orgelsinfonie von Widor (Deutsche Grammophon, 413438-2), gespielt auf der Orgel von Westminster Abbey.
OL-DIE kennt diese CD auch. Er hat sie wohl auch schon mal G.Nubert vorgeführt. Vor allem in Track 4 ist der Bass unglaublich stark und tief. Wenn er kommt, kommt er gewaltig - fast schon zu stark.
Verfasst: Di 26. Jul 2005, 23:53
von eyeball
elektrip hat geschrieben:Tja, hört Euch einfach mal das Stück "cfern" von Autechre an. Ob krumm, mathematisch korrekt, 3/14 Takt, Quintole oder whatever...keine Ahnung. Es klingt einfach nur genial und halt "schwierig gespielt" (die armen Notebooks)
Hab gerade mal in den Ausschnitt bei Amazon reingehört. Klingt nach einem simplen 4/4
. Oder ändert sich das Stück noch? Aber danke für den Tip. Die haben ja schon eine Menge Alben veröffentlicht. Irgendwie klingt mir das aber zu geräuschhaft und "unmusikalisch". Etwas zu abgedreht finde ich auch Mouse on Mars.
Verfasst: Mi 27. Jul 2005, 00:04
von eyeball
Raico hat geschrieben:Jau, Takte gibt es in allen erdenklichen krummen Werten.
Z.B. soll STING dafür bekannt sein, sich gerne mal Stücke in seltenen Takten auszudenken, was die Musiker, die er sich für seine Produktionen holt, durchaus fürchten. Die müssen dann schon mal üben.
Das glaube ich nicht. Es sind ja mit die besten Studiomusiker der Welt, z.B. Vinnie Colaiuta am Schlagzeug. Der spielt auf Drum-Workshops schon mal 15/8 und so. Sting hat wohl eine Vorliebe für 7/4- und 5/4-Takte. Am gefürchtetsten von allen war wahrscheinlich Frank Zappa. Bei dem mussten die Musiker beim "Vorstellungsgespräch" die schwierigsten Sachen vom Blatt spielen.
Raico hat geschrieben:Der bekannteste 5/4-Takt dürfte sicherlich Dave Brubek, Take Five, sein (nomen est omen!)
Der bekannteste 7/4 dürfte Solisbury Hill von Peter Gabriel sein. Die wenigsten Leute merken das aber und tanzen auch ganz normal dazu
Entsetzt war ich von der Coverversion, die Erasure davon gemacht hat. In einem Interview sagten sie, der Takt wäre unglaublich krumm und deshalb hätten sie daraus einen 4/4 gemacht
Das Ergebnis kling völlig beknackt.
Verfasst: Mi 27. Jul 2005, 08:02
von BlueDanube
eyeball hat geschrieben:Sorry, wenn ich klugscheissen muss
aber es gibt keinen 3/14-Takt. Es gibt nur 1/1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, etc. Notenwerte, wodurch es lediglich 3/4 oder 14/8 oder solche Takte geben kann.
Da bin ich ganz Deiner Meinung!
Die zweite Zahl im Takt gibt nur die Länge der einzelnen Noten im Verhältnis zur Taktlänge an. Es hätte keinen Sinn 1/14 zu erfinden - es wäre kein Unterschied zu 1/16 mit größerer Taktdauer.
Der Takt wird eigentlich nur durch die erste Zahl charkterisiert:
Mit einer 2, 4, 8, usw. klingt der Takt gerade oder normal.
Mit einer 3, 6, 12, usw. klingt es wie ein Walzer.
Mit einer 7 oder 11 fehlt am Ende des Taktes eine Note (berühmtestes Beispiel: Pink Floyd - Money).
Mit einer 5 oder 9 ist am Ende des Taktes eine Note zuviel.
3/14 würde demnach genauso wie ein extrem schneller Walzer klingen wie 3/16....
eyeball hat geschrieben:Am gefürchtetsten von allen war wahrscheinlich Frank Zappa. Bei dem mussten die Musiker beim "Vorstellungsgespräch" die schwierigsten Sachen vom Blatt spielen.
Davon hat einmal Peter Wolf in einem Interview berichtet: "...ein Blatt voll mit Ameisenscheiße..."