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Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 19:54
von globe
Ist ja mal wieder ein richtig interressantes Thema hier.
Also,
da ich ja wie schon häufiger hier geschrieben im Sozialen Bereich ausgebildet werde (z.Z. bei psychisch kranken Menschen), habe ich natürlich auch Erfahrungen mit ADS.
ADS gibt es nicht erst seit es das Gegenmittel gibt. Es gab auch schon früher ADS aber nicht so häufig.
Uns hat man beigebracht, dass ADS von zu viel Fernsehen herrührt (klar ist nur ein Grund).
Weitere Gründe vermutet man in der Ernährung: Zuviel Süßes, Fertignahrung (Glutamat), Cola (Koffein), zu wenig Auslastung des Gehirns (durch einseitige Freizeit bilden sich keine Verbindungen der Synapsen), zu wenig Sport.
Es ist heute einfach so, dass die Eltern die Kinder vor der Glotze absetzen und die sich dann 4-5 h mit Fernsehen beschäftigen. In dieser Zeit essen sie 2 Fertigsuppen, Chips und trinken ne Cola. Nur vor dem Fernseher können die Kids, die sich naturgemäß viel bewegen, keine Spannungen abbauen...
Keine Familie geht mehr Sonntags mit den Kindern spazieren. Oft gibt es auch keine vernünftigen Gespräche in der Familie. Keinen Bruder mehr zum spielen. Dann ist halt der Computer od. der Fernseher der einzige Freund.
Und genau diese Freunde schränken das Kind in seiner natürlichen Entwicklung ein.
Irgendwie kann ichs schriftlich nicht so gut erklären. Auf jeden Fall kennt man von Kindern welche in Vereinen sind und ein relativ normales Elternhaus haben keine Fälle von ADS.
PS: Dachte, Ritalin wäre in Deutschland noch verboten. Wenn nicht: Finger weg!
Lieber Kind schnappen und ab zum Psychologen oder schauen, ob es mit mehr Zeit für das Kind und weniger Fernsehen besser wird.
Re: AD(D/H)S - Erfahrungen mit dem AufmerksamkeitsDefizitSyn
Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 20:10
von elchhome
ta hat geschrieben:Fest steht:
-Es gibt erfundene Krankheiten
-ADHS gibts irgendwie erst, seitdem das Gegenmittel auf dem Markt ist...
-Früher gab es auch ab und zu lebhafte Kinder
-Heute soll es sehr viele geben
-...aber die durchschnittliche Kondition und der körperliche Zustand der Jugend läßt immer mehr nach, Übergewicht und Diabetes sind auf dem Vormarsch
...was eigentlich nicht zum ADHS paßt!
... na ja, also ADS hat mit lebhaften Kindern nichts zu tun!
Ich denke mal, die meisten hier haben keine Vorstellung davon, wie ADS-Kinder sich verhalten, bzw. haben noch keinen richtigen ADS-Fall gesehen.
Zu dem Rest kann ich nur zustimmen. Ich habe zwei Kinder, die mir viel Freude bereiten, und ich versuche auch die größten Fehler zu vermeiden ...
Gruß, Andreas
Verfasst: Di 23. Nov 2004, 07:44
von PhyshBourne
Ich denke auch, AD(D/H)S hat es schon immer gegeben, doch durch den Rythmus der Gesellschaft, in den die meisten eingebunden waren, ist das nicht so hervorgetreten.
Manchmal denk' ich, der Ausruf "Künstler!", "ZappelPhilipp!" und "Träumerle!" sind auch so Ausdrücke für jemanden mit AD(D/H)S...
Die Beobachtung mit der mangelnden Auslastung bei Kindern kann ich bestätigen (das hat freilich vielleicht aber auch 'was mit den Lebensentwürfen der Eltern zu tun...!) - so habe ich beispielsweise einen Jungen mit eindeutigem AD(D/H)S in einer Klasse, der sehr viel Sport macht, was ihm hilft, sich einigermaßen auszuzappeln.
Von AD(D/H)S wird m.W. übrigens nur gesprochen, wenn die komplette (!) Symptomatik vorliegt.
Und es ist eine genetisch-biologische Störung - da fehlen irgendwelche Botenstoffe, so daß der Betroffene nicht in der Lage ist, alle Reize von außen zu filtern oder zu ordnen.
Das ist ja der Grund, warum Ritalin bei den Betroffenen zuruhigem Verhalten führt, während es Nichtbetroffenen einem Aufputschmittel gleicht.
Man kann es nicht wegerziehen, und oftmals haben Kinder mit AD(D/H)S Eltern mit dem gleichen Problem.
Verhaltenstraining bei vorliegendem AD(D/H)S kann helfen, mit AD(D/H)S zu leben, ist aber für die ELtern unendlich anstrengend.
AD(D/H)S gibt es im Übrigen gleichermaßen bei Kindern wie Erwachsenen, das wächst sich nicht aus.
Verfasst: Di 23. Nov 2004, 08:33
von mcBrandy
Hi Andreas
Hab jetzt erst deine Antwort auf meinen Post gelesen.
Ich habe ja nicht behauptet, das es eine Lernschwäche ist. Ich wollte nur damit sagen, das es eben das Gegenteil auch sein kann, das ein Kind ein Genie ist. Es gibt ja welche, die z. B. mit Mathe nichts am Hut haben, aber dafür sind sie in erlernen von Sprache einsame Spitze.
phish hat geschrieben:Die Beobachtung mit der mangelnden Auslastung bei Kindern kann ich bestätigen (das hat freilich vielleicht aber auch 'was mit den Lebensentwürfen der Eltern zu tun...!) - so habe ich beispielsweise einen Jungen mit eindeutigem AD(D/H)S in einer Klasse, der sehr viel Sport macht, was ihm hilft, sich einigermaßen auszuzappeln.
Ich denke, hier müssen einfach die Kinder beschäftigt werden um ihre überschüssige Energie loszuwerden. Das klappt natürlich nur zum Teil. Besonders schwierig wird es in der Schule, weil sie hier ruhig sitzen sollten.
Sport ist zwar ne gute Alternative, aber nicht das Allerheilmittel.
Gruss
Christian
Verfasst: Di 23. Nov 2004, 09:14
von elchhome
Hi Christian,
ich wollte eigentlich nur hervorheben, daß ADS, wie Phish schon geschrieben hat, sehr wohl eine Krankheit ist.
Egal was die Eltern sich für ein Leben vorgenommen hatten, mit einem ADS-Kind können sie das alles vergessen.
Es ist auch nicht so, daß die Krankheit plötzlich mit dem Alter von 6 Jahren (nach übermäßigen Fernsehkonsum) einsetzt, sondern diese Kinder sind schon seit Geburt so.
... und noch eine Bemerkung nebenbei: Einige Eltern kümmern sich wirklich vorbildlich und liebevoll um ihr Kind und sind trotzdem völlig überfordert, weil: (bitte verzeiht mir den Ausdruck) diese Kinder sind manchmal unerträglich.
Gruß, Andreas
Verfasst: Di 23. Nov 2004, 09:56
von mcBrandy
Hi
War mir schon klar, was du sagen wolltest Andreas. Wollte es nur mal sicher stellen, das wir beide das gleiche meinen.
Klar können solche Kinder nerven, besonders, wenn man seine eigene Ruhe auch mal braucht, z. B. wenn man selber krank ist. Außerdem finde ich solche Eltern bemerkenswert, die sich dann so aufopfernd um ihre Kindern kümmern. Einige machen sowas nicht. Kommt dann auch auf die Einstellung der Eltern drauf an.
Gruss
Christian
:o(
Verfasst: Di 23. Nov 2004, 15:26
von Gast
Hallo,
ich möchte ein paar erschreckenden Vorurteilen hier aufs stärkste wiedersprechen.
Die Krankheit hat sicher nichts mit vernachlässigten, fernsehschauenden, fastfoodessenden, Kindern zu zun. Sorry, aber Schwachsinn!! (persönlich bekannter Fall: Mutter und Sohn, kein Fernseher vorhanden, seltenst Fastfood, Kinder immer in der Natur am spielen)
Die Krankheit ansich wird heute einfach öfter (vielleicht zu oft?) diagnostiziert, geben tut es diese schon immer.
Kinder die tatsächlich diese Krankheit haben müssen oft medikamentös behandelt werden, da sie sonst keine Chance in der Schule haben. Sonderschule oder Medikament? - Eine schwere Frage als Elternteil!
Bei Erwachsenen äussert sich die Krankheit, soweit ich das nachvollziehen kann in vielen angefangenen Aktionen die nicht zu Ende gebracht werden und kann zu einem gewissen Teil durch erlernte "Aktionsmuster" ausgeglichen werden.
Es ist wohl tatsächlich so, daß die Krankheit oft bei einem Elternteil und einem Kind vorkommt. Dies ist eine hochgradige Belastung für solche Familien.
Gruß
Markus
EDIT: PS -Gelöscht-