Hallo,
na ja, - normalerweise möchte ich mich ja nicht so sehr zu Produkten anderer Hersteller äußern.
Aber diese Diskussion ist schon etwas "krass".
Das erinnert irgendwie fast an einen "religiösen Glaubenskrieg".
Der eine wundert sich über die "hohe Meinung" zu Nubert-Woofern, - der andere lobt ein anderes Fabrikat über die Maßen.
Es ist ein bisschen so, wie bei einer Leserbefragung in "Auto Motor und Sport", ob denn ein Ferrari oder ein Lamborghini das bessere Auto sei.
Viele haben eine Meinung dazu, ohne auch nur einen der beiden Traumwagen jemals gesehen zu haben.
Man kann 500 PS mit einem 6 Liter-Saugmotor erzielen - oder aber mit einem 2,2 Liter Turbo.
Die Technik des kleinen Turbo-Motors ist nicht immer ein Vorteil.
Wir haben ständig alle möglichen Mitbewerber-Produkte im Labor...
Wenn die Membran eines geschlossenen 25 cm-Woofers 8 cm Hub machen würde, könnte man damit
trotzdem bei weitem nicht den Tiefbass-Pegel erzielen, den ein AW-1000 schafft.
Atze hat geschrieben:Das Chassis ist eine Spezialkonstruktion mit zwei hintereinander geschalteten Antrieben die fast 8cm Hub erlauben. Dies macht die 1,25 Kilowatt starke Digitalendstufe möglich...
Das ist völliger Unsinn. (Vielleicht Verwechslung mit dem Schwingspulen-Durchmesser oder der Länge des Doppel-Schwingspulen-Trägers?)
Wir hatten ja auch den DD-10 im Labor. Der soll laut Datenblatt knapp 4,5 cm Maximal-Hub schaffen.
Velodyne hat geschrieben:We designed this motor to produce over one-inch (1-1/4" to be exact) of linear motion, with a maximum mechanical limit of 1-3/4" peak-to-peak.
Das schafft der AW-1000 ohnehin, - aber mit mehr Membranfläche und Bassreflex-Technik.
Die Membran eines Woofers im geschlossenen Gehäuse muss (je nach Gehäuseausführung und Abstimmung der Vergleichsbox) einen wesentlich höheren Hub machen, um den gleichen Subbass-Pegel zu erzeugen, der bei einem Bassreflex-System möglich ist. (In der Praxis den 2,5- bis fast 4-fachen Hub.)
Ein 25 cm Chassis benötigt den 1,4 fachen Hub für gleichen Schalldruck bei gleicher Frequenz.
Also müsste der angesprochene 25er mindestens etwa den 5-fachen Hub des AW-1000 machen, (mehr als 20 cm) um im Tiefbass-Pegel mit dem AW-1000 gleichzuziehen.
Das ist ja o. k., wenn es gar nicht auf "Ökonomie" ankommt!
Ausschnitt aus Technik Satt: "Messvergleiche und Beschreibung technischer Unterschiede bei Subwoofern":
Geschlossene Boxen für den Tiefbassbereich sind dann die beste Wahl, wenn Größe und Verstärkerleistung überhaupt keine Rolle spielen, oder wenn sehr leise gehört wird. Mit mehr als doppelter Chassisbestückung, größeren Gehäusen und mehr als 4-facher Verstärkerleistung kann man Bassreflexboxen knapp übertreffen.
Die Verwendung eines DSP-
IIR-Equalizers ist gegenüber einer analogen Filterschaltung vielleicht etwas eleganter und ökonomischer, aber mit Sicherheit technisch ein wenig ungünstiger, weil zu den typischen group delays noch zusätzliche Zeitverzögerungen durch die Wandler kommen. (Mindestens knapp 1 ms.)
Zu den "nicht adaptiven" Filter-Techniken haben wir ja schon in Technik Satt geschrieben:
(Die Ergebnisse von Filterung im Bassbereich sind aber eher besser als bei "Raumkorrektur-Versuchen" über den
gesamten Frequenzbereich.)
DSP-SYSTEME UND EQUALIZER ZUR "RAUM-KORREKTUR" EINES KLANGSPEKTRUMS
In letzter Zeit tauchen häufig Produktvorstellungen in Firmenprospekten
und Tests in Fachzeitschriften auf, die den Eindruck
erwecken, es sei sinnvoll, den gesamten Frequenzgang eines
akustisch unangenehmen Raumes einfach an der Hörposition
messtechnisch zu erfassen und daraus ein Korrektur-Signal abzuleiten.
Wenn dann den Boxen zusammen mit der Musik die
umgekehrte Frequenzgang-Veränderung des Raumes angeboten
wird, sollen die Raumeinflüsse kompensiert werden.
Zugegeben, vor vielleicht 20 Jahren dachten auch wir, dass der
Klang einer Beschallungsanlage dann wohl gewinnen würde,
wenn der (durch gleitenden Sinus oder durch Schmalbandrauschen
gewonnene) Frequenzgang am definierten Sitzplatz
eines Hörers durch Equalizer linearisiert werden würde!
Erst die katastrophalen Hörergebnisse dieser Versuche veranlassten
uns, konzentriert über solch eine Vorgehensweise nachzudenken
und uns mit diesem Gebiet intensiv zu beschäftigen:
Der Frequenzgang von impulsartigen Signalen im Raum sieht
bei jeder Art der Impuls-Zusammensetzung völlig anders aus
und hat praktisch gar nichts mit dem Frequenzgang im eingeschwungenen
Zustand zu tun!
In der Praxis muss man einige Teilaspekte unterscheiden:
1. Oberhalb einiger hundert Hertz sind die Resonanzen und
Auslöschungen so ungleichmäßig im Raum verteilt, dass schon
der Abstand zwischen den beiden Ohren eines Hörers ausreicht,
um für jedes Ohr völlig unterschiedliche Bedingungen zu
schaffen. Deshalb sind in diesem Frequenzbereich nur
breitbandige Beeinflussungen des Frequenzganges also als
Klangregler sinnvoll. Die durch Raumreflexionen verursachten
Klangveränderungen im mittleren und höheren Frequenzbereich
durch Umdrehen der eingespeisten Informationen verbessern zu
wollen, funktioniert nicht. Das ist vergleichbar mit dem Versuch,
Echos oder Nachhall von Stimmen durch zusätzlich noch gegenphasig
gesprochene (quasi eingesaugte) Worte verhindern zu
wollen. Erst die völlige Stille des Sprechers oder eine vollständige
akustische Dämpfung der reflektierenden Flächen können das Echo
verhindern.
2. Raumbedingte, schmale Auslöschungen im Bassbereich kann
man nicht sinnvoll auffüllen; man kann höchstens versuchen, die
Umgebung des Frequenzbereichs, in dem sich die schmale
Auslöschung befindet, ganz sanft (und wesentlich breitbandiger)
anzuheben. Bass-Anhebungsversuche mit schmalbandig wirksamen
digitalen Signal-Prozessoren oder parametrischen
Equalizern (mit mehr als etwa 6 dB/Okt. Filtersteilheit) verkehren
sich sogar gravierend ins Gegenteil: Für die Punkte, an denen sich
das Mess-Mikrofon oder die Ohren eines einzelnen Hörers
befinden, können zwar Frequenzgangeinbrüche durch drastisch
erhöhte Verstärkerleis-tung ausgeglichen werden. Das geht aber
nur für einen sehr kleinen Bereich in der Nähe dieses Punktes, und
nur für den eingeschwungenen Zustand (also für langsam ein- und
ausschwingende Instrumente, wie z. B. große Orgelpfeifen).
Um einen im Alltag normalen Einbruch von beispielsweise 10 dB
aufzufüllen, benötigt man eine Verzehnfachung der Verstärkerleistung.
Dabei entsteht absolut sicher an fast allen anderen
Stellen des Raumes eine sehr unangenehme, dröhnende Überhöhung.
In der Praxis werden also durch Ausbügeln der (nicht so
störenden) Frequenzgangeinbrüche im Raum extrem störende
Überhöhungen gemacht!
DSP-Versuche mit mehreren gemittelten Raumfrequenzgängen
(von verschiedenen Stellen des Raumes als Korrekturgrundlage),
können manchmal auf den ersten Blick ganz angenehme Resultate
liefern sie wirken (wenigstens) normalerweise nicht so krass wie
der Kompensationsversuch für einen Raumpunkt.
3. Im Tiefbassbereich (20 bis 80 Hz) können die Schalldruck-
Überhöhungen, die durch die Raum-Moden bzw. stehende
Wellen verursacht werden, über eine Fläche von vielleicht einem
oder zwei Quadratmetern relativ gleichmäßig ausgebildet sein.
Mit parametrischen Equalizern, notch-Filtern (oder DSP-Systemen
mit diesen Funktionen) kann man versuchen, einen Teil
dieser Dröhnspitzen zu mildern. Dabei beeinflusst man aber
impulsartige Klänge negativ.
Der Schlag einer Basstrommel ist schon zum größten Teil wieder
vorbei, bevor der Raum überhaupt in die Nähe kommt, eine
Resonanz durch stehende Wellen zu entwickeln! Wie sollte es
dann möglich sein, ein eingeschwungenes Signal als Basis für die
Korrektur im Bassbereich zu verwenden zumal jeder Punkt im
Raum sein Eigenleben hat?
Bei zu dünn oder zu massiv klingenden Räumen sorgt eine sanfte,
recht breitbandige Bass-Anhebung oder Absenkung für Abhilfe.
Die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens (im Vergleich zu überhaupt
keiner Korrektur) sind ebenfalls nicht leicht zu bewerten.
Uns erscheint auch hier eine sanfte Raumkorrektur bei kleineren
Boxen (mit nur einem Basslautsprecher) insgesamt als erwägenswert.
Bei großen Lautsprechern überwiegen hingegen auch
durch den deutlichen Verlust an Präzision bei impulsreichen
Klängen die Nachteile deutlich.
4. Seit einiger Zeit gibt es Bemühungen, auch im Zeitbereich den
Aufbau und das Abklingen einzelner stehender Wellen im Tiefbass
zu analysieren. Dann kann man in sehr aufwändigen DSP-Systemen
eine Reihe von Sperrfiltern (notch filter) programmieren,
deren Wirkung zeitlich mit Verzögerung einsetzt
parallel zum Aufbau- und Abkling-Prozess der stehenden Wellen.
Damit kann der Nachteil weitgehend vermieden werden, die
erste Wellenfront negativ zu beeinflussen. Trotzdem fielen Hörversuche
ohne diese Filter, dafür aber mit optimaler akustischer
Behandlung des Raumes, noch besser aus.
Gruß, G. Nubert