Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

Diese Aussage halte ich für sehr gewagt. Zwischen Ingenieure und Straßenbauarbeiter gibt es ein riesiges Feld an Berufsbildern. Brauche ich für einen anständigen Handwerksberuf oder auch in der Industrie tatsächlich Abitur? Muss man nicht einiges an Lehrstoff auf den Prüfstand stellen? Die letzten 20 Jahre wurde bei uns im Maschinenbau in allen Bereichen nur noch mittlere Reife oder Abitur eingestellt. Nach der Ausbildung wurden nur Verträge für ein Jahr angeboten. Ergebnis ist, jetzt fehlen Fachkräfte. Die ausgebildeten Fachkräfte sitzen alle im Studium oder auf weiter führenden Schulen.

Ich denke, man sollte den Lehrstoff nicht darauf ausrichten theoretische Crags zu züchten und der Rest fällt durchs Netz, sondern auch die Praxis im Auge haben da wird es eng in Zukunft. Ich kenne durch meine langjährige Tätigkeit in einem großen Maschinenbaubetrieb viele Akademiker. Nahezu alles gute Leute auf ihrem Gebiet. Aber die Wenigsten können ein Bad fliesen, eine Tür einbauen, Tapeten kleben etc. Ihr wisst worauf ich hinaus will, genau diese Dinge können aber viele Facharbeiter besser noch Gesellen im Handwerk. Obwohl sie das nicht gelernt haben, aber die Fähigkeiten sind vorhanden. Kommt das heutzutage nicht zu kurz?

@daXXes

Sehr guter Einwand. Und ich bin absolut bei dir: das Niveau der beiden anderen schulischen Wege sollte auf gar keinen Fall mehr abgesenkt werden. Das würde die Lage nur noch weiter verschärfen. Übrigens auch für die besseren Schüler. Schon heute beklagen Handwerksbetriebe, dass Hauptschüler massive Defizite in einfachen Rechenaufgaben, die aber für viele handwerkliche Berufe nötig sind, man denke nur an den Zimmermann (Flächenberechnung) aufzeigen, viele können nicht mal halbwegs ihre Bewerbung richtig schreiben. Viele Betriebe bezahlen aus eigenem Geld Nachhilfe für ihre Azubis, um das Niveau, was heute quasi jeder Beruf benötigt, halbwegs zu erlangen.

Zu dem Punkt, wie ich mir das grundsätzlich vorstellen würde, komme ich gern später.

Modell T hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 14:36 Die letzten 20 Jahre wurde bei uns im Maschinenbau in allen Bereichen nur noch mittlere Reife oder Abitur eingestellt. Nach der Ausbildung wurden nur Verträge für ein Jahr angeboten. Ergebnis ist, jetzt fehlen Fachkräfte.

Wundert man sich da wirklich, wenn jetzt Fachkräfte fehlen, man diese früher aber nicht übernehmen wollte? Das ist ja fast so als würde sich ein Fußballtrainer wundern, dass der Gegner gewinnt, weil er selbst keinen Torwart ins Tor gestellt hat. Das hat ja wenig mit der Schulbildung zu tun, sondern ist ein klassisches Eigentor dieses Unternehmens.

Modell T hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 14:36 Die ausgebildeten Fachkräfte sitzen alle im Studium oder auf weiter führenden Schulen.

Logisch, wo sollen die auch sonst hin, wenn sie zuvor gar nicht übernommen wurden oder nur unattraktive befristete Verträge bekamen? Inzwischen wird überall Personal gesucht, angefangen von Verkäufern in Läden bis zum Software-Entwickler. Da können sich die Jüngeren inzwischen die Rosinen rauspicken.

Modell T hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 14:36 Ich denke, man sollte den Lehrstoff nicht darauf ausrichten theoretische Crags zu züchten und der Rest fällt durchs Netz, sondern auch die Praxis im Auge haben, da wird es eng in Zukunft. Ich kenne durch meine langjährige Tätigkeit in einem großen Maschinenbaubetrieb viele Akademiker. Nahezu alles gute Leute auf ihrem Gebiet. Aber die Wenigsten können ein Bad fliesen, eine Tür einbauen, Tapeten kleben etc. Ihr wisst worauf ich hinaus will, genau diese Dinge können aber viele Facharbeiter besser noch Gesellen im Handwerk. Obwohl sie das nicht gelernt haben, aber die Fähigkeiten sind vorhanden. Kommt das heutzutage nicht zu kurz?

Wer sagt denn, dass ein IT-ler nicht tapezieren oder ein Mechatroniker nicht auch gut eine Fremdsprache kann? Das hängt doch viel mehr von persönlichen Interessen ab als von der Schulbildung ... auch jemand mit Hauptschulabschluss kann durchaus eine gute Allgemeinbildung haben und sich mit Lyrik oder Geschichte auskennen. Genauso wie es Abiturienten gibt, die trotz Abi keine Ahnung haben, was ein "Plusquamperfekt" in Deutsch ist.

@Modell T

Ich gebe dir Recht. Meine Frau hat sich, bevor sie studiert hat, als Schreiner beworben. Damals war der Markt mit jungen Menschen noch voll, es wurde tatsächlich in einem großen Betrieb hier um die Ecke Abitur verlangt. Aber davon wird sich der Arbeitsmarkt wieder verabschieden. Die Polizei in Hessen hat das übrigens schon getan, wer heute Polizist werden möchte, muss nicht mehr zwingend Abitur haben. Es wird aber in solchen Fällen, wo es nicht vorliegt, mehr auf die körperlichen Vorteile Wert gelegt. Die sportlichen Ergebnisse spielen dann eine größere Rolle. Wahrscheinlich wird aber der gehobene Laufweg versperrt bzw. erschwert.

Meiner Meinung nach ein sehr guter Ansatz. Ein Polizist muss körperlich fit sein, im Geiste natürlich auch und eine gefestigte Persönlichkeit aufzeigen. Er muss mir nicht Goethe zitieren können. Ein Streifenpolizist braucht vor allem eine Qualität: Erfahrung.

Kleine Korrektur, es gibt zwei Seiten. Die Azubis mit top Noten im Abi gehen sowieso und die Mittleren die gerne bleiben würden bekommen erst einmal nur ein Jahr angeboten und schauen sich meist in diesem Jahr schon anderweitig um. Die ganz schwachen verlängert man dann automatisch nicht nach einem Jahr. So wird in der Produktion Fachkräftemangel mit Befristeten ausgeglichen. Ist ja auch günstiger denkt man. Qualität und Termintreue leiden erst einmal. Es stehen ja nicht umsonst regulär ausgebildete Kollegen an dem jeweiligen Arbeitsplatz.

daXXes hat geschrieben: Man liest ja oft, dass die Mittlere-Reife-Prüfung in Bayern und Baden-Württemberg schon so anspruchsvoll sein soll wie das Abitur in Bremen und Hamburg.

Das gleiche gilt für Kabel, Verstärker, Klangschalen, Adapter, Racks, usw. Also uffbasse!

Hörensagen ist Scheisse. Selber ein Urteil fällen können ist Spitze.
Ich kann es. Wenn ein anderer das Hörensagen bemüht, weiß ich, was was ich davon zu halten habe.

gruss gangster

Hier noch etwas um richtig Dampf abzulassen!

Mercedes-Benz verdient so gut wie nie. Gewinn, Dividende, Prämie für die Mitarbeitenden – alles ist auf Rekordniveau. Das Werk in Bremen allerdings meldet Kurzarbeit an, weil Teile fehlen. Und Mercedes lässt sich die Löhne teilweise vom Staat bezahlen.

Sind zwar erst einmal nur 700 von 12500 Mitarbeiter, aber dennoch eine bodenlose Unverschämtheit und die Betriebsräte machen auch noch mit. Ach ja, die Mitarbeiter haben ja gerade erst eine extra Prämie in Höhe von 7800€ bekommen.

Ich fahre derzeit meinen zweiten und letzten Benz, so viel steht fest!

Modell T hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 15:26 Mercedes-Benz verdient so gut wie nie. Gewinn, Dividende, Prämie für die Mitarbeitenden – alles ist auf Rekordniveau. Das Werk in Bremen allerdings meldet Kurzarbeit an, weil Teile fehlen. Und Mercedes lässt sich die Löhne teilweise vom Staat bezahlen.

Das mag rechtlich zulässig sein, ist aber IMHO ein Skandal.

aaof hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 13:28 Wir entlassen jedes Jahr Zehntausende an Jugendlichen ohne Schulabschluss in diesem Land. Wir leisten uns diesen Luxus, mehr fällt mir dazu ja nicht mehr ein.

Ja, das ist ein Unding. Ich stimme Dir zu: das ist das mit Abstand dringendste Problem im Schulwesen. Die Reduzierung der Schulabbrecherquote. Auf lange Sicht gesehen ist da fast jedes Mittel (im Sinne von Geld, das man investiert) recht, denn der Schulabbrecher kommt uns immer teurer.

Bravado hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 16:02

aaof hat geschrieben: Fr 24. Feb 2023, 13:28 Wir entlassen jedes Jahr Zehntausende an Jugendlichen ohne Schulabschluss in diesem Land. Wir leisten uns diesen Luxus, mehr fällt mir dazu ja nicht mehr ein.

Ja, das ist ein Unding. Ich stimme Dir zu: das ist das mit Abstand dringendste Problem im Schulwesen. Die Reduzierung der Schulabbrecherquote. Auf lange Sicht gesehen ist da fast jedes Mittel (im Sinne von Geld, das man investiert) recht, denn der Schulabbrecher kommt uns immer teurer.

Der erste Schritt dazu wäre eine Kindergartenpflicht, mindestens für das letzte Jahr. Schlicht aus dem Grund, damit man Defizite (u.a. sprachlicher Natur) erkennen und beheben kann. Dafür braucht man aber mehr Kita-Erzieher, die man aufwerten und vor allem endlich anständig bezahlen muss. Zweiter Schritt: Kleinere Grundschulklassen mit besserer individueller Förderung. Dritter Schritt: Längeres gemeinsames Lernen (siehe oben).