So, nachdem
hier im Forum bereits nachgefragt wurde, möchte ich nun einen kurzen Bericht über meinen Vergleich der nuVero 140 mit der Quadral Aurum Orkan 9 loswerden. Ich gehe dabei nicht zu sehr ins Detail, der umfassende Bericht wurde bereits erstellt, sollte demnächst dann beim Nachbarform und/oder bei Quadral selbst veröffentlicht werden.
Im HiFi-Forum habe ich mich für einen Produkttest beworben, da ich ja sowieso gerade im "Probehörmarathon" war und so meine eigene Testsystematik entwickelt habe. Letzten Freitag kamen dann die Lautsprecher, die zwar immer noch schwer aber doch wohltuend kleiner (und auch leichter) als die nuVeros waren. Aufgestellt neben den nuVeros sahen diese dann auch recht schnuckelig aus:
Das Finish ist schon beeindruckend: sehr solide gearbeitet, schöne Lackoberfläche (weiß oder schwarz), das Terminal lässt sich mit Kabeln zum Klemmen oder auch mit Bananas bestücken. Bi-Wiring oder -Amping ist nicht vorgesehen. Auch gibt's keine Regler zur Beeinflussung der Klangcharakteristik. Die Lautsprecher selbst stehen standardmäßig auf dünnen Gummifüßen, es sind aber Gewinde zur Verwendung von Spikes vorhanden. Die Boxen selbst sind etwas schräg nach hinten geneigt, wohl aus Gründen des Laufzeitverhaltens der verschiedenen Frequenzbereiche.
Die Orkan haben einen Übertragungsbereich von 29..65000 Hz, letzteres erheblich über meiner Hörschwelle.
Die Trennfrequenzen der beiden Bassmembranen zum Mitteltöner liegt bei 260 Hz, die von Mittel- zu Hochtonbereich liegt bei 3.7 kHz. Letzterer wird durch einen Bändchenhochtöner abgedeckt, der von Quadral selbst gefertigt wird und auf den Namen quSense hört. Mit Bändchen habe ich ja schon meine Erfahrung gemacht, damals bei meinem Test der Dali Epicon 6. Die Dali zeigte ein extrem detailreiches Klangbild im Hochtonbereich, allerdings in Kombination mit einer Kalotte.
Ich habe beide Lautsprecher parallel am nuPower A angeschlossen, die nuVeros als Paar A, die Orkan als Paar B. Letztere liegt im Wirkungsgrad 2 dB höher, ist also geringfügig aber doch hörbar lauter.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail in Bezug auf meine Höreindrücke bei verschiedenen Musikrichtungen und Besetzungen gehen (das lässt sich dann später im "richtigen Bericht" nachlesen), aber man kann sagen, dass die Quadral ebenfalls sehr neutral wiedergeben. Allerdings fällt beim direkten Umschalten doch ein hörbarer Klangunterschied auf: die nuVeros sind im Ober- und Hochtonbereich um einiges offener, luftiger, heller (ohne jedoch nervig zu sein). Wenn man nur einen der beiden Lautsprecher hört, dann gewöhnt man sich sehr schnell an das jeweilige Klangbild, empfindet es als realistisch und neutral. Ein Umschalten auf den jeweils anderen Lautsprecher fördert dann aber doch die Unterschiede zutage.
Welches der beiden Klangbilder ist nun richtig, habe ich mich gefragt. Dazu habe ich versucht, über den (natürlich ebenfalls nicht 100 % neutralen) Kopfhörervergleich (Sennheiser HD600) zu sehen, welcher Lautsprecher nun näher an dieser Referenz liegt. Der Kopfhörer liegt klanglich (in Sachen Tonalität) zwischen beiden Lautsprechern, nicht ganz so hell wie die nuVeros, aber auch definitiv obertonreicher als die Orkan. Rein subjektiv würde ich sagen, dass der Kopfhörer näher an der nuVero liegt.
Im Mittelton- und Bassbereich tun sich die beiden Kandidaten nicht viel (in Sachen Bassstärke und Impulstreue). Das hat mich definitiv gewundert, ich hätte angesichts der doch deutlich geringeren Größe der Orkan erwartet, dass diese auch im Bassbereich schwächer aufgestellt ist (so war es damals zumindest bei der Dali Epicon 6, die ebenfalls bei einer Höhe von 1 m lag), dies ist aber nicht der Fall. Es sind Nuancen, die im Bassbereich zwischen beiden Boxen liegen.
Die Ansteuerung erfolgte übrigens komplett identisch, d. h. beide Kandidaten haben mit den gleichen Raumresonanzen zu kämpfen. Um meinen Klangeindruck messtechnisch zu untermauern, habe ich einen Frequenzschrieb an der typischen Hörposition angefertigt. Variationen zur Seite und nach vorne/hinten verändern diesen Schrieb etwas, die Tendenz bleibt jedoch gleich. Hier zunächst die Kurve der nuVero:
Man sieht ganz gut meine Raumresonanz, bei etwas über 30 Hz, diese ist schon per nuControl reduziert, vorher war's schlimmer... Ansonsten ist so oberhalb der 100 Hz alles im Rahmen der Wohnraumgenauigkeit recht linear.
Nun die gleiche Messung an gleicher Stelle für die Orkan:
Auch hier die Resonanz bei ca. 33 Hz, ebenso ein schöner Frequenzganz oberhalb der 100 Hz, allerdings mit Ausnahme der Trennfrequenz bei 3.7 kHz. Dort geht's doch noch mal ganz schön runter (ca. -5 dB). Einen solchen Abfall haben wir bei der nuVero (dort liegt die Trennfrequenz bei ca. 2.4 kHz) nicht. Ich gehe einmal ganz kühn davon aus, dass dieser Abfall, der sich doch ziemlich breitbandig von etwas über 2 kHz bis an die 6 kHz heran hinzieht wohl der Grund für die von mir wahrgenommenen zurückhaltenden Höhen sind.
Zur Verdeutlichung: dieser Abfall ist nicht zu vergleichen mit den ca. -10 dB bei der XTZ Delta, die doch die Brillianz von Klaviertönen ziemlich negativ beeinflusst hatte, hier bei der Orkan geht es um ein Klangbild welches weniger hell und offen verglichen mit der nuVero klingt, eher etwas konzertsaalmäßig. Ich persönlich bevorzuge die nuVero-Variante, aber um die Publikumstauglichkeit des Orkan-Klangs zu testen, habe ich noch ein paar Probanden eingeladen. Meine Eltern waren bereits da, beide Liebhaber klassischer Musik, keine HiFi-Enthusiasten, aber regelmäßig Konzertgänger.
Beide hörten den Unterschied (ohne zu wissen, welcher Lautsprecher gerade spielte), konnten aber nicht einfach benennen, welche der beiden Klangvarianten naturgetreuer war. Meine Mutter meinte, für sie sei die nuVero-Variante angenehmer zu hören gewesen, sie empfand es als "schöner", die Orkan-Variante war für sie "zu sezierend", eventuelle Unzulänglichkeiten der Musiker zu sehr aufdeckend (kann ich so von meiner Seite nicht bestätigen, möchte diese Meinung aber trotzdem gerne wiedergeben). Beide erklärten am Ende aber übereinstimmend, dass beide Fabrkate defintiv gut geeignet sind, um eine zufriedenstellende Musikwiedergabe zu erreichen. Auch ich muss sagen, dass mir im direkten Vergleich zwar der im Obertonbereich detailliertere und offenere Klang der nuVero mehr gefällt, wenn es die nuVero aber nicht gäbe, könnte ich, verglichen mit allen anderen Kandidaten, die ich auf meinem Weg bis hierher gehört habe, mich mit der Quadral auch sehr gut anfreunden.
Kommendes Wochenende werden noch meine Schwester mit Mann, beides ebenfalls enthusiastische Musikhörer (inkl. Plattenwaschmaschine
) und Konzertgänger zu Besuch haben. Diese haben meinen Werdegang (auch hier im Forum) mit verfolgt, ihnen werde ich ebenfalls beide Lautsprecher vorspielen und ihnen erst ganz am Ende sagen, welcher Lautsprecher nun zu welchem Klang gehört. Mal sehen, wie deren Meinung zum Thema ist.
Und nochmal, um alle Zweifler hier zu beruhigen: die nuVeros bleiben, das sind die Lautsprecher, auf die ich hörtechnisch lange hingearbeitet habe und die mir in Anbetracht aller Parameter für meine Musik definitiv am besten gefallen.
Viele Grüße,
Markus.