nicolas_graeter hat geschrieben:...Vor 25 bis 30 Jahren waren 185er Reifen noch normal, bei kleineren Fahrzeugen auch 165er. Heute geht's -gefühlt- bei 225er los mit entsprechend Querschnittsverhältnis. Das zusammen mit der modernen Fahrwerksauslegung und den Assistenzsystemen ermöglicht schon deutlich kürzere Bremswege und höhere Kurvengeschwindigkeiten.
Erstaunlich, wie unterschiedlich man solche Entwicklungen wahrnehmen kann. Mein Bruder hatte in den 90ern einen Audi 80, an dem sahen die 180er Reifen brutal breit aus in meinen Augen. Unser erster Twingo hatte 145er Reifen und ich meine, in den 90ern sind die meisten Gölfe und Co. mit irgendwas um die 155-175 herumgefahren. Unser fünf Jahre alter Yaris hat 185er Reifen. Es gab das Modell auch mit 165er Bereifung, aber nicht in Verbindung mit der Klimaanlage. Rollt so schon recht fluffig, könnte man ohne Servo aber sicher nicht mehr gut rangieren. Beim Nachfolger ist man sogar wieder auf 175er zurückgegangen, wohl auch wegen des Spritverbrauchs. Zu behaupten, heute ginge es gefühlt bei 225er Reifen los, kann einem eigentlich nur in den Sinn kommen, wenn man nur die Oberklasse im Sinn hat.
...die kinetische Energie nimmt quadratisch mit der Geschwindigkeit zu, nicht linear. Je schneller die Autos im Schnitt werden, desto schwieriger wird es, mit technischen Maßnahmen "gegenzusteuern". Bei 280 km/h (Beispiel!) helfen auch Reifen, Fahrwerk und Assistenzsysteme nicht mehr. Wenn da ein Fehler passiert, oder ein unerwartetes Hindernis auftaucht ist es halt vorbei....
280, das sind Geschwindigkeiten, mit denen man wirklich nur auf abgesperrten Rennstrecken zu tun haben sollte. Meine Meinung.
aaof hat geschrieben:@CTEs geht um Selbstbestimmung und die Verantwortung eines jeden Einzelnen.
Stimmt, diese Selbstbestimmung und Verantwortung erlebe ich dann auch auf dt. Autobahnen regelmäßig. Wenn ich ganz selbstbestimmt auf einer zweispurigen Autobahn mit 140/150 an Lkws vorbeifahre, dann kommen Idioten angerast, die mir in den Kofferraumdeckel schreiben wollen, dass ihre Selbstbestimmung erst bei 180 beginnt.
Bootes hat geschrieben:...Sicherlich sind die großen Unterschiede der gefahrenen Geschwindigkeiten ein Risiko, aber damit leben wir ja schon immer und haben uns darauf eingestellt...
Das mit dem "schon immer" stimmt eben so nicht. Die Verhältnisse haben sich im Laufe der Zeit gewaltig verschoben. Früher waren Geschwindigkeiten oberhalb 160 der Oberklasse vorbehalten. Heute rennt jeder bessere Kleinwagen 160 und durchschnittliche Familienkutschen 180 oder 200. Selbst die Transporter der Handwerker und Pendler rennen mit Anlauf 180 und reihen sich ein in die wilde Jagd auf der linken Spur. Ich habs doch erlebt mit unseren vergleichsweise kleinen und schwach motorisierten Fahrzeugen: Auf der rechten Spur reiht sich oft Lkw an Lkw, die mit ca. 100 dahinrollen. Wenn man diese Schlange mit Richtgeschwindigkeit überholen will ist das ein m.E. durchaus angemessenes Unterfangen; allerdings tobt auf der Mittelspur die Mittelklasse, die mit Reisegeschwindigkeiten um die 150/160 "selbstbestimmt" dahinrollen mag und ungern auf die dritte Spur ausweicht, weil dort 180+ gefahren wird, gerne auch mit einer Wagenlänge Abstand.
Und mal nebenbei, keine Straße ist sicherer als die Autobahn.
Es passiert trotzdem genug, gerade auch wegen dieser hohen Geschwindigkeiten (und wegen der geringen Abstände). Und wenns dann mal knallt, dann oft gleich erheblich und mit vielen Beteiligten.
Zur "entfachten Diskussion": Ich find das mit dem Auto auf der Mittelspur immer noch mysteriös. Was muss da alles schiefgehen, dass man auf der Mittelspur liegenbleibt? Und noch dazu ohne Warnblinker. Normalerweise hat man doch immer noch etwas Schwung, um die Karre auf den Standstreifen zu bugsieren, schon im eigenen Interesse. Und da es verboten ist rechts zu überholen sollten einen die Fahrer in der rechten Spur eigentlich auch rüberlassen. Und wenn man schon ein liegengebliebenes Auto so spät erkennt, wie ist es dann mit Eisplatten, Reifenfetzen, verlorener Ladung? Ich bleibe dabei: Nicht umsonst wird im Falle eines Unfalls bei hohen Geschwindigkeiten immer auch eine Mitschuld geprüft.