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Verfasst: Mo 24. Apr 2006, 23:08
von Bravado
teite hat geschrieben:Generell halte ich eine Beurteilung von technischer Ausrüstung durch Ohren sehr problematisch, ob mit oder ohne Blindtests.
Das hängt IMHO davon ab, was die Zielsetzung dieser Beurteilung ist.
Wenn es darum geht, zu beurteilen, welche Komponente mir besser gefällt, bilde ich mir mein Urteil ausschließlich nach dem was ich höre.
Und soweit es mich angeht ist die Frage welche Komponente mir besser gefällt die einzige, die mich überhaupt dazu bewegt, Hifi-Komponenten zu vergleichen.
Für wissenschaftliche Untersuchungen besonders der Psychoakustik sind Massenblindtests aber unerlässlich.
Das entscheidende Wort ist hier "wissenschaftliche".

eben alles eine Frage der Zielsetzung.

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 07:40
von g.vogt
Hallo Bravado,
Bravado hat geschrieben:Das hängt IMHO davon ab, was die Zielsetzung dieser Beurteilung ist.
Wenn es darum geht, zu beurteilen, welche Komponente mir besser gefällt, bilde ich mir mein Urteil ausschließlich nach dem was ich höre.
Und soweit es mich angeht ist die Frage welche Komponente mir besser gefällt die einzige, die mich überhaupt dazu bewegt, Hifi-Komponenten zu vergleichen.
das klingt logisch, die Sache hat aber einen - auch in diesem Forum bereits mehrfach diskutierten - Haken: Du hörst ja nicht "die Komponente". Du hörst das Ergebnis aus Aufnahme + Anlage + Raum + Lautsprecheraufstellung/-ausrichtung + Tagesform + Autosuggestion + ... und es kann Wochen oder Monate dauern, bis die richtige Konstellation der anderen Kettenglieder dich einen Wiedergabefehler der veränderten Komponente erkennen lässt.

Daher sehe ich den Blindtest und direkten Vergleich zweier Komponenten als guten Einstieg, um zunächst einfach mal herauszufinden, ob es überhaupt einen wahrnehmbaren Unterschied gibt, bevor man sich daran macht herauszufinden, welche Komponente einem - bei jeder Aufnahme, bei jeder Tagesform - besser gefällt.

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 08:16
von WeSiSteMa
das klingt logisch, die Sache hat aber einen - auch in diesem Forum bereits mehrfach diskutierten - Haken: Du hörst ja nicht "die Komponente". Du hörst das Ergebnis aus Aufnahme + Anlage + Raum + Lautsprecheraufstellung/-ausrichtung + Tagesform + Autosuggestion + ... und es kann Wochen oder Monate dauern, bis die richtige Konstellation der anderen Kettenglieder dich einen Wiedergabefehler der veränderten Komponente erkennen lässt.
Hi Gerald. Hier erkenne ich, was die qualitative Bewertbarkeit von Komponenten angeht, eine klare Einigkeit darüber, dass das wirklich nur über einen längeren Zeitraum möglich ist.
Daher sehe ich den Blindtest und direkten Vergleich zweier Komponenten als guten Einstieg,
Wie du dann aber zu dieser Schlussfolgerung kommst, verstehe ich nicht.


Gruß,
Werner.

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 08:53
von g.vogt
Hallo WeSiSteMa,
WeSiSteMa hat geschrieben:
Daher sehe ich den Blindtest und direkten Vergleich zweier Komponenten als guten Einstieg,
Wie du dann aber zu dieser Schlussfolgerung kommst, verstehe ich nicht.
einfach aus der praktischen Notwendigkeit heraus, bei einer Vorführung im Geschäft, mit einem übers Wochenende ausgeliehenen Gerät oder innerhalb von 14 Tagen (Rückgabemöglichkeit bei Versandkauf) - und nebenher hat man ja meist zu arbeiten und privat auch noch andere Dinge zu erledigen - zu einem Ergebnis zu kommen.

Andernfalls muss man sich - wie US so schön schrieb - "klugkaufen"...

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 09:40
von Bravado
@g.vogt
Meine Betonung lag auf "hören" und "gefallen".
Mal den fiktiven Fall: ich vergleiche 2 Komponenten von denen sich die eine besser misst und mir die andere klanglich besser gefällt - dann entscheide ich mich für die zweite. Bei der ersten müsste ich mir den Klang ja dann schön reden.
Ist wie gesagt fiktiv, da die Komponenten, für die ich mich bisher entschieden habe auch messtechnisch übr jeden Zweifel erhaben sind.
Ich stehe zu dieser Subjektivität auch wenn es hier Leute gibt, die einen dafür mit Hohn und Spott bedenken.
Das meine ich, wenn ich von "Zielsetzung" rede.
Gegen Blindtests spricht natürlich rein gar nichts. Ich halte auch nichts vom Stressargument/"Prüfungsangst". Entweder gibt es einen hörbaren Unterschied oder nicht.
Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass man als "Hörer" automatisch zur beliebig manipulierbaren Marionette von Voodoo-Priestern wird. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
g.vogt hat geschrieben:Du hörst das Ergebnis aus Aufnahme + Anlage + Raum + Lautsprecheraufstellung/-ausrichtung (...)
Nach meinem Verständnis höre ich:
* bei gleicher Aufnahme
* gleicher Anlage (natürlich mit Ausnahme der zu vergleichenden Komponente)
* gleichem Raum
* gleicher Lautsprecheraufstellung/-ausrichtung
den Unterschied zwischen den Komponenten. Und dann gibt es nur zwei Varianten: entweder ich höre einen Unterschied oder eben nicht.

Aber: für mich persönlich stellt sich diese Frage seit einigen Jahren ohnehin nicht mehr - meine Anlage reproduziert Musik so, wie ich es für richtig halte und daher kann ich mich völlig entspannt der Autosuggestion hingeben und werde glücklich und zufrieden sterben ... ;-)

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 09:54
von WeSiSteMa
g.vogt hat geschrieben:oder innerhalb von 14 Tagen
Das ist für einen geübten Hörer (Davon allerdings, behaupte ich, gibt es deutlich weniger als viele glauben) doch ein ausreichender Zeitraum.
Aber doch nie im Blindtest. (Auch hier erspare ich mir und auch allen Anderen die Wiederholung meiner Argumente)

Gruß,
Werner.

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 09:54
von g.vogt
Hallo Bravado,
Bravado hat geschrieben:Nach meinem Verständnis höre ich:
* bei gleicher Aufnahme
* gleicher Anlage (natürlich mit Ausnahme der zu vergleichenden Komponente)
* gleichem Raum
* gleicher Lautsprecheraufstellung/-ausrichtung
den Unterschied zwischen den Komponenten. Und dann gibt es nur zwei Varianten: entweder ich höre einen Unterschied oder eben nicht.
da liegen wir doch gar nicht so weit auseinander und nichts liegt mir ferner, als dich für eine persönliche Entscheidung zu verspotten.

Wenn ich - meinetwegen auch über längeren Zeitraum oder mit mehreren Anläufen - keine Unterschiede zwischen zwei Komponenten wahrnehmen kann, dann muss ich mich mit dem Thema nicht länger beschäftigen.

Kann ich dagegen Unterschiede hören, dann geht der kniffligere Teil der Entscheidungsfindung los, denn nun gilt es herauszufinden, welche Variante mir besser gefällt und dann kommen die anderen Komponenten ins Spiel und mit jedem Hörtest die Frage, ob mir die Komponente nun tatsächlich und dauerhaft besser gefällt oder nur zufällig, wegen der Tagesform oder weil die Aufnahme passt (sich Wiedergabefehler und Aufnahmefehler in angenehmer Weise ergänzen oder kompensieren) oder weil ich gestern gegen eine Box gestoßen bin und die nun 1,3° anders ausgerichtet steht...

Und an dem Punkt werde ich dann ehrlich gesagt auch etwas planlos und gehe vermutlich mitunter irre.

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 10:25
von Bravado
g.vogt hat geschrieben:da liegen wir doch gar nicht so weit auseinander und nichts liegt mir ferner, als dich für eine persönliche Entscheidung zu verspotten.
Du warst mit der Bemerkung nicht gemeint.
Kann ich dagegen Unterschiede hören, dann geht der kniffligere Teil der Entscheidungsfindung los, denn nun gilt es herauszufinden, welche Variante mir besser gefällt und dann kommen die anderen Komponenten ins Spiel und mit jedem Hörtest die Frage, ob mir die Komponente nun tatsächlich und dauerhaft besser gefällt oder nur zufällig, wegen der Tagesform oder weil die Aufnahme passt (sich Wiedergabefehler und Aufnahmefehler in angenehmer Weise ergänzen oder kompensieren) oder weil ich gestern gegen eine Box gestoßen bin und die nun 1,3° anders ausgerichtet steht...
Die Entscheidung ob mir eine Komponente gefällt oder nicht konnte ich in der Vergangenheit immer recht zügig treffen.
Kritisch würde es dann werden, wenn mich dann nach einigen Wochen doch irgendetwas nerven würde.
Das ist mir bislang zum Glück erspart geblieben. Wohl deshalb, weil ich nicht irgendwelchen Philosophien anderer hinterhechle.

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 16:59
von Sirarokh
..oder deshalb (rein fiktiv bitte), weil sich dein Gehirn-Equalizer in jedem Fall darauf einschießen wird und eventuelle klangliche Minderwertigkeiten ausbügelt, solange sie nicht zu gravierend sind, was aber bei teureren Komponenten eigentlich nicht zu erwarten ist.
Aber solange man nur seinen eigenen Ohren traut und keinen Testberichten sollte man eben diesen Fall hoffentlich ausschließen können, solange selbiger G-E noch nicht entstanden ist.