Hochinteressanter Thread, hier ein Erfahrungsbericht von mir:
Ich habe letztes Jahr an dem c't-Hörtest (Blindtest) teilgenommen (online, nicht vor Ort). Man lud sich ein Archiv mit 7 verschiedenen WAV-Dateien herunter, die jeweils kurze Schnipsel (so 8 Sekunden) von einem Pop-, einem Jazz- und einem Klassik-Stück enthielten. Die WAV-Dateien waren zurückkonvertiert aus MP3, MP3 Pro, AAC, Windows Media, Real, Ogg Vorbis - und was keiner wußte: eine Original-Datei war auch dabei. Das ganze für 64 kBit/s und 128 kBit/s (zwei Archive, man wußte also, mit welcher Rate man es zu tun hatte).
Als Referenz gab es die Original-Datei dazu, man konnte als immer wieder mit der unkomprimierten Version vergleichen.
Nun sind acht Sekunden Musik allenfalls für eine grobe Beurteilung gut, noch dazu wenn man die Musik nicht kennt. Anders hätte aber der Download zu lang gedauert. Um leichter zum Vergleichen hin- und herschalten zu können, habe ich mir die WAVs in einem Sequencer-Programm auf verschiedene Spuren gelegt, eifrig hin- und hergeschaltet und mich so von dem schlechtesten zum besten vorgearbeitet. Bei 64 kBit hörte ich natürlich die Originaldatei sofort heraus und wunderte mich über diesen traumhaften Codec - unglaublich! Wußte ja nicht, daß ein Original unter den Testfiles war. Danach kamen bei mir Windows Media, MP3 Pro und dann mit einigem Abstand die anderen Codecs.
Spannend war für mich der Test mit 128 kBit/s. In meinen MP3-Anfangszeiten hatte ich mal mit dem XING Encoder angefangen und selbst auf einer mittelmäßigen Anlage heftige Artefakte herausgehört. Später, mit SoundJam (einem Mac-Programm, in etwa der Vorläufer von iTunes, benutzt einen FhG Codec) fiel mir das schon etwas schwerer. Bei c't-Test jedenfalls habe ich das Original *nicht* herausgehört! (Ich mache mir deshalb übrigens keine Sorgen, ob meine Investition in nuForm-Boxen überflüssig war - solange ich den Unterschied zwischen Komponenten hören kann, sind auch die Investitionen gerechtfertigt!

)
Ich fing bei der 128er Serie wieder von 'unten' an und wählte RealAudio auf den letzten Platz. Hörte sich für meine Ohren fast noch schlechter an als manche 64er Codecs. Dann wurde es schon schwierig, es folgten Ogg Vorbis auf Platz 6 und MP3 Pro sowie MP3 auf 5 und 4. Die letzten drei Files waren dann für mich praktisch nicht zu unterscheiden, und ich wählte quasi zufällig, wobei Windows Media auf den ersten, AAC auf den zweiten und das Original auf den dritten Platz rutschte.
Als alter Apple-User mit skeptischem Blick auf Microsoft war ich natürlich von meinem eigenen Ergebnis etwas geschockt

, aber interessanterweise haben nicht einmal die meisten Musik-Profis (Produzenten, Musiker, etc), die bei der c't auf Equipment ihrer Wahl und mit selbstgewählten Stücken ausführlich vergleichen durften, jeweils die Original-Datei zweifelsfrei herausgehört. Das war für mich eigentlich die größte Überraschung.
Was Tauschbörsen angeht, teile ich aber die Beobachtungen vieler hier im Forum, daß das Zeug oft miserabel kodiert ist. Auch e-Music, die den Universal-Backkatalog per Abo verscherbeln, macht da leider keine Ausnahme - durchweg 128 kBit/s, und das klingt alles ein wenig blechern/hart, so daß man durchaus Lust bekommt, sich das eine oder andere doch auf CD zuzulegen. Die wissen schon, warum sich das eben doch lohnt!