Verfasst: Do 10. Aug 2006, 13:01
Hallo PhyshBourne,
ich spinne mal ein kleines Szenario zusammen:
Meine Frau und ich schauen schon gern fern, allerdings äußerst selten bei den Privaten. Ich habe einen Satreceiver mit Festplatte angeschafft, wir holen uns damit interessante Filme, Dokus und Musiksendungen aus der Nacht und manches wird dann auch auf DVD verewigt. Wahrscheinlich würde meine Frau gar nicht merken, wenn die Privatsender plötzlich fehlten.
Dann geht einige Zeit ins Land; wenn ich gelegentlich durch einen Elektronikmarkt schlendere fällt mir beiläufig schon auf, dass bei den Satellitenreceivern nur noch 3 Marken zu finden sind und überall auf den Kartons ein Dolphin-Logo draufpappt.
Und wenig später lese ich in der Zeitung, dass SES erklärt habe, auch die öffentlich-rechtlichen Programme zum Einstieg in das eingeführte Verschlüsselungsverfahren zu bewegen.
Schon zuvor ist das Filmprogramm der ÖRs auffällig einseitig geworden. Von ein paar kleinen Filmstudios abgesehen rechnen alle großen Gesellschaften minuten- und kundengenau ab. Für die unkontrollierte, unverschlüsselte Verbreitung eines ihrer Filme im ganzen Einzugsbereich der Astra-Satelliten verlangen sie hohe Festbeträge, Hollywoodfilme - alte Schinken - spielt die ARD deshalb seit Jahren nur noch in der Weihnachtszeit und über Ostern.
Ein halbes Jahr später legt SES die Daumenschrauben an. Angeblich hätte die Filmindustrie gefordert, dass ihre Produkte nicht mehr unverschlüsselt übertragen werden. Seitdem fallen die Programme der ÖRs stundenlang aus, nämlich immer dann, wenn ein Spielfilm oder eine Hollywood-Doku im Programm ist. Nur noch die Eigenproduktionen dieser Sender laufen. Die Nachrichtensendungen werden verlesen, Bildberichterstattung findet nicht mehr statt, weil auch die Nachrichtenagenturen der halben Welt einer unverschlüsselten Ausstrahlung nicht mehr zustimmen.
Dann endlich geben auch die ÖRs nach und erklären ihren Beitritt zur Dolphin-Gesellschaft. Die GEZ wird abgeschafft, wozu sollte sie auch noch nütze sein - lächerlich gering erscheinen deren Gebühren im Vergleich zur Monatsgebühr bei SES: 50 Euro für ein einfaches Programmpaket, ÖRs und ein paar Einkaufs- und Mitspielsender.
Mein Satreceiver ist nun Sondermüll; ich muss ihn für 100 Euro fachgerecht entsorgen lassen. Der neue Satreceiver mit Delphin-Logo beherrscht kein Timeshifting, aufgenommene Sendungen darf ich mir nur 1x ansehen, zwischendrin wird die Wiedergabe von Werbebannern und einzelnen Werbespots unterbrochen, was ich zähneknirschend hinnehme, weil das Monatspaket sonst 100 Euro gekostet hätte; und die günstigen 50 Euro Monatspreis habe ich auch nur bekommen, weil ich Depp einen 2-Jahres-Vertrag unterschrieben habe.
Ein schwaches Trostpflaster für die 7 Millionen Hartz-IV-Version.23a-Empfänger: Ihre spärliche Stütze von 150 Euro monatlich wird etwas aufgebessert. Die verfassungsrechtlich garantierte Informationsfreiheit lässt der Regierung keine andere Wahl, als ihnen die Kosten für den neuen Empfänger und das ÖR-Programmpaket zu erstatten.
****
Und was ist eigentlich aus der Firma Nubert geworden?
Die gibt es immer noch. Unter großer Anstrengung konnte eine Insolvenz abgewendet werden. Ursache war die endgültige Abschaffung jeglicher analoger Übertragungstechnik; selbst aus den analogen Signalen von Leistungsendstufen ließen sich schließlich illegale Musikmitschnitte anfertigen. Glücklicherweise hatte sich die Firma Nubert seit Jahren auch mit DSP-Boxen, Aktivboxen und Digitaltechnik beschäftigt und war auf den Umstieg zu Aktivboxen mit digitaler Ansteuerung gut vorbereitet. Die hohen Lizenzkosten und das langwierige Verfahren zur Lizensierung der HDMI-3.1-Schnittstelle hätten trotzdem der Firma beinahe das Aus beschert. Durch die gute Verbindung der NSF zu namhaften Firmen der Studioelektronik - insbesondere durch einen ehemaligen Mitarbeiter - konnte die NSF die Klippen der HDMI-Lizenzierung erfolgreich umschiffen.
Auch die langjährige Treue vieler Nubert-Kunden, die nicht einfach zur Konkurrenz wechselten als ihre analogen Nubert-Lautsprecher funktionslos wurden, sicherte der NSF das Überleben. Und natürlich auch die klugen Geschäftsideen von Herrn Nubert und Herrn Spiegler. Denn außer neuen Produkten bot die NSF ihren Altkunden auch an, ihre liebgewonnenen Alt-Boxen mit einem digitalen Verstärkerblock nachrüsten zu lassen oder den Nachrüstsatz selbst zu montieren. Und auch im Forum fanden sich ein paar bastelwütige Mitglieder, die anderen weniger handwerklich begabten Nubert-Kunden dabei halfen, ihre Boxen auf digital umzurüsten. Ja, selbst für meine alten nuForm-100-Boxen hatte Herr Nubert in seinen Unterlagen noch die entsprechenden Weichendaten und meinen Nachrüstsatz mit den entsprechenden Datensätzen aufgepäppelt.
Dieser überragende Kundenservice und die vielen Berichte im Forum und Gästebuch über diese Aktion schließlich überzeugten dann auch etliche Neukunden, Nubert bei der Auswahl ihrer Boxen in die engere Wahl zu nehmen.
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Die schwache Hoffnung bleibt; das viele Leute diese Entwicklung nicht mitmachen wollen (oder können, denn für die "Unterschichten" sind selbst monatliche 3,50 Euro kein Pappenstiel) und die Privatsender irgendwann zurückrudern, weil ihre Einnahmen nachgeben.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
ich spinne mal ein kleines Szenario zusammen:
Meine Frau und ich schauen schon gern fern, allerdings äußerst selten bei den Privaten. Ich habe einen Satreceiver mit Festplatte angeschafft, wir holen uns damit interessante Filme, Dokus und Musiksendungen aus der Nacht und manches wird dann auch auf DVD verewigt. Wahrscheinlich würde meine Frau gar nicht merken, wenn die Privatsender plötzlich fehlten.
Dann geht einige Zeit ins Land; wenn ich gelegentlich durch einen Elektronikmarkt schlendere fällt mir beiläufig schon auf, dass bei den Satellitenreceivern nur noch 3 Marken zu finden sind und überall auf den Kartons ein Dolphin-Logo draufpappt.
Und wenig später lese ich in der Zeitung, dass SES erklärt habe, auch die öffentlich-rechtlichen Programme zum Einstieg in das eingeführte Verschlüsselungsverfahren zu bewegen.
Schon zuvor ist das Filmprogramm der ÖRs auffällig einseitig geworden. Von ein paar kleinen Filmstudios abgesehen rechnen alle großen Gesellschaften minuten- und kundengenau ab. Für die unkontrollierte, unverschlüsselte Verbreitung eines ihrer Filme im ganzen Einzugsbereich der Astra-Satelliten verlangen sie hohe Festbeträge, Hollywoodfilme - alte Schinken - spielt die ARD deshalb seit Jahren nur noch in der Weihnachtszeit und über Ostern.
Ein halbes Jahr später legt SES die Daumenschrauben an. Angeblich hätte die Filmindustrie gefordert, dass ihre Produkte nicht mehr unverschlüsselt übertragen werden. Seitdem fallen die Programme der ÖRs stundenlang aus, nämlich immer dann, wenn ein Spielfilm oder eine Hollywood-Doku im Programm ist. Nur noch die Eigenproduktionen dieser Sender laufen. Die Nachrichtensendungen werden verlesen, Bildberichterstattung findet nicht mehr statt, weil auch die Nachrichtenagenturen der halben Welt einer unverschlüsselten Ausstrahlung nicht mehr zustimmen.
Dann endlich geben auch die ÖRs nach und erklären ihren Beitritt zur Dolphin-Gesellschaft. Die GEZ wird abgeschafft, wozu sollte sie auch noch nütze sein - lächerlich gering erscheinen deren Gebühren im Vergleich zur Monatsgebühr bei SES: 50 Euro für ein einfaches Programmpaket, ÖRs und ein paar Einkaufs- und Mitspielsender.
Mein Satreceiver ist nun Sondermüll; ich muss ihn für 100 Euro fachgerecht entsorgen lassen. Der neue Satreceiver mit Delphin-Logo beherrscht kein Timeshifting, aufgenommene Sendungen darf ich mir nur 1x ansehen, zwischendrin wird die Wiedergabe von Werbebannern und einzelnen Werbespots unterbrochen, was ich zähneknirschend hinnehme, weil das Monatspaket sonst 100 Euro gekostet hätte; und die günstigen 50 Euro Monatspreis habe ich auch nur bekommen, weil ich Depp einen 2-Jahres-Vertrag unterschrieben habe.
Ein schwaches Trostpflaster für die 7 Millionen Hartz-IV-Version.23a-Empfänger: Ihre spärliche Stütze von 150 Euro monatlich wird etwas aufgebessert. Die verfassungsrechtlich garantierte Informationsfreiheit lässt der Regierung keine andere Wahl, als ihnen die Kosten für den neuen Empfänger und das ÖR-Programmpaket zu erstatten.
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Und was ist eigentlich aus der Firma Nubert geworden?
Die gibt es immer noch. Unter großer Anstrengung konnte eine Insolvenz abgewendet werden. Ursache war die endgültige Abschaffung jeglicher analoger Übertragungstechnik; selbst aus den analogen Signalen von Leistungsendstufen ließen sich schließlich illegale Musikmitschnitte anfertigen. Glücklicherweise hatte sich die Firma Nubert seit Jahren auch mit DSP-Boxen, Aktivboxen und Digitaltechnik beschäftigt und war auf den Umstieg zu Aktivboxen mit digitaler Ansteuerung gut vorbereitet. Die hohen Lizenzkosten und das langwierige Verfahren zur Lizensierung der HDMI-3.1-Schnittstelle hätten trotzdem der Firma beinahe das Aus beschert. Durch die gute Verbindung der NSF zu namhaften Firmen der Studioelektronik - insbesondere durch einen ehemaligen Mitarbeiter - konnte die NSF die Klippen der HDMI-Lizenzierung erfolgreich umschiffen.
Auch die langjährige Treue vieler Nubert-Kunden, die nicht einfach zur Konkurrenz wechselten als ihre analogen Nubert-Lautsprecher funktionslos wurden, sicherte der NSF das Überleben. Und natürlich auch die klugen Geschäftsideen von Herrn Nubert und Herrn Spiegler. Denn außer neuen Produkten bot die NSF ihren Altkunden auch an, ihre liebgewonnenen Alt-Boxen mit einem digitalen Verstärkerblock nachrüsten zu lassen oder den Nachrüstsatz selbst zu montieren. Und auch im Forum fanden sich ein paar bastelwütige Mitglieder, die anderen weniger handwerklich begabten Nubert-Kunden dabei halfen, ihre Boxen auf digital umzurüsten. Ja, selbst für meine alten nuForm-100-Boxen hatte Herr Nubert in seinen Unterlagen noch die entsprechenden Weichendaten und meinen Nachrüstsatz mit den entsprechenden Datensätzen aufgepäppelt.
Dieser überragende Kundenservice und die vielen Berichte im Forum und Gästebuch über diese Aktion schließlich überzeugten dann auch etliche Neukunden, Nubert bei der Auswahl ihrer Boxen in die engere Wahl zu nehmen.
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Die schwache Hoffnung bleibt; das viele Leute diese Entwicklung nicht mitmachen wollen (oder können, denn für die "Unterschichten" sind selbst monatliche 3,50 Euro kein Pappenstiel) und die Privatsender irgendwann zurückrudern, weil ihre Einnahmen nachgeben.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt