Hallo,
es war mir in den letzten Tagen leider nicht möglich, die aktuelle Diskussion hier zu verfolgen.
Zu den neuesten Beiträgen von speakerfan (selmoni): die hatten wieder so einen "unangenehmen Unterton", den ich nicht als "sachliche Kritik" empfinden kann.
Ich bin kein High-End-Gegner, sondern ein Verfechter der "klaren Linie".
Es gibt hervorragende High-End-Komponenten. - Der Sony Vorverstärker TA-E 900, der vor vielleicht 15 Jahren mal 7000 DM (?) gekostet hat, war früher in meine "Heim-Anlage" integriert und leistet inzwischen seit Jahren hervorragende Arbeit in meinem Labor.
- Es gibt auch CD-Player, bei denen einem schon das Herz lacht, wenn die Schublade ausfährt.
Mich stört aber sehr, dass es in der High-End-Szene einen so großen "Raum für Voodoo" gibt. - Viele Produkte aus diesem Bereich - (nicht nur Lautsprecher) - sind trotz teilweise sehr hoher Preise
technisch nicht optimal manchmal sogar klanglich "fehlerbehaftet".
Nun zum Thema:
Nachdem ich dann am 13. 5. das Gefühl hatte, Herrn Selmoni (speakerfan) etwas auf seine Gästebuch-Einträge (6. bis 13. 5.) antworten zu sollen, habe ich ihm am 13. 5. (19 Uhr 56) dieses E-mail geschickt (leicht gekürzt):
Sehr geehrter Herr Selmoni,
besonders freundlich waren einige Ihrer Einträge im Gästebuch ja nicht gerade.
Beim Lesen kam bei mir öfter das Gefühl rüber, dass Sie irgend etwas mit der Schweizer High-End-Szene zu tun haben.
Kann ja sein, dass Sie finden, unsere Produkte würden nicht so besonders gut klingen (kennen Sie die nuWave 125?); - ich selbst hab` auch so manche Vorlieben und Abneigungen (auch in Bezug auf einige der von Ihnen genannten Markennamen).
Aber in einem Gästebuch solch einer Firma so aufzutreten, wäre mir "nicht im Traum" eingefallen!
Kann ebenfalls sein, dass Sie übliche "HiFi-Studios" überwiegend "toll" finden! - Wir selbst betreiben seit 28 Jahren "mit Leib und Seele" zwei HiFi-Studios - und es wurden dabei - vor allem in den ersten 20 Jahren - nicht "nur" Nubert-Lautsprecher verkauft.
Wir haben über die ganzen Jahre versucht, eine "sauberere" Beratung für den Kunden hinzubekommen, als es in den meisten Studios üblich ist. - Trotzdem glaube ich, dass ein Kunde bei seiner Wahl für ein bestimmtes Produkt eher dem "Verkäufer-Charme" erliegt, statt seine Entscheidung von "echt nachprüfbarer Klangqualität" abhängig zu machen.
Aber nun zum Grund meines E-Mails:
Das "6-dB Weichenthema" wirkt wohl so ähnlich auf mich,
wie wenn der arme Drafi Deutscher seit 40 Jahren "Marmor, Stein und Eisen bricht" singen muss! --
Es ist fast unendlich!!! - Es will einfach nicht aufhören!!
Dabei ist die Physik doch "relativ klar" und die Hörergebnisse sind relativ eindeutig!
Als Anhang zu diesem E-Mail eine kleiner Ausflug zur Weichentechnik, den ich seit etwa 10 Jahren in ähnlicher Form schon mehrere 100 mal auf Anfrage verschickt habe.
Wahrscheinlich macht er auf Sie als Boxenentwickler keinen großen Eindruck. - Aber er ist sehr gründlich "recherchiert" und könnte Sie vielleicht in dem einem oder anderen Punkt zu "einem kleinen Denkanstoß" verführen.
Gruß, G. Nubert
Die Web-Adresse dieses (ebenfalls leicht gekürzten) Anhangs mit einer
Erklärung zur Physik von 6 dB-Weichen ist:
(2 Seiten, knapp 33 kB)
http://www.nubert.net/g-nubert/6_dB_Weichen_10_00.pdf
Nachdem mir Herr Selmoni dann am nächsten Tag ein Antwort-Mail geschickt hat, das nicht mehr ganz so unsachlich und aggressiv formuliert war wie die Gästebuch-Einträge, hatte ich die Hoffnung, dass er erst einmal "in sich geht", um vielleicht mal seinen Standpunkt zu überdenken.
Damit, dass es nun im Forum in einer (gegenüber dem Gästebuch) "nur leicht abgeschwächten" Form
einfach ähnlich weitergeht, hätte ich nicht gerechnet.
Wie man sich leicht denken kann, sind "alle Arten" von 6 dB-Weichen (mit allpass- und Kompensations-Schaltungen) seit Jahrzehnten bei uns immer wieder geprüft worden. - Manche klangen
tatsächlich räumlicher, - im Vergleich mit DSP-Boxen zeigten sie aber "künstliche" Räumlichkeit, was wohl durch den "breiteren" Übernahmebereich und den damit verbundenen Phasenauslöschungen zusammenhängt.
Eine Version unserer nuBox 340 (80er Jahre), ("Vor- Vorläufer" der nuBox 360), hatte
tatsächlich nur eine Drossel vor dem Tieftöner, dessen "super sauberer Rolloff" auch dem besten ScanSpeak zur Ehre gereichen würde. Bei der ersten 360 bekam diese Drossel einen zusätzlichen "Saugkreis", bei der 360/5 drei Saugkreise. - Dabei wurden Klang und "erlaubter" vertikaler Winkelbereich immer besser.
Auch das Argument mit den "billigen" Chassis hinkt beträchtlich!
Es ist schon lustig: Vor über 10 Jahren arbeiten wir überwiegend mit Peerless, Vifa und Scanspeak.
Dann fusionierten Peerless und Vifa, ein paar Jahre
später fusionierte diese "Zweiergruppe" mit Scan-Speak zu einer Dreiergruppe.
Die Ingenieure und Außendienst-Mitarbeiter, mit denen wir ständig telefonieren und die uns regelmäßig besuchen, sind für alle drei Marken zuständig und einige unserer Chassis sind aus den "Konzern-Komponenten" aufgebaut, - also zum Beispiel teilweise Peerless und Vifa.
Es ist natürlich auch logisch, dass wir "sämtliche Sorten Revelator" und andere ScanSpeak- und Vifa-Produkte im Labor haben. - Auch teilweise solche, die noch nicht in Serie sind.
Trotz teilweise ungünstigem "Rundstrahlverhalten" wurden viele unserer Lautsprecher
auch mit diesen Chassis optimiert. - Auch mit 6 dB-Weichen. In unseren Hör- und Messvergleichen waren die Ergebnisse aber bei "steileren" Weichen
ebenfalls besser.
Das Preisniveau von ScanSpeak ist tatsächlich eindeutig höher als bei Peerless oder Vifa. Wir hätten für den Einsatz solch eines Hochtöners in der nuWave 125 den Preis aber nicht "so schrecklich" anheben müssen, hätten die "magische" 1000 Euro-Grenze aber wohl leicht überschritten.
Es gibt außer dem Rundstrahlverhalten (preisunabhängig) noch weitere Gründe für die Tatsache, dass wir diese Chassis nicht in der Serie einsetzen. Darüber möchte ich mich hier aber nicht näher auslassen.
Gruß, G. Nubert