Das war schlechte Rhetorik, Carsten. Dort wo es direkt gestützt wird, darf es nicht sein; da wo auf exakte Ortbarkeit eingegangen wird, geht es plötzlich nicht um Räumlichkeit [auch in der Tiefe wird geortet, oder sitzt ein Orchester auf einer Linie?] und Stereoplay, die die Grundlagen erklären, werden auch als ungültig bewertet.
CNeu hat geschrieben:Außerdem ist allgemein bekannt, dass Räumlichkeit nicht die Paradedisziplin der nsf-LS ist. Eventuell mal in Technik satt nachschlagen...
Du auch?
technik satt hat geschrieben:Räumlichkeit
Eine manchmal erhoffte „Räumlichkeit des Klangbildes“ ist in
vielen Musikaufnahmen nicht in der erwarteten Form enthalten.
Der ideale Lautsprecher dürfte hier kein Eigenleben entwickeln.
In der Praxis fügen unterschiedliche Lautsprecher-Konstruktionen
dem Musikgeschehen jedoch unterschiedlich ausgeprägte
Räumlichkeits-Illusionen hinzu, die in Wirklichkeit Verfärbungen
darstellen – manchmal aber als angenehm empfunden werden.
Dieser Effekt reduziert die Natürlichkeit bei der Darstellung einzelner
Instrumente und muss gegen den „künstlichen Räumlichkeits-
Zuwachs“ abgewogen werden.
Die Quelle dieser Zusatz-Räumlichkeit sollte zumindest abschaltbar
sein. Dann könnte man sie für diejenigen Musikaufnahmen
aktivieren, die damit „lebendiger“ erscheinen. Für die besseren
Aufnahmen, die eine natürliche Abbildung des Musikgeschehens
schon mitbringen, könnte die Räumlichkeits-Quelle dann ausgeschaltet
werden.
Räumlichkeit im Klangbild konventionell abstrahlender Lautsprecher
ist sehr einfach zu bewerkstelligen:
man muss sich als Entwickler nur einen gröberen (oder mehrere
kleinere) Fehler bei der Konstruktion erlauben!
Wenn die Box in ihren Abstrahleigenschaften gestört ist, hört
man sie mit dem linken und dem rechten Ohr unterschiedlich, wodurch
sich der Eindruck ergibt, dass verschiedene Frequenzen aus
unterschiedlichen Richtungen kommen.
Man verliert dabei Präzision und Ortbarkeit. Speziell bei Billigboxen
gibt es oft Mittel- und Hochtöner, die über weite Frequenzbereiche
gemeinsam laufen. Dadurch werden die Klänge gleichzeitig
von mehreren Quellen abgestrahlt und kommen je nach
Abstrahlwinkel mit unterschiedlicher Phasenlage an den Ohren
an oder löschen sich durch Interferenzen dabei sogar aus. Diese
Effekte erzeugen ein pseudoräumliches, sonst meist aber eher
lästiges Klangbild.
Auch wenn Hochtonlautsprecher nicht bündig in die Schallwand
eingelassen sind, werden die Frequenzgänge kräftig verbogen und
vom Abstrahlwinkel abhängige, unterschiedliche Störungen verursacht.
Ein einfacher „Test“ für künstliche Räumlichkeit besteht darin,
ein Mono-Signal über die Lautsprecher wiederzugeben. Wenn
man im „sweet spot“ sitzt, also an der Spitze des gleichseitigen
Dreiecks, das aus Lautsprechern und dem Hörer gebildet wird,
muss die Musik oder ein Nachrichtensprecher exakt aus der Mitte
zwischen den Lautsprechern kommen – so, als wäre hier ein einzelner
Lautsprecher platziert (und die anderen Boxen wären abgeschaltet).
Bei immer weiter getriebener Sauberkeit einer sehr guten Box
wird die Ortbarkeit einzelner Instrumente immer besser! Die luftige
Räumlichkeit wird dabei aber geringer, wenn sie auf der entsprechenden
Musikaufnahme nicht enthalten ist! Bei manchen
Klassikaufnahmen ist allerdings die Ortbarkeit durch zu geringe
Mikrofon-Abstände wesentlich ausgeprägter, also unnatürlicher,
als im Konzertsaal!
Die Kantenbrechungen, die von der Geometrie der Schallwand
kommen, werden vom Ohr dem Lautsprecher zugeordnet. Die ersten
Reflexionen von einer etwa 1 m entfernten Seitenwand des
Raumes gehen kaum noch in den „subjektiv empfundenen“ Frequenzgang
ein, bringen aber – bei kaum reduzierter Ortungsgenauigkeit
– zusätzliche Räumlichkeit im Klangbild.
Ein „losgelöstes“ und „räumlicheres“ Klangbild lässt sich also
besser durch Variationen der Raumakustik erreichen, als durch
weniger präzise Lautsprecher.
Weil sich physiologische Effekte oft nur schwer fassen lassen,
kann ein „technisch eindeutig unterlegener“ Lautsprecher bei
manchen Musikstücken aber besser gefallen.
Eine „räumlichere“ Darstellung des Klangbildes (als sie auf der
Aufnahme enthalten ist) sollte für einen Lautsprecher eigentlich
kein wirkliches Entwicklungsziel sein.