Hallo zusammen,
ich möchte meine Erfahrungen des Vergleichs von Dirac und Audyssey mitteilen. Das ist mein erster Forenbeitrag und ich bitte um Nachsicht, wenn er gleich etwas zu ausschweifend geraten ist.
Vor zwei Jahren habe ich den Denon X4400H gekauft, nachdem die Audyssey-Einmessung in einem Artikel in der c’t im Vergleich zu AccuEQ von Onkyo, MCACC von Pioneer und YPAO von Yamaha als das deutlich beste System empfohlen wurde. Ein AVR mit Dirac-Korrektur wurde leider nicht gestestet. Als Lautsprecher kommt ein 5.1.4 Setup mit Cantons Ventos zum Einsatz, als Subwoofer ein B&W PV1D. Der Raum ist 3,70 m breit und 5,70 m lang, eine lange Seite hat eine Dachschräge. Die Einmessung mit Audyssey habe ich wie in der Anleitung beschrieben durchgeführt, allerdings mit der Audyssey MultEQ Editor App. Alle Kurven wurden so belassen wie von der Anwendung vorgeschlagen. Für Kino ist das Ergebnis für meinen Geschmack absolut beeindruckend. Der Klang ist ausgewogen und könnte für mich nicht besser sein.
Da ich sehr viel Musik höre, ist mir auch der Stereoklang sehr wichtig. Als Quelle höre ich ausschließlich Tidal Hifi. Vor allem wegen Bluesound, das sich sehr gut per App und Laptop bedienen lässt, habe ich den Denon mit einem Bluesound Node 2i erweitert und siehe da: Der Stereomusik-Klang bei Tidal ist nach meinem Eindruck wesentlich besser, als über das eingebaute HEOS mit Tidal.
Seit kurzem habe ich im Wohnzimmer eine NAD C658 / C 268 Kombination, die ich neben dem Bluesound-Modul vor allem wegen Dirac gekauft habe. Corona-bedingt habe ich vor kurzem die Gelegenheit genutzt und die beiden in dem Kino-Zimmer an den Denon angeschlossen, um sie mit dem Node 2i und Audyssey zu vergleichen.
Bei der Dirac-Messung wurde die kostenfreie Light-Version verwendet. Weiterhin kam das mitgelieferte Mikrofon (per USB an ein MacBook angeschlossen, auf einem Fotostativ) mit der NAD-Kalibrierdatei zum Einsatz, beim Filter-Export wurde die NAD-Zielkurve und alternativ die +4dB low frequency boost Kurve von Harman Research (
https://mehlau.net/audio/dirac-live-2/) geladen. Manuelle Änderungen an der Kurve wurden von mir nicht vorgenommen. Ausgewählt wurde die Wide-Imaging Messung, die für zwei Sitzpositionen nebeneinander empfohlen wird. Diese Variante erfordert 17 Messpositionen und entspricht am ehesten der Audyssey-Messanordnung. Der Subwoofer ist beim Musikhören aus und wurde daher nicht mit eingemessen.
Bluesound ist wie HEOS ein Multiroom-System. Das hat den Vorteil, dass ich in der Bluesound-App den C658 und den Node 2i zu einer sog. Multiplayer-Gruppe zusammenfassen konnte, so dass sie Tidal Hifi gleichzeitig abspielen (sie wissen ja nicht, dass sie beide am selben Receiver hängen). Da man beim Denon die Audyssey-Einstellungen für jeden Eingang separat ein- bzw. ganz abstellen kann, kann man damit also direkt während der laufenden Musik zwischen dem C658 mit Dirac (und natürlich ausgeschaltetem Audyssey) und dem Node 2i mit Audyssey umschalten. Für die Umschaltung benötigt der Denon etwa 3 Sekunden. Dynamic EQ habe ich abgestellt. Die Geräte wurden so eingestellt, dass die Pegel identisch sind, gemessen mit einer externen Pegelmess-App. Gehört wurde in mehreren „Sessions“, zu verschiedenen Tageszeiten und Wochentagen, der durchschnittliche (gemessene) Lautstärkepegel beim Testhören lag zwischen 50 und 60 db.
Als Ergebnis kann ich festhalten, dass der Klangeindruck sehr sehr ähnlich ist. Im direkten Vergleich hört man minimale Unterschiede, aber ich würde von keinem der beiden sagen wollen, dass er besser als der andere ist. Dirac hat mit der NAD-Kurve etwas mehr Bass, Audyssey etwas mehr Höhen. Am besten gefiel mit die +4dB low frequency boost Kurvvon Harman Research. Wenn man sich nicht auf den Vergleich konzentriert, sondern eine halbe Stunde eine der drei Varianten hört, kann man nicht sagen, welche es von den dreien ist. Alle drei klingen deutlich besser, als der im Denon eingebaute DAC mit HEOS mit Audyssey. Geringe Unterschiede zeigen auch die Messkurven, die ich, wenn es interessiert, gerne hochladen kann.
Möglicherweise bringt die Vollversion von Dirac, die den kompletten Frequenzbereich von 20Hz bis 20kHz korrigiert und darüber hinaus lt. Werbung ein „improved staging (localization of sound events)“ und eine „better clarity and intelligibility in music and vocals“ bewirken soll noch eine Verbesserung, oder die Verwendung des ebenfalls häufig empfohlenen Mikrofons Umik 1. Meine Erfahrung mit dem hier beschriebenen Setting ist aber, dass Audyssey out of the box nicht schlechter ist als Dirac.