Hallo OL-DIE,
sehr interessanter Bericht. Man merkt, dass dir das Vergleichshören viel Spaß gemacht hat.
Erlaube mir ein paar Anmerkungen dazu, selbst wenn ich Gefahr laufe, dass Viele sich vielleicht jetzt denken: „Die vom Nubert müssen das ja sagen“.
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Die Art meines Hörvergleiches hat möglicherweise beim einen oder anderen Leser Verwunderung ausgelöst.
Ja, auch bei mir. Ich finde es grundsätzlich eine tolle Sache, wenn hier auch mal Fremdprodukte verglichen und diskutiert werden, und man nicht immer nur in der eigenen Suppe herumrühren muss. Etwas schwierig finde ich jedoch die Bedingungen des Hörvergleiches und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen. Auch finden sich beim genauen lesen einige sachliche Widersprüche, auf die ich kurz eingehen möchte.
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Ich habe einige Stunden mit der Arcona auf dem linken Kanal und mit der nuVero 14 auf dem rechten Kanal gehört.
Lese ich hier richtig? Wurde tatsächlich die
eine Box mit dem
linken, und die
andere mit dem
rechten Kanal gespeist? Liegt demnach kein Mono-Signal an? Wenn das so wäre, dann bekämen die linke und rechte Box unterschiedliche Signale (denn links und rechts spielen ja nicht immer die gleichen Musikinstrumente). Zudem verfälschen sich bereits die Klangunterschiede rein aufgrund linker und rechter Hörposition. Wäre dem so, dann wäre der Vergleich höchst fragwürdig. Stand dann die eine Box links und die andere rechts, oder standen beide nebeneinander?
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Weil beide Lautsprecher „rund“ abgestimmt sind, geht es akustisch tatsächlich.
Nein. Gerade deswegen,
weil beide Lautsprecher laut deiner Darstellung einen offenbar sehr ähnlichen Klangcharakter haben...
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Dabei habe ich festgestellt, dass sich beide Lautsprecher sehr gut vertragen und ich manchmal gar nicht wahrnahm, dass ich mit zwei unterschiedlichen Lautsprechern hörte. Ich möchte wetten, dass ein unbedarfter Zuhörer diesen Umstand nicht bemerkt hätte!
...steht diese Art Vergleich meiner bescheidenen Erfahrung nach auf recht wackeligen Füßen. Dies hat folgenden Grund:
Nehmen wir an, es wurde nicht die eine Box auf der linken mit der anderen auf der rechten Seite verglichen, und beide zu vergleichenden Boxen wurden nebeneinander verglichen. Dann stehen sie zu nahe aneinander, was das Hörergebnis auch wieder deutlich verfälscht. Denn bei so nahe aneinander stehenden Boxengehäusen wirkt die andere Box wie eine Verbreiterung der Schallwand der momentan spielenden Box. Dies hebt den Bereich der unteren Mitten breitbandig an. Der Effekt ist deutlich mess- und auch hörbar (das können locker mal 2-3 dB sein). Eine Box, welche frei stehend normalerweise neutral klingen würde, verändert ihr Klangbild so in Richtung „mulmig“, die Mitten wirken zudem weniger aufgelöst.
Eine Box, welche frei stehend zu schlank in den unteren Mitten wäre, würde dann mit einem direkt daneben stehenden Partner vorteilhafter und scheinbar „exakter“, „knackiger“ klingen – etwa so wie es hier beschrieben ist:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
ist das Klangbild gerade im Mitteltonbereich bei der Arcona einen Tick spritziger, agiler, direkter und exakter.
Dann zum Hörraum:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Unser Raum ist recht speziell
...was ich voll bestätigen kann. Oftmals kann ich nicht viel zum Umfeld eines Hörvergleiches sagen, da ich die Räumlichkeiten nicht kenne. In diesem Fall kenne ich sie genau, da ich bis vor diesem Hörtest (bei dem ich nicht zugegen war) sehr oft bei euch zu Besuch war. Ich persönlich würde mir in einem solchen Raum und mit nur je einer Box, dazu noch (vermutlich) an unterschiedlichen Positionen stehend (linke Seite, rechte Seite) keinen halbwegs aussagekräftigen Boxen-Hörvergleich zutrauen, und ihn schon gar nicht veröffentlichen.
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Zur Bewertung des Bassbereichs der beiden Boxen: Das ist in unserem Hörraum ein heikles Thema. Ich würde weder der nuVero 14 noch der Arcona 100 MK II gerecht werden, nähme ich da eine Wertung vor.
Dennoch lesen wir folgende wertenden Bemerkungen:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Diese Standboxen klingen in meinen Ohren außergewöhnlich gut. Ja, sogar besser als die nuVero 14.
Das gilt über den ganzen Frequenzbereich.
Über den
ganzen Frequenzbereich? Das bezweifle ich stark. Du schreibst ja selbst:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Die Bausubstanz unseres Hörraumes ist bestens geeignet, das Bassfundament auch großer Standboxen auf wundersame Weise im Nirwana verschwinden zu lassen.
Auch dies kann ich bestätigen. Trotzdem liest sich hier:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01Ich habe festgestellt, dass der Bassbereich der Arcona bei gezogener Bassbrücke ähnlich gut tönt wie derjenige der nuVero 14
Wenn es stimmt, dass die Bassreflex-Ports bei der nuVero 14 verschlossen sind, dann überrascht diese Aussage nicht. Nur herrschen dann keine fairen Bedingungen beim Hörvergleich.
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Die Arconas klingen sogar etwas besser als die nuVero 14 mit der Subwoofergruppe, da ihr Bass sehr trocken ist.
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Die Arcona tönt
in allen Frequenzbereichen staubtrocken und sehr klar konturiert.
Und weiter:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Das sind ganz feine Lautsprecher und können eine nuVero 14
vollumfänglich ersetzen.
Dass dies feine Lautsprecher sind, möchte ich keineswegs in Frage stellen. Aber "vollumfänglich"? Schauen wir uns die nackten Daten der Boxen im Vergleich an:
Mitbewerber: 2 x 6,5-Zoll-Tieftöner mit geschätzt +/-6mm Linearhub (erkennbar an der schmalen Sicke). Untere Grenzfrequenz (-3dB): ca. 45 Hz.
nuVero 14: 4 x 6,5-Zoll-Ultralanghub-Tieftöner mit +/-10mm Linearhub. Untere Grenzfrequenz (-3dB): 28 Hz.
Mit der doppelt so großen Membranfläche sowie dem vermutlich fast doppelt so großen Linearhub der nuVero-14-Tieftontreiber ergibt sich eine
nahezu 4-fache maximale Schallintensität im Bass - und eine zusätzlich etwa
um eine halbe Oktave tiefere Basswiedergabe.
Schaut man sich die akustischen Messungen der Mitbewerber-Box (aus Testbericht AUDIO 1/2021) an...
...fallen zudem zwei Dinge ins Auge:
1) Ungewöhnlich hohe Klirrwerte im Bass
2) Ein schmalbandiger Peak im Tiefton bei ca. 70 Hz, ca. 6 dB über dem Bezugspegel. Darunter fällt der Basspegel rapide ab.
Nun ja...
Du schreibst selbst:
OL-DIE hat geschrieben: ↑Do 21. Jul 2022, 12:01
Die Bausubstanz unseres Hörraumes ist bestens geeignet, das Bassfundament auch großer Standboxen auf wundersame Weise im Nirwana verschwinden zu lassen.
Hinzufügen ließe ich fairerweise noch, dass kaum ein Mensch 8 Stück AW-1000-Subwoofer plus einer etwa Kühlschrankgroßen Transmissonline in seinem Wohnzimmer stehen hat (6 Subs vorne, 2 hinten zum "absaugen"), welche diesen Mangel an Basswiedergabe kompensieren müssen, und man deshalb rein gar nichts darüber sagen kann, ob ein Standlautsprecher einen anderen Lautsprecher
vollumfänglich ersetzen kann.
Trotz der paar Widersprüche liest sich dein Bericht recht packend und macht neugierig. Er demonstriert aber auch, wie viele Fallstricke es bei einem Hörvergleich geben kann- gerade dann, wenn zwei Lautsprecher recht ähnlich klingen.
Spannend wäre auf jeden Fall auch mal ein Vergleich mit etwas aktuelleren Boxenmodellen, und auch in einem für Hörvergleiche etwas besser geeigneten Raum.
Audio-Viele Grüße!
Thomas Bien