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Verfasst: Do 14. Okt 2004, 12:19
von bony
Aber wo liegen denn eigentlich die Unterschiede im technischen, wenn man das überhaupt mit ein paar Stichworten beschreiben kann, ohne ein Manuskript über Elektrotechnik zu verfassen? Eigentlich könnte man ja denken, ein verstärkter Strom bleibt ein verstärkter Strom, basta.

Verfasst: Do 14. Okt 2004, 13:11
von Strobus
bony hat geschrieben:ein verstärkter Strom bleibt ein verstärkter Strom, basta.
Eben nicht! Im Einzelnen geht es hier um die Behandlung der Oberwellen (Ow) im Klangbild. Unser Ohr kann nur wegen dieser Ow den Unterschied zwischen Applaus und Regengeprassel erkennen. In vielen Wiedergabeketten werden diese Ow aber nur unzureichend bzw. gar nicht übertragen, und dies führt dann zu einem unmusikalischen Klang.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: In dem Stück 'In Praise Of Dreams' auf der gleichnamigen CD von 'Jan Gabarek' spielen ein Saxophon und eine Bratsche in gleicher Tonlage. Auf unmusikalischen Anlagen wird das Auseinanderhalten dieser beiden sehr ähnlich klingenden Instrumente recht schwierig.

Verfasst: Do 14. Okt 2004, 18:59
von PhyshBourne
Das löst jetzt aber heftiges Kopfkratzen bei mir aus :wink:
Bei musikalischen Wiedergabeketten können ähnliche Töne bzw. Geräusche deutlich unterschieden werden.
Applaus sollte also nicht nach Regengeprassel klingen, das wäre unmusikalisch.
Das erwarte ich eigentlich von jedem Amp und jeder Box... und zudem hätte ich diese Beschreibung bis jetzt eher für analytischem Klang verwendet... und mein Korsun wäre geradezu hochmusikalisch... hmmmmm ...

Verfasst: Do 14. Okt 2004, 19:26
von Panther
Phish hat geschrieben:Das erwarte ich eigentlich von jedem Amp und jeder Box...
Hi Phish,

diese Erwartung resultiert wohl aus dem Anspruch nach "perfekter Verstärkung" bzw. "perfekter Wiedergabe". Diese gibt es aber leider nur in der Theorie. In der Praxis ist jedes technische System von begrenzter Perfektion gekennzeichnet. Jeder Verstärker z.B. verfälscht ein wenig das Signal: Oberwellen (Klirr), Phasendrehungen, Nichtlinearitäten... Von Lautsprechern mal ganz zu schweigen.

Einige Geräte verfälschen eher in Richtung "klanglich angenehm" und andere in Richtung "unangenehm". Und das unterliegt dann auch noch der persönlichen Wahrnehmung. Nicht umsonst bevorzugen viele Hörer den "Röhrensound".

Bei Wein ist es ja ganz ähnlich... Da benutzt auch jeder sein eigenes Vokabular, um den Geschmack eines bestimmten Weines in Worte zu kleiden.

Grüße

Panther

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 00:25
von bony
Dass Obertöne letztendlich die Musik machen ist mir schon klar. Mich würde aber schon ein wenig interessieren, wo sich die Verstärker genau unterscheiden. Die Schaltungstechnik dürfte ja eigentlich kein großes Geheimnis sein. Was macht dann den einen Amp 500 EUR teuer, den anderen 5.000 EUR? Die Bauteilgüte? Sind das nicht größtenteils "Pfennigartikel"?

Bauteilgüte

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 02:15
von johntheone
Hi,

Ich habe ja auch mal eine kleine Vergleichshörung gemacht, bei der komplett verschiedene Elektronikketten von Denon und Yamaha verglichen wurden. Gleiche Preisklasse (250€) aber auch gleicher Klang auf meinen 35ern.
Ein Hifi Händler hier in Freiburg, der mit gebrauchten Geräten handelt und seines Zeichens Elektroingenieur ist, wagt sogar die Behauptung aufzustellen, dass er jegliche Klangunterschiede zwischen den Verstärkern verschiedener Preisklassen durch minimales Drehen an den Soundreglern wegzubekommen in der Lage ist. Erst in der absoluten Referenzklasse, sagt er, seien Klangverbesserungen durch geringere Toleranzen und höhere Materialgüte zu erreichen.

8O Ist und bleibt wohl eine Glaubensfrage. Und manche glauben nur was sie im Blindvergleich gehört haben, ohne Statistik hinzuziehen zu müssen. Da zähl' ich mich mal dazu.

Gruß John :wink:

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 09:52
von Panther
Hi Johntheone,

dass es zwischen einigen Elektronikketten der Preisklasse, die Du genannt hast (tatsächlich nur 250 € für die "Kette", also "low end"?) nicht ganz einfach ist, klangliche Unterschiede auf Anhieb aufzuspüren, kann ich nachvollziehen. Dein Einzeltest bedeutet allerdings noch nicht, dass sich das auf alle Ketten dieser Klasse verallgemeinern lässt und damit grundsätzlich gilt.

Aus eigener Erfahrung kann ich dazu anmerken, dass ich den Unterschied an meiner Kette zwischen einem NAD C372 (Preisregion 700 - 900 €) und dem Korsun v8i (Preisregion 1.200 - 8.400 € je nachdem, wo und unter welchem Label man ihn kauft...) ganz klar heraushören konnte. Das ging sogar mit "Holzohren".

Wenn der zitierte Händler Dir was anderes erzählt, würde ich an Deiner Stelle sehr sehr kritisch werden und lieber meinen eigenen Ohren vertrauen.

Was ist denn eigentlich die "absolute Referenzklasse"? Mark Levinson, Burmester, ... oder noch exklusiver? Da wird es dann allerdings so richtig teuer.

Grüße

Panther


P.S.: Falls das meine Äußerungen irgendwie aufwerten sollte: Ich bin auch ein Dipl.-Ing. der Elektrotechnik/Nachrichtentechnik. Und nun?

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 10:05
von TabOOn
Hi,

es würde mich auch brennend interessieren, was ein (guter, high end, oder einfach "teuerer") Verstärker kann, was einem günstigeren nicht gelingt. (Bis darauf, das er vermeintlich besser klingt => kann ich nicht beurteilen, weil ich noch nichts Teures gehört habe :( )

So soll das Gerät ja im Grunde genommen "nur" das Eingangssignal um Faktor x verstärken und das imho in einem kleinen Frequenzband. Was aber schaltungstechnisch wohl nur mit großem Aufwand zu lösen scheint. (Ich habe zwar ein wenig Elektotechnik während meines Studiums gehabt, aber um einen "Audio"-Verstärker zu bauen, reicht es leider nicht.)

Ist es mit einem Einsatz von 500 Euro nicht möglich, einen "guten" Verstärker zu bauen? => Es geht mir jetzt primär um die Qualität der Verstärkung.

Cu
TabOOn

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 10:31
von bony
Wenn der zitierte Händler Dir was anderes erzählt, würde ich an Deiner Stelle sehr sehr kritisch werden und lieber meinen eigenen Ohren vertrauen.
War es Malte oder Frank Klemm, der (sinngemäß) meinte, dass die allermeisten hier im Forum nicht mal ein 8 Watt Kofferadio von einem 600 Watt Boliden im Blindtest unterscheiden könnten?
Was mich kritisch werden lässt, sind die vielen Berichte von Leuten, die angeblich riiieeesige Unterschiede hören.
Ich weiß - selbst ausprobieren. Aber einmal davon abgesehen, dass so ein Blindtest nicht ganz leicht ist, ist die Beschaffung von Geräten auch so aufwendig, insbesondere, wenn es sich um preis-/leistungmäßig interessante China-Elektronik handelt :wink:.
Die Nubert-Boxen scheinen ja nicht übermäßig schwer anzutreiben zu sein (z.B. keine heftigen Impedanzlöcher), sodass man im Zweifelsfalle vielleicht einfach versuchen sollte, mit dem, was man hat, glücklich zu sein :wink:.

Dipl. Ing.

Verfasst: Fr 15. Okt 2004, 12:13
von johntheone
P.S.: Falls das meine Äußerungen irgendwie aufwerten sollte: Ich bin auch ein Dipl.-Ing. der Elektrotechnik/Nachrichtentechnik. Und nun?

Hi :D
nun wäre es interessant, ob Du Dir das Besser/Andersklingen von Verstärkern innerhalb einer, oder zwischen unterschiedlichen Preisklassen aufgrund Deines Fachwissens erklären kannst. Oder ob Du auch, wie jeder andere ohne weitere Kenntnis der Elektrotechnik, nach Probehören (vielleicht noch mit Umbaupause und Händlersuggestion) zu dem Schluss gekommen bist.

Grüße aus Freiburg
John