Hallo Christian,
Leider wirfst Du mit mehr Fremdwörtern herum, als mir lieb ist Embarassed Aber wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist einfach das Abstrahlverhalten der DS-50 im Hochtonbereich besser als das der NL 100 (weil gleichmäßiger unter verschiedenen Winkeln)
das Abstrahlverhalten des DS50 ist im Hochtonbereich besser, vermutlich aber auch im Mitteltonbereich, was noch wichtiger ist, da hier "die Musik spielt" (im Wortsinne).
Was die Fachbegriffe angeht, meinst Du bestimmt "ka = 2,5" oder ähnliches. Dahinter steckt nur eine Normierung auf die Wellenlänge, wobei Strahlerumfang und Wellenlänge aufeinander bezogen werden. 10kHz sind z.B. 3,4cm Wellenlänge, 1kHz 34cm, 100Hz 3,4m.
Nehmen wir einen Strahler mit 14cm effektivem Durchmesser und somit 44cm Umfang, der 1,9kHz abstrahlt, dann passen die 1,9kHz (17,9cm Wellenlänge) eben ca. 2,5 mal auf den Strahlerumfang.
Oberhalb ka = 1 (Wellenlänge = Strahlerumfang) treten verschiedene Probleme auf, darunter eine zunehmende Richtwirkung, u.U. Teilschwingungen der Membrane und Reflexionen im Konustrichter.
Wie viel Einfluss hat eigentlich noch die Raumakkustik bei Abhörabständen < 2m? Wie gesagt habe ich das auch mal getestet: alles schon ne ganze Runde besser, aber richtig zufrieden war ich damit auch nicht. Sind diese kurzen Hörabstande bei so großen LS wie den LN 100 überhaupt optimal, oder kann man den akkustischen Problemen eher ausweichen, indem man zwar den Hörabstand 'normal' wählt (ich empfinde 2,5 - 3m als normal), dafür aber den Abstand zu den Wänden sehr groß hält (was bei mir momentan nicht möglich ist)?
Eine bestimmende Größe für den Einfluß der Raumaukustik ist der Hallradius. Dies ist der Abstand, an dem der Direktschall und das von den Wänden reflektierte diffuse Schallfeld gleich laut sind. Er errechnet sich näherungsweise wie folgt: Hallradius = 0,057 * Wurzel (Raumvolumen / Nachhallzeit) * Wurzel (Richtfaktor der Schallquelle). Innerhalb des Hallradius überwiegt der Direktschall, außerhalb mehr und mehr der von den Wänden reflektierte Schall. Man kann sich das praktisch so vorstellen, daß der Direktschall eines typischen hifi-Lautsprechers mit ca. 6dB pro Entfernungsverdopplung abnimmt, während das Diffusfeld im Raum überall gleich laut ist.
Nehmen wir einen typischen Lautsprecher mit einem Richtfaktor von 3 bei mittleren Frequenzen, eine Nachhallzeit von 0,5s und ein Raumvolumen 80m^3, so ergibt sich ein Hallradius von 1,24m (!).
Das Diffusfeld ist also immer sehr bedeutend.
Wie kann man damit umgehen?
Meine Erfahrung geht dahin, daß die Richtcharakteristik eines Lautsprechers so frequenzneutral wie nur irgend möglich sein sollte, da das Diffusfeld eine so große Rolle spielt. Man muß dann überlegen, ob der Lautsprecher breit oder eher eng abstrahlen soll.
Folgt man der "reinen Lehre", dann sind Raumreflexionen ein Artefakt, der nicht zur Tonaufnahme gehört und daher vermieden werden soll. Dies erreicht man mit verenger Richtcharakteristik des LS und Bedämpfung des Raumes.
Die Wiedergabequalität ist sehr gut, allerdings wirken die im Jazz- und Pop-Genre üblichen Nahaufnahmen sehr wenig räumlich bei punktförmiger Phantomschallquellenbildung. Das Problem daran ist, daß das Mikro ganz nah am Instrument steht, womit natürlich keine "Räumlichkeit" aufgenommen wird.
Die im Klassikbereich übliche Aufnahme eines Klangkörpers in einem Ursprungsraum (z.B. Orchester im Konzertsaal) mit einem Hauptmikrophon führt dagegen zu ausgewogenen und räumlich klingenden resultaten, auch wenn man wiedergabeseitig Raumreflexionen unterdrückt. Im Gegenteil wirkt die sog. "Mehrräumigkeit, also Überlagerung des aufnahmeseitig vorhanden Ursprungsraums (z.B. Musikerverinssaal in Wien) mit der heimischen Wohnzimmerakustik irritierend und unangenehm. Die Zeit, die bis zum Eintreffen der ersten schallstarken Reflexion vergeht, ist in einem großen Konzertsaal viel größer, als in einem kleinen Wohnzimmer. Diese ist hautsächlich verantwortlich für die empfundene Raumgröße.
Folgt man der Auffassung von Herrn Nubert, dann ist ein breit strahlender Lautsprecher in einem schön klingenden Raum einem enger strahlenden Lautsprecher in einem gut gedämpften Raum überlegen. Zumindest bei Nahaufnahmen kann ich das verstehen, da eine gewisse "Pseudoräumlichkeit" hinzugefügt wird.
Die Idee hat nur zwei schwerwiegende Probleme:
(1) Der Lautsprecher muß absolut frequenzneutral abstrahlen
(2) Der Raum muß akustisch perfekt symmetrisch sein, d.h. zeitliche Verzögerung und Frequenzgang der Reflexionen vor allem von der rechten und linken Seitenwand müssen genau gleich sein.
Andernfalls kommt keine vernünftige Phantomschallquellenbildung zustande. Das Klangbild in normalen Wohnräumen ist meiner Beobachtung nach im Regelfalls frequenzabhängig instabil oder zieht zu einer Seite hin, weil die erforderliche akustische Symmetrie nicht gegeben ist. Ein einfacher Test ist das Drücken der Mono-Taste, dabei sollte exakt aus der Mitte zwischen den beiden Lautsprechern ein punktförmiges Signal zu lokalisieren sein.
Meine Erfahrung geht dahin, das es kaum Lautsprecher mit der erforderlichen Perfektion in der Richtwirkung gibt und was noch schlimmer ist: Die Wohnräume, in denen die Lautsprecher stehen, sind akustisch wenig günstig und alles andere als symmetrisch.
Was bleibt? Die Wiedergabe von Tonaufnahmen in Wohnräumen ist aus meiner Sicht ein bisher nicht gelöstes Problem. Geringe Hörabstände sind oft die einzige Möglichkeit, den Raumeinfluß zurückzudrängen, ich sehe übrigens auch keine Nachteile, dicht vor einer nuwave 10 zu sitzen. Koaxiale Anordnungen wären für Nahfeldlautsprecher zwar etwas günstiger, oder auch ein kleinerer Mitteltöner, die etwas höher abgekoppelt werden kann, aber grundsätzlich gibt eine große Nubert einen brauchbaren Nahfeldlautsprecher ab.
Erwähnt werden sollte noch, daß die "Hörbedingungen und Wiedergabeanordnungen für Mehrkanal-Stereofonie im Studio und Heim" darauf abzielen, die Interaktion zwischen Lautsprecher und Hörraum zu verringern, d.h. diskrete Reflexionen sollen gedämpft werden, auch werden Lautsprecher mit einem vergleichsweise hohen Bündelungsmaß vorgesehen.
http://www.tonmeister.de/foren/surround ... 002_v2.PDF
Es bleibt das Dilemma, daß die am weitesten verbreiteten Genres unter neutralen / normgerechten Hörbedingungen aufnahmetechnikbedingt die Erwartungshaltung der meisten Hörer (in Richtung eines irgenwie "natürlich-räumlichen Klangbildes") enttäuschen und unnatürlich steril wirken. Das muß nicht sein, allerdings wird oft ein äußerst präsentes Klangbild angestrebt (damit es auch noch auf dem Kofferradio überzeugt), wobei jede Art von aufnahmeseitiger "Räumlichkeit" (egal ob natürlich oder synthetisch erzeugt) schadet.
Gruß
Andreas
P.S. Vielleicht noch eine Ergänzung zu den Aufnahmeverfahren:
Man kann einen Klangkörper mit einem Stereo-Hauptmikrophon aufnehmen, welches aus zwei Mikrophonen besteht, die Laufzeitdifferenzen (Laufzeitstereophonie), Pegeldifferenzen (Intensitätsstereophonie) oder gleichsinnige Pegel- und Laufzeitdifferenzen (Äquivalenzstereophonie) erzeugen. Hierfür wird der Klangkörper in einen "schön klingenden" (am besten zum Musik-Genre passenden) Aufnahmeraum plaziert, z.B. einen Konzertsaal, wobei das Mikrophon sowohl den Direktschall, als auch das Diffusfeld eben dieses Raumes aufnimmt (siehe der von Frank unten verlinkte Artikel).
Dies ist für die Natürlichkeit des Klanges von großer Bedeutung, da nur so die Richtcharakteristik der Instrumente überhaupt erfaßt werden kann. Eine Geige klingt nicht nur aufgrund des anderen Obertonspektrums und anderen Einschwingverhaltens anders als eine Trompete, sondern v.a. auch aufgrund der völlig verschiedenen Richtcharakteristik.....
Die andere, bei den Genres Pop (sofern nicht voll elektronisch erzeugt) und Jazz übliche Technik besteht darin,
ein Mikrophon direkt vor jedes Instrument zu stellen, welches nur den Direktschall aufnimmt. Man erhält daraus eine punktförmig-ausdehungslose Mono-Phantomschallquelle, die zumeist über im Mischpult erzeugte Pegeldifferenzen irgendwo zusammen mit den anderen Mono-Schallquellen auf der Stereobasis plaziert wird. Die Richtcharakteristik des Instrumentes wird hierbei nicht erfaßt (nur Direktschall), daher liefert dieses Verfahren unnatürlich verfärbte Klangbilder, die durch Equalizer nachbearbeitet werden müssen (ohne damit ansatzweise vergleichbare Ergebnisse zu liefern, wie das Hauptmikrophonverfahren).