Philipp hat geschrieben:Schwieriges Thema! Jedem bleibt selbst überlassen wie er das sieht, das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Glaubensfrage.
Da hast Du in gewisser Weise in der Tat recht!
Denn die patterns, mit denen wir die Wirklichkeit zu erfassen suchen, ändern sich alle paar Jahrhunderte oder nunmehr gar alle paar Jahrzehnte...
Obgleich - bei so manchem denk' ich: der Berg kreißt, und heraus kommt eine Maus...
Je älter ich werde, desto gelassener beobachte ich die Zeitenläufte - und erkenne die tiefe Weisheit aus Kohelet 1:
"Es gibt nichts Neues unter der Sonne" .
"Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt ... - Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Oder ist etwas, von dem man sagen kann: Schau, da ist etwas Neues. Längst schon ist es da gewesen."
Äußerst lesenswert!
Ideen, Gedanken, Lebens- und Glaubensweisen, alles schon 'mal dagewesen.
Man muß sich nur einmal die Mühe machen, zu forschen.
Philipp hat geschrieben:Ich für mein Teil glaube mittlerweile nicht mehr daran, dass es etwas "zwischen Himmel und Erde" gibt, das Naturwissenschaften nicht zumindest potentiell - evtl. mit irgendwann in Zukunft entwickelten Methoden und Instrumenten - beschreiben könnten. (Ob diese Vermutung richtig oder falsch ist kann wohl im Moment kein Mensch der Welt sicher wissen, zumindest da bin ich mir sicher.)
Und die Geisteswissenschaften?
Du hast ja einen nahezu unbegrenzten Glauben in die Naturwissenschaften!
So viel Vertrauen!
Beneidenswert.
Wünsch' ich manchem religiösen Meschen!
Ich hoffe, daß Du niemals ein Geschichtsbuch intensiver liest, um zu sehen, was Menschen damit und daraus gemacht haben (z.B. Darwin oder Atomkraft).
Die Naturwissenschaft ist ein Werkzeug, tauglich, die Welt zu beschreiben, doch untauglich, die Welt zu erklären!
Es sind Menschen, die mit diesem Werkzeug umgehen, und mein Vertrauen in die Menschheit ist aufgrund meiner Lebenserfahrung und dem, was ich tagtäglich in den Massenmedien und aus der Historie erfahre, nicht übertrieben ausgepägt...
Philipp hat geschrieben:Die Geisteswissenschaften betrachten doch letztlich die selben Dinge wie die Naturwissenschaften, nur aus einem anderen Blickwinkel und mit anderen Methoden. Ich bin aber geneigt zu glauben dass an dem Punkt, wo beide kollidieren, der Naturwissenschaft Recht gegeben werden muss und die Lehre der Geisteswissenschaft neu überdacht werden sollte. Mal unter der Voraussetzung, die beiden sich widersprechenden Behauptungen wären nach der Zielsetzung des jeweils eigenen Fachgebiets "richtig". (Falls sie überhaupt kollidieren! Frank hat das vor einiger Zeit behauptet - speziell bezogen auf Physik und Philosophie - ich konnte es jedoch nicht wirklich nachvollziehen. Bin aber auch bisher noch nicht wirklich tief in die Quantenmechanik eingestiegen. Kommt erst nächstes Semester
)
Was Du hier vornimst, ist eine Setzung.
Du machst Prämissen und setzt Axiome - erkenntnistheoretisch höchst bedenklich!
Ich kann weder der Natur- noch der Geisteswissenschaft a priori einen Primat vor der je anderen geben, ohne beweisen zu können, daß das zwingen so sein muß.
Ich weiß, daß ich nichts weiß.
Und ich weiß, daß das, was ich weiß, auch noch ganz anders sein könnte.
Daß ich mich dann entschieden habe, die Realität mithilfe bestimmter Definitionsmuster wahrzunehmen und zu erklären, läßt mich ausgezeichnet leben - und das mag für jeden gehen.
Aber ich bin immer ein wenig zögerlich, meine Deutungen absolut zu setzen.
Ich halte es da mit dem, was mein Juniorchef Johannes 7,16 gesagt hat.
Philipp hat geschrieben:Stellt sich die Frage ob sich durch diese Behauptung für den Geisteswissenschaftler tatsächlich eine hindernde (im negativen Sinne) Engführung ergibt, oder ob der Geisteswissenschaftler durch die Berücksichtigung der Naturwissenschaften überhaupt erst praxistaugliche Erkenntnisse gewinnen kann!
Ist die Frage nicht vielmehr, ob es nur eine Möglichkeit gibt, Realität wahrzunehmen und zu beschreiben - und zu erklären!
Philipp hat geschrieben:Vielleicht sollte Physh nächstes Mal (ich nehme an Weihnachten? Oder schon Pfingsten?) EINEN Thread machen, der dann von anderen Posts verschont bleibt (man kann ja nen eigenen Antwort- und Diskussionsthread dazu starten, bei raws Bilderthread hat das auch geklappt), und den täglich aktualisieren. Dann sollten doch wirklich alle zufrieden sein oder?
Ich werd' darüber nachdenken - danke für die gute Anregung!
einsgehtnoch hat geschrieben:Moin Leute,
also, wenn ich Christ wäre, würde ich mich mal fragen, ob Gott mir den Grips mitgegeben hat, um mich von ihm anleiten lassen zu müssen, sprich gläubig zu sein, oder ob der göttliche Auftrag vielleicht ist, den Grips mal (ideologiefrei) zu benutzen und dadurch von Gott unabgängig zu sein. Eltern sind schließlich auch froh, wenn die Kinder endlich mal selbstständig sind.
Bist Du Vater?
Ich würde das eine nicht gegen das andere ausspielen wollen, sondern vielmehr das eine tun und das andere nicht lassen!
TheRock hat geschrieben:...ist doch ein interessantes Thema...und sobald ein solcher Thread gestartet wird, kommt es immer zu Kommentaren und Diskussionen, das ist normal.
Und spannend...
TheRock hat geschrieben:Was bleibt uns anderes übrig, als zu warten, bis alles vorbei ist. Erst dann werden wir die Wahrheit erfahren, oder nicht...? Ist alles nur Trugschluss, eine Massensugestion größten Ausmasses? Einfach die milliardenfache Angst davor, dass mal alles aus und vorbei ist, dass man halt lediglich die 60, 70, 80 Jahre, mehr oder weniger, hat? Und was ist mit anderen Religionen, die millionenfach anderem G-tt huldigen, sind die auf der falschen Seite oder beim gleichen unter anderem Namen...?
Du sagest's!
Sehr gute Punkt!
Die Rechnung wird am Ende aufgemacht.
Dann wird man sehen, wer recht hatte: die, die versucht haben, verzweifelt soviel in ihr Leben hineinzupacken, wie's nur geht (Wie ließ doch der olle Goethe seinen "Faust" im ersten Teil sagen: "So taum'l' ich von Begierde zu Genuß, und im Genuß verschmacht' ich nach Begierde..."), um am Ende doch unerfüllt vor den Trümmern seines Lebens zu stehen - oder die, die ihr Leben bewußt leben, mit anderen und für andere, die einen tiefen Sinn in der Bezieung zum lebendigen G-tt finden.
Ein wenig halte ich es da mit Gottfried Benn, der gewiß unverdächtig ist, allzugroße Sympathien für's Christentum zu haben:
Das kommende Jahrhundert wird die Männerwelt in einen Zwang nehmen, vor eine Entscheidung stellen, vor der es kein Ausweichen und keine Emigration gibt, es wird nur noch zwei Typen, zwei Konstitutionen, zwei Reaktionsformen zulassen: diejenigen, die handeln und hochwollen, und diejenigen, die schweigend die Verwandlung erwarten, die Geschichtlichen und die Tiefen, Verbrecher und Mönche - und ich plädiere für die schwarzen Kutten.
Und was die Frage nach den anderen Religionen angeht, darüber haben wir IMHO schon im
PassionsThread gesprochen...
Maugi hat geschrieben:Ich denke es gibt nur einen, wenn’s mehrere wären, gäbe es doch nur Kompetenzprobleme.
Maugi hat geschrieben:LegendeN hat geschrieben:Ich glaube zwar an einen Gott aber nicht an Jesus. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass Gott einen "Sohn" auf die Erde schickt. Zu welchem Zweck?
Ich denke schon, damit uns jemand durch sein handeln, seine Worte zeigt um was es eigentlich geht, was wirklich wichtig ist im Leben. Deshalb gab es immer wieder außerordentlich herausragende Menschen auf dieser Erde, jeder auf seine Weise.
Das erfordert nun eine ganz lange Erklärung.
Da möcht' ich lieber noch 'mal auf den
PassionsThread verweisen.
Nach der Lektüre dessen kann ich gerne nachlegen
Maugi hat geschrieben:PhyshBourne hat geschrieben:Ich sehe das so:
Wenn die Menschen gottlos leben, sind die Sitten zügellos, die Mode schamlos, die Lügen grenzenlos, die Verbrechen maßlos, die Völker friedlos, die Schulden zahllos, die Regierungen ratlos, die Politiker charakterlos, die Konferenzen endlos, die Aussichten trostlos und die Kirchen kraftlos...
Genau das trifft doch auf unsere christlich(nicht nur) geprägte Gesellschaftist zu !
Ich denke, ich habe nie 'was anderes behauptet!
Inwieweit unsere Gesellschaft noch christlich geprägt ist - und ich rede hier nicht von organisierter Religion, sondern vielmehr von echtem Herzensglauben - darüber hab' ich so meine sehr, sehr großen Zweifel!
Maugi hat geschrieben:PhyshBourne hat geschrieben:
ist es nicht erstaunlich, wie viele Menschen, die nichts von G-tt und Religion halten, so gerne (gedankenlos?) die Feiertage und Errungenschaften wie z.B. Toleranz, Menschenrechte (den Gedanken der Menschenwürde) oder Individualismus, die sie dem judäochristlichen Gedankengut verdanken, ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen...?!?
Das kam bei mir auch ganz schlecht an !
Wieso soll ein nicht Christ ! bzw. noch nicht christlich religiös aktiver Mensch (oder einer anderen Religionsgemeinschaft angehört) die christlichen Feiertage, in dem Land, in dem er arbeitet seine Abgaben zahlt, sein Leben verbringt, nicht in Anspruch nehmen dürfen. Es gibt bzw. gab ja auch nicht religiös geprägte Feiertage, für die du nicht unmittelbar beigetragen hast, deshalb kann ich die Reaktion von lilux auch verstehen.
Nun entdecke ich da in unserem Land keine einheitliche Linie.
Wie gesagt, wir leben IMHO allenfalls dem Namen nach in einem christlichen Land.
Zudem - müßten wir dann nicht auch die muslimischen, buddhistischen, hinustischen, animistischen etc. Feiertage begehen, um der Faktizität des status quo zu entsprechen?
Aber darum ging's ja gar nicht zuerst.
Natürlich kann jeder mitfeiern.
Aber wenn ich von etwas profitiere, soll ich zumindest auch nicht dagegenschießen...