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Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 21:15
von Blap
Der Mann ohne Gedächtnis

Vor acht Monaten verlor ein junger Mann (Luc Merenda) sein Gedächtnis durch einen Unfall. Er lebt momentan in London, sucht verzweifelt nach Erinnerungen, jedoch ohne Erfolg. Eines Tages sucht ihn ein Schlägertyp auf, der jedoch umgehend von einem Heckenschützen ins Jenseits befördert wird. Als den jungen Mann ein Telegramm erreicht, macht er sich auf den Weg nach Norditalien, wo seine Ehefrau leben soll. Die junge Dame trägt den Namen Sara Grimaldi (Senta Berger), doch ihr angeblicher Ehemann erkennt sie zunächst nicht. Das Paar gibt sich Mühe wieder zueinander zu finden, jedoch tauchen dunkle, bedrohliche Schatten aus der Vergangenheit auf, werden zur lebensgefährlichen Bedrohung für die Eheleute. Wird sich der junge Mann an seine wahre Identität erinnern können, vor allem daran in welche zwielichtigen Geschäfte er verwickelt war...???

"L' Uomo senza memoria" entstand 1974 unter der Regie von Duccio Tessari, dem wir noch einige andere Perlen des europäischen Kinos verdanken. So gehen Italo-Western wie "Eine Pistole für Ringo" auf sein Konto, der Giallo "Blutspur im Park" entstand unter seiner Regie, Alain Delon gab für Tessari den Zorro, auch Ikone Lino Ventura arbeitete mit Tessari zusammen. Leider ist der Bekanntheitsgrad dieses Regisseurs heute nur noch gering, ein sehr unbefriedigender Zustand, der seinem hochwertigen Schaffen nicht gerecht wird! "Der Mann ohne Gedächtnis" spielt überwiegend vor der wundervollen Kulisse einer kleinen malerischen Kleinstadt im Norden Italiens. Luc Merenda -damals ein sehr gefragter Darsteller- gibt als "Mann ohne Gedächtnis" eine sehr überzeugende Vorstellung ab. Senta Berger in der weiblichen Rolle ist ein wahre Augenweide, vermag aber auch durch ihre darstellerischen Fähigkeiten voll zu überzeugen. Der Kenner freut sich über ein Wiedersehen mit Umberto Orsini, Charakterschädel Bruno Corazzari darf herrlich fies sein, was will man mehr?

Möchte man "Der Mann ohne Gedächtnis" in eine Genre-Schublade packen, fällt recht häufig der Begriff "Giallo". Jedoch sollte man hier keinen Serienkiller mit schwarzen Handschuhen erwarten, auch nackte Haut ist eher Mangelware, der Film lebt von seinen wundervollen Kulissen, den erstklassigen Schauspielern, der absolut phantastischen Regie- und Kamera-Arbeit. Plumpe Schauwerte wie harte Gewalt und weibliche Rundungen im Überfluß, dafür liebt man viele Gialli, Tessaris Film kommt jedoch prima ohne diese bewährten Elemente aus. Wobei das Finale den Puls stark beschleunigt, Senta Berger gar zur Kettensäge greifen muss! Aber keine Angst, der Film verliert sich auch gegen Ende nicht in einer Orgie der Gewalt. Nein, pure Spannung packt den Zuschauer unbarmherzig, lässt ihn mit den Symphatieträgern fiebern, um ihr Leben kämpfen. Die Schönheit des Werkes erinnert mich an den ebenfalls sehr stilvollen Giallo "Der Killer von Wien" (Sergio Martino, 1970), allerdings unterscheiden sich die Filme ansonsten deutlich, ferner ist in Wien mehr nackte Haut zu bewundern.

Koch Media hat diesen Leckerbissen vor ein paar Monaten veröffentlicht, damit eine schmerzliche Lücke im Bereich des italienischen Genre-Kinos geschlossen. Wie auch die DVDs zu "Der Killer von Wien" oder "Malastrana" hat man sich im Hause Koch erneut nicht lumpen lassen. "Der Mann ohne Gedächtnis" kommt in schöner Bildqualität daher, als Bonus ist u.a. ein aktuelles Interview mit Hauptdarsteller Luc Merenda zu sehen. Der Mann ist in Würde gealtert, verdient seine Brötchen inzwischen als Antiquitätenhändler. Die sehr schön gestaltete Verpackung steckt in einem nicht minder hübschen Schuber, Koch Media hat -wie zur angenehmen Gewohnheit geworden- sehr gute Arbeit geleistet, vielen Dank dafür!

Kein Italo-Freund darf sich diese ganz, ganz wundervolle Perle entgehen lassen! Ein wunderschöner, überwiegend ruhiger, sehr stilvoller Film vor einer perfekten Kulisse! Sicher kein Film für Hektiker, aber ganz sicher ein Freundenfest für den Genießer!

Ich bin verliebt in diesen herrlichen Film von Duccio Tessari, sicher auch -aber längst nicht nur- wegen der damals umwerfend schönen Senta Berger. Ein überragendes, unverzichtbares Stück feinster Filmkunst aus Italien. Absolutes Pflichtprogramm!

Ganz dicke 9/10!!!




Amok Train

Ein Häuflein amerikanischer Studenten begibt sich auf eine Studienfahrt nach Jugoslawien. Die Leitung übernimmt der angesehene Professor Andromolek (Bo Svenson), ein etwas verschrobener Kauz, der trotzdem einen guten Draht zu den jungen Leuten hat. Auch Beverly (Mary Kohnert) ist Teil der Reisegruppe, jedoch eher eine zurückhaltende Aussenseiterin, für die anderen Kids häufig das Ziel von spöttischen Bemerkungen. Mary hat serbische Wurzeln, denn ihr Vater stammt aus dieser Region. Aufgewachsen ist sie jedoch in den USA, kommt daher wie die anderen Studenten zum ersten Mal mit Jugoslawien in direkten Kontakt. Die Reisenden sollen ihre erste Nacht in einem abgelegenen Dorf verbringen, doch schon bald kommt es zu einer Katastrophe...

...die Hütten, welche den jungen Leuten als Schlafstätte dienen, geraten in Brand. Nicht alle können dem Inferno entrinnen, die Überlebenden ergreifen in panischer Angst die Flucht vor den bedrohlichen Dorfbewohnern. Auf ihrer Flucht erreichen die verängstigten Studenten eine Bahnlinie, mit etwas Glück gelingt es ihnen einen langsam fahrenden Zug zu entern. Nach anfänglicher Erleichterung bricht das Grauen jedoch erneut über die Gruppe herein. Finstere Mächte sind am Werk, selbst der Deibel persönlich gibt sich die Ehre, denn er hat es auf ein eindrindliches Rendezvous mit der irritierten Beverly abgesehen...

Hui... "Amok Train" (1989) ist amerikanisch/italienische Co-Produktion, ein Horror-Streifen mit deutlicher Trash-Schlagseite. Die Story ist sehr abstrus, in der "Jugoslawien Kulisse" sieht es wie im tiefsten Mittelalter aus. Die Akteure passen prima in diese Sause, die Dialoge sind teils echte Brüller. Mettgut wird auch produziert, ein paar nette Metzeleffekte sind zu sehen. Nicht sehr ausufernd, aber in Deutschland reichte dies bereits zur Indizierung. Besondere Freude machte mir der ausser Kontrolle geratene Zug. In entsprechenden Situationen kommt ganz klar sichtbar eine Modelleisenbahn zum Einsatz, was mir persönlich viel symphatischer als heutige Effekte daherkommt, die inzwischen überwiegend aus dem Computer purzeln. Natürlich würde ich meine -im Keller sorgfältig eingelagerten- Dampfloks im Maßstab H0 niemals solchen Qualen aussetzen. ;)

Der Film sorgt für recht kurzweilige Unterhaltung, obwohl man manche Passagen gern ein wenig hätte straffen können. Dragon hat den Film schon vor einigen Jahren auf den Markt geworfen, die Fassung ist ungeprüft und uncut. Die Qualität der DVD ist zwar sehr mittelprächtig, doch passt diese "VHS-Lastigkeit" prima zur Atmosphäre von "Amok Train". Letztlich sich kein Pflichtprogramm, aber für Sammler netter Horrorunterhaltung durchaus einen Blick wert, zumal die DVD z.B. auf Börsen für sehr kleines Geld zu haben ist.

Nette Unterhaltung = 6,5/10

Verfasst: Sa 20. Dez 2008, 14:48
von Tardif
Gestern Abend haben wir mal wieder Ratatouille geschaut.
Boah, auf Blu Ray ist der einfach nur ein Genuß. An dem Film sieht man einfach mal wieder wie geil High Def ist.

Der Film an sich ist natürlich auch gut. Die kleine Schwester meiner Freundin hat gestern bei uns geschlafen. Sie liebt den Film einfach !!
Müssen wir fast immer schauen, wenn sie bei uns sind. Auch wenn Ihr die Nubis in so mancher Szenen nen ordentlichen Schrecken verabreichen :lol:

9/10 Pkt !!

Verfasst: So 21. Dez 2008, 00:02
von Blap
Drei tolle Kerle

Ein fieser Franzose will den Engländern die angestrebte Mitgliedschaft in der EWG erschweren. Zu diesem Zwecke plant er die Inszenierung eines Skandals, ein britischer Minister soll vor den Augen der ganzen Welt diskreditiert werden. Ein heimlich gedrehter Film zeigt den ranghohen Politiker bei sexuellen Ausschweifungen. Diese Peinlichkeit muss unbedingt verhindert werden, ergo schicken die Amis einen Top-Agenten (George Martin) über den grossen Teich. Ihm stellt man zwei berüchtigte Superschurken zur Seite, nun kann die Jagd auf den pikanten Streifen beginnen. Der Weg führt unsere Helden nach Tokio, wo sie sich umgehend mit ganzen Heerscharen übler Gestalten rumschlagen müssen...

Du meine Güte, was für ein herrlich bekloppter Eurospy Knaller. 1967 wurde das Machwerk verzapt, in Deutschland machte der Film im Sommer 1968 die Kinos unsicher. "Tre supermen a Tokio" kennt keine Schmerzgrenzen. Die Dialoge sind unglaublich beknackt, die Story wird im Verlauf des Filmes immer grotesker. Besonders entzückend sind die kugelsicheren Kostüme des Trios. Kaum haben die "tollen Kerle" ihr Outfit angelegt, prallen ganze Salven aus automatischen Feuerwaffen wie lahme Geschose aus einer defekten Erbsenpistole an ihnen ab. Sehr anregend war auch die Verfolgungsjagd auf einem Rummelplatz, Achterbahn und Geisterbahn erlebten ein ganz neues Ausmaß an Action. :lol:

Wie es sich für einem Film aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre gehört, kommen viele Kulissen und Kostüme in herrlich quietschig bunten Farben daher, ein wahres Freudenfest für die entzündeten Augen. Sal Borgese spielt einen der drei Helden, darf dabei zwar nicht sprechen -zumindest nicht verständlich- zieht dafür aber genial durchgeknallte Fratzen. Herr Borgese ist mir irgendwie immer symphatisch. Vor nicht allzu langer Zeit erfreute er mich im vorzüglichen "Todeskommando Panthersprung", dort an der Seite von Gianni "Sartana" Garko, den ich ebenfalls sehr schätze!

Starlight präsentiert den Film in schöner Qualität, auf dem Cover wird mit der Information "Weltweit längste Fassung" geworben. Da die damalige Kinofassung offensichtlich gekürzt war, liegt leider keine vollständige Synchronisation für diese Klamotte vor. Daher sind die entsprechenden Szenen im italienischen Originalton zu sehen, ausgestattet mit Untertiteln. IMHO ist eine Lösung dieser Art noch immer die eleganteste. Denn die Szenen einfach nicht zu zeigen - oder alternativ eine neue (Teil)Synchro anzufertigen- halte ich für die deutlich schlechteren Optionen.

Mir hat der Film durchaus Freude bereitet. Allerdings muss ich für solche Kaliber schon in der richtigen Stimmung sein, ansonsten liegen die Nerven spätestens nach einer halben Stunde blank. Empfehlen möchte ich den Film nur sehr toleranten Freunden bescheuerten Humors. Die allseits bekannten Spencer/Hill Spektakel sind im Vergleich zu "Drei tolle Kerle" absolut ernsthafte Werke! Wer sich angesprochen fühlt, der darf sich über den sehr günstigen Preis der DVD freuen, die dazu noch von wirklich sehr ordentlicher Qualität ist. Ich habe vor ein paar Monaten lediglich 3.87€ (inkl. Porto!) bezahlt, gekauft per Amazon-Marketplace. Sicher ist der Film kein herausragender Titel innerhalb unserer kleinen Sammlung, jedoch wäre mir die DVD auch einen "normalen" Preis wert. Direkt bei Amazon geordert wären im Moment 10.99€ fällig!

In der richtigen Stimmung = Gut! 7/10

Verfasst: So 21. Dez 2008, 17:52
von Mark-Gor
Dirty Harry (1971)

Eine Frau wird in einem Pool auf dem Dach eines Hochhauses erschossen. Kurz darauf erhält die Polizei von San Francisco einen Brief vom Täter, der sich Scorpio nennt und die Stadt um 100.000,- $ erleichtern möchte. Andernfalls werde er täglich einen Menschen töten. Der raubeinige Inspektor Harry Callahan (Clint Eastwood) wird auf den Fall angesetzt…

Der Plot ist recht simpel gehalten, allerdings weicht der Filmaufbau in der Form vom üblichen Strickmuster ab, dass es mehr als einen Showdown gibt. Bei der Verfolgung des Täters wird der klassischen Detektivarbeit weniger Beachtung geschenkt, vielmehr steht Dirty Harry selbst im Vordergrund. Wie er den harten, wortkargen Cop spielt, ist schon eine Klasse für sich. So entstanden einige großartige Momente der Filmgeschichte, z.B. die fast beiläufige Verhaftung einer Truppe Bankräuber während der Frühstückspause („Jetzt überlegst du, ob da nun sechs Schüsse raus sind oder nur fünf. Wenn ich ehrlich sein soll, ich hab in der Aufregung selbst nicht mitgezählt…“). Die Dialoge sind knapp und erstklassig. Trotz des enthaltenen Wortwitzes wird Harry selbst nie zur herumalbernden Comicfigur, allein seine Art des ruhigen Sprechens ist Respekt einflößend. Harrys Gegenpart, der Killer ist hingegen extrem psychopathisch und extrovertierter ausgefallen. Ein Durchgeknallter, dessen Intention nicht nur die Erpressung der Stadt ist, sondern der auch aus niederen Beweggründen tötet. Schließlich musste Harrys Selbstjustiz irgendwie legitimiert werden. Im Jahre 1971 wird die teilweise offen gezeigte Abneigung gewissen Bereichen des Gesetzes gegenüber noch keine Selbstverständlichkeit gewesen sein.

„Dirty Harry“ vermittelt ein tolles 70er Jahre-Flair und der zwar sparsam eingesetzte, aber überaus fetzig-pulsierende Soundtrack tut sein übriges. Die Actionszenen sind gut, aus heutiger Sicht aber nicht spektakulär. Dennoch, Harry rules...

8/10 P.


Calahan
(Magnum Force, 1973)

Harry Calahan wurde ins Raubdezernat versetzt, derweil werden reihenweise Gangster liquidiert, deren Verbrechertaten zwar bekannt sind, aber rechtlich nicht belangt werden konnten. Das unzureichende Rechtssystem lässt grüßen. Schließlich wird Calahan doch wieder ins Morddezernat berufen. Er vermutet die Mörder in den eigenen Reihen…

Nur zwei Jahre nach „Dirty Harry“ ging der zweite Teil an den Start. Dieser könnte schon fast als Abstrafung der Selbstjustiz durchgehen, aber eben nur fast. Denn dafür geht Dirty Harry selbst zu rigoros zu Werke, als dass man ihm die Verteidigung des -wenn auch desaströsen Rechtssystems- abnehmen könnte. Der wieder sehr fluffige 70er-Jahre-Score lehnt sich an Teil eins an, was stark zum Wiedererkennungswert beiträgt. Auch die Bildsprache ist eine ähnliche. Harry hingegen werden diesmal sogar Gefühle zugestanden. Er will sich um einen alten Freund kümmern, in einer Szene gibt er den Familienonkel und auch körperliche Nähe zum weiblichen Geschlecht wird zugelassen. Als Ausgleich ist der Härtegrad der Actionszenen etwas angehoben worden. Ansonsten erinnert doch einiges an Teil eins, sei es die ähnliche Bildsprache oder auch das Aufgreifen bereits bekannter Handlungselemente. So tritt Harry mal wieder beiläufig, während seiner Pause als Oberbulle auf. Diesmal kein Banküberfall, sondern eine Flugzeugentführung. Harry meistert diese und ähnlich brenzlige Situationen gewohnt souverän. Wortkarg, knurrig, doch nicht ohne Humor.

Manko des Plots ist dessen zu langsames in Fahrt kommen verbunden mit einer zu großen Vorhersehbarkeit. Wirkliche Überraschungen bleiben aus. Dennoch: gute Unterhaltung mit leichten Abstrichen gegenüber dem ersten Teil.

7,5/10 P.


Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)

Diesmal wird Dirty Harry nicht in das Raubdezernat versetzt, viel schlimmer: es geht in die Personalabteilung. Und Harry weiß: „Dort sitzen nur A…löcher“, worauf hin der Vorgesetzte erwidert: „Ich war selbst zehn Jahre in der Personalabteilung.“
Als eine Gruppe Pseudorevolutionärer eine große Menge Waffen stiehlt und die Stadt erpresst, wird Harry (mal wieder) zurück zur Mordkommision geholt. An seine Seite wird eine weibliche, frisch gebackene Kommissarin gestellt, die Harry schon während des Vorstellungsgespräch kennen lernen musste…

Gleich beim Vorspann fällt auf, dass der tolle Score aus Teil eins und zwei entsorgt und nur ein minderwertiger Ersatz gefunden wurde. Schade. Der Plot ist noch schwächer als in Teil 2, dafür gibt es wieder einige schöne „Dirty Harry“-Szenen zu bewundern. Harrys Anflug von Gefühlen scheint ad acta gelegt worden zu sein, er ist wieder ganz der alte respektlose, brettharte Mistkerl. Für Auflockerung sorgt seine unerfahrene Partnerin, ist zwar storytechnisch mit heißer Nadel gestrickt, aber ganz amüsant.

6,5/10 P.


Dirty Harry kommt zurück
(Sudden Impact, 1983)

Anstatt der sonst üblichen Versetzung in ein anderes Dezernat wird Calahan „nur“ beurlaubt, nachdem er einen stadtbekannten Altgangster so sehr in Rage versetzt, dass dieser einen Herzinfarkt erleidet und stirbt. Das hat einerseits mal wieder rasend wütende Vorgesetzte zur Folge, aber auch die Jagd etlicher Gangster auf Calahan. Um Harry, der seine Beurlaubung ohnehin nicht sonderlich ernst nimmt, aus der Schusslinie zu holen, wird er in ein kleines Küstenstädchen beordert, um dort wegen eines in San Francisco begangenen Mordes die Hintergründe aufzuklären. Dem Opfer wurde zunächst zwischen die Beine, dann zwischen die Augen geschossen. Schon bald wird aus diesem Mord eine Serie…

Diesmal hat Clint Eastwood selbst Regie geführt und sein Alter Ego stilgerecht in die 80er katapultiert. Dabei schaffte er es dennoch, den Charme der 70er nicht völlig vermissen zu lassen. Der Score wird durch Synthieklänge aufgepeppt, die Action ist härter (und hatte seinerzeit die Indizierung zur Folge), die Sprüche noch lockerer, das Ganze mit einem gesunden Schuss Selbstironie versetzt. Hier fällt dann auch das lang ersehnte „Make my day“.

Anstatt eines farbigen („Magnum Force“) oder weiblichen Partners („The Enforcer“) steht Harry diesmal ein überaus hässlicher Hund zur Seite – Harry nennt ihn liebevoll Meathead („Ist das ihrer?“ – „Wieso? Wollen Sie ihn haben?“). Die Handlung ist für einen „Dirty Harry“-Film äußerst gelungen. Trotz ruhiger Momente und Kenntnis des Täters bleibt es immer spannend, zudem ist die Action sehr ansprechend ausgefallen. Wie in allen Teilen wird wieder das Thema Selbstjustiz aufgearbeitet, in diesem Falle doch sehr unkritisch. Mir hat „Sudden Impact“ äußerst gut gefallen und erreicht auf seine ihm eigene Art die Qualität des stilbildenden Originals von 1971.

8/10 P.


Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)

Am Set eines C-Horrorfilms stirbt ein Schauspieler augenscheinlich an einer Überdosis Heroin. Interessant wird es, als eine ominöse „Todesliste“ auftaucht, auf welcher der Name des Schauspielers und weitere sieben genannt werden, u.a. auch Harry Calahan. Alles nur eine harmlose Wette darüber wer innerhalb des nächsten Jahres wohl sterben könnte, wie es der am „Todesspiel“ beteiligte Horrorfilmregisseur glauben machen möchte? Oder steckt mehr dahinter...

Der fünfte und letzte Teil der Dirty Harry-Reihe kommt nicht mehr im feinen Cinemascope daher, sondern im popeligen 16:9-Format. Dieser Umstand und auch die restliche Aufmachung sehen doch nunmehr sehr nach 80er Jahre aus, der Charme der früheren Teile ist verflogen. Die Action ist bis auf die Verfolgungsszene mit dem ferngesteuerten Knight Rider-Auto recht bieder, Harry wird eben auch nicht jünger. Die lockeren Sprüche sitzen zwar noch, doch irgendwie kann ich mich mit dem Todesspiel nicht recht anfreunden. Alles eine Idee zu trashig. Schade, ein recht flauer Abgang und der schlechteste Teil der Reihe.

6/10 P.


Zu Bild und Ton: es gab jederzeit was zu sehen und der Ton war immer zu hören. Für das Alter der Filme geht das Bild auf jeden Fall gut in Ordnung, beim Ton muss man Abstriche machen, Teil 1-4 sind in Deutsch nur Mono. Den vierten habe ich mir daher auch in Englisch angeschaut, die 5.1 Tonspur geht da schon anders zur Sache.

Alle fünf Teile gibt es in einer Papp-Box, teilweise neu schon für unter 20,- €. Also ein lohnendes Schnäppchen. Die ersten drei Teile verfügen auch über einige Extras, u.a. gibt es jeweils eine original Kurzdokumentation, welche viel Zeitkolorit versprühen.

Verfasst: So 21. Dez 2008, 18:35
von Blap
Klasse geschriebene Übersicht über die unverwüstlichen Dirty Harry Filme. Als die erste Box vor einigen Jahren auf den Markt kam, mussten wir ein kleines Vermögen dafür hinlegen. Ich habe gerade in der OFDB nachgeschaut, die alte Box erschien Ende 2001. Die Zeit vergeht wirklich mit rasender Geschwindigkeit. Inzwischen gibt es eine neue Box, sogar auf Blu-ray sind die Filme erhältlich. Das drückt den Preis der alten Auflage extrem in den Keller. Ich bin mit den DVDs von 2001 noch immer sehr zufrieden, sehe keinen Grund für einen Austausch. Da sich die Zeilenzähler vermehrt auf die neuen Scheiben stürzen, kann man die alte Box zu sehr fairen Preisen abgreifen, den Filmfreund freut es! :)

(Nur Deine Einzelbewertungen finde ich etwas zu streng... ;) )

Verfasst: So 21. Dez 2008, 18:38
von Mark-Gor
Doomsday

Gegenwart: Im Norden von Großbritannien bricht eine verheerende Virusepidemie aus. Zur Eindämmung wird die Insel mittig durch Errichtung einer unüberwindbaren Sicherheitsmauer getrennt. Sollen die Schotten doch sterben, der Kern Englands muss am Leben erhalten werden.

2035: Und Überraschung! Geheime Satellitenbilder zeigen menschliche Aktivitäten in Glasgow. Da muss es doch dieser Professor von damals geschafft haben, ein Gegenmittel zu finden. Das käme extrem gelegen, sind doch diesmal mitten in London mit dem Reaper-Virus Infizierte aufgetaucht. Eine Massenhysterie steht bevor.

Ein Himmelfahrtskommando wird in die Sperrzone entsandt, um den Impfstoff oder was auch immer zu besorgen. In Glasgow ist die seit fast 30 Jahren weggesperrte und noch lebende Bevölkerung über die kleine Kampftruppe wenig amused…


Bild Bild Bild

Neil Jordan („The Descent“) liefert ein echtes Action-/Horrorbrett ab. Ab Minute eins wird das Gaspedal durchgetreten und der Mann bleibt ganze 101 Minuten voll drauf (Abspann mal nicht eingerechnet). Wild werden Versatzstücke aus „Mad Max“, „Flucht aus L.A.“ und was weiß ich zusammengewürfelt, eine Prise Mittelalter, eine ordentliche Portion Kannibalismus, der bekannt-dreckige Look aus „28 Weeks later“ und natürlich Action, Action, Action. Wirklich nicht zu knapp und definitiv nicht jugendfrei. Die deutsche Fassung wurde um mehr als 10 Minuten erleichtert, so fehlen auch alle Hinweise auf stattfindenden Kannibalismus, selbst vor Dialogzensur wurde nicht zurückgeschreckt. Für Interessierte gilt also: weder Verleih- noch Kaufversion (auch nicht BluRay) aus deutschen Landen, sondern zur GB-Fassung greifen. Mein verkümmertes Schulenglisch war jedenfalls ausreichend und ich habe inkl. Versand unter 10,- € für die DVD gezahlt, welche sogar über ein hübsches, über 30 Seiten starkes Booklet und einige Extras auf der Scheibe verfügt.

Tja, was soll man nun von „Doomsday“ halten? Albern, überzogen und dumpfes Plagiat bekannter Klassiker? Oder einfach nur abgedreht, eine feine Zitatensammlung und schmerzfreie bis adrenalintreibende Spaßbombe?

Ernst nehmen konnte ich den Film nicht, dafür enthält er zu viel offensichtlichen Schwachsinn. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen. Die Reminiszenz an die berühmte Straßenschlacht aus Mad Max II wird hier mit einem Bentley Continental GT gegen diverse Schrottkisten ausgetragen. Selbst auf gerader Strecke lässt sich solch ein Bentley scheinbar mühelos von jedem ausgedienten Streifenwagen einholen… 8O Ahhha.

Das und 1000 andere Kleinigkeiten ausgeblendet, macht "Doomsday" aber richtig Laune. Evtl. wäre mir eine etwas ernstere, schlüssigere und düstere Variante noch lieber gewesen. Möglicherweise wäre dann sogar das Zeug zum Klassiker drin gewesen, doch auch so gibt es für dieses sicher polarisiernde Machwerk

8/10 P.

Verfasst: So 21. Dez 2008, 20:17
von Mark-Gor
Blap hat geschrieben:(Nur Deine Einzelbewertungen finde ich etwas zu streng... ;) )
Sind in der Tat recht streng. Es liegt vielleicht daran, daß ich nicht gerade mit "Dirty Harry" aufgewachsen bin. Ich habe -bis auf Teil III, da bin ich mir unsicher- zwar alle Filme in meiner Jugend im TV gesehen, allerdings nur einmal und war seinerzeit nur mäßig begeistert. Warum auch immer. Wer "Dirty Harry" bereits im Kino erleben durfte, hat natürlich einen anderen, emotionaleren Blickwinkel.

Na ja, die Punktwertung ist ohnehin mit Mängeln behaftet und kann nur als ungefährer Anhaltswert dienen. Wem das Genre liegt, legt eben noch 1-2 Punkte drauf, andere ziehen noch einen ab. :wink:

Verfasst: So 21. Dez 2008, 20:39
von Blap
Mark-Gor hat geschrieben:
Na ja, die Punktwertung ist ohnehin mit Mängeln behaftet und kann nur als ungefährer Anhaltswert dienen.
So ist es. Eigentlich sind die Punkte sogar eine fiese Sünde. Jedoch leisten sie als Krücke gute Dienste. :)




88 Minutes

Dr. Jack Gramm (Al Pacino) ist ein angesehener Psychiater, unterrichtet am College von Seattle, erstellt darüber hinaus Gutachten für das FBI. Einige Jahre sind ins Land gezogen, seit der Serienkiller Jon Forster (Neal McDonough) dank eines aussagekräftigen Gutachtens von Gramm dauerhaft hinter Schloss und Riegel wanderte. Nun steht die Hinrichtung des Killers auf dem Terminplan, jedoch werden plötzliche Morde an jungen Frauen verübt, Morde welche die exakte Handschrift des zum Tode verurteilten Forster tragen. Selbst Details die nicht an die Öffentlichkeit gelangten stimmen überein, Forsters Schuld und Gramms Kompetenz werden dadurch in Frage gestellt, die Hinrichtung steht plötzlich auf sehr wackeligen Beinen. Als diese erschreckenden Ereignisse bereits in voller Fahrt sind, erhält Dr. Gramm einen mysteriösen, bedrohlichen Anruf. Der unbekannte Anrufer teilt dem Psychiater mit, dass er in 88 Minuten sterben wird. Zunächst glaubt Gramm an einen geschmacklosen Scherz, jedoch meldet sich der Anruf immer wieder, teilt Gramm die ihm aktuell verbleibende Zeit mit. Zu allem Überfluß gerät der Professor auch noch selbst in Tatverdacht...

Auf einen Thriller mit Al Pacino freut man sich meist völlig zu recht. "88 Minutes" kommt jedoch nicht über solides Mittelklasse-Niveau hinaus. An Pacino liegt dies sicher nicht, zwar hat er schon beeindruckender aufgespielt, steckt aber die übrige Besetzung trotzdem locker in die Tasche. Doch auch die Nebendarsteller überzeugen, trotz des übermächtigen Schattens des Herrn Pacino. William Forsythe ist diesmal als Bulle unterwegs, den Burschen sehe ich immer gern. Alicia Witt, Leelee Sobieski, Amy Brenneman und weitere Damen sind in Rollen zu sehen, die die Handlung teils entscheidend prägen.

Es liegt also in der Tat nicht an den guten Darstellern, dass dieses Werk von Regisseur Jon Avnet (Grüne Tomaten, Red Corner) den Sprung auf den heiligen Altar der Filmkunst verfehlt. Es fehlt dem Film einfach an Spannung und Gänsehautmomenten, man fiebert nicht mit den Charakteren um die Wette, man beobachtet eher recht entspannt, gelassen. Für einen Film dieser Art sicher kein gutes Zeugnis. Wer Meister Pacino mag, kann den Film -trotz diverser Schwächen- ohne grössere Bedenken in die Sammlung aufnehmen, man darf nur kein nervenzerfetzendes Meisterstück gepflegter Thriller-Kunst erwarten.

Nett. Daher leider zu leicht verdaulicher Happen. Entspannte 6/10

Verfasst: Mi 24. Dez 2008, 06:24
von Gast
Die deutsche Fassung wurde um mehr als 10 Minuten erleichtert, so fehlen auch alle Hinweise auf stattfindenden Kannibalismus, selbst vor Dialogzensur wurde nicht zurückgeschreckt.
8O

Verfasst: Mi 24. Dez 2008, 23:42
von Blap
Blastfighter - Der Executor

Jake Sharp (Michael Sopkiw) verdiente seinen Lebensunterhalt einst als Polizist. Doch dann wanderte er etliche Jahre in den Knast, man hatte ihm einen Mord in die Schuhe geschoben. Als Sharp wieder auf freiem Fuss ist will er eigentlich nur seine Ruhe haben. Es zieht in zurück in seine Heimat, eine abgelegene Ecke mit herrlicher Flora und Fauna. Leider treibt eine Horde gnadenloser Wilderer dort ihr Unwesen, Michael gerät umgehend mit den fiesen Burschen aneinander. Das schlimmste Großmaul stellt sich der kleine Bruder von Tom (George Eastman) heraus. Jake und Tom waren in ihrer Kindheit gute Freunde, daher versucht Tom zunächst die Situation zu entschärfen, bietet seinem alten Kumpel sogar einen Job an. Jake ist jedoch ein Dickschädel, daher eskaliert der Konflikt weiter. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch eine junge Dame auf, die von sich behauptet Jakes Tochter zu sein...

"Blastfighter" ist ein netter, kleiner Actioner aus den achtziger Jahren. Regie führte Lamberto Bava -bekanntlich der Sohn von Meister Mario Bava- der sonst eher im Bereich Horror anzutreffen ist. Die Darsteller sind weniger bekannt, mit Ausnahme von George Eastman und Michele Soavi. Soavi begann kurze Zeit später selbst Regie zu führen, so ist z.B. "Dellamorte Dellamore" und seiner Leitung entstanden, einer der schönsten Italo-Filme der neunziger Jahre. George Eastman gibt diesmal nicht den perversen Fiesling, versucht sich zunächst sogar als Vermittler zwischen den Streithähnen.

Der Filmtitel ist vielleicht ein wenig zu reißerisch gewählt, denn der Film braucht einige Zeit um auf Touren zu kommen. Die Atmosphäre erinnerte mich manchmal entfernt an den ersten Rambo, was durch Hauptfigur und Location unterstrichen wird. "Blastfighter" ist sicher kein Genre-Klassiker, bietet dem geneigten Fan aber durchaus gute Unterhaltung. Eyecatcher hat sich dieser kleinen Perle angenommen, wie üblich ist der Film mit unterschiedlichen Cover-Motiven zu haben, als Verpackung dient eine schicke Hartbox. Zum Film selbst gibt es leider kein Bonus-Material, dafür aber zwölf Trailer zu Filmen aus dem Programm von Eyecatcher. Eine feine Sache, denn zu Trailer zu den betreffenden Filmen sind man sonst recht selten, da die entsprechenden Titel allesamt als "Nischenprogramm" zu bezeichnen sind.

Mir hat Blastfighter wirklich gut -fast sehr gut- gefallen. Die Darsteller sind solide, die Atmosphäre der gewählten Kulisse erste Sahne!

7,5/10