Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 21:15
Der Mann ohne Gedächtnis
Vor acht Monaten verlor ein junger Mann (Luc Merenda) sein Gedächtnis durch einen Unfall. Er lebt momentan in London, sucht verzweifelt nach Erinnerungen, jedoch ohne Erfolg. Eines Tages sucht ihn ein Schlägertyp auf, der jedoch umgehend von einem Heckenschützen ins Jenseits befördert wird. Als den jungen Mann ein Telegramm erreicht, macht er sich auf den Weg nach Norditalien, wo seine Ehefrau leben soll. Die junge Dame trägt den Namen Sara Grimaldi (Senta Berger), doch ihr angeblicher Ehemann erkennt sie zunächst nicht. Das Paar gibt sich Mühe wieder zueinander zu finden, jedoch tauchen dunkle, bedrohliche Schatten aus der Vergangenheit auf, werden zur lebensgefährlichen Bedrohung für die Eheleute. Wird sich der junge Mann an seine wahre Identität erinnern können, vor allem daran in welche zwielichtigen Geschäfte er verwickelt war...???
"L' Uomo senza memoria" entstand 1974 unter der Regie von Duccio Tessari, dem wir noch einige andere Perlen des europäischen Kinos verdanken. So gehen Italo-Western wie "Eine Pistole für Ringo" auf sein Konto, der Giallo "Blutspur im Park" entstand unter seiner Regie, Alain Delon gab für Tessari den Zorro, auch Ikone Lino Ventura arbeitete mit Tessari zusammen. Leider ist der Bekanntheitsgrad dieses Regisseurs heute nur noch gering, ein sehr unbefriedigender Zustand, der seinem hochwertigen Schaffen nicht gerecht wird! "Der Mann ohne Gedächtnis" spielt überwiegend vor der wundervollen Kulisse einer kleinen malerischen Kleinstadt im Norden Italiens. Luc Merenda -damals ein sehr gefragter Darsteller- gibt als "Mann ohne Gedächtnis" eine sehr überzeugende Vorstellung ab. Senta Berger in der weiblichen Rolle ist ein wahre Augenweide, vermag aber auch durch ihre darstellerischen Fähigkeiten voll zu überzeugen. Der Kenner freut sich über ein Wiedersehen mit Umberto Orsini, Charakterschädel Bruno Corazzari darf herrlich fies sein, was will man mehr?
Möchte man "Der Mann ohne Gedächtnis" in eine Genre-Schublade packen, fällt recht häufig der Begriff "Giallo". Jedoch sollte man hier keinen Serienkiller mit schwarzen Handschuhen erwarten, auch nackte Haut ist eher Mangelware, der Film lebt von seinen wundervollen Kulissen, den erstklassigen Schauspielern, der absolut phantastischen Regie- und Kamera-Arbeit. Plumpe Schauwerte wie harte Gewalt und weibliche Rundungen im Überfluß, dafür liebt man viele Gialli, Tessaris Film kommt jedoch prima ohne diese bewährten Elemente aus. Wobei das Finale den Puls stark beschleunigt, Senta Berger gar zur Kettensäge greifen muss! Aber keine Angst, der Film verliert sich auch gegen Ende nicht in einer Orgie der Gewalt. Nein, pure Spannung packt den Zuschauer unbarmherzig, lässt ihn mit den Symphatieträgern fiebern, um ihr Leben kämpfen. Die Schönheit des Werkes erinnert mich an den ebenfalls sehr stilvollen Giallo "Der Killer von Wien" (Sergio Martino, 1970), allerdings unterscheiden sich die Filme ansonsten deutlich, ferner ist in Wien mehr nackte Haut zu bewundern.
Koch Media hat diesen Leckerbissen vor ein paar Monaten veröffentlicht, damit eine schmerzliche Lücke im Bereich des italienischen Genre-Kinos geschlossen. Wie auch die DVDs zu "Der Killer von Wien" oder "Malastrana" hat man sich im Hause Koch erneut nicht lumpen lassen. "Der Mann ohne Gedächtnis" kommt in schöner Bildqualität daher, als Bonus ist u.a. ein aktuelles Interview mit Hauptdarsteller Luc Merenda zu sehen. Der Mann ist in Würde gealtert, verdient seine Brötchen inzwischen als Antiquitätenhändler. Die sehr schön gestaltete Verpackung steckt in einem nicht minder hübschen Schuber, Koch Media hat -wie zur angenehmen Gewohnheit geworden- sehr gute Arbeit geleistet, vielen Dank dafür!
Kein Italo-Freund darf sich diese ganz, ganz wundervolle Perle entgehen lassen! Ein wunderschöner, überwiegend ruhiger, sehr stilvoller Film vor einer perfekten Kulisse! Sicher kein Film für Hektiker, aber ganz sicher ein Freundenfest für den Genießer!
Ich bin verliebt in diesen herrlichen Film von Duccio Tessari, sicher auch -aber längst nicht nur- wegen der damals umwerfend schönen Senta Berger. Ein überragendes, unverzichtbares Stück feinster Filmkunst aus Italien. Absolutes Pflichtprogramm!
Ganz dicke 9/10!!!
Amok Train
Ein Häuflein amerikanischer Studenten begibt sich auf eine Studienfahrt nach Jugoslawien. Die Leitung übernimmt der angesehene Professor Andromolek (Bo Svenson), ein etwas verschrobener Kauz, der trotzdem einen guten Draht zu den jungen Leuten hat. Auch Beverly (Mary Kohnert) ist Teil der Reisegruppe, jedoch eher eine zurückhaltende Aussenseiterin, für die anderen Kids häufig das Ziel von spöttischen Bemerkungen. Mary hat serbische Wurzeln, denn ihr Vater stammt aus dieser Region. Aufgewachsen ist sie jedoch in den USA, kommt daher wie die anderen Studenten zum ersten Mal mit Jugoslawien in direkten Kontakt. Die Reisenden sollen ihre erste Nacht in einem abgelegenen Dorf verbringen, doch schon bald kommt es zu einer Katastrophe...
...die Hütten, welche den jungen Leuten als Schlafstätte dienen, geraten in Brand. Nicht alle können dem Inferno entrinnen, die Überlebenden ergreifen in panischer Angst die Flucht vor den bedrohlichen Dorfbewohnern. Auf ihrer Flucht erreichen die verängstigten Studenten eine Bahnlinie, mit etwas Glück gelingt es ihnen einen langsam fahrenden Zug zu entern. Nach anfänglicher Erleichterung bricht das Grauen jedoch erneut über die Gruppe herein. Finstere Mächte sind am Werk, selbst der Deibel persönlich gibt sich die Ehre, denn er hat es auf ein eindrindliches Rendezvous mit der irritierten Beverly abgesehen...
Hui... "Amok Train" (1989) ist amerikanisch/italienische Co-Produktion, ein Horror-Streifen mit deutlicher Trash-Schlagseite. Die Story ist sehr abstrus, in der "Jugoslawien Kulisse" sieht es wie im tiefsten Mittelalter aus. Die Akteure passen prima in diese Sause, die Dialoge sind teils echte Brüller. Mettgut wird auch produziert, ein paar nette Metzeleffekte sind zu sehen. Nicht sehr ausufernd, aber in Deutschland reichte dies bereits zur Indizierung. Besondere Freude machte mir der ausser Kontrolle geratene Zug. In entsprechenden Situationen kommt ganz klar sichtbar eine Modelleisenbahn zum Einsatz, was mir persönlich viel symphatischer als heutige Effekte daherkommt, die inzwischen überwiegend aus dem Computer purzeln. Natürlich würde ich meine -im Keller sorgfältig eingelagerten- Dampfloks im Maßstab H0 niemals solchen Qualen aussetzen.
Der Film sorgt für recht kurzweilige Unterhaltung, obwohl man manche Passagen gern ein wenig hätte straffen können. Dragon hat den Film schon vor einigen Jahren auf den Markt geworfen, die Fassung ist ungeprüft und uncut. Die Qualität der DVD ist zwar sehr mittelprächtig, doch passt diese "VHS-Lastigkeit" prima zur Atmosphäre von "Amok Train". Letztlich sich kein Pflichtprogramm, aber für Sammler netter Horrorunterhaltung durchaus einen Blick wert, zumal die DVD z.B. auf Börsen für sehr kleines Geld zu haben ist.
Nette Unterhaltung = 6,5/10
Vor acht Monaten verlor ein junger Mann (Luc Merenda) sein Gedächtnis durch einen Unfall. Er lebt momentan in London, sucht verzweifelt nach Erinnerungen, jedoch ohne Erfolg. Eines Tages sucht ihn ein Schlägertyp auf, der jedoch umgehend von einem Heckenschützen ins Jenseits befördert wird. Als den jungen Mann ein Telegramm erreicht, macht er sich auf den Weg nach Norditalien, wo seine Ehefrau leben soll. Die junge Dame trägt den Namen Sara Grimaldi (Senta Berger), doch ihr angeblicher Ehemann erkennt sie zunächst nicht. Das Paar gibt sich Mühe wieder zueinander zu finden, jedoch tauchen dunkle, bedrohliche Schatten aus der Vergangenheit auf, werden zur lebensgefährlichen Bedrohung für die Eheleute. Wird sich der junge Mann an seine wahre Identität erinnern können, vor allem daran in welche zwielichtigen Geschäfte er verwickelt war...???
"L' Uomo senza memoria" entstand 1974 unter der Regie von Duccio Tessari, dem wir noch einige andere Perlen des europäischen Kinos verdanken. So gehen Italo-Western wie "Eine Pistole für Ringo" auf sein Konto, der Giallo "Blutspur im Park" entstand unter seiner Regie, Alain Delon gab für Tessari den Zorro, auch Ikone Lino Ventura arbeitete mit Tessari zusammen. Leider ist der Bekanntheitsgrad dieses Regisseurs heute nur noch gering, ein sehr unbefriedigender Zustand, der seinem hochwertigen Schaffen nicht gerecht wird! "Der Mann ohne Gedächtnis" spielt überwiegend vor der wundervollen Kulisse einer kleinen malerischen Kleinstadt im Norden Italiens. Luc Merenda -damals ein sehr gefragter Darsteller- gibt als "Mann ohne Gedächtnis" eine sehr überzeugende Vorstellung ab. Senta Berger in der weiblichen Rolle ist ein wahre Augenweide, vermag aber auch durch ihre darstellerischen Fähigkeiten voll zu überzeugen. Der Kenner freut sich über ein Wiedersehen mit Umberto Orsini, Charakterschädel Bruno Corazzari darf herrlich fies sein, was will man mehr?
Möchte man "Der Mann ohne Gedächtnis" in eine Genre-Schublade packen, fällt recht häufig der Begriff "Giallo". Jedoch sollte man hier keinen Serienkiller mit schwarzen Handschuhen erwarten, auch nackte Haut ist eher Mangelware, der Film lebt von seinen wundervollen Kulissen, den erstklassigen Schauspielern, der absolut phantastischen Regie- und Kamera-Arbeit. Plumpe Schauwerte wie harte Gewalt und weibliche Rundungen im Überfluß, dafür liebt man viele Gialli, Tessaris Film kommt jedoch prima ohne diese bewährten Elemente aus. Wobei das Finale den Puls stark beschleunigt, Senta Berger gar zur Kettensäge greifen muss! Aber keine Angst, der Film verliert sich auch gegen Ende nicht in einer Orgie der Gewalt. Nein, pure Spannung packt den Zuschauer unbarmherzig, lässt ihn mit den Symphatieträgern fiebern, um ihr Leben kämpfen. Die Schönheit des Werkes erinnert mich an den ebenfalls sehr stilvollen Giallo "Der Killer von Wien" (Sergio Martino, 1970), allerdings unterscheiden sich die Filme ansonsten deutlich, ferner ist in Wien mehr nackte Haut zu bewundern.
Koch Media hat diesen Leckerbissen vor ein paar Monaten veröffentlicht, damit eine schmerzliche Lücke im Bereich des italienischen Genre-Kinos geschlossen. Wie auch die DVDs zu "Der Killer von Wien" oder "Malastrana" hat man sich im Hause Koch erneut nicht lumpen lassen. "Der Mann ohne Gedächtnis" kommt in schöner Bildqualität daher, als Bonus ist u.a. ein aktuelles Interview mit Hauptdarsteller Luc Merenda zu sehen. Der Mann ist in Würde gealtert, verdient seine Brötchen inzwischen als Antiquitätenhändler. Die sehr schön gestaltete Verpackung steckt in einem nicht minder hübschen Schuber, Koch Media hat -wie zur angenehmen Gewohnheit geworden- sehr gute Arbeit geleistet, vielen Dank dafür!
Kein Italo-Freund darf sich diese ganz, ganz wundervolle Perle entgehen lassen! Ein wunderschöner, überwiegend ruhiger, sehr stilvoller Film vor einer perfekten Kulisse! Sicher kein Film für Hektiker, aber ganz sicher ein Freundenfest für den Genießer!
Ich bin verliebt in diesen herrlichen Film von Duccio Tessari, sicher auch -aber längst nicht nur- wegen der damals umwerfend schönen Senta Berger. Ein überragendes, unverzichtbares Stück feinster Filmkunst aus Italien. Absolutes Pflichtprogramm!
Ganz dicke 9/10!!!
Amok Train
Ein Häuflein amerikanischer Studenten begibt sich auf eine Studienfahrt nach Jugoslawien. Die Leitung übernimmt der angesehene Professor Andromolek (Bo Svenson), ein etwas verschrobener Kauz, der trotzdem einen guten Draht zu den jungen Leuten hat. Auch Beverly (Mary Kohnert) ist Teil der Reisegruppe, jedoch eher eine zurückhaltende Aussenseiterin, für die anderen Kids häufig das Ziel von spöttischen Bemerkungen. Mary hat serbische Wurzeln, denn ihr Vater stammt aus dieser Region. Aufgewachsen ist sie jedoch in den USA, kommt daher wie die anderen Studenten zum ersten Mal mit Jugoslawien in direkten Kontakt. Die Reisenden sollen ihre erste Nacht in einem abgelegenen Dorf verbringen, doch schon bald kommt es zu einer Katastrophe...
...die Hütten, welche den jungen Leuten als Schlafstätte dienen, geraten in Brand. Nicht alle können dem Inferno entrinnen, die Überlebenden ergreifen in panischer Angst die Flucht vor den bedrohlichen Dorfbewohnern. Auf ihrer Flucht erreichen die verängstigten Studenten eine Bahnlinie, mit etwas Glück gelingt es ihnen einen langsam fahrenden Zug zu entern. Nach anfänglicher Erleichterung bricht das Grauen jedoch erneut über die Gruppe herein. Finstere Mächte sind am Werk, selbst der Deibel persönlich gibt sich die Ehre, denn er hat es auf ein eindrindliches Rendezvous mit der irritierten Beverly abgesehen...
Hui... "Amok Train" (1989) ist amerikanisch/italienische Co-Produktion, ein Horror-Streifen mit deutlicher Trash-Schlagseite. Die Story ist sehr abstrus, in der "Jugoslawien Kulisse" sieht es wie im tiefsten Mittelalter aus. Die Akteure passen prima in diese Sause, die Dialoge sind teils echte Brüller. Mettgut wird auch produziert, ein paar nette Metzeleffekte sind zu sehen. Nicht sehr ausufernd, aber in Deutschland reichte dies bereits zur Indizierung. Besondere Freude machte mir der ausser Kontrolle geratene Zug. In entsprechenden Situationen kommt ganz klar sichtbar eine Modelleisenbahn zum Einsatz, was mir persönlich viel symphatischer als heutige Effekte daherkommt, die inzwischen überwiegend aus dem Computer purzeln. Natürlich würde ich meine -im Keller sorgfältig eingelagerten- Dampfloks im Maßstab H0 niemals solchen Qualen aussetzen.
Der Film sorgt für recht kurzweilige Unterhaltung, obwohl man manche Passagen gern ein wenig hätte straffen können. Dragon hat den Film schon vor einigen Jahren auf den Markt geworfen, die Fassung ist ungeprüft und uncut. Die Qualität der DVD ist zwar sehr mittelprächtig, doch passt diese "VHS-Lastigkeit" prima zur Atmosphäre von "Amok Train". Letztlich sich kein Pflichtprogramm, aber für Sammler netter Horrorunterhaltung durchaus einen Blick wert, zumal die DVD z.B. auf Börsen für sehr kleines Geld zu haben ist.
Nette Unterhaltung = 6,5/10