G. Nubert hat geschrieben:Hallo "BlueDanube",
nun ja, ob der Vergleich "mit dem Schlauch" etwas übertrieben ist, oder stark übertrieben:
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass das "group delay Diagramm" (zumindest für Kompaktboxen wie die nuWave 35 und für kleine Studiomonitore) in der gängigen Skalierung eigentlich kaum einen Aussage-Wert bereit hält.
Das ist doch irgendwie ein Widerspruch. Zum einen sollen Gruppenlaufzeitdiagramme
kaum Aussage-Wert haben, zum anderen sind Sie stolz auf ihre Gruppenlaufzeitdiagramme.
Aufd er anderen Seite: Wenn sie bekannt wären, könnte ich sie am EQ einstellen
und kompensieren (NuLine 30).
Man kann damit halt die untere Grenzfrequenz und die "zugehörige Steilheit" ein wenig abschätzen; - aber das zugehörige Frequenzgang-Diagramm wäre für so eine Beurteilung viel aufschlussreicher!
Ein "geübtes Auge" kann auch (mit Mühe) erkennen, ob es sich um eine 2-Wege- oder 3-Wege Box handelt.
Für große Standboxen (mit integrierten Subwoofer-Chassis) oder für Sub-Sat-Kombis sieht es natürlich anders aus.
Hier gibt es riesige Unterschiede im group delay, die allein aus dem Gesamtfrequenzgang der Boxen-Kombi nicht erkennbar sind.
Nach den Erfahrungen der letzten Wochen sind sie gerade bei Kompaktboxen interessant, da man es sich auf Grund fehlendem Hubraums es sich NICHT leisten kann, den Frequenzgang bis 50 Hz linear zu halten und dann langsam abfallen zu lassen. Bei Systemen mit 600 cm³ Hubraum (statt 200 cm³) kann man sich das eher leisten.
Bei Kompaktboxen MUSS man einen Kompromiß zwischen Pegelfestigkeit, Tiefbaßwiedergabe und Subsonic-Empfindlichkeit machen, der hörbar ist. Bei Standboxen kann man die Parameter eher so wählen, daß sie üblicherweise unhörbar sind.
Die O 400 ist aber gegenüber der NW 35 unempfindlich gegenüber Subsonic-Störungen.
Außerdem sollte man, wenn man fair ist, die NW 35 + ABL mit der O 400 vergleichen. Diese haben dann ähnlichere Eigenschaften.
So aber:
NW 35:
* Frequenzgang bis 53 Hz (-3 dB)
* darunter 24 dB/oct
* empfindlich gegenüber Subsonic-Störungen
* 100 Hz: 3 ms
* 80 Hz: 5,5 ms
* 60 Hz: 8 ms
* 50 Hz: 9 ms
* 40 Hz: 8 ms
NW 35 + ABL
* Frequenz bis 42 Hz (-3 dB)
* darunter 48 dB/oct
* unempfindlich gegenüber Subsonic-Störungen
* etwas große Membranauslenkungen zwischen 35 und 50 Hz.
* 100 Hz: geschätzt: 3,5 ms
* 80 Hz: geschätzt: 6 ms
* 60 Hz: geschätzt: 10 ms
* 50 Hz: geschätzt: 15..20 ms
* 40 Hz: geschätzt: 20..25 ms
O 400
* Frequenzgang bis 42 Hz (-3 dB)
* darunter 42 dB/oct
* unempfindlich gegenüber Subsonic-Störungen
* 100 Hz: 4 ms
* 80 Hz: 4 ms
* 60 Hz: 10 ms
* 50 Hz: 20 ms
* 40 Hz: 20 ms
Weiterhin wären diese Plots bei 84 dB SPL wie bei 104 dB SPL interessant. Die Unterschiede sind teilweise exorbitant.
Hier ein Messprotokoll aus Production Partner für einen DSP-Studio-Monitor (Preis ca. 6000 / Stück).
Man sieht, dass die FIR-Filter
nicht für eine Kompensation des group delay im Bassbereich eingesetzt werden.
Außerdem sieht man eigentlich nur, dass der Bereich zwischen 150 und 500 Hz stärker verzögert ist als bei typischen 2-Wege-Boxen, was auf eine 3-Wege-Box hindeutet. Außerdem ist sichtbar, dass der Bass recht tief (ca 40 Hz) reichen sollte und dass er darunter steil abfällt.
http://content.nubert.de/gnubert/Monito ... 640pts.jpg
Falls wirklich ein FIR zum Einsatz kommt (Werbung und Wirklichkeit stimmen häufig ab dem ersten Buchstaben nicht mehr überein), ist hier Potential verschenkt worden (oder die falsche Einstellung gemessen worden).
Hier ein Beispiel für ein Sub-Sat-System, dessen Subwoofer bis etwa 40 Hz hinunter reicht und sowohl "unten" als auch "oben" sehr steil (und bei sehr hoher Übergangsfrequenz von ca. 120 Hz) gefiltert ist.
(Bitte die Skala "+ / - 100 ms beachten!!)
http://content.nubert.de/gnubert/Sub_Sa ... 640pts.jpg
Ja, das sieht unnötig problematisch aus.
EDIT: Rechtschreibung+Formatierung korrigiert