Hallo,
Auch ich habe viel Erfahrung momentan mit solchen Threads
...ein paar Kommentare möchte ich euch aber auch von meiner Seite nicht ersparen.
Ich kann Sleepy Joe sooo gut verstehen. Er hat sich vielleicht etwas drastisch ausgedrückt, aber was er eigentlich sagen wollte, ist absolut korrekt.
Gerald hat in seinem Ausgangsposting für Toleranz geworben, und zwar in dem Sinne, dass man es akzeptieren soll, dass es verschiedene Zugänge zur Thematik "Hörgenuss" gibt.Meiner Ansicht nach ist Geralds Weg der einzig gangbare.
Und genau das ist der springende Punkt. Wer sich hier auf die Suche nach einer "absoluten Wahrheit" begibt, KANN NUR SCHEITERN.
Wer nun den Ansatz hat, alles möglichst neutral anzuhören, weil IHM diese Art der Wiedergabe behagt, der hat selbstverständlich sein gutes Recht dazu. Nur merkwürdigerweise wollen diese Neutralititätsliebhaber anderen sehr gern klar machen, dass ihr Zugang der einzig richtige ist, Hi-Fi-konform, den Grundsätzen der elementaren Akustiklehre folgend etc.
Und hier fängt es an, anmaßend zu werden. Denn vor lauter eigener Überzeugung, vor lauter Stolz auf die zweifelhafte Macht, einige technische Grundlagen zu kennen, die Laien nicht kennen, beginnt nun der missionarische Eifer, der bitterböse Rachfeldzug gegen die dummen Consumer und die Marketing-Gags der Industrie, die mit "Fehlkonstruktionen" dem unbedarften, ARMEN Hörer das Geld aus der Tasche ziehen.
Meiner Ansicht nach ist dies eine klare Verkennung von Tatsachen, nichts von all diesen Folgerungen hat mit der Realität wesentlich zu tun.
Ich wehre mich zunächst vehement gegen die anscheinend flächendeckend vorherrschende Meinung, dass als "Geschmackshörer" Bezeichnete technische Laien sind und nur die Fraktion der linearen Hörer technisch elementares Verständnis mitbringen. Den als "Geschmackshörer" Bezeichneten fehlt der Zugang zur Technik, die Technik interessiert sie nicht etc. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun, denn es ist eine Frage, WIE ich Musik wahrnehmen möchte. Selbst, wenn ich sehr bewandert in den Grundlagen der Akustik bin und die Hi-Fi-Norm DIN 45500 aus dem FF kenne, heißt dies nicht, dass sich meine eigene, individuelle Art zu hören mit dem deckt, was aus REIN THEORETISCHER SICHT der Idealfall ist. Außerdem ist gerade für denjenigen, der ein bestimmtes sinnvolles Sounding (z.B. leichte Anhebung im Grundtonbereich) sucht, sehr förderlich, wenn er technische Kenntnisse mitbringt, denn dann kann er einfach das richtige Produkt für seinen Anspruch finden. Es empfiehlt sich, sich z.B. durchaus mit unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien von Lautsprechern auseinander zu setzen (auch wenn dies natürlich kein "Muss" ist), um dadurch vielleicht für einen selber geeignete Komponenten besser ausfindig zu machen.
Das Betrübliche ist, dass viele einen kleinen grundsätzlichen Fehler begehen:
Es fehlt der REALITÄTSSINN und der BEZUG ZUR PRAXIS.
Und diese Praxis sieht so aus, dass individuelle Menschen jeweils ihren eigenen Zugang zum Hören haben, und sich nicht einen einzigen, wahren Zugang zum "richtigen" Hören eintrichtern lassen wollen. Natürlich, da jeder Mensch anders ist, gibt es genauso Hörer, die ihr akustisches Ideal im neutralen Klang sehen, aber dies ist nur eine von vielen Auffassungen, nicht mehr und nicht weniger.
Und ich stimme einigen Postern hier zu 100 % zu, dass ein Lautsprecher dann eine Fehlkonstruktion ist, wenn er die Ziele verfehlt, die die Konstrukteure hatten. Und nun mal sehr böse zu werden
: Wenn der Konstrukteur vorhatte, einen LS mit einer angenehm warmen Klangcharakteristik zu bauen, und nachher kommt ein praktisch absolut linear abgestimmter LS zum Vorschein, so ist dieser eine Fehlkonstruktion
. Ganz einfach, weil er nicht das macht, wofür er konzipiert wurde.
Solche Fehlkonstruktionen mag es auch geben, genauso halte ich z.B. Lautsprecher, die schlechte Belastungswerte haben oder z.B. deutliche Gehäusegeräusche erzeugen, für nicht optimal konsturiert.
Und es gibt auch sicherlich schwarze Schafe bei den mannigfaltigen Lautsprecherangeboten auf dem Markt. Wenn Lautsprecherhersteller allerdings nichts anders tun, als ihrer Produktpalette einen eigenen akustischen Stempel aufzudrücken, der als besonders Produktmerkmal gilt und dafür sorgt, dass sich ein bestimmtes Hörerprofil von ebendiesem Merkmal angezogen fühlt (Stichwort: Warmer, angenehmer Klang), so kann ich nichts Verwerfliches daran finden.
Umso bestürzender finde ich, dass diese Fraktion von WiedergabeFEHLERN spricht, wenn jemand die "Frechhheit" besitzt, z.B. den Grundttonbereich leicht anzuheben. Dann kommt direkt das Totschlagargument, purer Geschmackshörer, keine Ahnung von der Technik, "Wiedergabefehler" werden billigend in Kauf genommen, keine Hörerfahrung etc.
Und das ist, gelinde gesagt, anmaßend. Es handelt sich um verschiedene Geschmäcker, und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Wenn Kandidat A ein rotes Auto kauft und Kandidat B ein blaues, und Kandidat A dann zu B sagt, er hätte einen sachlichen Fehler begangen, weil ein Auto rot sein muss (einfach, weil A rote Autos am besten gefallen), dann ist eigentlich schon alles gesagt.
Natürlich ist dieses Beispiel nicht 1ßß % deckungsgleich, aber ich möchte nur darauf hinweisen, dass Geschmack unterschiedlich ist und auch der Wunsch, möglichst neutral zu hören, nichts weiter als eine Variation zum Thema "eigener Geschmack" ist. Dass dies hier und in anderen Forum oftmals zu einer zu verteidigenden Weltanschauuung wird, ist schlichtweg falsch, es finden sich, betrachtet man reale Zusammenhänge und verliert sich nicht in reinen theoretischen Abhandlungen, keinerlei Argumente, wieso diese Art zu hören eine Sonderberechtigung verdient hätte.
Vielleicht sollten sich einige Leser hier im
www.areadvd.de Forum die Beiträge unseres neuen Moderators FlyingT einmal genau durchlesen, da er sich beruflich bedingt im Bereich Studiotechnik sehr gut auskennt. Danach, so könnte es sein, geht u.U. manchem doch ein Licht auf.
Mit individuellem Gruß
,
CR