Hallo,
gestern Abend habe ich diesen thread kurz durchgelesen.
Ich glaube, dass die Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gegangen sind, sowohl für die Forums-Besucher, die sich eher einer "Fan-Gemeinde" zugehörig fühlen als auch für die "eher skeptischen" Leser interessant sein könnten.
Zum Thema, das "doc" bewegt:
Die neuere Chassis-Generation ist Anfang 2004 als 31 cm-Version in den AW-1000 als "update" eingeflossen und hat (als 27 cm-Type) den AW-75 überhaupt erst möglich gemacht.
Sie kann
schon von der Konstruktion her nicht mehr anschlagen und hat die einzelnen Problemfälle, die bei den früheren AW-1000 Generationen ab und aufgetreten sind, perfekt gelöst.
Man müsste aber zuerst definieren, was unter "Anschlagen" zu verstehen ist:
Normalerweise versteht man darunter ein "hartes" Aufschlagen des Schwingspulenträgers auf der Polplatte bzw. der Zentriersicke auf dem Magnetsystem. Diese Gefahr ist üblicherweise umso größer, je tiefer ein Woofer in den Basskeller reicht.
Bei heftiger Übersteuerung ist Durchschlagen im Tiefbassbereich weit verbreitet. Mehr als die Hälfte aller von uns untersuchten Woofer verschiedenster Fabrikate ist davon betroffen, obwohl die wenigsten den Tiefgang eines AW-1000 oder AW-75 aufweisen.
Aber auch wenn
kein Anschlagen auftritt, bedeutet das noch lange nicht, dass ein Woofer "unter allen erdenklichen Umständen", (bei allen Pegeln und allen Frequenzbereichen) immer vollkommen sauber klingen muss; -
denn das ist technisch nicht erreichbar.
Auch "Limiter" sind dafür keine Lösung. Zum Beispiel empfinde ich das "Pumpen" von Limitern, die (wie eine Art "Aussteuerungs-Automatik") den Pegel des Signals beeinflussen, als
gehörmäßig unangenehmer als die klangliche Wirkung von (ordentlichen) Softclipping-Schaltungen, die ohne die Zeitkonstanten einer Dynamik-Begrenzer-Schaltung arbeiten (Stichwort "Attack" und "Release").
Gerade die "gehörmäßige Sauberkeit", die unsere Woofer im Normal- aber auch im "übersteuerten" Betrieb an den Tag legen, liegt ungewöhnlich hoch. Fast jeder Woofer anderer Hersteller, den ich je im Labor hatte, klang bei Übersteuerung kratziger, unsauberer, oder von kräftigem Strömungsrauschen begleitet.
Hier ein Test-Auszug mit dem AW-1000 (u.A. auch Klirr-Messungen) im Vergleich zu teilweise deutlich teureren Woofern anderer Hersteller:
(Wenn die Darstellung zu klein erscheinen sollte, mit der Maus in's Bild gehen und den Button "auf reguläre Größe erweitern" anklicken.)
http://www.nubert.net/g-nubert/AW1000_A ... S44u45.jpg (Knapp 300 kB)
Das "eigentliche" Problem von "doc" ist ja durch das Umschalten von "Low Cut 20 Hz" auf "30 Hz" gelöst worden!
(Ich glaub' kaum, dass der Woofer-Tausch etwas bringt, bin aber trotzdem gespannt auf das Ergebnis.)
Der AW-75 reicht
in Stellung "30 Hz" ähnlich tief wie sein Vorläufer AW-7 in der
tieferen der beiden Low-Cut-Einstellungen (30 und 35 Hz). Mit seinen 28 Hz (-3 dB) hatte wohl
auch schon der AW-7 in dieser Preis- und Größenklasse (bei vergleichbaren Pegelreserven) Maßstäbe gesetzt.
Hier ein Test des nuWave-125-Sets (Audiovision), in dem zwei AW-7 enthalten waren (zwei downloads, je knapp 300kB):
http://www.nubert.net/g-nubert/125_SET_ ... 1200pt.jpg
http://www.nubert.net/g-nubert/125_SET_ ... 1200pt.jpg
Der Schritt vom AW-7 zum AW-75 wurde nur durch die konsequente Weiterentwicklung und die intensiven Arbeiten am AW-7-Chassis mit einer Vielzahl an aufgebauten und getesteten Prototypen möglich; mit unterschiedlichen Polplatten, Sicken und Zentrierungen.
Das dabei erreichte Ergebnis kann sich sehen lassen. In der Summe der Eigenschaften (Wirkungsgrad, Verzerrungsfreiheit, Maximal-Hub, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit) kenne ich nichts Besseres.
Im AW-75 sind es nun 24 Hz (-3 dB). Das bringt bei manchen Musikstücken und Sound-Effekten hörbare Vorteile, bei großen Pegeln im Tiefbass-Bereich aber auch gewisse Unsauberkeiten.
Wenn die untere Grenzfrequenz
nicht umschaltbar wäre, hätten wir uns wohl eher für "Low Cut 30 Hz" entschieden.
Wenn man übersteuerte Sinus-Bursts an den AW-75 anlegt, klingt er zwar nicht "richtig sauber", aber oberhalb 28 Hz immerhin sauberer als die meisten anderen Woofer dieser Größe.
Die Stellung "Low Cut 20 Hz" wird bei großen Pegeln unterhalb 28 Hz nicht empfohlen.
Die Klang-Sauberkeit kann je nach Musikmaterial eingeschränkt sein, aber die Membran schlägt nicht an und es besteht dabei auch keine Zerstörungsgefahr.
In der Bedienungsanleitung steht:
In Stellung "Low Cut 30 Hz" ist der AW-75 auf deutlich höheren Schalldruck mit niedrigen Verzerrungen ausgelegt. "Low Cut 20 Hz" bringt mehr "Tiefgang". Diese Schalterstellung ist für etwas geringere Lautstärken gedacht...
Und ein Zitat aus dem Technik-Satt-Kapitel "Dolby-Surround-Lautsprecher und Subwoofer":
(aus:
http://www.nubert.net/g-nubert/heimkino_11_05.pdf)
...Wir haben uns nach langwierigen Hörtests dafür entschieden, die untere Grenzfrequenz nur dann in die Nähe von 20 Hertz zu treiben, wenn diese Charakteristik auch umschaltbar ist...
Wir waren noch nie "absolut perfekt". Wir arbeiten natürlich ständig daran, in allen Woofer-Größen noch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Zur "sachlichen" oder "unsachlichen" Kritik:
Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik sind für uns als "feedback" sehr hilfreich und schon "seit über 30 Jahren" immer wieder Anlass für Weiterentwicklungen. Unter diesem Aspekt sehe ich auch das Anliegen von "doc".
In manchen "pseudokritischen" Beiträgen werden aber pfiffige Ideen oder eindeutige Fortschritte pauschal als "in die falsche Richtung weisend" abgetan. Vielleicht haben sie trotzdem noch den positiven Aspekt, Diskussionen anzuregen.
Gruß, G. Nubert