Hallo zusammen,
es lohnt sich meiner Meinung nach, diesen hervorragenden Thread immer mal wieder an die Oberfläche zu holen, und daher schreibe ich
aus diesem Thema kommend mal hier weiter; es passt sehr gut hier hinein.
Der Testversuch, mit einer nuWave 125 und einer in Dipolstellung betriebenen RS-5 eine Phantomschallquelle zu erzeugen, verlief erwartungsgemäß negativ. Dies hatte ja bereits
Hifi-Mirko mit seiner nuLine 120 und DS-50 (hier im Direktbetrieb) festgestellt. Zwar gab es auch bei mir bei bestimmten Frequenzen bzw. Tonsignalen gewisse Annäherungen; ein perfekter Phantomklang, wie etwa zwischen den beiden 125ern oder den RS-5 untereinander war nicht zu erzielen.
Die aus dieser Erkenntnis heraus entstehende Frage lautet: stellt sich eine Phantomschallquelle zwischen einer 125 und einer DS-55 (bzw. zwischen nuLine 122 und DS-62) ein? Der große Dipol ähnelt ja zumindest von den Maßen her sehr dem Center CS-65. Und bei
Hifi-Mirko's Versuch wollte sich zwischen der 122 und dem großen Center CS-70 kein (!) überzeugendes Phantom-Klangbild einstellen. Es wäre wirklich sehr interessant, wenn Besitzer dieser Boxen das einmal testen könnten!
Andererseits zeigt die letztendliche Lösung von
Hifi-Mirko, der mit zwei 120ern und drei nuLine 30 überraschenderweise eine überzeugende Phantomschallquellenlokalisation erzielte, dass für das anzustrebende 'Mittendrin-Gefühl' nicht unbedingt absolut gleiche Lautsprecher erforderlich sind. Wer eben aufgrund der räumlichen Verhältnisse - oder weil er große Standboxen für optimalen Stereogenuss nicht missen möchte - nicht fünf oder sieben gleiche Lautsprecher (was nach wie vor das Optimum darstellt) aufstellen kann, wird mit überlegt gewählten 'Alternativ-Lösungen' (aus
einer Baureihe heraus) oft ebenfalls überzeugende Ergebnisse erreichen.
Nach meinem Dafürhalten ist es dafür aber unabdingbar, bei der Aufstellung der 5.1- oder 7.1-Anlage eine größtmögliche Annäherung an die empfohlene Dolby-Lautsprecheranordnung (
hier 5.1 und
hier 7.1) zu verwirklichen. Und gerade dies ist natürlich oft sehr schwierig, wenn man sich keinen separaten Heimkinoraum einrichten kann, sondern eine 'Symbiose' von Wohnraum und Heimkino hinbekommen muss, die für alle Mitbewohner akzeptabel ist.
Ich habe mir daraufhin noch einmal Gedanken über meine 7.x-Rearpositionierung gemacht. Vielleicht gab es doch noch Spielraum für - wenn auch noch so kleine - Verbesserungen. Der große Nachteil bei einem Wohnzimmer mit angrenzendem offenen Essbereich (wie bei uns) ist natürlich die fehlende vierte Wand. Wenn ich auf dem Hörplatz sitze, ist die rechte Seite größtenteils offen. Würde ich nach Dolby-Empfehlung die rechte Surroundbox im 90°-Winkel genau rechts von mir aufstellen, stände sie mitten im Durchgang. Dies ist natürlich indiskutabel. Die beiden Surround-Backs stehen rechts und links einer Couch (die als Hörplatz aber nur zur Not benutzt wird, wenn mehrere Gäste da sind; im Normalfall sitzen wir etwa 1,5 Meter von der Rückwand entfernt), die beiden Surroundboxen befanden sich bisher ein wenig vorgezogen im äußeren Bereich des Wohnzimmers. Alles in allem standen die vier RS-5 also relativ weit hinten. Ich habe nun die rechte Surroundbox einmal knapp einen Meter vorgezogen, so weit, wie es optisch und praktisch gerade noch vertretbar ist (eine große Zimmerpflanze leistet hier Hilfe, da sie der kleinen Stativbox ein wenig Schutz vor versehentlichen Kollisionen bietet). Der linke Surround-Lautsprecher wurde selbstverständlich genauso weit vorgezogen. Dadurch geriet er allerdings bereits vor das große Wohnzimmerfenster, was aber optisch aufgrund der zierlichen Maße der RS-5 noch erträglich ist (ein großer DS-55 wäre an dieser Stelle sicherlich undenkbar).
Somit bin ich dem Ideal der Dolby-7.1-Platzierung erheblich näher gerückt; die vier Rearboxen haben jetzt fast gleichen Abstand zueinander und bilden, wenn auch noch nicht perfekt, einen ungefähren Halbkreis. Der Hörplatz befindet sich genau im Stereodreieck der beiden SurroundBacks, die dafür passend ausgerichtet wurden; die Surroundboxen habe ich ein wenig mehr eingedreht als vorher, strahlen aber immer noch etwas am Hörplatz vorbei nach vorne. Alle vier Rears laufen im Dipolbetrieb, befinden sich in absolut gleicher Höhe und werden natürlich 'Large' angesteuert, da sie auf beiden Seiten jeweils über einen eigenen Subwoofer verfügen.
Ich war natürlich sehr gespannt auf die klanglichen Auswirkungen und prüfte dies mit zwei mir gut bekannten Filmsoundstellen: einmal mit der anfänglichen Verfolgungsszene über die Baustelle in 'Casino Royale' und zum anderen mit der Sturmfahrt auf hoher See aus 'Master and Commander'. Beide Szenen bewiesen: das sogenannte 'Mittendrin-Erlebnis' hat durch die Optimierung noch einmal deutlich zugenommen! Ich war wirklich überrascht, wieviel dieser knappe Meter Surroundboxenverschiebung nach vorne ausmachte. Man fühlt sich wesentlich mehr eingehüllt von den Surround-Ereignissen. Obwohl die großen Fronts und die kleinen Surrounds kaum vernünftige Phantomschallquellen ausbilden können, klafft kein wahrnehmbares Loch zwischen Front- und Rearbereich; man kann deutlich auch seitliche Klangereignisse wahrnehmen und orten, was natürlich auch stark von der Qualität der jeweiligen Tonspur abhängt.
Um es noch einmal klar zu sagen: die Homogenität der Anlage, bezogen auf die tonale Übereinstimmung der verschiedenen Lautsprecher, hat mich auch schon vorher vollkommen überzeugt. Nach meinem Dafürhalten kann man, wenn man bei der Zusammenstellung der Boxen innerhalb einer Bauserie bleibt, in dieser Hinsicht nicht viel falsch machen, da die einzelnen 'Familienmitglieder' optimal aufeinander abgestimmt sind. Bei sehr kleinen Lautsprechern kann man zur Angleichung des Frequenzumfangs z.B. einen kleinen Subwoofer hinzunehmen, der durchaus auch einer anderen Baureihe angehören darf.
Die Homogenität, bezogen auf das 'Mittendrin-Gefühl', wird wohl am idealsten durch fünf oder sieben gleiche Boxen erreicht, kann aber auch, falls dies nicht möglich ist, für mich sehr überzeugend durch unterschiedliche, jedoch möglichst 'Dolby-konform' aufgestellte Lautsprecher erzielt werden. Durch gut aufgestellte SurroundBacks und annähernd seitlich neben dem Hörplatz positionierte Surrounds stellt sich dieses 'Mittendrin-Gefühl', wie ich empfinde, nachhaltig ein, und man hat auch eine gute Anbindung an den Frontbereich. Gleichzeitig erhält man sich für den reinen Stereobetrieb die Wiedergabemöglichkeit über große Standlautsprecher.
Als Umkehrschluß müsste dann eigentlich gelten: je weniger weit man mit den seitlichen Surroundboxen Richtung Raummitte rücken kann, desto positiver für das 'Rundum-Erlebnis' dürften sich Lautsprecher in Szene setzen, die auch zwischen dem Front- und Rearbereich Phantomschallquellen ausbilden können.
Bei 5.1-Anlagen dürften als Gegenpart zu großen Frontboxen sicherlich eher zwei
große Dipole zu empfehlen sein. Wie bereits erwähnt, wäre es äußerst interessant, wenn einmal getestet werden könnte, ob diese Dipole (DS-55 und DS-62) im Zusammenspiel mit den größten Standboxen der nuWave- und nuLine-Reihe in der Lage sind, Phantomschallquellen auszubilden.
Hätte wohl jemand etwas Zeit für solch einen Test?
Besitzt jemand eine 7.x-Anlage mit zwei großen und zwei kleinen Dipolen? (Ich meine mich zu erinnern, dass zumindest
Ramius so etwas hat.) Ich fände es interessant, noch mal Näheres zur Rear-Homogenität bei dieser Konfiguration (und eventuell unterschiedlichen Boxenhöhen) zu erfahren.
Was mir gerade noch einfällt: ich hatte nach der kleinen Umstellung die gesamte Anlage mit meinem Denon 3805 neu einmessen lassen. Die vier Rears wurden (auch nach mehrmaligem Messen) stets um die 0,0 dB eingepegelt, ähnlich auch die Frontboxen. Die Abstände hatte ich manuell eingegeben, da dies ein wesentlich genaueres Ergebnis bringt. Beim Hören der beiden beschriebenen DVD-Szenen (Hörplatz genau am Einmessplatz des Mikrofons) klang es jedoch erst dann optimal und packend, als ich die vier Rearkanäle mit etwa +6 dB bedachte! Man darf sich also keinesfalls nur auf die Messergebnisse des Receivers verlassen. Dies als Tipp für alle, denen die Surroundwiedergabe aus den kleinen Dipolen nach dem Einmessen als ungenügend erscheint. Die Ohren sind in diesem Fall die besseren 'Messgeräte'.
So, jetzt werde ich genüsslich eine schöne DVD einlegen, und mich am optimierten Surroundklang erfreuen.
- Ach nein, dazu ist es wohl doch zu spät!
- Na, dann eben morgen...bzw. heute...
Gute Nacht und viele Grüße
Bernd