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Verfasst: So 4. Feb 2007, 15:48
von pandosto
Das lass ich ja grad nochmal durchgehen. Cembalo hängt natürlich sehr davon ab, ob man den Klang mag. Das kann man schon als sehr anstrengend empfinden. Und was eine Messe angeht setz ich mich auch nie zuhause hin und höre mal eben die CD(s) runter. Soviel Geduld hätte ich wohl kaum. Sowas ist für mich fast ausschließlich Konzertmusik, wo ich auch nur durch meine Frau ein Zugang zu bekommen habe, die in einem Chor mitsingt. zB das Weihnachtsoratorium finde ich mit Chor und Orchester überwältigend, aber auch nur wenn's Weihnachten ist. Wir haben auch die CDs davon hier aber ich hab es noch nie geschafft oder das Bedürfnis gehabt, das ganz und rein aus meinem Sessel zu hören.

Verfasst: So 4. Feb 2007, 16:10
von Kikl
Mit dem Cembalo habe ich auch so meine Probleme. Ich finde den Klang etwas blechern und wenig warm. Das Instrument tönt immer gleichlaut. Das verstärkt den Uhrwerkeindruck ungemein. Deshalb bevorzuge ich persönlich Einspielungen mit einem modernen Konzertflügel. Ein modernes Klavier klingt einfach tausendmal schöner als das Cembalo. O.K., ich ahne schon, dass mit eine Cembalo-Spieler gleich den Kopf abreist, egal.

Gruß

kikl

Verfasst: So 4. Feb 2007, 16:24
von pandosto
Hab ich schon erwähnt, dass ich Cembalomusik liebe? :mrgreen: Aber ok, große Dynamik suche ich anderwo.

Verfasst: So 11. Feb 2007, 11:44
von Raico
Heute sehe ich das so:

Bild

Anton Bruckner, 9.Sinfonie, Schluss

Wenn es so etwas wie das Paradies geben sollte, dass muss es hier zu finden sein.
Wer mag, kann einmal die Achtel-Figuren der Ersten Violinen auf dem Klavier nachspielen - ganz langsam, für jeden Ton etwa eine Sekunde Zeit lassen.
Dann noch Tenor- und Basstuba dazu.....
Wenn man das dann in der Aufnahme des 80-jährigen Günter Wand hört, wird man ganz still...

Verfasst: So 11. Feb 2007, 18:36
von Kaddel64
Ich scheue mich, hier ein einzelnes Werk, eine Werkgruppe, einen Künstler oder eine Künstlerformation auf mein (subjektiv-persönliches) Siegertreppchen zu heben. Es gibt immer wieder zuviel Gutes neu zu entdecken, als dass man die Zeit mit der Suche nach dem absoluten Referenzereignis in der Musikgeschichte verschwenden sollte...
Raico hat geschrieben:Anton Bruckner, 9.Sinfonie, Schluss (...) Wenn man das dann in der Aufnahme des 80-jährigen Günter Wand hört, wird man ganz still...
Für mich gehört diese Kombination Anton Bruckner / Günter Wand zu den seltenen Sternstunden des bisher Erhörten. Ich will es nicht auf den Finalsatz von Bruckners Neunter begrenzen. Wenn Günter Wand in den 80ern und 90ern als Chef der NDR-Sinfoniker in Hamburg seinen Bruckner dirigierte, dann pilgerten wir in Scharen in die Laeiszhalle (damals Musikhalle) und wurden nie enttäuscht. Leider ist nicht von allen Bruckner-Symphonien eine Aufnahme aus Hamburg mit dem NDR unter Wand erschienen. Auch sind die Aufnahmen derselben Zeit aus Lübeck klanglich wenig befriedigend; die zuletzt mit den Berlinern erschienenen Konzertmitschnitte kenne ich allerdings nicht.

Wer sich für leicht zugängliche, großorchestrale Symphonik des 19. Jahrhunderts interessiert oder neugierig geworden ist, dem empfehle ich die 3. und 4. Symphonie von Anton Bruckner (1824-1896) mit dem NDR-Sinfonieorchester unter Günter Wand aus der Hamburger Musikhalle von 1992 bzw. 1991.

Gruß
Kaddel

Verfasst: Do 29. Mär 2007, 19:06
von raw
Ich nenne nun das zweitgrößte musikalische Werk aller Zeiten:
Das Mundharmonika-Thema aus "Spiel mir das Lied vom Tod"

Drei Töne, die die Welt bewegen. Das Thema ist mehr als einfach und ohne Erbarmen gnadenlos zugleich. Ohne Vergleich.

Ich habe eine Aufnahme, in der das Lied eine Note tiefer gespielt wird. Mit einer Blues Harp in Es-Dur kann man das dann auf einem Loch spielen:
3(draw) 3(drawbend) 3(draw) | 3(draw) 3(blow) 3(drawbend) 3(draw)
Das wäre dann: d - des - d | d - b - des - d

Im Film sieht's so aus, als wurde eine G-Dur Blues Harp verwendet:
6(draw) 6(drawbend) 6(draw) | 6(draw) 5(draw) 6(drawbend) 6(draw)
Das wäre dann: e - es - e | e - c - es - e





BTW:
Die Melodie vom größten musikalischen Werk aller Zeiten geht auf einer Blues Harp so:
5(blow) 6(draw) 7(blow) 7(draw) 6(draw) 7(blow) 6(draw) 7(draw) 6(draw) 5(draw) 6(blow) 5(blow)
Auf einer Es-Dur Blues Harp mit Mandolin-Effekt ("lu-lu-lu" mit der Zunge) gespielt, wird das sogar ziemlich originalgetreu - erfordert aber viel Übung.

(Nur so, falls es jemanden interessiert...)

Verfasst: Do 29. Mär 2007, 21:54
von tiad
Raico hat geschrieben:..Wenn man das dann in der Aufnahme des 80-jährigen Günter Wand hört, wird man ganz still...
Anton Bruckner, 3. Satz aus der Neunten Sinfonie: Adagio
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Günter Wand
aus der Kompletteinspielung, erschienen als Vo. 10 der Günter-Wand-Edition,
Profil Edition Günter Hänssler, NAXOS
Dauer: 23:37


z.B. Auf der Super-Hörkurs CD 1 "Boxen perfekt aufstellen" zu finden. :wink:

Habe ich soeben nachgeschaut....eher ein "dramatisches Stück", "bedrückend" wie ich finde! :wink:

Verfasst: Do 29. Mär 2007, 22:15
von tiad
...ach ja...seit fast 15 Jahren unumstritten "quasi Nr. 1" in meiner Hitliste: "Kolaymi"
(Track 3, Album: "Beyond the Sky", Omar Faruk Tekbilek, Brian Keane). Die Stimmung und Wirkung dieses 5:20 Min kurzen(!) Stückes ist imho unbeschreiblich. Ein absoluter Geniestreich :!:
Dennoch würde es mich wundern, wenn irgendwer im Forum dieses Stück kennen würde. So sinnlos ist eigentlich daher die Threadfrage. :wink:

Verfasst: Fr 30. Mär 2007, 08:29
von sanus
Was muß ich entdecken? Die Klassikdiskussionen haben sich hier verlagert und ich habs bis jetzt nicht gewußt :(

Ich würde auch sagen, es gibt nicht wirklich - objektiv - das größte Werk weil zu dieser Beurteilung auch immer subjektive Empfidnung des Hörenden hinzukommen und viele das auch anders empfinden, denn was nützt zB eine extreme Komplexität in einer Komposition wenn vielleicht nur ganz wenig Menschen dazu Zugang finden würden?
Aber ich würde sagen das man eingrenzen könnte das gut komponierte großteils polyphone Werke mehr als Kunstwerk anzusehn sind als rein homophon komponierte Werke, weil dazu benötigt man nämlich um einiges mehr know-how, Zeit, Inspiration und Mühe und wenn gut komponiert klingt es auch um einiges mehr vielschichtiger, difiziler, variantenreicher,...Sehr gut ist auch eine gelungene Mischung zwischen beiden Kompositionsformen. Es gibt von einigen großen Komponisten großartige Werke in der Hinsicht und ich denke man kann dann immer staunen wenn man in die Partituren dieser Werke schaut und sich näher damit beschäftigt wo zB Händels Messias, Bachs h-moll Messe, Mendelssohns Elias, Beethovens Missa Solemnis, die von Mozart selbst auskomponierten Teile des Requiems,... Sie alle sind zweifellos in der höchsten Liga an Kompositionskunst und werden nicht umsonst von allen die sich damit schon viel auseinandergesetzt haben aufs Höchste respektiert und geschätzt, das merkt man spätestens wenn man sich wie gesagt auch die Noten dazu anschaut und zum. ein wenig Basiswissen mit sich bringt. Ich finde es immer wieder großartig wenn man merkt das wo ein Komponist nicht den 0815-Weg gegangen ist und es sich einfach gemacht hat und es routiniert klingt, sondern etwas ganz besonderes und mühevolles mit dem Werk angestellt hat wie zB der Finalsatz der Jupiter-Symphonie eine perfekte Symbiose zwischen Homophonie und Polyphonie, Barocken und Klassischem Kompositionsstil, Inspiration und komplexester Rationalität, dem teilweisen Einsatz der Fugentechnik, der angelegten Themen die gegen Ende alle gleichzeitig erklingen um dann wieder alles aufzulösen, das sind so Werke wo man schon beim Anhören aufgrund dieser vielen Eindrücke die auf einem zukommen, der genialen Ausarbeitung zu die nur ganz wenige Menschen fähig waren, einfach Gänsehaut bekommt.
Ich denke aber es gibt nicht DAS größte Werk, sondern es gibt einige großartige Werke die je nach subjektiven Geschmack den einen oder anderen mehr ansprechen.

Verfasst: Fr 30. Mär 2007, 10:42
von Kikl
gut komponierte großteils polyphone Werke mehr als Kunstwerk anzusehn sind als rein homophon komponierte Werke,
Das ist mal eine interessante These. Ich glaube darüber ließe sich trefflich streiten.

Letztlich gibt es auch einen fließenden Übergang zwischen polyphon und homphonen Werken. Ist der Schlusssatz Anton Bruckners Symphonie nun polyphon oder bilden die ersten und zweiten Violinen "gemeinsam" eine Art im Vordergrund stehende Melodiestimme? Hängt es nicht sogar von der Aufführungspraxis ab, ob ein Musikstück als Polyphon oder nicht emfpunden wird? Klar - bei einer Fuge ist die Sache eindeutig. Aber es gibt da einen fließenden Übergang.

Ferner bedingt diese These ja auch eine eindeutige Präferenz für bestimmte Kompositionstechniken. Opern gehören damit zum größten Teil nicht zur wertvollen polyphonen Musik, da der Gesang meist - allein der Textverständlichkeit wegen - die im Vordergrund stehende Melodiestimme ist. Ich mag mich da nicht ganz auf eine Seite schlagen.

Gruß

Kikl