Hallo zusammen, hallo Raico,
zunächst möchte ich mich bei Dir, Raico, noch mal ganz herzlich bedanken für den schönen und ereignisreichen Tag, den, denke ich, alle Beteiligten genossen haben.
Zu der Frage, warum ich mir diesen Aufwand geleistet habe: Zum einen kennen Raico und ich uns schon eine Weile, zum anderen: Es macht einfach Spaß - so verrückt das klingt. Und etwas Neugier war natürlich auch dabei.
Mir war von Vorne herein klar, dass bei diesem Hörtest eine Menge Psychologie im Spiel sein würde: Zwei ausgewiesene Hifi-Freaks treffen aufeinander. Jeder der beiden fährt mit einem Lautsprecher auf, in den sie über mehrere Jahre hinweg viel Energie gesteckt haben und Jeder von ihnen hat natürlich sein Kind in irgendeiner Weise liebgewonnen. Wie sollte das nur enden?
Ebenso war mir natürlich klar, dass Jeder von uns, also auch ich, in gewisser Weise befangen sein würde. Die Kunst bei dem Hörvergleich war es daher, sich von dieser Befangenheit so gut es geht zu lösen und aus dem gehörten Material irgendwelche Hinweise zu finden, aus denen sich halbwegs objektivierbare Aussagen herausfiltern lassen.
Daher dachte ich, es ist das Beste, erstmal unkorreliertes Rosa Rauschen aufzuspielen. Viele mögen nun denken, das ist wieder mal so typisch Techniker. Aber Rosa Rauschen kommt von seinem Spektrum her natürlichen Geräuschen wie etwa Regen, Wasserfall, Meeresbrandung, usw. am nächsten, zudem hat es alle Frequenzen praktisch gleichzeitig verfügbar. Herr Nubert hat es mal als eine Art akustische Lupe bezeichnet, das trifft es meiner Meinung nach ganz gut, denn man hört Klangunterschiede etwa 3 bis 5mal so stark wie in der Musik. Ich gebe zu, es ist auch etwas Übungssache. Da ich jahrelang (etwa 15 Jahre) immer wieder während Lautsprecherabstimmungen Rosa Rauschen mit Musik verglichen habe, kann ich mittlerweile recht treffsicher sagen, wie Musik über eine Hifi-Kette klingt, wenn ich vorher Rosa Rauschen gehört habe.
Deswegen war für mich persönlich nach ein paar Sekunden "Rausch-Vergleich" der Fall eigentlich klar. Aber ich wollte natürlich meinen netten Mithörern nicht die Freude am Musikhören verderben und wir hatten ja wie schon erwähnt jede Menge Spaß, es wurde viel gelacht, und schließlich höre ich ja ebenso wie Raico und die anderen Mithörer leidenschaftlich gerne Musik (wen wunderts).
Den Klangunterschied versuche im mal in Worte zu fassen: Rosa Rauschen hatte bei der Vertigo eine leichte Färbung in Richtung des Vokals o oder ö ähnlich wie wenn im Auto die Luft durch Lüftungsschlitze strömt. Außerdem war in den Höhen eine kleine Betonung zu hören, welche jedoch nicht als nervig empfunden wurde. Ich schätze den Frequenzbereich auf 3,5 bis ca. 5 kHz. Beim Umschalten auf die nuVero war das ö weg, auch die Betonung in den Höhen war weg. Insgesamt klang sie eher so wie ein größerer Wasserfall aus der Ferne.
Ähnliche Unterschiede waren anschließend auch in der Musik wahrnehmbar, jedoch erwartungsgemäß bei weitem nicht so stark wie im Rosa Rauschen, im Gegenteil: Es gab sogar Musikstücke, bei denen man das Umschalten beider Lautsprecherpaare fast nicht bemerkt hat. Speziell bei einem recht dynamisch aufspielenden Jazz-Stück, wo ich eigentlich einen Klangunterschied erwartet hätte, war der Unterschied nur noch im Bereich Geschmackssache. Das zeigte, dass beide Lautsprecher wohl nach sehr ähnlichen Klangidealen abgestimmt sein mussten.
Am deutlichsten waren die Klangunterschiede bei großen Kirchenorgeln und bei großorchestralen sinfonischen Werken zu hören, jedoch auch hier nur dann, wenn das Orchester oder die Orgel im Tutti spielte. Insbesondere Bläser strahlten bei der nuVero 14 etwas mehr als bei der Vertigo, welche diese zuweilen leicht gestopft wiedergaben. Hat man während der Tuttipassagen von der Vertigo auf die nuVero umgeschaltet, hatte ich ab und zu einen ähnlichen Höreindruck, wie wenn ein Ohr zu gewesen wäre, welches gerade wieder aufgeht (der Eindruck war nicht sehr stark, aber es war eine Tendenz in diese Richtung). Oder anders beschrieben: Das Orchester hörte sich bei der Vertigo einen Tick mehr zusammengedrückt an. Einen Streicherteppich etwa empfand ich über die nuVero zudem einen kleinen Tick seidiger.
Zunächst standen die nuVeros noch vor den Vertigos, leicht versetzt natürlich, damit sie nicht verdeckt wurden (weil die AW-1500 im Weg waren). Dadurch war der beschriebene Klangunterschied Vero-Vertigo etwa doppelt so groß als später, als beide nebeneinander in der gleichen Ebene standen (wir entschlossen uns irgendwann doch, einen AW-1500 aus dem Weg zu räumen).
Manchmal schloss ich meine Augen, und ließ Jemand Anderes umschalten, um nicht mitzubekommen, welche Box gerade spielte. Ich wollte wissen, ob mein Eindruck auf meiner Befangenheit basierte. Bei diesem Blindtest hatte ich während der Umschaltmomente auch wieder diesen leichten Eindruck Ohr zu - Ohr auf Ohr zu. Die NuVero schien einen ganz kleinen Vorsprung zu haben in Richtung tonal offener. Nur Männerstimmen in einem Chor schienen bei der Vertigo irgendwie mehr Schmelz zu haben vermutlich da sie den Formantbereich von Männerstimmen mehr betont.
Wohlgemerkt sind das persönliche Eindrücke. Bei einem Punkt allerdings waren sich, soweit ich mich erinnern kann, Alle einig: Der Bass kam über die nuVero plötzlicher und trockener. Bei der reinen Basstiefe (nicht bei der Bass-Lautheit) konnte ich keinen Unterschied heraushören.
Kurz noch zur Verstärker-Thematik: Mir war klar, dass die NuVeros in Sachen Verstärkerklang nicht so empfindlich sein würden wie etwa eine Isophon Vertigo (sorry, Raico

). Der Impedanzverlauf ist im Bass- und Grundtonbereich sehr linear und die Impedanz unterschreitet nie die 3,2 Ohm-Grenze. Zudem haben wir mit der Cambridge-Endstufe, was den Klang angeht, nur positive Erfahrungen gemacht.
Insgesamt muss ich sagen, dass die beiden Lautsprecherboliden bei Musikmaterial klanglich überraschend eng beieinander waren. Ich denke aber, ich kann ganz zufrieden sein mit der Abstimmung der nuVero 14. Und Raico hat damals (vor 15 Jahren!!!) einen ziemlich guten Kauf gemacht mit der Isophon Vertigo Respekt!
Schöne Grüße,
Thomas Bien