Warum man einen OP mit bipolarer Eingangsstufe ohne Betrachtung des Schaltungsdesigns einfach gegen einen OP mit FET-Eingängen tauscht, finde ich sehr ... interessant.
Das ganze Suche nach Klangunterschieden von OP's (die ich jetzt nicht grundsätzlich in Frage stelle, weil ich entsprechende Hörversuche noch nicht gemacht habe) finde ich ebenfalls mehr als fragwürdig.
Ich sehe es so: Hat man ein gutes Schaltungsdesign mit sehr geringen THD's, guter Linearität und schnellem Reaktionsvermögen etc., dann klingt das u.U. insbesondere mit Nubert-Boxen je nach Musik etwas flach und nüchtern oder auch mal unbeherrscht und scharf. Prinzipiell ist die entsprechende Kette also so genau, dass sie die Unzulänglichkeiten der Musikproduktion sehr genau wieder gibt.
Tauscht man nun einfach so OP's durch, kann die Schaltung schlechter werden mit deutlich gestiegegen THD's, mit etwas Pech fängt der OP sogar leicht zu schwingen an. Alle diese Klangverfälschungen können dazu führen, dass der Mensch die Musik angenehmer empfindet. Nicht umsonst ist es interessant, dass einem der übelsten Bauteile wie der Röhre ein angeblich so toller Klang bescheinigt wird, wie auch abgrund schlechten diskreten OP's mit THD's und Nichtlinearitäten jenseits von Gut und Böse (wer schon mal einen Haartrockner in Richtung eines diskreten OP's gehalten und gesehen hat, was am Ausgang passiert, weiß wovon ich rede).
Mit der Suche nach dem für sich optimalen OP wird nicht nur Geld sondern auch insbesondere viel Zeit verschwendet, nur um ein eigentlich gutes Schaltungsdesign u. U. zu verschlimmbessern.
Ich frage mich nur: Wozu das alles, wenn man diese Klangveränderungen wesentlich komfortabler per Software am Computer erreichen könnte. Dort könnte man dann bequem so weit angenehme THD's oder andere Verzerrungen hinzu fügen, bis das Klangbild einem gefällt. Aber wozu einfach, wenns auch kompliziert geht....
Ein Ingenieur sollte sich übrigens niemals Lösungen für ein Problem auf dem Tablett servieren lassen, ohne diese zu hinterfragen. Es ist nicht verboten, von den Lösungen anderer zu profitieren, jedoch sollte, nein muss man sie immer nachvollziehen und kritisch betrachten. Ebenfalls muss ein Ingenieur sich immer der Kritik Anderer stellen, denn man ist schließlich nur ein Mensch. Von dieser gegenseitigen Kritik lebt die Wissenschaft, nichts darf einfach fest stehen. Bestes Beispiel sind neueste Erkenntnisse im Bereich der Physik: Plötzlich stimmen manche Konstanten nicht mehr oder ganze Gesetzmäßigkeiten werden komplett ausgehebelt. Physiker haben es da schon etwas schwerer als E-Techniker....
Grüße,
Andreas