Re: Räumlichkeit, Ortbarkeit (war: Wissenswertes der nV 11/1
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 21:09
Servus Berti,
das mit der perfekten Symmetrie ist ein neuer Gedanke für mich; das heißt also, egal wie schallhart die Flächen sind, bei perfekter Symmetrie würden sich die Reflexionen gegenseitig aufheben und die Sache käme quasi dem Hören im Freien gleich, sogar noch ohne die Bodenreflexionen?
Aber mal unabhängig davon - du bist damit schon ein paar Schritte weiter als ich Ich würde den Begriff Räumlichkeit zunächst mal völlig unabhängig von Stereo und Lautsprechern sehen wollen. Angenommen ich pfeife, dann höre ich doch je nach Raum eine "Räumlichkeit"; Lokalisierung fällt weg, weil ich selbst die Schallquelle bin. Je nach Raum würde ich mich sicherlith vom Klang umgeben fühlen. Vermutlich ist das hauptsächlich Hall - aber das ist doch schon "Räumlichkeit", oder würdest du da widersprechen?
Wenn ich jetzt dieses Pfeifen aufnehme und Mono wiedergebe - dann wird auch ohne Stereo ein Teil dieser Räumlichkeit wiedergegeben, richtig? Sofern der Gedanke nicht falsch ist, würde ich ihn für das Verständnis von "Räumlichkeit" für wichtig halten, denn Räumlichkeit ist damit nicht völlig abhängig von Stereo.
Wenn ich nun mein Gepfeife über den Mono-Lautsprecher höre, dann kann ich zwar den Lautsprecher im Wiedergaberaum lokalisieren, aber natürlich nicht das Pfeifen im Aufnahmeraum. Das ist nun das, was Stereo prinzipiell neu hinzufügt: Lokalisierbarkeit bezogen auf den (virtuellen) Aufnahmeraum. Außerdem bietet Stereo - zusätzlich zur Lokalisierbarkeit - auch noch erweiterte Möglichkeiten "Räumlichkeit" wiederzugeben; dazu würde mich interessieren, ob der folgende Gedankengang halbwegs stimmt (wobei ich Einflüsse des Wiedergaberaums erstmal außen vor lassen will):
Eine exakte, eindeutige, rein akustische Lokalisierung gibt es nach meinem Verständnis nur innerhalb der Stereobasis, also zwischen den Lautsprechern. ABER - das heißt nicht, dass der Aufnahmeraum nur so klein wiedergegeben werden kann! Stereo gibt über die Laufzeiten der Reflektionen Informationen über den Raum wieder. D.h. ich kann zwar mein Pfeifen nur innerhalb der 3 Meter meines Stereo-Dreieckes lokalisieren, höre aber trotzdem die viel größere Räumlichkeit z.B. einer Kathedrale. Das mag sich banal anhören - aber für mich wäre das wichtig zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen Lokalisation und Räumlichkeit bei Stereo.
Dann noch ein dritter Gedanke, als Mosaiksteinchen zum Verständnis: Nach allem was ich bisher gelesen habe, gibt es bei der Lokalisierbarkeit physiologisch bedingt enorme Unterschiede. Die Lokalisation zwischen den Lautsprechern, also die Winkelbestimmung nach vorne in der horizontalen Ebene funktioniert sehr gut; seitlich ist das schon ungenauer; ungenau ist auch Entfernungsbestimmung und Unterscheidung vorne/hinten. Entfernungsbestimmung und mehr noch die Vorne-/Hinten-Unterscheidung basieren teilweise auf Unterschieden im Frequenzspektrum, und die Erkennung dieser wiederum auf Erfahrung. D.h. z.B. um eine hinter mir spielende Geige von einer vor mir spielenden unterscheiden zu können, muss ich dies real ausreichend oft gehört haben, damit das Wahrnehmungssystem entsprechende Muster abrufen kann. Das würde erklären, warum räumliches hören oft subjektiv sehr unterschiedlich empfunden wird.
Soweit mal ein paar Gedanken zum korrigieren; ich hoffe, man kann verstehen, was ich meine.
Grüße,
Mirko
das mit der perfekten Symmetrie ist ein neuer Gedanke für mich; das heißt also, egal wie schallhart die Flächen sind, bei perfekter Symmetrie würden sich die Reflexionen gegenseitig aufheben und die Sache käme quasi dem Hören im Freien gleich, sogar noch ohne die Bodenreflexionen?
Aber mal unabhängig davon - du bist damit schon ein paar Schritte weiter als ich Ich würde den Begriff Räumlichkeit zunächst mal völlig unabhängig von Stereo und Lautsprechern sehen wollen. Angenommen ich pfeife, dann höre ich doch je nach Raum eine "Räumlichkeit"; Lokalisierung fällt weg, weil ich selbst die Schallquelle bin. Je nach Raum würde ich mich sicherlith vom Klang umgeben fühlen. Vermutlich ist das hauptsächlich Hall - aber das ist doch schon "Räumlichkeit", oder würdest du da widersprechen?
Wenn ich jetzt dieses Pfeifen aufnehme und Mono wiedergebe - dann wird auch ohne Stereo ein Teil dieser Räumlichkeit wiedergegeben, richtig? Sofern der Gedanke nicht falsch ist, würde ich ihn für das Verständnis von "Räumlichkeit" für wichtig halten, denn Räumlichkeit ist damit nicht völlig abhängig von Stereo.
Wenn ich nun mein Gepfeife über den Mono-Lautsprecher höre, dann kann ich zwar den Lautsprecher im Wiedergaberaum lokalisieren, aber natürlich nicht das Pfeifen im Aufnahmeraum. Das ist nun das, was Stereo prinzipiell neu hinzufügt: Lokalisierbarkeit bezogen auf den (virtuellen) Aufnahmeraum. Außerdem bietet Stereo - zusätzlich zur Lokalisierbarkeit - auch noch erweiterte Möglichkeiten "Räumlichkeit" wiederzugeben; dazu würde mich interessieren, ob der folgende Gedankengang halbwegs stimmt (wobei ich Einflüsse des Wiedergaberaums erstmal außen vor lassen will):
Eine exakte, eindeutige, rein akustische Lokalisierung gibt es nach meinem Verständnis nur innerhalb der Stereobasis, also zwischen den Lautsprechern. ABER - das heißt nicht, dass der Aufnahmeraum nur so klein wiedergegeben werden kann! Stereo gibt über die Laufzeiten der Reflektionen Informationen über den Raum wieder. D.h. ich kann zwar mein Pfeifen nur innerhalb der 3 Meter meines Stereo-Dreieckes lokalisieren, höre aber trotzdem die viel größere Räumlichkeit z.B. einer Kathedrale. Das mag sich banal anhören - aber für mich wäre das wichtig zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen Lokalisation und Räumlichkeit bei Stereo.
Dann noch ein dritter Gedanke, als Mosaiksteinchen zum Verständnis: Nach allem was ich bisher gelesen habe, gibt es bei der Lokalisierbarkeit physiologisch bedingt enorme Unterschiede. Die Lokalisation zwischen den Lautsprechern, also die Winkelbestimmung nach vorne in der horizontalen Ebene funktioniert sehr gut; seitlich ist das schon ungenauer; ungenau ist auch Entfernungsbestimmung und Unterscheidung vorne/hinten. Entfernungsbestimmung und mehr noch die Vorne-/Hinten-Unterscheidung basieren teilweise auf Unterschieden im Frequenzspektrum, und die Erkennung dieser wiederum auf Erfahrung. D.h. z.B. um eine hinter mir spielende Geige von einer vor mir spielenden unterscheiden zu können, muss ich dies real ausreichend oft gehört haben, damit das Wahrnehmungssystem entsprechende Muster abrufen kann. Das würde erklären, warum räumliches hören oft subjektiv sehr unterschiedlich empfunden wird.
Soweit mal ein paar Gedanken zum korrigieren; ich hoffe, man kann verstehen, was ich meine.
Grüße,
Mirko