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Verfasst: Mi 9. Jun 2010, 19:53
von Blap
Hush (Großbritannien 2009, Originaltitel: Hush)
Zakes (William Ash) installiert frische Werbeplakate in Schaukästen, dieser Job führt ihn von einer Autobahnraststätte zur nächsten. Beim heutigen Trip ist seine Freundin Beth (Christine Bottomley) dabei. Während Beth schlummert, macht Zakes eine erschreckende Entdeckung. Der vor ihm fahrende LKW offenbart für einen kurzen Moment einen bizarren Anblick, eine junge Frau scheint im Laderaum eingesperrt zu sein. Zakes informiert die Polizei, doch er kann das Nummernschild des Fahrzeugs nicht erkennen. Beth gerät in Rage, denn ihr Freund handelt ihr viel zu zögerlich. Als er dann auch noch die Verfolgung des LKWs aufgibt, um auf einer Raststätte die letzten Plakate anzubringen, platzt Beth endgültig der Kragen. Die Beziehung des jungen Paares steckt momentan sowieso in einer Krise. So kommt es dann auch zu einem heftigen Streit, der schliesslich darin mündet, dass Beth die Beziehung beendet und sich allein auf den Weg nach Hause machen will. Auf dem Parkplatz entdeckt der gestresst Zakes erneut den besagten Laster. Als er erkennt, dass Beth spurlos verschwunden ist, heftet er sich erneut an die Fersen des Gefährts. Zu allem Überfluss wird er auch noch zum Mordverdächtigen, die Polizei fällt damit als Freund und Helfer unter den Tisch. Für Zakes nimmt die vermutlich schrecklichste Nacht seines Leben ihren Lauf...
Dieser kleine Filme von Regisseur Mark Tonderai kann dem (Entführungs-/Verfolgungs)-Thriller zwar keine neuen Impulse verleihen, er spielt aber gekommt mit den bekannten Mitteln und Methoden. Obwohl man eigentlich immer recht genau einschätzten kann was gleich passiert, wird man (fast) immer wieder im genau richtigen (falschen) Moment erwischt. Die Autobahn, kühle Raststättenstimmung, dunkle Parkplätze und schliesslich das Hinterland, all diese Elemente sorgen für ein unterhaltsames Erlebnis. Man sieht dem Film zu jeder Zeit sein geringes Budget an, was dem Ergebnis meiner Meinung nach sehr zuträglich ist. Die erdige, körnige Optik lässt das düstere Treiben noch eine Spur intensiver und packender wirken. Hauptdarsteller William Ash ist häufiger in britischen Fernsehserien präsent, er macht in "Hush" einen guten Job, sein Spiel wirkt weder zu übertrieben, noch zu distanziert sachlich. Christine Bottomley ist hübsch anzusehen, wird schauspielerisch allerdings weniger gefordert. Der unheimliche Entführer bleibt stets durch eine Kapuze "getarnt", sein Erscheinungsbild möchte ich als gelungen bezeichnen. Die Nebenrollen bieten keinen Anlass zur Kritik, ragen aber auch nicht auffällig hervor. Wie ich bereits schrieb, bleiben grosse Überraschungen aus, erfreulicherweise gilt dies auch für Längen und Hänger.
Unbestritten gibt es ein paar kleine Merkwürdigkeiten und Unwahrscheinlichkeiten zu sehen. Doch welcher Thriller kann schon absolute Perfektion für sich in Anspruch nehmen? Wäre das letztlich nicht sogar fürchterlich langweilig? Ich finde diese kleinen Streifen sehr sympathisch und unterhaltsam. Ein deutlicher Schwachpunkt soll aber nicht verschwiegen werden! Die deutsche Synchronisation ist sehr schwach geraten, sie beschädigt den Film erheblich! Ich rate zur Wahl des englischen Originaltons. Durch den herrlich schrecklichen Dialekt (der Film spielt im Großraum Manchester) entfaltet das Werk noch mehr Charme. Zugegebenermaßen ist das Genuschel teils schwer verständlich, doch in dieser Hinsicht sorgen die vorhandenen Untertitel für Entlastung. Ascot bietet "Hush" wahlweise als DVD oder BD an. Wer aalglattes "HD-Feeling" braucht (was immer das sein mag) ist bei diesem Film an der falschen Adresse, daran ändert auch die mir vorliegende BD nichts. Glücklicherweise hat man den Streifen nicht nachträglich "geglättet" -zumindest sieht es nicht danach aus- in der vorhandenen Form bleibt die Optik angenehm kantig und passend!
7/10 (gut, kleiner Sympathiebonus inklusive)
Lieblingszitat:
"You calm the fuck down, ok? OK?"
(Grüsse an Mark-Gor(e))
Verfasst: Mi 9. Jun 2010, 20:07
von djbergwerk
Bei dir werden Filme nicht all zu alt was?
back to Topic
Verfasst: Mi 9. Jun 2010, 22:16
von Blap
Wie belieben?
Verfasst: Do 10. Jun 2010, 20:53
von Blap
Hellboy (USA 2004, Originaltitel: Hellboy)
Während der zweite Weltkrieg tobt und wütet, hoffen die Nazis auf den Beistand dämonischer Kräfte. 1944 öffnet man mit der Hilfe des legendären Rasputin (Karel Roden), das Tor in eine finstere Dimension des Schreckens. Glücklicherweise ist ein kleiner Trupp amerikanischer Soldaten in der Nähe, der den schrulligen Gelehrten Bruttenholm (zunächst Kevin Trainor, später John Hurt) im Schlepptau hat. Mit grösster Mühe kann das just geöffnete Tor gewaltsam geschlossen werden. Kurz darauf findet man ein kleines Wesen, dem sich Bruttenholm umgehend väterlich annimmt. Der kleine Junge erinnert an ein freundliches Teufelchen, man verpasst ihm kurzerhand den Namen "Hellboy". Inzwischen sind 60 Jahre ins Land gezogen, Hellboy (Ron Perlman) ist zu einem jungen, stattlichen Kerl herangewachsen, der erheblich langsamer altert als normale Menschen. Hellboy wuchs als Sohn Bruttenholms auf, unter der Anleitung seines Ziehvaters wurde er zum einer mächtigen Waffe, stets im Einsatz gegen die Mächte des Bösen. Selbstverständlich hält die Regierung seine Existenz geheim, sogar die zuständige Behörde gibt es offiziell überhaupt nicht. Weitere Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten stellen ihre Kräfte in den Dienst der guten Sache, doch der totgeglaubte Rasputin hat ganz andere Pläne mit dem roten Kraftprotz...
"Hellboy" wanderte in meine Sammlung, weil ich Ron Perlman recht gern sehe und ein Trailer angenehme Unterhaltung versprach. Die Eröffnungssequenz sorgt tatsächlich für gute Laune, ein Nazi-Scherge der aussieht wie Lord Vader nach der Schrottpresse, ein herrlich irrer Rasputin (Karel Roden ist einfach grosse Klasse). Auch in der Gegenwart kommt man recht flott zur Sache, Hellboy darf einen Dämon verprügeln, nicht viel später taucht Rasputin wieder auf. Nebenbei ist der Held auch noch in die unglückliche Liz (Selma Blair) verliebt, die unter ihrer "feurigen" Fähigkeit leidet, da diese immer wieder unkontrolliert ausbricht. Dann wäre da noch der neue "Aufpasser" für Hellboy, ein Agenten-Frischling namens Myers (Rupert Evans). Nicht zu vergessen der freundliche Fischmensch, sowie die traurige Tatsache, dass Bruttenholm eine hoffnungslose Diagnose seines behandelnden Arztes erhält. Mein Liebling ist der Blechhaufen Karl Ruprecht Kroenen, dessen Auftauchen immer wieder für Schmunzler sorgt. Hier und da gibt es ein paar -mehr oder weniger- flotte Sprüche. Irgendwas passiert also immer, die Figuren sind "eigentlich" recht ansprechend gezeichnet, doch trotzdem lässt mich "Hellboy" auf seltsame Art ziemlich kalt. Woran mag es liegen? Zunächst ist die übertriebene "Familienfreundlichkeit" sehr ärgerlich. Es wird zwar geprügelt, geballert und gestochen, doch irgendwie sieht das Treiben mehr nach Muppet Show oder Sesamstrasse aus, denn nach einer zünftigen Comic-Verfilmung. Natürlich muss nicht immer das Mett fliegen, doch "Hellboy" wird durch die viel zu ängstliche Zaghaftigkeit empfindlich beschädigt, schade. Allerdings führe ich darauf nicht meine mangelnde Begeisterung zurück, die Ursache ist also anderer Stelle zu suchen.
Vermutlich finde ich einfach keinen richtigen Zugang zu diesem Film. Die Figuren blieben mir bis zum Schluss fast gleichgültig, mir war es völlig egal ob nun Rasputin oder Hellboy die Oberhand gewinnen sollte. Guillermo del Toro schafft es zu keiner Zeit mich zu packen, eine halbwegs objektive Erklärung dafür habe ich nicht. Mehr fällt mir bei dieser Hitze nicht ein, hier der Versuch ein Fazit zu formulieren: "Hellboy" fühlt sich für mich nach "Plastik" an, transportiert keine Emotionen und ist viel zu brav und harmlos. Sicher, der Film ist längst nicht so unerträglich wie z.B. "Spiderman" (was allerdings auch kein Grund ist den Streifen ins Herz zu schliessen, denn "Spiderman" ist kaum noch zu unterbieten).
Ein weiteres Mysterium ist die Alterfreigabe ab 16. Wozu soll das bitte dienen? Die grüne "12" hätte völlig ausgereicht, doch was solls... Die Blu-ray bietet eine ansprechende Qualität, es gibt diverse Boni, die mich in diesem Fall allerdings nicht interessieren. So bleibt "Hellboy" trotz Ron Perlman nur ein laues Lüftchen. Viel Getöse und Gepolter um (fast) nichts. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Die Fortsetzung habe ich inzwischen von meiner Einkaufsliste gestrichen.
Mittelprächtig = 5/10
Lieblingszitat:
"Das ist doch alles bloß Moppelkotze. Scheisse, bis vor einer Woche kannte ich das Wort "paraabnormal" noch gar nicht!"
"Paranormal!"
Verfasst: Sa 12. Jun 2010, 02:19
von Blap
Communion - Messe des Grauens (USA 1976, Originaltitel: Alice, Sweet Alice)
Catherine Spages (Linda Miller) ist gestresst. Bei der geschiedenen Frau leben ihren beiden Töchter Alice (Paula E. Sheppard) und Karen (Brooke Shields), die sich ständig und ausufernd in die Haare geraten. Während Karen ein recht braves Kind ist, drangsaliert Alice ihre Schwester mit geradezu sadistischer Wonne, doch ihr Zorn macht auch nicht vor dem fetten Nachbarn oder der nervigen Tante halt. Als für Karen der Tag der Erstkommunion gekommen ist, wird das Mädchen auf brutale Art und Weise in der Kirche ermordet, der Leichnam zu allem Überfluss auch noch angezündet. Die Kriminalpolizei verdächtigt von Anfang an ihre Schwester Alice, jedoch mangelt es an Beweisen, ein Lügendetektortest liefert kein eindeutiges Ergebnis. Annie (Jane Lowry), die Tante von Alice und Karen, die nach dem grausigen Ereignis bei ihrer Schwester Catherine verweilt, wird im Flur des Wohnhauses der Spages mit einem Messer attackiert. Die ohnehin zur Hysterie neigende Dame überlebt den Anschlag mit schweren Verletzungen, sie schwört Stein und Bein drauf, dass sie von Alice angegriffen wurde. Das Mädchen wird zunächst in einer Spezialklinik untergebracht. Dominick (Niles McMaster), der ebenfalls anwesende Vater, ist ratlos, selbst der zu Familie gehörende Priester Tom (Rudolph Willrich) hat nur hohle Phrasen anzubieten. Sollte die kleine Alice tatsächlich eine wahnsinnige Killerin sein? Dominick ist mit der voreingenommenen Sichtweise der Polizei wenig glücklich, ergo ermittelt er auf eigene Faust. Als er einen rätselhaften Anruf von seiner Nichte erhält, begibt sich der Hobbydetektiv in allergrösste Lebensgefahr. Wird der Wahnsinn ein Ende nehmen? Wer steckt hinter den bizarren Grausamkeiten...???
"Communion" von Regisseur Alfred Sole ist ein angenehm gegen den Strom schwimmender Film. Besonders interessant ist diese Tatsache deshalb, weil sie vermutlich nicht unbedingt so gewollt war, der Film durch seine zahlreichen Unzulänglichkeiten einen herrlich spröden Charme entwickelt. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Eine gewisse Linda Miller (auf den zweiten Blick sehr augenfreundlich) spielt die Rolle der verzweifelten Mutter. Ihre Darbietung zeichnet sich immer wieder durch maßloses Overacting aus, was dem an sich tragischen Treiben einen reichlich grotesken Anstrich verleiht. Noch arger ist es um die schauspielerischen Qualitäten von Jane Lowry bestellt, die mit dem Wort "hysterisch" schon fast nicht mehr erfassbar scheinen. Der unglaublich abstossende, fette und versiffte Nachbar (Alphonso DeNoble) passt ebenfalls in diese Schublade, sofern es eine solche in seiner Kleidergrösse gäbe. Abgerundet wird der "Chor der Irren" durch die Haushälterin des Pfaffen, einer Dame namens Mildred Clinton. Am Rande des Wahns der stiefelleckende Schleimbeutel Jim, dem seine Filmgattin "Tante Annie" beständig über das verschüchterte Mundwerk fährt. Eine Ehe wie ein (mit Anlauf ausgeführter) Tritt in die Weichteile. Dagegen mutet Niles McMaster als Vater von Alice und Karen recht bodenständig, regelrecht solide an. Pfaffe Tom gehört auch zu den gemäßigteren Vertretern, gleiches gilt für die Ermittler im Auftrag der Staatsgewalt. Brooke Shields hält in dieser frühen Rolle ihrer Karriere als Opferlamm her, während Paula E. Sheppard als böse Schwester richtig vom Leder ziehen darf. Alice soll zwölf sein, doch Paula war zum Zeitpunkt des Drehs bereits neunzehn Jahre alt. Dies hat man sehr geschickt getarnt, mir fiel diese Mogelpackung nicht auf. Paula E. Sheppard ist die einzige der "überdrehten" Figuren, die ihre Rolle wirklich mit schauspielerischem Können ausfüllt, ohne dabei in Dilettantismus zu verfallen. Umso trauriger, dass man von der jungen Dame später fast nichts mehr zu sehen bekam.
Viel zu schnell hat man in der heutigen Zeit das Wort "Trash" in die Tastatur geprügelt. Doch die denkwürdigen Auftritte eines erheblichen Teils der hier Mitwirkenden, drängt "Communion" eindeutig in diese Richtung. Unterstrichen wird dies durch die nahezu vollständige Abwesenheit von Humor und Selbstironie. Nur ganz selten wird die aufgesetzte Ernsthaftigkeit zart aufgebrochen. Selbst in diesen Momenten ist man sich nicht wirklich darüber klar, ob nun tatsächlich der Schalk regieren möchte... ...oder vielleicht doch die Verbindung von Unfähigkeit und Irrsinn zuschlägt. Dem Gepolter der Darsteller steht ein durchaus spannender Plot gegenüber. Allerdings wird leider ein wenig zu freizügig mit dem vorhandenen Potential umgegangen. Der Killer wird zu früh enttarnt, was aufgrund der ansprechenden Auflösung ein wenig schade ist. Wechselhaft auch die Qualität der Kamera und des Schnitts. Ansprechend inszenierte und fotographierte Momente, ringen mit dem oft holprigen, ungelenken Schnitt, dann wirkt die Kamera plötzlich fast desinteressiert usw.. Dieses Wanken und Schwanken sorgt für eine besondere Note, wie ich weiter oben schrieb, verleiht es dem Film einen ganz besonderen Charme. Alfred Sole und seine Mitarbeiter (vor und hinter der Kamera) muten wie ein angetrunkener Seiltänzer an. Immer ein wenig unsicher, oft am Rande des Absturzes, doch letztlich kommt man irgendwie auf der gegenüberliegenden Plattform an.
Wer nun eine wüste Trash-Orgie erwartet, der ist bei diesem Film dann doch nicht an der richtigen Adresse. "Communion" ist ein ganz spezielles Filmchen, ein kleiner Leckerbissen für neugierige Filmfreunde. Erwähnt werden sollte die gialloeske Optik des Mörders, stilvoll ausgestattet mit Maske und Mantel. Die Morde und Mordversuche würden sich in diesem schönsten aller Italo-Genres sicher zuhause fühlen. Thriller, Slasher, Trasher und leichte "Giallo-Schlagseite", mein Herz lodert wohlig auf mittlerer Flamme.
Es gibt für den deutschen Markt mehrere Auflagen des Films. Mir liegt das Werk unter dem Titel "Communion - Messe des Grauens" vor, erschienen bei CMV-Laservision. Die DVD kommt in einer kleinen Hartbox, es stehen zwei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl bereit. Die gebotene Bildqualität mag Zeilenzählern nicht unbedingt zum Lustgewinn gereichen, sie ist aber zweckmäßig und auf angenehme Art passend. Der Ton liegt in englischer und deutscher Sprache vor. Wer die deutsche Synchronisation für übertrieben hält, wird darüber erstaunt sein, wie gut diese den Ton trifft, denn sie kommt dem Zungenschlag des Originals recht nah. Als Boni bietet man ein paar Trailer, eine Bildergalerie und alternative Titelsequenz an. Eine "runde" Veröffentlichung eines interessanten Films, daher eine klare Empfelung für Freunde der Verschrobenheit!
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Halt den Mund und hol den Besen!"
Verfasst: So 13. Jun 2010, 01:13
von Nubox481fan
Taxi 3(BD)
Wer liebt ihn nicht den bekloppten Franzosen mit seinem Zidane Shirt und seinem abgefahrenen Taxi. Wie immer die herrlich bekloppte Polizeitruppe im Schlepptau. Sogar Sly erweist durch ein kurzes Gastspiel die Ehre.
Leider ist kaum Autoaction zu sehen und die Story verdient nichtmal den Namen No-Brainer. Dafür wird der Fan durch phenomenales "Fratzengeballer" entschädigt. Allen anderen rate ich dringend von dem Film ab.
Aso die achso seltene Deutsche HD Tonspur ist hier zu finden.
Los angucken gibt sonst kaum Filme mit deutscher HD Spur.
6.0
Verfasst: So 13. Jun 2010, 23:45
von Blap
Cruising (USA 1980, Originaltitel: Cruising)
In New York geht ein sadistischer Serienkiller um, der sich seine Opfer in der schwulen SM-Szene sucht. Captain Edelson (Paul Sorvino) will per Undercovereinsatz zu einem Ermittlungserfolg gelangen, er bietet dem aufstrebenden Polizisten Steve Burns (Al Pacino) den Job an. Nach und nach taucht Burns immer tiefer in die bizarre Welt der homosexuellen Lederbars ein. Dies belastet seine Beziehung zu seiner Freundin Nancy (Karen Allen), die er nicht über seinen Auftrag in Kenntnis setzen darf. Weitere Morde geschehen, eine vermeintlich heisse Spur erweist sich als Fehlgriff. Als Burns jedoch glaubt den wahren Täter endlich ausgemacht zu haben, geht er zwecks Lösung des Falls auf Ganze...
Regisseur William Friedkin sorgte 1973 mit "The Exorcist" für jede Menge Aufsehen, der Film gilt längst als einer der grossen Klassiker aus den siebziger Jahren. 1980 schlug "Cruising" hohe Wellen, noch heute unterstellt man dem Werk hin und wieder eine feindselige Einstellung gegenüber Schwulen. Ich teile diese Ansicht nicht, mir ist eine solche Auslegung des Stoffes gar rätselhaft. Die Hauptfigur gerät in einen Sog, ausgeübt durch das reichlich abgedrehte Umfeld der Lederbars. Pacino trägt aber zu keiner Zeit so etwas wie Ekel oder gar Hass zur Schau, er wirkt eher wie eine Person die mit grossen Augen eine völlig neue, bisher unbekannte, vielleicht unvorstellbare Welt entdeckt. Dann sollte man nicht vergessen, dass der Film sich überwiegend nur auf einen Teil der Schwulenszene bezieht, eben auf die Freunde von Leder und SM. Das Werk nutzt dieses vermeintlich provokante Umfeld für seine Zwecke, prangert das Treiben aber nicht an. Genauso hätte man die Handlung in die Hetero-SM Szene verlagern können. Zusätzlich installierte Friedkin auch noch die Figur Ted Bailey (Don Scardino). Dieser Ted Bailey ist der Nachbar von Pacinos Figur, ein junger Homosexueller, der sehr freundlich und sympathisch gezeichnet ist, fernab von den harten Jungs in den Bars. Al Pacino legt einen gewohnt guten Auftritt hin. Auf den ersten Blick wirkt seine Darbietung fast ein wenig unscheinbar, doch das stellt sich beim zweiten Blick als Glücksgriff heraus. Pacino spielt mit viel Sensibilität, nimmt sich -für seine Verhältnisse- zurück, explodiert bei Bedarf genau auf den Punkt. Die übrigen Mitwirkenden gehen fast ein wenig unter, obwohl sie durch die Bank sehr überzeugend auftreten. Hier dominieren allerdings die Atmosphäre und die von Pacino verkörperte Figur. Ein paar Worte seinen den Nebendarstellern verdientermaßen gegönnt. Paul Sorvino kennt man auch zahlreichen Produktionen, meist wird er für Nebenrollen angeheuert. Sein Captain Edelson verbreitet stets einen Anflug von Schwermut, den er mit traurigen Augen zum Ausdruck bringt. Don Scardino gibt als Gegenpart zu den Lederburschen eine freundliche Vorstellung ab, Karen Allens Spiel bleibt ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Nicht zu vergessen Joe "Maniac" Spinell, der einmal mehr eine perfekte Leistung als Widerling abliefert.
"Cruising" mag für einen Thriller nicht unbedingt den cleversten Plot bieten, grosse und packende Überraschungen sucht man eher vergeblich. Die grosse Stärke des Films sind sein erstklassiger Hauptdarsteller -der von den übrigen Mitwirkenden solide unterstützt wird- sowie die intensive, düstere Atmosphäre. Friedkin versteht es diese Atmosphäre atmen zu lassen, so sind dann auch die Morde nicht besonders ausufernd brutal inszeniert, kommen aber bedrohlich und fast verstörend daher. Obwohl es wie erwähnt an Wendungen mangelt, lässt "Cruising" durch sein gelungenes Ende der Phantasie des Zuschauer Raum, was ich sehr begrüsse! Wer sich gern einen guten Thriller zu Gemüte führt, macht mit diesem Film ohne Zweifel einen guten Griff. Die hier als "Atmosphärenverdichter" genutzte Halbwelt erweist sich als Glücksgriff, dem Film deswegen Feindlichkeit gegen Schwule zu unterstellen, halte ich für eine kurzsichtige Absurdität.
Die DVD aus dem Hause Warner präsentiert den Streifen in guter Qualität. Im Bonusmaterial kommen Friedkin und andere Mitwirkende zu Wort, leider ist Al Pacino nicht mit dabei, schade. Insgesamt kann man mit der Veröffentlichung zufrieden sein, auch wenn die Nachbearbeitung des Materials teils zu einer leichten Verfälschung einiger Szenen führte. Hier müsste man zum direkten Vergleich die ursprüngliche Version heranziehen, um wirklich beurteilen zu können, ob das Werk dadurch beschädigt wurde.
Guter Stoff, schlanke Story, dichte Atmosphäre = 7/10
Lieblingszitat:
"Was sich da in deiner Hose abzeichnet ist sicher kein Messer."
Verfasst: Mo 14. Jun 2010, 00:19
von DaveT
Control (BD)
Ein Film über Ian Curtis dem Sänger von Joy Division.
Verfasst: Mo 14. Jun 2010, 01:01
von Stellvertreter
Blap hat geschrieben:Cruising (USA 1980, Originaltitel: Cruising)
...[/i]
der Film ist mir letztens wieder eingefallen. Hatte ich zuletzt vor 15 Jahren ca. gesehen. Muss ich mir unbedingt mal wieder auf DVD anschauen.
Verfasst: Mo 14. Jun 2010, 23:02
von Blap
H.P.Lovecraft's Necronomicon (USA 1993, Originaltitel: Necronomicon)
H.P. Lovecraft befreit neugierig das Necronomicon aus seinem Schrein. Er liest darin und beschwört damit das Grauen herauf...
Ich bin gerade zu faul, um näher auf den Inhalt des Films einzugehen. "Necronimicon" besteht aus einer netten Rahmenhandlung, die insgesamt drei Kurzgeschichten zusammenhält. Jeffrey "Re-Animator" Combs ist in der Titelrolle zu sehen, in den drei Filmchen begegnen wir allerlei illustren Gestalten aus der zweiten Reihe (Bruce Payne und Gesichtsruine seien als Beispiele Richard Lynch genannt). Die Kurzgeschichten machen allesamt Laune, keine ragt besonders positiv oder negativ hervor. Sieht man von wenigen Ausfällen ab -schlechter CG-Kram, was für einen kleinen Film von 1993 nicht wundert- verdienen besonders die prächtigen FX Aufmerksamkeit. Anerkannte Panscher und Könner waren am Werk, im Abspann ist mir sofort der Name Tom Savini ins Auge gesprungen. Überhaupt wirkt der Film auf angenehme Art und Weise herrlich altmodisch, was durch die stimmige Optik und die soliden Geschichten untermauert wird. Der Vergleich mit den knuffigen Perlen von Amicus ist gar nicht so abwegig, obwohl "Necronomicon" trotz seiner intensiven Charmeoffensive ein wenig dahinter zurückbleibt.
Wer Lust auf einen kurzweiligen, altmodischen Horrorstreifen hat, dürfte mit diesem Werk von Brian Yuzna (Bride of Re-Animator, Return of the Living Dead 3) sicher seine Freude haben. Yuzna inszenierte die Rahmenhandlung und die dritte Episode, Christophe Gans (Crying Freeman, Pakt der Wölfe) übernahm die Regie der ersten Episode. Der Japaner Shûsuke Kaneko (Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack) zeichnet für die zweite Episode verantwortlich.
Die DVD von Kinowelt zeigt den Film ungekürzt, die Bildqualität möchte ich als mittelprächtig bezeichnen. Obwohl die Scheibe sicher nicht perfekt geraten ist, kann man IMHO gut damit leben. Ein ganz besonderes Highlight rundet die DVD ab, rund 87 Minuten liest Joachim Kerzel (Erzählerstimme der John Sinclair Hörspiele, Synchronstimme von Jack Nicholson, Dennis Hopper, Jean Reno etc.) Lovecraft!
Gute Unterhaltung = 7/10
Lieblingszitat:
"Wäre er wirklich dumm genug es zu versuchen?"
"Selbstverständlich. Er ist ein Mensch!"