Hallo Weyoun,
Weyoun hat geschrieben:Bzgl. Helmpflicht: ich bin dafür, nicht nur für Kinder. Wer ohne erwischt wird, zahlt ein Verwarnungsgeld. Und jetzt kommt's: Wer ohne Helm einen Unfall baut, der darf dann einen Teil seiner Behandlungskosten selber zahlen. Was denkt ihr, wie schnell jeder einen Helm auf dem Kopf hätte.
du, bei dem Thema verstehe ich wirklich keinen Spaß. Es hat übrigens schon Gerichtsentscheidungen in dieser Richtung gegeben, bislang hatten sie glücklicherweise keinen Bestand. Und wenn du so eine steile These vertrittst, dann solltest du sie auch begründen. Das was da oben steht ließe sich ebenso verwenden, um eine Selbstbeteiligung für Raucher, Alkoholtrinker, Fette, Sportler, Red-Bull-Trinker, ungesund Essende, Workaholics, Vorsorgeuntersuchungsverweigerer usw. zu fordern.
Was kommt nach der Helmpflicht? Die Knieschonerpflicht? Vollverkleidung? Und wieso das ganze nicht auch für Fußgänger?
Natürlich lässt sich die Helmpflicht hübsch begründen. Aber man darf das Ganze nicht aus den Augen verlieren. Radfahren ist gesund, und es reduziert den motorisierten Individualverkehr. Nach bisherigen Erkenntnissen führt die Helmpflicht aber dazu, dass die Leute seltener Rad fahren. Und je weniger selbstverständlich Radfahren im Stadtverkehr ist, umso weniger erwarten Autofahrer Radfahrer im Straßenverkehr, übersehen sie, nehmen weniger Rücksicht.
Zudem ist der Nutzen eines Helmes umstritten. Da nützen hübsche Videos mit Melonen im Radhelm gar nichts, im realen Verkehrsgeschehen fliegt man als über den Haufen gefahrener Radler ganz anders. Deshalb hilft der hinkende Vergleich mit der Einführung der Gurtpflicht auch überhaupt nicht weiter. Helme helfen auch nicht beim Überleben, wenn ein Lkw rechts abbiegt. Und es gibt Untersuchungen, dass behelmte Radfahrer häufiger in gefährliche Situationen geraten, sowohl fremd- als auch eigenverschuldet.
Ich muss an dieser Stelle oft an einen vorsichtigen Arbeitskollegen denken, der nach einem schweren Radunfall nun Helm trägt. Er hatte sich den Kiefer gebrochen. Das ist schon direkt komisch, wenns nicht so traurig wäre. Meine Hinweise auf die tatsächliche Unfallursache (Zeitdruck, Nieselregen, Straßenbahnschienen, niegelnagelneues Fahrrad mit noch nicht eingefahrenen Reifen) und wie dieser zu verhindern gewesen wäre (neues Rad auf trockener Straße einfahren und einbremsen, richtiges Verhalten bei Straßenbahnschienen üben) hat er sich hingegen nicht zu Herzen genommen, dabei wäre das weitaus wichtiger gewesen als sich so ein Helmchen an den Kopf zu binden.
Das von dir angedrohte Bußgeld schreckt mich übrigens nicht, bzw. nur insoweit, als es den Radverkehr einschränkt, mit den bekannten Folgen. Weißt du, wie oft bzw. wie selten ich Polizeistreifen sehe? Wer mit Helm Radfahren möchte soll dies gerne tun, im sportlichen Einsatz, bei Rennen, bei Geländeabfahrten ist es sicherlich angezeigt, aber eine Helmpflicht im täglichen Straßenverkehr halte ich für keine vernünftige Lösung.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt