Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Verfasst: Mo 3. Jan 2011, 00:50
Das Ungeheuer von London-City (Deutschland 1964, Originaltitel: Das Ungeheuer von London City)
Freud und Leid des Schlitzers
Richard Sand (Hansjörg Felmy) steht jeden Abend als Jack the Ripper auf der Bühne. Als es zu grausigen Morden an jungen Frauen kommt, erinnern die Taten an die des echten Jack the Ripper. Selbstverständlich bescheren diese Vorgänge dem Theaterstück viel Aufmerksamkeit. Doch der daraus resultierende Druck, nagt mehr und mehr an der Substanz des Hauptdarstellers. Damit nicht genug, denn auch seine Beziehung zur hübschen Ann (Marianne Koch), scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Da wäre der zu erwartende Zorn von Dr. Morel Greely (Dietmar Schönherr), gemeinsamer Freund des Liebespaares, der selbst ein Auge auf Ann geworfen hat. Noch schwerer wiegt jedoch die Ablehnung von Anns Onkel und Ziehvater. Leider will Sir George (Fritz Tillmann) nichts von der Liaison seiner Nichte wissen, er macht aus seiner Abneigung gegenüber Richard keinen Hehl, verteufelt vor allem das -seiner Meinung nach- gefährliche Theaterstück. Weitere Morde geschehen, Ann beobachtet ihren Onkel dabei, wie dieser in den jeweiligen Nächten heimlich das Anwesen verlässt. Der leitende Ermittler Inspektor Dorne (Hans Nielsen) fühlt derweil Richard auf den Zahn, der Schauspieler schleppt eine recht heikle Vergangenheit mit sich herum...
Der fünfte Film aus der "Bryan Edgar Wallace" Reihe von CCC-Film, wurde von Edwin Zbonek inszeniert, der bereits den gelungenen "Der Henker von London" drehte. Die Qualtität des Henkers wird verfehlt, doch "Das Ungeheuer von London" ist fraglos ein interessanter Beitrag zum Wallace Universum. Interessant vor allem deshalb, weil die Hauptfigur weder ein Kriminalist ist, noch als strahlender Held dargestellt wird. Im Gegenteil, Richard Sand war drogensüchtig, ist noch immer instabil, steht am Rande des Zusammenbruchs. Ansonsten verlässt man sich auf bewährte Zutaten, inklusive der Filmmusik von Martin Böttcher.
Hansjörg Felmy spielt den tragisch angehauchten Bühnenschauspieler überzeugend. Er mag nicht unbedingt ein herausragender Charakterdarsteller sein, doch er schöpft den Rahmen seiner Möglichkeiten aus, sein Richard Sand wirkt sehr menschlich, stets nachvollziehbar. Dietmar Schönherr hätte ein wenig mehr Raum benötigt, um eine ähnliche Tiefe wie Felmy zu erreichen. Fritz Tillmann und Hans Nielsen holen das Beste aus ihren Rollen heraus. Nielsen steht als Kriminalist eher am Rande der Handlung, ein undankbarer Job, vergleicht man seinen Part mit dem Grossteil anderer Wallace Filme. Ganz ohne alberne Figuren kommt der Streifen nicht aus. Peer Schmidt sehen wie als trotteligen Schnüffler, Chariklia Baxevanos spielt seine Lebensgefährtin, sie erreicht zur Nervensägerei neigende Tiefpunkte. Marianne Koch ist hübsch anzusehen, viel mehr lässt sich nicht über ihre Rolle sagen. Insgesamt mag das Ensemble eine Spur zu unscheinbar wirken, doch ich bin überwiegend mit den gebotenen Leistungen zufrieden. Vermutlich ist man dazu geneigt, die zahlreichen Verwandten als Vergleich zu bemühen, die fraglos meist eindrucksvoller besetzt sind.
Sicher ist "Das Ungeheuer von London-City" keiner der erlesenen Filme, die sich Spitzengruppe ihrer Zunft zählen dürfen. Selbst wenn man nur die frühen "Bryan Edgar Wallace" Filme zum Vergleich heranzieht, muss sich das Werk zumindest seinen Geschwistern "Der Henker von London", sowie dem Spitzenreiter "Der Würger von Schloss Blackmoor" beugen. Den recht drögen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer", kann der London-Schlitzer aber locker ausstechen (welche stilsichere Wortwahl). Die Morde -per Rasierklinge ausgeführt- sind natürlich nicht im Detail zu sehen, doch sie wurden sehr ansprechend umgesetzt, ich verspürte wohlige Gruselschauer. Die Auflösung hätte etwas mehr Kreativität vertragen können, aber ich will nun nicht krampfhaft nach Haaren in der schmackhaften Suppe suchen.
"Das Ungeheuer von London-City" teilt sich mit zwei weiteren Filmen die "Bryan Edgar Wallace Collection 2". In der Box sind ferner folgende Titel enthalten:
• Der Henker von London
• Das Phantom von Soho
Die Box ist mir eine klare Empfehlung für Fans wert. Einsteiger sollten zunächst lieber mit den "Edgar Wallace" Filmen aus dem Hause Rialto beginnen, zu denen ansprechende Boxsets vorliegen, die ebenfalls bei Universum Film/UFA erschienen sind. Beim Bonusmaterial hätte man sich ein wenig mehr ins Zeug legen können. Das Interview mit Franz Josef Gottlieb war bereits auf einer anderen DVD zu sehen.
(Fast) gut = 6,5/10
Lieblingszitat:
"Ich habe den Entschluss gefasst, diese Rolle nicht mehr zu spielen!"
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Folge 16 - Tod der Kolibris (Deutschland 1976)
Ein Ehepaar fährt nach einer Feier mit dem Auto nach Hause. Als man in den Kofferraum des Fahrzeug blickt, liegt dort der leblose Körper einer jungen Frau mit asiatischen Gesichtszügen. In Panik wollen die Eheleute die Leiche wegschaffen, immerhin ist der Gatte betrunken gefahren. Doch der Plan geht schief, die beiden werden entdeckt. Derrick ist schnell klar, dass er den/die wahren Schuldigen an anderer Stelle suchen muss. Ein rätselhafter Anruf führt die Ermittler zu Dr. Scheibnitz (Ernst Schröder), dessen kranke Tochter Anita (Sylvia Manas), sich offensichtlich bei der Polizei gemeldet hat. Scheibnitz ist ein wohlhabender, angesehener Unternehmer, der an etlichen Firmen beteiligt ist. Doch bei der Wahl seiner Geschäftspartner hätte Scheibnitz umsichtiger vorgehen sollen. Derrick und Klein führen die Ermittlungen ins Bordell-Milieu, wo exotische Schönheiten besonders gefragt sind...
Diese Folge markiert einen Wendepunkt in der Reihe. Der Zuschauer kennt nun nicht mehr von Anfang an den Mörder, er darf sich gemeinsam mit Derrick und Klein an der Lösung des Falls versuchen. Ernst Schröder nimmt man den profitorientierten Unternehmer mühelos ab, Sylvia Manas meistert ihre nicht leicht zu spielende Rolle recht souverän. Günther Stoll ist auch zu sehen, Paul Bürks tritt als Saubermann der Schweiss auf die Stirn. Derrick kommt nicht zur Ruhe, schon zu Beginn der Folge leidet er unter Schlafentzug. Erst die letzte Einstellung, gönnt unserem Lieblingskriminalbeamten ein wenig von der wohlverdienten Ruhe.
Folge 16 haut uns herrlich spritzige Dialoge um die Ohren, der Score poltert ab und an nicht minder energisch. Überhaupt scheint hier recht häufig der Popanz zu regieren. Wäre mehr Sex und Gewalt zu sehen, würde ich sofort auf eine von Alfred Vohrer inszenierte Episode tippen. Doch dazu bleiben die geeigneten Momente eine Spur zu brav. Ein Blick auf den Abspann verrät es, Dietrich Haugk führte Regie. "Tod der Kolibris" beschert der zweiten DVD-Box einen starken Auftakt, bitte mehr davon!
Gut bis sehr gut = 7,5/10
Folge 17 - Tod des Trompeters (Deutschland 1976)
Derrick erhält einen Anruf aus einem anderen Revier. Ein aufpeitschter Bursche will sich mit einem vertrauenswürdigen Polizisten treffen, er berichtet von einer bevorstehenden Entführung. Als Derrick und Klein am vereinbarten Treffpunkt auftauchen, donnern Schüsse durch das nächtliche München. Der Anrufer verstirbt, er kommt nicht mehr zu seiner Aussage. Tatsächlich wird wenig später die Entführung eines wohlhabenden Supermarktbesitzers gemeldet. Der getötete Anrufer spielte Trompete in einer Band. Als Derrick die anderenMusiker befragt, findet er bei Robert (Bernd Herzsprung) und Hilde (Sabine von Maydell) eine stattliche Summe Geld. Doch den jungen Leuten mangelt am Rüstzeug, um eine Entführung mit der nötigen Kaltblütigkeit durchzuziehen. Wer steckt tatsächlich hinter den Vorgängen? ...oder unterschätzen die Ermittler die Musikanten?
Erneut gibt es schräge Dialoge zu hören, obschon weniger ausufernd als es in Folge 16 der Fall war. Bernd Herzsprung und Sabine von Maydell gefallen als dumm-dreistes Jungvolk, das der Gier nach Geld allzu leichtsinnig nachgibt. Sky Dumont taucht in einer kleinen Nebenrolle auf, er darf einen Schurken zum Besten geben. Der Fall erinnert entfernt an die Entführung von Theo Albrecht, der 1971 in die Hände übler Zeitgenossen fiel.
Im grossen Finale wird zur Schusswaffe gegriffen, was bei Derrick bekanntlich nicht der Regelfall ist. Der Plot wirkt vielleicht eine Spur zu konstruiert, doch auch diese Folge sorgt für gute Laune. Der Score gibt einen netten Song her, der nahezu die Qualitäten eines Ohrwurms aufweist.
Gut = 7/10