Cover der britischen Trilogy-Box
RoboCop 2 (USA 1990, Originaltitel: RoboCop 2)
Hirngulasch
Der mächtige OCP-Konzern will sich Detroit unter den Nagel reissen. Da die Stadt am finanziellen Tropf des Unternehmens hängt, scheint der Plan des abgebrühten OCP Chefs (Dan O’Herlihy) aufzugehen. Die Polizei ist bereits in den Streik getreten, nur RoboCop (Peter Weller) sorgt noch für Ordnung, er wird wie üblich von seiner Kollegin Anne Lewis (Nancy Allen) unterstützt. Grosse Gefahr geht von der Modedroge "Nuke" aus, die die Beschaffungskriminalität explodieren lässt. Ein größenwahnsinniger Kerl namens Cain (Tom Noonan), ist der durchgeknallte Boss der örtlichen Drogenbande. Als RoboCop den Verbrechern auf den Zahn fühlen will, gelingt es dem Gesindel, den nahezu unbesiegbaren Gesetzeshüter ausser Gefecht zu setzen. Von RoboCop bleibt nur ein armseliger Haufen Schrott übrig, OCP verweigert zunächst die Reparatur, da man ein "verbessertes" Modell auf den Markt bringen will. Dr. Juliette Faxx (Belinda Bauer), die den OCP Chef hinter (und zeitweise in sich) hat, verfolgt jedoch eine perfide Strategie. RoboCop wird zusammengeflickt, per neuer Programmierung zu einem weichgespülten, nahezu handlungsunfähigen Schatten seiner selbst degradiert. Wie könnte man eindrucksvoller unterstreichen, dass dringend ein Folgemodell benötigt wird? Durch eine waghalsige Aktion gelangt RoboCop wieder in den Vollbesitz seiner Fähigkeiten, es kommt erneut zu einer Auseinandersetzung mit dem Schwerverbrecher Cain. Der Drogenbaron unterliegt, überlebt mit schweren Verletzungen. Dr. Faxx nutzt die Lage für ihre Zwecke, nun soll der Ärger erst beginnen...
Paul Verhoevens Dampframme "RoboCop" aus dem Jahre 1987, darf man getrost zu den Klassikern der achtziger Jahre zählen. Der Streifen ist ein ironischer, zynischer und äusserst unterhaltsamer Powertrip, dessen Ende gewissermaßen nach einer Fortsetzung schreit. Die Regie des zweiten Teils übernahm Irvin Kershner, dem wir immerhin "Das Imperium schlägt zurück" (1980) verdanken, den besten aller sechs Filme der "Star Wars" Saga. "RoboCop 2" kommt ähnlich rustikal wie sein Vorgänger daher, die Humor ist bissig, es wird in solider Dosis randaliert, geballert und gestorben.
Obwohl sich die Filmreihe treu bleibt, erreicht Kershner zu keiner Zeit die Brillianz von Verhoeven. Aller wirkt eine Nummer weniger packend, braver und auf "krampfhaft erzwungen" getrimmt. Vor allem leidet der Film unter der deutschen Synchronisation, die reichlich uninspiriert und mit wenig Gespür für Feinheiten daherkommt. Wer in der Lage ist dem englischen Originalton zu folgen, sollte auf jeden Fall diese Option nutzen. Schwach ist der zweite Aufguß um den Blechbullen keinesfalls, doch der Schatten des Vorgängers erweist sich als zu übermächtig. Sehr reizvoll ist das üppige Aufgebot an Bösewichtern und Speichelleckern. Da hätten wir zunächst den fiesen Konzernboss auf der einen Seite, auf der anderen Seite den völlig irren Cain. Diverse Helferlein ergänzen das Sortiment des Abschaums, eine Ärztin ohne Skrupel, die schleimigen Berater des Konzernbosses, ein widerlicher Bengel aus Cains Umfeld. Die Politiker werden ebenfalls wenig vertrauenerweckend gezeichnet, der Bürgermeister ist eine echte Knallschote. Wenn schliesslich der neu konstruierte und "verbesserte" RoboCop auf seinen Vorläufer trifft, knallt und rummst es ordentlich im Karton. Immerhin kann sich RoboCop auf seine Mitstreiterin Anne verlassen, die ihm bereits im ersten Teil zur Seite stand.
Von Peter Weller ist nicht viel zu sehen, da er meist mit Helm auf dem Schädel durch die Reihen pflügt. Nancy Allen -sonst gern als "Zicke" besetzt- ist die gute Seele, die zuverlässige "Ein-Frau-Hilfstruppe" des metallischen Helden. Schauspielerisch haben Weller und Allen kaum Gelegenheit zu glänzen, was der Anlage ihrer Rollen geschuldet ist. In dieser Hinsicht haben die Fieslinge sicher die reizvolleren Posten ergattert. Tom Noonan dreht völlig durch, Dan O’Herlihy ist die Rolle des ekelhaften Alten auf den Leib geschneidert. Belinda Bauer gefällt als karrieregeiles Miststück, lediglich der Bengel -dessen Namen ich vergessen habe- ging mir zeitweise stark auf die Nerven. Willard E. Pugh verdient eine kurze Erwähnung, seine Darbietung als Bürgermeister Kuzak sorgt für einige Schmunzler.
"RoboCop 2" tritt ein grosses Erbe an, verhebt sich allerdings an der überschweren Last. Ohne Zweifel ist Kershner ein guter, unterhaltsamer Streifen gelungen, doch die Klasse von Voerhovens Flick, lässt den ersten Teil eine Liga höher spielen. Mit ein wenig mehr Gefühl für stimmungsvolle Schauplätze, sowie der Konzentration auf die wesentlichen Elemente, hätte auch "RoboCop 2" das Zeug zum Knüller gehabt. So bliebt unterm Strich ein guter Film, nicht mehr. Die DVD-Auswertung ist zumindest in technischer Hinsicht ansprechend gelungen, das Bild weiss zu gefallen. Leider gibt es in der Bonusabteilung -die diesen Namen nicht verdient- lediglich einen Trailer zu sehen. Ein heisser Typ ist das DVD-Boxset aus Großbritannien, welches die komplette Trilogie in ungekürzter Form enthält. Sogar Englischmuffel kommen zum Zuge, da die Scheiben auch den deutschen Ton enthalten. Inzwischen sind die Filme auch auf Blu-ray erhältlich, ich bin in diesem Fall jedoch mit den DVDs zufrieden.
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Du hast gesagt, du willst ihn nur erschrecken."
"Sieht er nicht erschrocken aus?"
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Folge 18 - Angst (Deutschland 1976)
Der herrschsüchtige und vermögende Dr. Hertel (Hans Dieter Zeidler), ermordert in einem Anfall von Eifersucht seine Geliebte. Irene Kronach (Uschi Glas) hatte Hertel zuvor eröffnet, dass sie eine Beziehung zu einem anderen Mann unterhält. Jürgen Kerwin (Bernd Herzsprung), der neue Freund des Opfers, taucht vor dessen Wohnung auf, als sich Derrick und Klein noch am Tatort befinden. Derrick ist schnell klar, dass es sich bei dem jungen Mann nicht um den Täter handelt. Er verdächtigt den allzu abgeklären Dr. Hertel, doch dieser kann für den Zeitpunkt der Tat ein Alibi vorweisen. Hertels junge und hübsche Ehefrau Franziska (Heidelinde Weis), leidet unter der harten Kaltherzigkeit ihres Mannes, wird sich die ängstliche Frau der Polizei offenbaren?
Diese Folge funktioniert als gelungenes Ehedrama, Hans Dieter Zeidler übt grausigen Psychoterror auf seine zerbrechliche Frau aus. Zeidler agiert sehr überzeugend, er kommt mir vor wir "Gert Fröbe light", was ausdrücklich als Kompliment zu verstehen ist. Nicht minder beeindruckend ist die Darbietung von Heidelinde Weis geraten. Sie spielt die schüchterne, verängstigte Ehefrau großartig, ihr Charakter fördert im Verlauf der Handlung alle Reserven hervor. Besondere Beachtung verdient die Schönheit von Heidelinde Weis, die anmutig, anziehend und zerbrechlich wirkt (Lediglich ihr Friseur hätte Prügel verdient). Uschi Glas hat nur einen kurzen Auftritt. Ich bin bekanntlich kein Fan der Dame, doch in dieser Nebenrolle hat sie mir gut gefallen. Bernd Herzsprung war in Folge 17 als Windei zu sehen, diesmal hat er einen unscheinbaren, recht sympathischen Auftritt.
Ich bin noch immer sehr angetan von Heidelinde Weis, die sich mit ihrer Leistung in mein Herz gespielt hat. Bei dieser Folge kennen wir den Mörder wieder von Beginn an, so wie es in den ersten 15 Folgen der Fall war. Die DVDs bieten die Episoden in der Reihenfolge an, in der sie ursprünglich im ZDF gesendet wurden. Der Entstehungszeitpunkt kann jedoch variieren. Folge 18 setzt auf die schauspielerischen Qualitäten der Akteure. Das Ergebnis ist ein überzeugendes Psychodrama, das Ende verpasst dem Zuschauer einen bösen Schlag in die Magengrube. Interessant ist der "kreative" Einsatz der Titelmelodie.
Gut bis sehr gut = 7,5/10
Folge 19 - Tote Vögel singen nicht (Deutschland 1976)
Auf einer Mülldeponie wird die entstellte Leiche einer jungen Frau gefunden. Zunächst kann die Leiche nicht identifiziert werden, bis der seine Tochter suchende Vater helfen kann. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein in ein verzweigtes Halbweltmillieu, in dem der gefürchtete Malenke (Hans Korte) die Fäden zieht. Niemand wagt es den mächtigen Gangster anzuschwärzen, denn wer der Polizei Informationen zuträgt, scheidet bald gewaltsam aus dem Leben...
Hier geht die Post ab, hier steppt der Bär! Wer sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt hat, wird "Tote Vögel singen nicht" sofort als von Alfred Vohrer inszenierte Folge identifizieren. Vohrer versammelt eine tolle Besetzung vor der Kamera, mit einigen Schauspielern arbeitete er bereits zuvor mehrfach zusammen. Hans Korte gefällt als widerwärtiger Obergauner, Hans Caninenberg gibt den verängstigten Anwalt des Schwerverbrechers. Doris Kunstmann ist zunächst besoffen, später vor allem ängstlich. Harald Leipnitz sehen wir als verschlagenen Wirt, der selbstverständlich auch auf der Gehaltsliste von Malenke steht.
"Tote Vögel singen nicht" ist Vohrer-Popanz der besten Sorte, Alfred lässt die Sau von der Leine. Erinnerungen an den grandiosen Kinofilm "Perrak" werden wach, in dem sich Vohrer und Tappert ebenfalls prächtig austoben. Die Schauplätze sind hervorragend gewählt, es gibt Damen mit wenig Bekleidung zu sehen, freilich dürfen bei Vohrer auch nackte Kerle nicht fehlen. Die Anzahl der Toten ist höher als üblich, was damals einigen Zuschauern sauer aufstiess. Derrick und Klein hauen sich herrliche Sprüche um die Ohren, generell ist die Sprache locker-flockig, ein bißchen frivol und sehr unterhaltsam. Und wenn sich Vohrer schon die Ehre gibt, dann wird auch geballert und es gibt auf die Fresse. Ja, sogar der sonst so besonnene Derrick haut einen Gauner um, weil dieser eine belanglose Beleidigung vom Stapel lässt. Der Spassfaktor ist sehr hoch, mir kommt es so vor, als hätten auch Tappert und Wepper jede Menge Freude bei den Dreharbeiten gehabt. Danke dafür, lieber Alfred!
Sehr gut, Tendenz steigend! Zunächst dicke 8/10