Frontansicht der "Kaufhausversion" im Amaray
Dark Forest - Aliens des Grauens (USA 1992, Originaltitel: Seedpeople)
Schleimige Ergüsse
Comet Valley ist ein beschauliches Örtchen, doch bald soll es vorbei mit Ruhe und Frieden sein. Tom Baines (Sam Hennings) hat der Gegend vor einiger Zeit den Rücken gekehrt, er will nun einen Blick auf gefundene Gesteinsbrocken werfen, schliesslich ist er ein Mann vom Fach. Die einzige Zufahrt zur Ortschaft musste kurz nach seiner Ankunft gesperrt werden. Tom mietet sich notgedrungen in der Pension seiner Ex-Frau Heidi (Andrea Roth) ein, da keine andere Übernachtungsmöglichkeit aufzutreiben ist. Bereits vor ca. 500 Jahren gingen Kometen über dem Ort nieder, alte Höhlenmalereien der Indianer zeugen davon. Es wird jedoch keine entspannter Ausflug für Tom, wobei das Wiedersehen mit Heidi sein geringstes Problem sein soll. Rätselhafte Gewächse treiben groteske Blüten aus, wer sich in die Nähe des Geschehens begibt, wird ohne Vorwarnung mit einem widerlichen Schleim übergossen. Damit nicht genug, aus diesem Geschleime erheben sich bizarre Kreaturen, die sich ohne Schwierigkeiten als Menschen tarnen können. Der als schrulliger Dorftrottel geltende Doc Roller (Bernard Kates) erkennt die Gefahr zuerst, doch niemand glaubt dem alten, meist volltrunkenen Kauz. Auch Tom kann den Ausführungen des Alten nichts abgewinnen, aber wieso berichtet Heidis Pflegetochter Kim (Holly Fields)ebenfalls von Monstern? Eine erschreckende Wahrheit verbirgt sich hinter der unscheinbaren Kulisse, kann Tom die unfassbare Bedrohung aufhalten...???
Charles Band und seine Firma Full Moon stehen für
knuffige B-Movies, die sich munter bei den großen Vorbildern vergangener Jahrzehnte bedienen. Die Reihen "Puppet Master", "Subspecies" und "Trancers" dürften einigen B-Film-Fanatikern bekannt sein, doch Full Moon hat noch viele, viele Streifen mehr produziert. Der hier kurz vorgestellte "Seedpeople" aka "Sway" aka "Dark Forest - Aliens des Grauens", vermengt typische Zutaten miteinander, die bei mir umgehend für ein wohliges Gefühl sorgen. Monster- und SF-Trash der fünfziger und sechziger Jahre, abgeschmeckt mit der bewährten "Körperfresser-Thematik". Aber auch die gefräßigen Killerkugeln namens "Critters", haben Band und Konsorten ganz offensichtlich umherrollen gesehen.
Was den Film ganz besonders liebenswert macht, ist seine herzliche Naivität, seine albernen Einfälle. Da werden fiese Killeraliens mit UV-Licht aus der Leuchtstoffröhre in Schach gehalten, zur Not tut es auch eine Prise Pflanzenschutzmittel. Natürlich ist das haarsträubender Unfug, aber die Zielgruppe wird es lieben, zumindest mögen. Full Moon produziert kostengünstig, was ich keinesfalls als nachteilig empfinde, in diesem Machwerk verdient das Creature Design grosses Lob. Ein Beleg dafür, dass man auch mit wenig Geld gute Ergebnisse erzielen kann, sofern ein wenig Geschick und Einfallsreichtum vorhanden sind. Die bösartigen Fremdlinge sind wirklich putzig anzusehen, nur vereinzelt auftretende Effekte der digitalen Sorte fallen spürbar ab, stören das Gesamtbild aber letztlich nicht. Charles Band nimmt bei seinen Produktionen ab und an auch auf dem Regiestuhl Platz, diesen Flick überliess er jedoch Peter Manoogian, welcher z.B. "Demonic Toys" (1992) inszenierte. Manoogian stand für "Seedpeople" ein nettes Ensemble zur Verfügung, auf das ich in den folgenden Zeilen kurz eingehen möchte.
Freilich darf man keine tiefgreifenden, unglaublich intensiven Charakerstudien, und/oder die Darbietungen höchster Schauspielkunst erwarten. Aber solches ist in einem Streifen wie "Dark Forest" gar nicht nötig, es wäre wohl eher ein Störfaktor (vielleicht aber auch ein interessanter Kontrast, wer weiss...). Sam Hennings passt gut in die Rolle des Helden, der sich mutig und entschlossen gegen die ausserirdische Übermacht stellt. Heute ist er überwiegend in diversen US-Serien aktiv, hatte z.B. Auftritte in "Cold Case" und "CSI: Miami. Andrea Roth zieht die Blicke auf sich, auch sie ist heute im Fernsehgeschäft aktiv. Leider verzichtet man auf erotische Szenen, schade, denn der Blick auf die Vorzüge holder Weiblichkeit erfreut -meist- meine entzündeten Augen. Dane Witherspoon gibt den aktuellen Partner von Frau Roth, ist als Gesetzeshüter im Ort unterwegs, und freut sich nicht sonderlich auf die Anwesenheit des ehemaligen Kerls seiner Dame. Holly Fields sehen wir als Göre vom Dienst, glücklicherweise ist ihr Part nicht nervig angelegt. Anne Betancourt spielt mit strenger, starrer Mimik auf, sie wirkt gleich zu Beginn unheimlich, hintergründig, nahezu bedrohlich. Der eigentliche Star ist für mich Bernard Kates, der als alter Suffkopp und (w)irrer Tüftler nahezu sämtliche Register zieht. Wenn er bedeutungsschwangere Worte absondert, selbstverständlich mit Leuchtstoffröhre um den Schädel, kann man sich dem knarzigen Charme des Burschen kaum entziehen. Die übrige Besetzung fällt nicht weiter auf, ist aber durchaus für ein paar hohle Dialoge und dumme Fratzen gut.
"Dark Forest - Aliens des Grauens" ist einer dieser Filme, die ich einfach gern mag, gerade weil sie so beknackt und unvollkommen sind. Halt, denn der Film ist gewissermaßen vollkommen, wegen seiner zahlreichen Schwächen und Ungereimtheiten. So macht sinnfreie B-Movie Unterhaltung Spass, je mehr ich über den Stoff nachdenke, umso grösser wird meine Zuneigung. Das Ende ist vorhersehbar, stellt aber zufrieden. Für "normale" Zuschauer ist "Seedpeople" mit Sicherheit keine Empfehlung. Wer jedoch Lust auf einen sympathischen, angenehmen, kleinen Streifen hat, der sich munter in Huldigungen seiner zahlreichen Vorbilder ergeht, wer generell ein Herz für Stoff dieser Richtung hat, der könnte eventuell seine Freude haben. Ich empfand die rund 78 Minuten Laufzeit als kurzweilig und angenehm.
X-Rated hat den Film in unterschiedlichen Hartboxen veröffentlicht. Alternativ existiert es eine Kaufhausversion im Amaray, die für deutlich weniger Geld den Besitzer wechselt. Zwar sind mir Hartboxen genehm, doch wenn ich für einen Bruchteil der Amaray-Version habhaft werden kann, fällt mir der Verzicht auf die attraktivere Verpackung leicht, schliesslich zählt der Inhalt. Der Film liegt im Originalformat (4:3) vor, das Bild ist zweckmäßig, brauchbar. Die deutsche Tonspur hat mit ein paar kleinen Aussetzern zu kämpfen, die aber im erträglichen Rahmen bleiben, der englische Ton klingt recht schwachbrüstig. Als Boni gibt es ein paar Trailer und weitere Kleinigkeiten aufs Auge. Für B-Movie Süchtlinge und/oder Full Moon Fans eine runde Sache.
6/10 (obere Mittelklasse)
Lieblingszitat:
"Was zur verflixten, verfluchten und verdammten Hölle ist das?"
***
Ferner gab es noch
"Wolfsblut" (Zanna Bianca, 1973) von Lucio Fulci. Ein unterhaltsamer Abenteuer-/Tier-/Action-Mix vor einer hübschen Landschaft, der mit einer üppigen Starbesetzung auftrumpfen kann. Franco Nero, Fernando Rey, Raimund Harmstorf, Virna Lisi und John Steiner als ekelhafter Bösewicht. Das DVD-Set bietet auf einer weiteren Scheibe zusätzlich "Wolfsblut kehrt zurück" an, die Qualität ist ordentlich.
6,5/10 (oberste Mittelklasse) Vermutlich wäre eine etwas höhere Wertung fällig, doch der Film steht für mich im Schatten zahlreicher Fulci-Streifen, die mir weitaus besser gefallen und wichtiger sind.