Das grosse "Gamera Double Feature"!
Frontcover der Blu-ray aus den USA (Regionalcode 0)
Gamera: Guardian of the Universe (Japan 1995, Originaltitel: Gamera: daikaijû kûchû kessen)
Knuffiges Schutzmonster
Erstaunlich grosses und dinosaurierartiges Vogelgezücht, sorgt auf kleinen Inseln für gewaltigen Ärger. Die bösartigen Urviecher picken gern wehrlose Menschlein auf, die sie genüßlich als Mittagsmahl verschnabulieren. Zu dieser Zeit beschäftigt ein merkwürdiges Atoll ebenfalls einige kluge Köpfe. Das rätselhafte Gebilde bewegt sich recht flott durch den Ozean, als man sich auf dem Eiland umschaut, findet man dort nicht minder geheimnisvolle Gegestände vor. Bald wird man mit Entsetzen feststellen, dass es sich keinesfalls um eine rasende Insel handelt, sondern um eine gigantische Schildkröte, die vor vielen, vielen Jahrtausenden auf den Namen Gamera getauft wurde. Derweil sorgen die Vogelmonster, die den klangvollen Namen Gyaos tragen, für weitere Unruhe. Man lockt die monströsen Flieger in ein Stadion, will sie dort einfangen und erforschen. Zunächst scheint die Mission erfolgversprechend, doch dann taucht Gamera aus dem Ozean auf und haut auf den Putz. Offenbar will die riesige Schildkröte die Dinovögel zu Mettgut verarbeiten. Sehr unangenehm, denn das Stadion wird beschädigt, ein überlebender Gyaos kann entkommen. Gamera sorgt aber nicht nur durch seine Ausmaße für Panik, der grosse Rückenpanzerträger kann sogar fliegen, jeder Düsenjägerpilot wird vor Ehrfurcht blass um die Nase. Natürlich verkennt das Militär die Lage, denn man hält Gamera für eine Gefahr, will die Schildkröte bekämpfen und vernichten. Der wahre Feind ist jedoch Gyaos, der grösser und grösser wird, bald als geflügelter Albtraum über Japan herfällt. In Tokio kommt es zum Duell der Giganten, dessen Ausgang nicht nur über das Schicksal Japans entscheiden wird...
Gamera 2: Attack of the Legion (Japan 1996, Originaltitel: Gamera 2: Region shurai)
Knuffelmonster vs. Teufelsbrut aus dem All
Kaum hat man den Schock des Kampfes zwischen Gamera und Gyaos halbwegs verdaut, ereilt eine noch weitaus größere Bedrohung die Menscheit, wie immer erwischt es zunächst Japan. Über Nippon geht ein Meteoritenschauer nieder, der etliche unerklärbare Vorfälle nach sich zieht. Die zunächst nicht greifbare Ungewissheit, soll schnell einem äusserst realen Schrecken weichen. Insektenartige Ungeheuer fallen Menschen an, die Fahrgäste einer U-Bahn werden teilweise zu Brei verarbeitet. Doch damit nicht genug, aus dem Untergrund wächst plötzlich eine gewaltige Pflanze heran, bei der es sich vermutlich um eine Art "Brutkasten" der feindlichen Lebensform handelt. Wissenschaftler sind zu der grausigen Erkenntnis gekommen, dass keine Möglichkeit besteht, mit den ausserirdischen Lebensformen in friedlicher Koexistenz die Erde zu bevölkern. Entweder man bekämpft und vernichtet die Eindringlinge mit aller Konsequenz, oder die gesamte Menschheit wird innerhalb kurzer Zeit vom blauen Planeten getilgt. Neben den mannshohen Insekten bricht ein unfassbares Monstrum aus der Erde, ein gigantisches Ungetüm, größer und gewaltiger als Gamera! Die Armee bekommt das Problem nicht in den Griff, sämtliche Waffensysteme versagen. Nur Gamera kann jetzt noch für Rettung sorgen, doch bei einer Konfrontation mit den Alienmonstern, wird die ansonsten sehr wehrhafte Riesenschildkröte ins Koma geprügelt. Aber Gamera kehrt zurück in den Ring, stellt sich erneut dem Kampf. Nun sollten nur noch diverse Militärschädel begreifen, dass man mit -nicht gegen- Gamera agieren muss...
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War das herrlich, war das schön! Gamera ereilte bereits in den sechziger Jahren die Leinwand, wurde zu einem der bekanntesten Mitbewerber von Godzilla. Nach einer längeren Pause, der bis dahin letzte Gamera Flick stammt von 1980, kehrte Gamera 1995 auf die Leinwand zurück. Die Fortsetzung kam nur wenig später an Land (1996), 1999 und 2006 folgten weitere Teile. Ich will mich nun recht kurz fassen, schon vorab sei jedem Fan von japanischen Monsterfilmen folgendes gesagt: Ihr müsst euch diesen prächtigen Filme unbedingt anschauen!
Ich bin bei den kurzen Inhaltseinblicken, bewusst nicht auf die Schauspieler ohne Monstersuit eingegangen, um den Rahmen nicht vollends zu sprengen. Fast schäme ich mich deswegen, denn die Leistungen der Akteure liegen deutlich oberhalb dessen, was man aus vielen anderen Genrebeiträgen kennt. Sicher, die liebenswerten Klischees werden auch hier bedient, doch die Figuren wirken nicht wie uninteressante Abziehbildchen. Im Gegenteil, man fühlt und hofft mit den Charakteren, Nervensägen sucht man in den beiden Gamera-Filmen glücklicherweise vergeblich. Ganz besonders sympathisch ist Ayako Fujitani, die in der Rolle der Asagi Kusanagi eine ganz spezielle Verbindung zu Gamera hat. Die junge Dame ist in beiden Streifen am Start, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Es wäre ermüdend nun die Namen der weiteren Schauspieler aufzulisten, daher sei Ayako Fujitani stellvertretend für die durchweg angenehmen Besetzungen beider Filme genannt. Die Handlung verkommt nicht zum langweiligen Beiwerk, sondern ist kurzweilig und ansprechend gestaltet.
Doch egal welche Mühe sich die Drehbuchautoren geben, wie gut der Regisseur seine Schauspieler anleitet, wie talentiert die Damen und Herren auch sein mögen... Die wahren Stars eines jeden Kaiju Eiga sind die Monster, mit ihnen steht und fällt jeder Beitrag zu diesem prächtigen, phantasievollen Genre! Ein ganz grosser Pluspunkt ergibt sich aus der Tatsache, dass man die grossen Monster noch immer per Suitmation (oder Teilmodellen) darstellt, Computereffekte nur zur Ergänzung des Gesamtbildes dienen. Ein Mensch im Monsterdress stampft durch detailreiche Modellstädte, die durch unzählige Schläge, Feuerbälle und Explosionen planiert werden, es ist eine wahre Wonne! Die beiden Gamera Beiträge müssen sich keinesfalls hinter den Werken von Toho verstecken, die mit Godzilla gewissermaßen den Platzhirsch des Genres im Stall haben. Man hat erstklassige Arbeit geleistet, die Modelle und Effekte erfreuen die Augen nachhaltig. Gamera wirkt gleichermaßen mächtig und
knuffig, man muss die Riesenschildkröte einfach gernhaben, mein Herz hat sie im Sturm erobert! Wenn Gamera dann auch noch wie ein Raumkreuzer mit Plasmaantrieb abhebt, wild rotierend durch das Szenario kracht, vollführt meine alte Pumpe vor Freude kleine und grosse Hüpfer. Nicht ganz so herausragend ist der Gegner des ersten Films, Gyaos ist IMHO ein eher mittelprächtig geratenes Monster, da bietet das "Godzilla, Gamera und Co Universum" weitaus besser gestaltete Ungetüme an. Obschon optisch nur Durchschnitt, taugt Gyaos problemlos zur Verbreitung einer bedrohlichen Stimmung, überhaupt ist der Film von einer (für einen Kaiju Eiga) erstaunlich düsteren Atmosphäre geprägt. Immer wenn Gamera auftaucht, mutet der Film "düster-herzenswarm" an, wie eine wohlige Kuscheldecke für grosse Kindsköpfe. Im Nachfolger ist die als "Legion" bezeichnete Brut ein ganz anderes Kaliber, als der im direkten Vergleich nahezu harmlos anmutende Gyaos (Ein Beleg für die hervorragende Umsetzung der Legion, denn Gyaos aus dem ersten Teil wirkt durchaus erschreckend). Die kleinen Ungeheuer sind toll erdacht und umgesetzt, die grossen Exemplare lassen die Kinnlade des Fans nach unten kippen. Wirklich, ich bin beeindruckt! Die "warme Finsternis" des ersten Films, weicht im Nachfolger einer "kalten Boshaftigkeit", die selbst einen harten Burschen wie Gamera arg beutelt und abledert.
Der Monsterfan bekommt all die Zutaten geboten, die man von guten Genrebeiträgen erwartet. Mehr noch, denn Gamera schafft es nicht nur mühelos über die Meßlatte, sondern legt sie selbst ein Stück höher auf, um diese dann ganz locker und souverän zu überspringen. Ein extrem
knuffiges Monster, überwiegend hochklassig ausgeführte Antagonisten, wundervolle Modelle und Effekte, gut aufspielende Menschlein, eine kurzweilige Handlung. Herz, liebes Herz, was willst du mehr? Na klar, auch alte Legenden und Sagen werden eingewoben, der erhobene Zeigefinger mahnt den verantwortungsvollen Umgang mit unserem Heimatplaneten an. Asagi, Gameras "menschliches Sprachrohr", hat es längst begriffen, die Schildkröte behütet in erster Linie unseren Planeten, nicht die Menschheit! Also trennt brav den Hausmüll, fahrt keine Spritschleudern und randaliert nicht im Stadtwald, sonst klopft Gamera vielleicht eines Tages an eure Tür! Haltet mich für bekloppt, aber ich fühlte mich nicht nur köstlich und liebenswert unterhalten, mir kullerten am Ende der Filme ein paar Tränchen über die faltige Fratze, der
Knuffelkitsch geht mir zu Herzen.
Übrigens sind die Filme zum sehr fairen Kurs erhältlich. Die Blu-ray von Mill Creek Entertainment bietet beide Streifen auf einer Disk an, die Scheibe ist codefree. Das Bild dieser Veröffentlichung hat mir sehr gut gefallen, "Gamera" sieht wirklich nach "Film" aus, nicht nach sterilem Hochglanz. Der Ton liegt in japanischer und englischer Sprache vor, englische Untertitel sind vorhanden. Ich bevorzuge den japanischen Originalton mit englischen Untertiteln, denn die englischen Synchros tönen recht lieblos. In solchen Momenten wird mir immer wieder klar, wie gut doch der Großteil der deutschen Synchronisationen ist. Egal welches Genre bedient wird, wird sind die Weltmeister in dieser Disziplin, obwohl die Qualität in den letzten Jahren abgebaut hat. Doch ich komme vom Thema ab, Verzeihung. Schwachpunkt der -ansonsten ordentlichen- Blu-ray ist die Ausstattung, denn es gibt leider keinerlei Bonusmaterial zu bestaunen. Doch führt man sich den Kaufpreis vor Augen, kann man sich mit diesem "Makel" sehr gut arrangieren. Ich habe $5.99 (+ wenige Taler Versandkosten) gezahlt, in Anbetracht der prächtigen Filme ein nahezu lachhafter Preis!
Gamera: Guardian of the Universe - 7,5/10 (gut bis sehr gut)
Gamera 2: Attack of the Legion - 8/10 (sehr gut)
Meine Lieblingszitate will ich euch nicht vorenthalten:
"Was the Investigation Team eaten by the Birds?"
+
"If we allow it to survive, we will die!"