Das kleine Grindhouse Double Feature
Die Bestien (Kanada, Frankreich 1978, Originaltitel: Blackout)
Von Tür zu Tür
Ein Unwetter sorgt für einen umfassenden Stromausfall in New York. Unglücklicherweise verunfallt ein Transportfahrzeug der Staatsgewalt, dessen Ladung aus psychisch gestörten Gewaltverbrechern besteht. Unter der Fuchtel des cleveren Bürschleins Christie (Robert Carradine) macht sich der Abschaum davon, verschafft sich Zutritt zu einem in der Nähe gelegenen Wohnkomplex. Die Truppe zieht plündernd und mordend durch das Hochhaus, zunächst bleiben die Greueltaten ausserhalb des Gebäudes unbemerkt. Der pflichtbewusste Polizisten Dan Evans (James Mitchum) erblickt einen äusserst verdächtigen Vorfall, er macht sich sofort auf den Weg in das Wohnsilo. Da die Polizei momentan hoffnungslos überlastet ist, kann Evans nicht auf schnelle Unterstüzung seitens seiner Kollegen hoffen. Mutig stellt er sich dem Pöbel, zunächst nichts von den wahren Ausmaßen des Irrsinns ahnend...
Der Schlächter (USA 1973, Originaltitel: A Scream in the Streets)
Von Nummer zu Nummer
Angst und Schrecken beherrschen Los Angeles, Frauen werden von einem wahnsinnigen Killer bestialisch ermordet! Die Polizisten Ed Haskell (John Kirkpatric) und Bob Streeker (Frank Bannon) machen Jagd auf den Mörder. Immer stärkerer Druck lastet auf den Schultern der Ermittler, die bei ihren Einsätzen auf perverse Freier und lüsterne Spanner treffen, den Killer aber nicht dingfest machen können. In schicke Frauenkleider gewandet, macht sich der Wahnsinnige derweil an weitere Opfer ran...
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Aus dem Hause Subkultur Entertainment stammt die "Grindhouse Collection", die Ende des letzten Jahres mit dem Ted V. Mikels Filmchen "Astro Zombies" startete. Zwecks Bestückung der zweiten DVD aus dieser verheissungsvollen Reihe, hat man im Hause Subkultur ein
knuffiges Double Feature geschnürt. Man präsentiert uns zwei sehr unterschiedliche Streifen, die trotz ihrer Gegensätze eine interessante Kombination abgeben.
Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf "Die Bestien". Regisseur Eddy Matalon standen ein paar recht bekannte Gesichter zur Verfügung, darunter sogar ein gestandener Altstar wie Ray Milland. Der deutsche Titel tönt frech und reisserisch, lässt Rückschlüsse auf eine wüste Orgie aus Sex, Gewalt und Mettgut zu. Doch weit gefehlt, denn "Blackout" kommt als eher biederer, dabei durchaus recht solide inzenierter Streifen daher. Der angenemehmen Unterhaltung tut dies keinen Abbruch, klappern gehört schliesslich zum Handwerk. Pluspunkte sammelt der Flick durch seine stimmige Atmosphäre, nicht zu hart, nicht zu sleazig, aber immerhin düster (wen wundert es), vor allem ganz wundervoll "Siebziger". Robert Carradine spielt als Oberschurke vortrefflich fies auf. Ray Milland ist der beste Nebendarsteller, seine kantig-kauzige Darbietung verdient besondere Erwähnung. James Mitchum mutet als heldenhafter Cop ein wenig blass an, es wundert kaum, dass er nie aus dem Schatten seines Vaters Robert Mitchum treten konnte. Hier und da setzen die anderen Mitwirkenden ein kleines Ausrufezeichen, wirklich großartige Momente sucht man vergeblich.
"Der Schlächter" ist ein ganz anderes Kaliber, hier tischt uns Subkultur eine lupenreine "Trash-Sleaze-Softsex-Bombe" auf. Die Hatz auf den irren Killer gerät zur belanglosen Nebensache, die Sause hangelt sich holpfig von Sexszene zu Sexszene. So erlebt der Film dann auch seinen absoluten Höhepunkt (ach was), während eines Besuchs in einem gepflegten "Massagesalon". Ein Freier mit offensichtlich perversen Neigungen, möchte das ausgewählte Nüttchen verkloppen, doch weder die Dame noch ihr Zuhälter zeigen sich darüber erfreut. Zunächst werden wir Zeuge einer extrem unerotischen Rödelei, bei der Sleazefans auf ihre Kosten kommen. Wer nun glaubt die Nummer sei damit abgehakt, muss sich eines besseren belehren lassen. Onkel Peitschenzucht will nun richtig auf die Kacke hauen, zieht dem Zuhälter eine Pulle über den Schädel, beginnt die Liebesdame mit einem Gürtel zu verdreschen. Alles ist unglaublich mies gespielt, die deutsche Synchronisation sorgt für Lachtränen, überzeugt euch selbst davon! Die Darsteller sind sowieso nicht der Rede wert, aber einige Damen erfreuen mit schmackhaften Fruchtkörben. Eine heisse Lesbenszene darf nicht fehlen, zur Handlung trägt sie selbstverständlich (fast) nichts bei. Aber wen stört das schon, bei diesen Einblicken...
Ein braves Filmchen mit gelungener Atmosphäre, danach ein Haufen Mist aus dem Schmuddelregal. Per Menü kann man das Paket wunschweise als Double Feature starten, beginnend mit "Die Bestien". Diese Option ist sehr empfehlenswert, denn schaurig-schöne Trailer lassen die Sichtung zu einem kleinen Event werden, gelungene Gags sorgen für Schenkelklopfer (ich sag nur "Tourettinger", köstlich!!!). Es gibt etliche Werke aus den siebziger Jahren, die mir weitaus stärker am Herzen liegen (bezogen auf die Bereiche "Sleaze", "Sex", "Trash" etc.). Doch Subkultur hat sich ein grosses Lob dafür verdient, den Stoff aus der dritten Reihe für die Nachwelt zu erhalten. Das Material wurde sehr ansprechend aufbereitet, die Präsentation als Double Feature ist gelungen, gerade auch wegen der unterschiedlich angelegten Filme. Sehr gut gefällt mir das beliegende Booklet, in dem sich der geschätzte Pelle Felsch über seine ersten Begegnungen mit dem "Schmuddelkino" auslässt. In wohligen Erinnerungen schwelgt, nebenbei historische Fakten unterhaltsam erläutert. Lieber Pelle, bei deinen Zeilen geht mir das Herz auf! Da wir aus einem Jahrgang stammen, meine Liebe zum Film auch schon eine gefühlte Ewigkeit währt, finde ich mich in deinen Zeilen wieder. Danke dafür, ich freue mich schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung!
Tja, wie soll man diese Filme in das unselige Zahlenraster pressen? "Gefühlte" 6/10, für die liebenswerte Aufmachung der DVD mindestens 8/10, für das Booklet die Höchstnote? Lassen wir solche Spielereien diesmal unberücksichtigt. Ich mag beide Filme, jeder hat mich auf seine Art unterhalten. Wenn die Jungs von Subkultur sich jetzt noch dazu entschliessen könnten, auf echte Amarays umzusteigen, statt zweitklassige Clone zu verwenden, wäre mein Glück nicht mehr mit Worten erfassbar. Hey, ich übertreibe, bei einem irren Sammler liegen sowieso Austauschhüllen parat, also will ich nicht an solchen Kleinigkeiten rumnörgeln (Warum tust du es dann? Schizo?). Eine Sache stört mich allerdings tatsächlich. Die Limitierung der Auflage halte ich (aus Sicht des Fans) nicht für glücklich, solche Perlchen sollten langfristig verfügbar sein! Aber der Repackwahn schlägt sicher irgendwann zu, dann sogar mit Berechtigung.
Meine Lieblingszitate will ich nicht unterschlagen. Bei der Auswahl habe ich mich bewusst (ein wenig) zurückgehalten.
"Oh Gott, die ganze Scheisse bricht zusammen!" (Die Bestien)
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"Leg dich hin, du kleine Sau!" (Der Schlächter)