Black Emanuelle und die letzten Kannibalen (Italien 1977, Originaltitel: Emanuelle e gli ultimi cannibali)
Laura und Nieves nackt im Busch
Bei ihrem "Undercovereinsatz" in einem Irrenhaus, stösst die Journalistin Laura (Laura Gemser) auf eine interessante Patientin. Auf dem Bauch der jungen Frau befindet sich eine rätselhafte Tätowierung, die auf einen Kannibalenstamm in Südamerika hinweist. Dieses Volk gilt seit mehreren Jahrzehnten als verschollen, doch dadurch wird Neugier der emsigen Gemse zusätzlich angestachelt. Zusammen mit dem Experten Professor Mark Lester (Gabriele Tinti) macht sich Laura auf in den Busch, ihr Boss übernimmt die Kosten für den Trip. Zunächst trifft Lester auf seinen alten Bekannten Wilkes (Geoffrey Copleston), von dessen Stützpunkt aus man sich tiefer in Dschungel begibt. Isabelle (Mónica Zanchi), Wilkes Tochter, kennt sich in der Gegend aus, sie beliefert per Boot jeden Monat eine Mission, auch die Nonne Schwester Angela (Annamaria Clementi) geht an Bord. Bei einem Zwischenstopp trifft die Gruppe auf den Jäger Donald McKenzie (Donald O'Brien), der mit seiner Gattin Maggie (Nieves Navarro aka Susan Scott) und einem Helferlein namens Salvadore (Percy Hogan) unterwegs ist. Die Ehe der McKenzies scheint schwer angeschlagen zu sein, Laura und Mark beobachten schmunzelnd, wie Maggie mit dem strammen Salvadore im Busch verschwindet. Bald sollen solche Problemchen zur Nebensache werden, denn tatsächlich machen Kannibalen die Gegend unsicher. Die "Reisegruppe" muss erste Verluste hinnehmen, der Ausflug in den Dschungel wird nun tatsächlich zum Horrortrip, zum Kampf ums
nackte Überleben. Gibt es ein Entkommen aus der grünen Hölle...???
Hach, es war wieder schön. Joe D'Amato wächst mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz, auch dieser Mix aus Erotik, Abenteuer und Kannibalengemetzel findet meine volle Zustimmung. Aus dem ursprünglichen deutschen Titel "Nackt unter Kannibalen", wurde im Zeitalter der DVD "Black Emanuelle und die letzen Kannibalen", was immerhin dem italienischen Originatitel 1:1 entspricht (Inzwischen ist der Film in etlichen Varianten erschienen, darunter auch wieder unter dem alten Titel). Der geschätzte Herr Aristide Massaccesi (Joe D'Amato) platzierte seinen Allerwertesten nicht nur auf dem Regiestuhl, er dachte sich die Story aus, schrieb am Drehbuch mit. Selbstverständlich übernahm er auch die Kameraarbeit, die bekanntlich sein ursprüngliches Arbeitsfeld darstellt. Wie immer dürfte die Regie D'Amatos von einigen Filmfreunden mit Skepsis betrachtet werden. Ich mag seinen Stil sehr, er schafft es stets seinen Werken eine ganz besondere Atmosphäre einzuhauchen. Schmuddel und Schund fängt kaum jemand so kunst- und stilvoll ein, ich liebe es! Über dem Treiben schwebt der locker-flockige Score von Nico Fidenco, der immer den richtigen Ton trifft.
Wer sich mit Nacktheit und erotischen Szenen genrell nicht anfreunden kann/mag, sollte besser gleich die Finger von diesem Flick lassen (Oder sich endlich überzeugen lassen). Freilich nutzt D'Amato nahezu jede Gelegenheit, um seine attaktiven Damen nackt zu zeigen, teilweise im Nahkampf mit den anwesenden Kerlen, dazu streut der geschäftstüchtige Lustmolch ein paar (recht zahme) Lesbenszenen ein. Ich höre schon das übliche Gezeter, dass diese Momente die Handlung nicht voranbringen. Hey, die erotische Schlagseite gehört bei D'Amato eben dazu. Wenn die erotischen Szenen dann auch so ansprechend und schön ausgeführt sind, erfreuen sich meine entzündeten Augen sehr gern daran. Auch wenn ich Laura Gemser "eigentlich" nicht sonderlich attraktiv finde -sie ist mir schlicht und ergreifend zu dürr- kann ich mich der Anmut der dunklen Schönheit nicht entziehen. Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt zu sein, um ein paar Worte zu den Darstellern zu schreiben. Wer sich bereits ein wenig mit dem italienischen Genrekino beschäftigt hat, wird sich über die ilustre Besetzungsliste freuen, beglückt über das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern sein.
Aus "Emanuelle" wurde in der deutschen Synchronisation "Laura". Laura Gemser wirkt hier nicht ganz so ausgemergelt wie ein einigen anderen Filmen, was ihrem Erscheinungsbild sehr zugute kommt. Zwar bin ich eher etwas üppigeren Rundungen zugeneigt, doch an den stehenden Saugvorrichtungen der Dame würde ich mich gern verlustieren, keine Frage (Contenance, altes Ferkel!). Wie dem auch sei, Frau Gemser spielt auch bekleidet überzeugend, die Rolle der mutigen Journalistin passt zu ihr. Mein sinnlicher Höhepunkt kommt jedoch in Form von Nieves Navarro daher. Nieves spielte in diversen Giallo-Perlen mit, für mich stand sie jedoch immer ein wenig im Schatten von Edwige Fenech. In den späten siebziger Jahren war sie jedoch zu einem ultrascharfen Geschoss gereift, erblühte in ihren späten Dreissigern/frühen Vierzigern zu voller Schönheit. Hier kommt sie als versoffenes Luder daher, nur durch die Gier nach Reichtum an ihren Gatten gefesselt. Wenn Nieves auf dem Nachtlager die Finger kreisen lässt, sorgt dieser Anblick für einen stark beschleunigten Puls, garantiert! Mónica Zanchi hat gegen die anmutige Laura und die wilde Nieves keinen leichten Stand, kann aber mit ihrer schüchtern angelegten Erotik auf sich aufmerksam machen. Beim geilen Joe bleibt auch das Nönnchen nicht verschont, doch Annamaria Clementi wird nur im Schlaf leicht bekleidet gezeigt, die Show überlässt man den bereits genannten Damen. Vor lauter Freude über Laura und Nieves, geraten die Herren der Schöpfung ein wenig in den Hintergrund. Unfair, denn Gabriele Tinti und besonders Donald O'Brien machen einen guten Job. Percy Hogan soll nicht unterschlagen werden, sein durchtrainierter Körper dürfte weibliche Zuschauer und interessierte Herren erfreuen. Die Kannibalen werden von kleinen, dünnen Männlein dargestellt, die laut D'Amato von den Philippinen stammen.
"Nackt unter Kannibalen" ist ein kurzweiliges Vergnügen, aus den tiefen Häuserschluchten von New York, entführt uns der Film mitten in die grüne Hölle des Todes (die man gekonnt vortäuscht). Auf den ersten Blick mag es nicht auffallen, doch D'Amato hat einiges an Stoff in diesen Streifen gepackt. Ein stimmungsvoller Auftakt im Irrenhaus, inklusive einer blutigen Attacke als frühzeitiges Schockmoment, jede Menge knisternde Erotik, überzeugende Dschungelatmosphäre. Dazu blutige Kannibalenexzesse, die für empfindliche Zuschauer zu viel sein dürften, für den gierigen Gorebauern aber nicht ausufernd genug sein werden. Joe D'Amato gelingt es vortrefflich, aus den vorhandenen Zutaten ein sehr schmackhaftes Menü anzurichten, genau die richtige Mischung zu treffen. Dank der guten Besetzung und der handwerklich soliden Ausführung, ist der Film ein sehr liebenswerter Vertreter seiner Zunft geworden.
Mir liegt die oben abgebildete DVD von X-Rated vor. Die Bildqualität möchte ich als mittelprächtig bezeichnen, leider wurde keine anamorphe Abtastung vorgenommen. Wie üblich kommt die Scheibe in einer grossen Hartbox ins Haus, die mit unterschiedlichen Covern erhältlich war. Es gab auch eine Ausgabe mit Bonus-DVD. Eine neuere Auflage stammt von XT, die mit jeder Menge Boni als "Remastered 3-Disc Edition" angeboten wird (Vielleicht werde ich mir die Variante von XT als Ergänzung beschaffen).
Mag ich, will ich, gebt mir mehr! Zunächst ziehe ich 7/10 (gut), doch da ist noch Luft nach oben. Die zusätzlichen "Wohlfühlpunkte" muss ich nicht zusätzlich ins Spiel bringen, oder...?
Lieblingszitat:
"Aber keine Angst, ich treibe mich in keinem Irrenhaus mehr rum. Ich gehe nur zu den letzten Kannibalen."