Bovary hat geschrieben:Dein Fazit zu dieser freiwilligen Umfrage der Kommission entspricht dem gängigen Vorurteil „glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“.
Die EU hat derzeit ca. 512 Mio. Einwohner. Davon haben 4,6 Mio. an einer freiwilligen Umfrage teilgenommen. Es handelt sich hierbei eben gerade nicht um eine repräsentative Meinung der EU-Bürger.
Warum nicht?
1) Deutlich mehr als 1 % der wahlberechtigten Bevölkerung der EU hat an der freiwilligen "Meinungsäußerung" teilgenommen.
2) Die Umfrage wurde in allen EU-Staaten beworben. In Deutschland wurde sogar im "Hartz-IV-TV" und im Radio auf die Abstimmung hingewiesen.
3) Die Abstimmung wurde online gemacht, man musste also nicht mal zu einer Wahlurne rennen. Und einen Internetanschluss haben mehr als 90 % aller EU-Bürger.
Somit finde ich das Ergebnis sogar sehr repräsentativ, deutlich repräsentativer als die TV-Quoten ermittelt werden. Die Abstimmung ging über alle Bevölkerungsschichten und alle EU-Staaten hinweg. Das einzige, was man evtl. bemängeln könnte: Es ist (derzeit noch) unklar, wie die prozentuale Zusammensetzung der abgegebenen Stimmen bzgl. der einzelnen EU-Länder ausschaut. Unter Umständen könnten also (hypothetisch) drei mal so viele "Südstaatler" wie "Nordstaatler" zum einen generell teilgenommen und zum anderen in eine oder andere Richtung gestimmt haben und das Ergebnis in eine bestimmte Richtung drängen (in Italien oder Spanien ist die Sommerzeit beliebter als in Skandinavien). Dennoch sehe ich bei 80 % ein eindeutiges Ergebnis. Bei 55 oder 60 % wäre ich deutlich skeptischer aber nicht bei 80 %.
Bovary hat geschrieben:Zum einen war es völlig vom Zufall abhängig, ob der der geneigte EU-Bürger überhaupt von der Existenz dieser Umfrage wusste.
Siehe oben. Man konnte sich der Existenz dieser Umfrage (zumindest in Deutschland) kaum entziehen, wenn man in diesem Zeitraum ab und zu Medien konsumiert hat (Radio, TV, Zeitung, Internet).
Bovary hat geschrieben:Zum anderen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Gegner des Status quo in dieser Meinungsumfrage überrepräsentiert sind. Befürworter des Status quo haben viel weniger Antrieb, an einer solchen Meinungsumfrage überhaupt teilzunehmen und da sie das Thema eben weniger interessiert, haben sie die Existenz der Umfrage vielleicht gar nicht zur Kenntnis genommen.
Das kann sein, muss aber nicht. Das ist dann aber wie mit jedem Bürgerentscheid: Die Initiatoren trommeln kräftig die Werbetrommel.
Zudem: Ich kenne viele Mitbürger ("Spätaufsteher", sitzen abends gerne bis Mitternacht auf der Terasse), die eben voller Elan teilgenommen haben, weil sie die Sommerzeit behalten wollen. Ich denke, wer eine eigene Meinung und einen starken Willen hat, wird dies auch kundtun und an der Abstimmung teilnehmen.
Bovary hat geschrieben:Repräsentativ wäre diese Meinungsumfrage, wenn eine zufällige Stichprobe an Teilnehmern ausgewählt worden wäre und dann gezielt auf die Möglichkeit zur Teilnahme hingewiesen worden wäre. Das war hier aber gerade nicht der Fall.
Wie hätte man das logistisch über die Bühne bringen sollen? 4 Mio. EU-Bürger in Einkaufsmeilen oder Flughäfen ansprechen und um die Meinung bitten? Die Kosten hierfür wären enorm und ich hätte Verständnis wenn genau deswegen der "Wutbürger" sich noch mehr über die EU aufregt, wie man das Geld so nur zum Fenster rauswerfen kann.
Eine Online-Umfrage ist günstig und erreicht bei entprechender Bewerbung viele Bürger.
Bovary hat geschrieben:So ist es schlicht eine Meinungsumfrage, ohne echte statistische Signifikanz.
Das ist deine Meinung, meine sieht anders aus.
Bovary hat geschrieben:Ich habe übrigens teilgenommen und für Beibehaltung des Status quo plädiert und auf die Schwächen einer solchen Meinungsumfrage hingewiesen.
Ah, jetzt verstehe ich.